Jagdausübung/Jagdschein in der Wehrmacht während des Krieges

  • Guten Abend liebe Foren-Gemeinde,

    heute habe ich etwas mit (natürlich) jagdlichem, aber auch zum eigentlichen Inhalt des Forums passendem Thema für euch. Beim Studium der NARA T-84 R-245 bin ich über Dokumente gestolpert, die sich mit der Ausstellung eines speziellen Wehrmacht-Jagdscheines befassen. Diesen hat es anscheinend als Wehrmachtsjagdschein A und B gegeben - Der Schein B berechtigte anscheinend nur eingeschränkt zur Jagdausübung. Des Weiteren findet sich die Bezeichnung des Jagdoffiziers. Ich hänge die betreffenden Dokumente für Interessierte an.

    Ich persönlich finde es überaus interessant!

    Weiß jemand über die Wehrmachtjagdscheine oder die Position des Jagdoffiziers?

    Waidmannsheil

    Yannik

  • Hi Yannik uaa.,

    wie wäre es, aus Deinem Fund ein eigenständiges Thema zu machen,

    vll. unter "Sonstiges"? Wer weiß, ob nicht doch mal jemand auftaucht,

    der genau diese Thematik bearbeitet oder Auskunft sucht.

    Einiges ist mir an den Doks aufgefallen und Fragen dazu ebenfalls.

    -- Abschrift zur Kenntnis an Heeresverpflegungsstelle Verdun;

    wieso? Kam erjagtes Wild "auf den Mittagstisch"; wenn ja, für wen?

    Offiziere oder auch für die Mannschaftsküche?

    -- Wer hatte denn überhaupt einen Jagdschein zu damaliger Zeit?

    und wer einen Wehrmachtsjagdschein?

    (betrachtet auf die Menge an Soldaten)

    -- Warum verloren diese Jagdscheine überhaupt ihre Gültigkeit

    und mußten erneuert werden?


    Offensichtlich gingen Soldaten "auf die Jagd", auch ohne Schein

    und ohne Jagdgewehre usw. usf.

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,

    ja, die Auslagerung der Fragestellung in einem eigenen Thread halte ich für eine gute Idee. Dort könnte ich nochmal zusammenfassend die mir bereits erschlossenen Informationen präsentieren.


    Frage an unsere Admins: Wie würde das idealerweise ablaufen? Einfach ein neues Thema unter "Sonstiges" erstellen, oder würdet ihr die letzten beiden Beiträge über diesem in den neuen Thread Auslagern, damit es keine Doppelung gibt?

    Mit freundlichem Gruß

    Yannik

    Suche sämtliche Bilder und Schriftstücke zum Infanterie-/Grenadier-Regiment 6

  • Quote

    ja, die Auslagerung der Fragestellung in einem eigenen Thread halte ich für eine gute Idee

    Hallo,

    wie soll es denn heisen, das neue Thema !

    Gruss Dieter

  • Hallo Dieter,

    wie wäre es mit "Jagdausübung in der Wehrmacht" ?

    Gruß

    Yannik

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  • Augustdieter June 9, 2020 at 6:54 PM

    Changed the title of the thread from “Jagtausübung in der Wehrmacht wärend des Krieges” to “Jagdausübung in der Wehrmacht wärend des Krieges”.
  • Augustdieter June 9, 2020 at 7:12 PM

    Changed the title of the thread from “Jagdausübung in der Wehrmacht wärend des Krieges” to “Jagdausübung/Jagdschein in der Wehrmacht wärend des Krieges”.
  • Hallo zusammen,

    Bernhard, Danke für deine Ergänzungen zum Thema.

    Aus der Gesamtheit der Akten wird auf jeden Fall deutlich, dass auch zu Kriegszeiten und in den besetzten Gebiten die Jagdausübung nach deutschem Standard organisiert und reglementiert wurde. So war es etwa Aufgabe der Jagdoffiziere, in ihrem Bereich für die Einhaltung des Jagdrechtes zu sorgen.

    Kordula, zu deiner Frage "Warum verloren diese Jagdscheine überhaupt ihre Gültigkeit und mußten erneuert werden?" kann ich (selbst Jäger) folgendes sagen:

    Der Umstand, dass diese Jagdscheine befristet waren, dürfte in diesem Sinne nichts mit der Wehrmacht zu tun haben. Vielmehr waren Jagdscheine in Deutschland stets befristet (heute gibt es etwa 14-tägige, Ein-, Zwei- und Dreijährige Jagdscheine) - nach Ablauf der Gültigkeit muss beim Kreis für einen Geldbetrag ein neuer Jagdschein gelöst werden.

