HJ Spaten / kleiner Feldspaten ???

  • Hallo in die Runde,


    ich habe seit längerem einen kleinen Feldspaten in meiner Sammlung, den ich bis dato nie richtig zuordnen konnte. Bei E-Bay und Co. tauchen diese kleinen Feldspaten immer mal wieder auf und werden dort als HJ-Spaten deklarieret.

    Ist das tatsächlich ein Spaten von oder für die HJ?

    Maße:

    gesamt Länge ca. 45cm, Blatt Breite ca. 13,5cm, Stieldurchmesser ca.2,5 cm zum Vergleich, der normale Feldspaten der WH: Länge ca. 55cm, Blatt Breite ca.15cm, Stieldurchmesser ca.3cm.

    Was ich noch merkwürdig finde ist die Stempelung auf der Spatentasche.

    Die 44 ist klar, der Abnahmestempel hat irgendwie Ähnlichkeit mit dem der Polizei, da fehlt aber das B auf der Brust des Adlers. Den unteren Stempel, vermutlich der Hersteller habe ich noch nie gesehen. Es ist ein großes H mit einem W in der oberen Hälfte und vermutlich einem L (?) in der unteren Hälfte.

    Kann einer von euch da Licht ins Dunkel bringen?

    Grüße

    Marc

  • Hallo Marc,

    Gute Frage! Was mir auffällt ist, dass der Spaten alle Merkmale des Wehrmachtsspatens aufweist bis auf die Tatsache, dass die oberen seitlichen 'Laschen' des Spatenblattes nicht vollständig umgefaltet, sondern als Auftritfläche ausgestaltet sind.

    Zur Spatentasche: Hersteller ist klar, wenn auch mir nicht bekannt;aber der "Abnahme"-Stempel? Die Abnahmestempel, die ich kenne, stellen den Adler deutlich weniger natürlich dar als bei z. B. Beschussstempeln und zeigen immer die Nummer des Abnahmebeamten.

    Ich weiß, keine große Hilfe.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo Thomas,

    das komische bei dieser kleinen Variante eines Feldspatens ist, dass der immer wieder mal im Internet auftaucht aber nie zweifelsfrei zugeordnet werden kann bzw. wird.

    Ein Militaria Händler hat einen solchen Spaten vor einiger Zeit mal als „HJ / DJ Schanzspaten, Hersteller " Enders 1942" Selten ...“ angeboten.

    In einem anderen Forum war noch ein Eintrag zu finden, in dem er zusammengefast, als selten beschrieben wurde, da nur ein gewisses Kontingent für Geländeübungen zur Verfügung gestanden haben soll.

    Das mit dem "Abnahme"-Stempel ist halt auch so ein Ding für sich. Ich habe mal im Internet eine Übersicht mit Abnahmestempeln gefunden, die hänge ich einfach mal mit an diesen Beitrag mit an.

    So richtig, passt da aber keiner.

    Ich habe ja die schwache Hoffnung, dass wir da mal Licht ins Dunkle bekommen.

    Grüße Marc

  • Guten Tag Marc, Guten Tag Thomas,

    von einem Bekannten habe ich so einen "kleinen" Spaten geschenkt bekommen. Allerdings ohne Tasche/Tragevorrichtung.

    Da dieser Spaten seit Kriegsende immer für Gartenarbeiten benutzt wurde, ist das Herstellerkennzeichen auf der Blatt-Oberseite sehr stark abgenutzt und kaum noch zu erkennen. Schemenhaft ist ein Kreis von ca.25mm Durchmesser zu erkennen, indem sich Buchstaben und/oder Zahlen befinden. Vielleicht kann jemand dazu eine Aussage machen.

    Der Spaten stammte vom Vater der Ehefrau meines Bekannten. Der Vater war definitiv bis Kriegsende in der HJ. Eine Herkunft des Spatens aus dieser Organisation ist also möglich.

    Zu den verkleinerten Maßen gegenüber dem Feldspaten der Wehrmacht habe ich folgende Theorie :

    Beim Schanzen selbst würde ein Längenunterschied der Spatenmodelle von 10 cm wohl kein Hindernis darstellen. Auch ein Kind könnte den etwas größeren WH-Spaten bedienen und problemlos damit arbeiten.

    Aufgrund der Trageweise (hinten seitlich am Koppel) sehe ich aber die Notwendigkeit einer verkürzten Ausführung für die HJ während des Marsches.

    Wer jemals selber eine größere Strecke mit einem hinten seitlich am Koppel befestigten Spaten marschiert und in Gefechtssituationen dann aus der Bewegung heraus in Stellung gegangen ist (z.B. bei der Bundeswehr), wird mir folgen können. Der Stiel des Spatens schlägt beim schnellen Marsch bzw. beim Laufen und beim "in Stellung gehen" entweder auf die Rückseite des Oberschenkels oder sogar sehr unangenehm in die Kniekehle. Aus diesem Grund wurde der Feldspaten im Landserjargon der Wehrmacht auch oft als "Kniekehlenheinrich" bezeichnet.