    Ich habe im Zuge meiner Recherche im Netz noch Bilder eines Wehrmachtjagdscheines A gefunden, ich habe beim Einstellen in diesen Thread allerdings Bedenken wegen des Urheberrechtes. Daher hier der Link zur betreffenden Seite: Klick

    Man beachte die Formulierung: "Gebührenfreier Wehrmachtjagdschein A für Inhaber eines reichsdeutschen Jahresjagdscheines von 1939 oder spaeter".

    Wehrmachtjagdscheine konnten folglich nur an Personen, die bereits einen "normalen" deutschen Jagdschein gelöst hatten, ausgestellt werden.

    Bezüglich der Frage "Wer hatte denn überhaupt einen Jagdschein zu damaliger Zeit und wer einen Wehrmachtsjagdschein? (betrachtet auf die Menge an Soldaten)" habe ich zwar nachgeforscht, konnte bis jetzt aber keine Informationen auftreiben. Die älteste Statistik bezüglich der Jagdscheininhaber in Deutschland, die ich auftreiben konnte, datiert auf das Jagdjahr 1968 / 1969.

    _______

    Wenn mit dem Namen alle so einverstanden sind, könnte das OT dann ja entfernt werden, oder?

    Mit freundlichem Gruß

    Yannik

    Suche sämtliche Bilder und Schriftstücke zum Infanterie-/Grenadier-Regiment 6

  • Tag allerseits,

    Jagdoffizier und Militärjagdschein

    Die Deutschen sind ja allgemein dafür bekannt, dass sie immer bestrebt sind, alles und jedes zu organisieren und gesetzlich zu normieren. Auch die deutsche Militärverwaltung in den besetzten Gebieten stellte dies unter Beweis.

    Mit deutscher Gründlichkeit wurden Elemente des deutschen Jagdrechts (konkret: Inhalte des Reichsjagdgesetzes) auch z.B. in Frankreich und Polen umgesetzt. Es wurden für die jeweiligen Bezirke Jagdoffiziere der Wehrmacht bestellt, die über Abschüsse Buch zu führen hatten. Natürlich stellte man auch sog. Wehrmachtsjagdscheine aus. Mit diesen Wehrmachtsjagdscheinen waren deutsche Wehrmachtsangehörige (meist wohl nur höhere Unteroffiziersdienstgrade und Offiziere) berechtigt, die Jagd im Feindesland auszuüben. Jagen durfte "im Feindesland" tatsächlich nur solche Wehrmachtsangehörige, die auch in Deutschland jagdberechtigt waren. Auch die sonstigen Bestimmungen des Reichsjagdgesetzes wurden übernommen (z.B. Schonzeiten). Der NS-Staat hielt sich also an Recht und Gesetz. Eine wilde Jagd auf Sauen, Hirsche und Hasen war also nicht zulässig.

    Auch die alliierten Soldaten (meist Offiziere) gingen unmittelbar nach Kriegsende in Deutschland auf die Jagd. Sie nahmen einfach ihr Gewehr, fuhren mit Jeeps in die Wälder und schossen auf Rehe und Hasen, ohne dass irgendwelche schriftlich fixierte Regelungen hierfür bestanden!

    Die damaligen Jagdoffiziere der Wehrmacht hatten mit Problemen zu kämpfen. So versuchten Unteroffiziere und Mannschaften - ohne jegliche Vorkenntnisse und Berechtigungen - zu jagen. Franzosen, denen die Jagdausübung damals nicht erlaubt war, begannen mit Fallen und Schlingen das Wild zu erlegen.

    Und das erlegte Wild wurde für die Truppe bzw. für Einrichtungen wie Hospitäler verwendet.

    Quelle:

    Unterlagen des Kommandeurs der Div.Nachsch.Tr. 157 und damaliger Jadoffizier, die mir vorliegen.

    Grüße

    Bert

    Edited 4 times, last by Jahrgang39 (June 16, 2020 at 4:47 PM).

  • natu02 June 17, 2020 at 8:43 AM

    Changed the title of the thread from “Jagdausübung/Jagdschein in der Wehrmacht wärend des Krieges” to “Jagdausübung/Jagdschein in der Wehrmacht während des Krieges”.
  • Hallo zusammen,

    im Zuge meiner Recherchen um das VIII. Fliegerkorps bin ich auf auf das beigefügte Fernschreiben gestoßen.