    Ein kleineres (HJ) Kind könnte sich evtl. nichteinmal abhocken oder hinknieen, ohne das der Knauf des Spatenstiels den Boden berührt und so das ganze Koppelzeug nach oben schiebt. Verletzungen oder zumindest Beschädigungen der Ausrüstung/Kleidung wären nicht auszuschließen.

    Auch der um 5mm verringerte Stieldurchmesser ist offensichtlich eine Anpassung auf die Bedürfnisse einer kleineren Kinderhand.

    Bei einer Stärke von fast 9 Millionen HJ-Angehörigen (1939) machte eine eigene Produktion für gewisse Ausrüstungsgegenstände schon Sinn.

    Beste Grüße !

    Jack

  • Hallo Ihr beiden,

    vorweg, ich bin da kein tiefer Experte in dem Thema, aber vielleicht gibt meine Meinung ja einen Impuls in eine neue Richtung.

    Gehen wir mal davon aus, das Tragetasche und Spaten tatsächlich als eine Einheit von der Ausgabe bis in die heutigen Tage überstanden haben.

    In Deutschland war und ist ja seither alles genormt, sicherlich auch die Bauausführung des Feldspaten.

    In wie weit könnte eine Anweisung zur Redzuzierung des Materialverbrauches und der Herstellungszeiten (das war ja in 1944 bei vielen anderen Ausrüstungsgegenständen auch zu beobachten) eine Abweichung der Stiellänge und dessen Durchmesser bewirkt haben ?? Hat da irgendwer mal was drüber gelesen oder gar als Dokument gefunden?

    In den Jahren war ja schon einiges möglich an "Durcheinander".

    Beispiel: Der Opa meiner Frau meldete sich im Dezember 1944 freiwillige von der HJ zur Marine - seine Gamaschen, die er ausgegeben bekam, waren aus grober Leine in der Farbe Khaki, hergestellt 1943.

    Hoffe das bringt eine "Initialzündung" *Lach*

    Schöne Grüße

    Claudio

  • Hallo Jack,

    das mit der Herstellermarke ist ungesehen so einen Sache, was ich bei diesen kleinen Spaten als Herstellermarke mit einem Kreis schon gesehen habe ist das Logo von C. Aug. Hüchelbach, Remscheid da ist in dem Kreis ein Malteserkreuz.

    Dass die HJ Spaten hatte ist belegbar, da diese im Buch „Pimpf-im-Dienst“ unter Gruppenausrüstung aufgeführt sind. Die Gruppenausrüstung wurde nur im Bedarfsfall ausgegeben. Daher gehe ich mal davon aus, das der Spaten nicht zur persönlichen Ausstattung gehört hat. Über die Größe und Form steht da leider nichts. Ich teile da aber deine Meinung, dass ein „normaler“ Feldspaten der Wehrmacht für die Pimpfe bei „Geländespiele“ mehr wie unpraktisch gewesen wäre.

    Das man noch zu den kleinen Spaten immer wieder lesen kann ist, das diese als Campingspaten von der Firma Enders nach 45 vertrieben wurde.

    Die Theorie von Claudio teile ich nicht. Es gibt genügend Feldspaten der Wehrmacht die das Herstellungsjahr 1944 tragen. Mal unabhängig davon habe ich schon HJ Spaten mit den Jahreszahlen 1938 und auch 1942 gesehen, daher passt das für mein Dafürhalten nicht. Wobei der Ansatz mal in eine andere Richtung zu Denken, sicherlich nicht falsch ist.

    Das ich auch noch eher merkwürdig finde ist, das ich noch nie ein Foto von einem Pimpf mit diesem kleinen Spaten gesehen habe. Oder ist einem von euch so ein Foto schon mal untergekommen?


    Grüße Marc

  • Hallo,

    Oder ist einem von euch so ein Foto schon mal untergekommen?

    da bin ich auch gespannt. Offiziell (organsiationsmäßig) ist mir eigentlich nur das Fahrtenmesser bekannt. In " HJ im Dienst" ist kein Feldspaten aufgeführt.

    Gruß Karl

  • Hallo Marc,

    da könnte es sich aber auch um normale große Spaten handeln. Es steht ja leider nicht da ob Feld- oder normal Spaten.

    Gruß Colin

    Suche alles zu: Feuerlöschpolizei/Feuerschutzpolizei, Panzer Werstatt/Instandsetzungs Regiment/Abteilung FPR/Korps Hermann Göring, HJ Bann 181 Flöha/ i.Sa.,

    Kampfraum Mittelsachsen 1945 (Flöha, Frankenberg, Eppendorf, Oederan, Freiberg) und Erzgebirge

    Gruß Colin

  • Hallo Karl,

    die persönliche Ausrüstung musste von den Pimpfen selbst beschlaft werden, das ist soweit unstrittig. Ich würde aber mal behaupten wollen, das die Gruppenausrüstung von der HJ Organisation beschlaft und den Ortsgruppen zur Verfügung gestellt wurde. Das ist aber nur einen Vermutung. Wobei das am Ende auch zweitranig ist, da dies auch keinen Aufschluss darüber gibt ob diese kleinen „HJ“ Spaten wirklich der HJ zu zuschreiben sind, oder eben nicht.

    Was dagegen spricht ist die Tatsache, das keiner der kleinen Spaten die ich bis dato gesehen habe, das eigentlich vorgeschrieben HJ Abzeichen trägt.

    Zwielichtige Dinger, dies kleinen Spaten.

    Grüße Marc

  • Hallo,

    das Seitengewehr als Größenvergleich genommen kann man mit dem Schippchen im Sand spielen oder Vergissmeinnicht auf dem Friedhof pflanzen, aber für Schanzarbeiten scheint es mir nicht geeignet. Mit dem kurzen Stil erreiche ich doch nicht die für gewachsenen Boden nötige Hebelwirkung.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo an Eucfh alle,

    die Frage, ob es sich bei dem Spaten in dieser Diskussion wirklich um einen HJ Spaten handelt beschäftigt mich schon etwas.

    Ich möchte hier nochmal was einstreuen - vielleicht kommen wir auf dem einem oder anderen Weg noch etwas weiter.

    In einer meiner Antworten hierzu habe ich den Opa meiner Frau angeführt (Ausgegebene Gamaschen in Khaki).

    In seinem Nachlass befanden sich 2 Spaten - ein Klappspaten der dem der Wehrmacht sehr stark ähnelt, aber die typischen Sicken auf dem Blatt fehlen. Ein Spaten der in Größe und Bauart dem Bekannten Feldspaten gleicht. Beide tragen keinerlei Stempelungen, Beschriftungen und sind ohne Tragetaschen noch vorhanden.

    Auf Grund dieser beiden Erbstücke habe ich mal bei Agustin Saiz, "Der Infantrist des Deutschen Heeres" nachgelesen.

    Er erwähnt auf Seite 145 zu dem Ausrüstungsgegenstand Schanzzeug (Spaten):

    " ... so wurde es bis zum Kriegsende fast unverändert produziert. Es existierten auch andere Modelle aus besetzten Gebieten oder Beutestücke von den Alliierten."

    Könnte es sich bei dieser "Kurzen Version" vielleicht um ein solches Beutestück handeln ?

    Kennt sich da jemand mit aus ?

    Grüße

    Claudio

  • Hallo Claudio,

    so wurde es bis zum Kriegsende fast unverändert produziert. Es existierten auch andere Modelle aus besetzten Gebieten oder Beutestücke von den Alliierten."

    Hier sei nur am Rande erwähnt, dass den Infanteriespaten auch mit längerem Stiel für Pionieer gab. Ich meine damit nicht den üblichen Spaten, sondern auch ein verkürztes Modell, das am Mann getragen werden konnte, aber länger war wie der normale Infanteriespaten. Es handelte sich also um ein Zwischending.

    Gruß Karl

  • Hallo,

    das Seitengewehr als Größenvergleich genommen kann man mit dem Schippchen im Sand spielen oder Vergissmeinnicht auf dem Friedhof pflanzen, aber für Schanzarbeiten scheint es mir nicht geeignet. Mit dem kurzen Stil erreiche ich doch nicht die für gewachsenen Boden nötige Hebelwirkung.

    Grüße

    Thilo

    Hallo Thilo,

    wie effizient diese MG 08 Trupp Spaten nun bei der Anwendung sind oder eben nicht, darüber kann man sicherlich philosophieren. Dies ändert aber nichts an der zweifelsfreien Existenz und Zuordnung dieser.

    Ich habe diesen Spaten hier auch nur passend zu dem Kommentar von Herrn Karl Grohmann eingefügt.

    Grüße Marc

  • Hallo in die Runde,

    hier mal eine Übersicht deutscher Feldspaten mit entsprechender Spatentasche des 1. und 2. Weltkrieges nur zum Größenvergleich und zur Orientierung.

    Der „HJ Spaten“ ist der zweite von links.

    Die sogenannten Pionier Spaten bzw. die Spaten die bei Motorisierten Einheiten am Fahrzeug wahren, gab es in drei unterschiedlichen Längen. Lang 1125mm, halb Lang 875mm und den Minierspaten 635mm. Der Minierspaten fehlt mir leider in der Sammlung.

    Das es sich bei den sogenannten HJ Spaten um Beutespaten handelt, können wir ausschließen, da wenn Hersteller drauf zu erkennen sind, es sich immer um einen Deutschen Hersteller handelt.

    Grüße Marc

  • Hallo Marc,

    nur so am Rande interessiert mich, warum war der RAD Spaten eckig und der Wehrmachtsspaten abgerundet? Gibt es da eine Erklärung?

    Hast Du in Deiner Sammlung auch einen Klappspaten?.

    Gruß Karl