    Darin wird die Nutzung des Fieseler Storches zur Jagd verboten. Ob für solch eine Jagd eine Jagdberechtigung erforderlich war, geht aus dem Verbot nicht hervor. Vielmehr wird hier die scheinbar angespannte "Material- und Betriebsstofflage" als Grund für das Verbot angegeben. Aber dennoch ein interessanter Beleg zum Thema Jagd wie ich finde.

    Quelle: Deutsch-Russisches Projekt zur Digitalisierung Deutscher Dokumente,

    Akte 626. Anlage zum KTB der Heeresgruppe Mitte - Führungsabteilung - Akte XIII: Luftwaffe, Heft 3 vom 1.9.42-31.3.1943


    Beste Grüße

    Falko

  • Guten Tag ans Forum,

    im Zusammenhang mit der Jagdausübung bei der Luftwaffe fällt mir ein, dass die Luftwaffe über eigens angeschaffte Jagdwaffen (Drilling und Bockbüchsflinte sind mir bekannt) von Sauer&Sohn verfügte. Diese Waffen waren entsprechend mit Eigentumsstempeln der Luftwaffe versehen.

    Göring war ja schließlich auch Reichsjägermeister.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    Quote

    im Zusammenhang mit der Jagdausübung bei der Luftwaffe fällt mir ein, dass die Luftwaffe über eigens angeschaffte Jagdwaffen (Drilling und Bockbüchsflinte sind mir bekannt) von Sauer&Sohn verfügte. Diese Waffen waren entsprechend mit Eigentumsstempeln der Luftwaffe versehen.

    Göring war ja schließlich auch Reichsjägermeister.

    der Drilling M30 war als Teil der Überlebensausrüstung für Flugzeugbesatzungen gedacht. Sicher spielte aber auch eine gute Lobbyarbeit des Herstellers eine Rolle.

    Kaliber waren Kaliber 12 Schrot und 9,3 × 74 mm R.

    Der Kampfsatz wurde in einem Alukoffer mitgeführt, er bestand neben der zerlegten Flinte mit Zubehör aus:

    25 Schrotpatronen 12/65 3,5mm,

    20 Brenneke-Patronen 12/65

    20 Kugelpatronen 9,3 × 74 mm R

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Tag ans Forum und an Thilo,

    Thilo, wie viele der Luftwaffen-Drillinge sind tatsächlich bestimmungsgemäß in Gebrauch gewesen? Hast Du als Waffenexperte Kenntnis darüber?

    Die Erklärung für einen Drilling als Überlebensausrüstung für abgeschossene/abgestürzte Flugzeugbesatzungen lässt Nachfragen förmlich erblühen.

    Fragenkomplex 1: Absturz in Deutschland. Will man mit dem Drilling den Haus- und Hofhund des nächsten Bauern erschießen? Oder bis zum Eintreffen der Rettungsmannschaft aus Langeweile ein Eichhörnchen erlegen?

    Fragenkomplex 2: Absturz hinter der Frontlinie an der Ostfront. Und schon war die Flugzeugbesatzung für die Rote Armee, für Partisanenformationen und für Sowjetbürger zur Jagd und zum Abschuss freigegeben. Was wäre gewesen, wenn da mit dem LW-Drilling ein Schuss im Wald abgegeben worden wäre? Irgendwer wäre bestimmt darauf aufmerksam geworden und den Fliegern wäre es ruckzuck an den Uniformkragen gegangen.

    Ein vergleichbares Abschuss-Szenario könnte ich mir nicht nur für die Ostfront, sondern für jedes Feindesland vorstellen. Der Jäger würde überall zum Gejagten werden. Gefährlich wären für die Abgeschossenen die Menschen und nicht die Tiere. Und dann noch als Soldat eine fremde, ungewohnte und ungeeignete Waffe mitschleppen ?

    Aber Jagen durch Soldaten während des Krieges hätte ja als notwendiges militärisches Übungsschießen mit dem dienstlich gelieferten Drilling verbucht werden können. Oder?

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    der Luftwaffendrilling war primär für den Einsatz in Afrika gedacht, aber wie gesagt, hier siegte der Lobbyismus. Ein anderes Problem ergab sich aus der Munition. Hätte man völkerrechtswidrig mit Jagdmunition auf den Gegner geschossen, hätte man wahrscheinlich keine Gnade erwarten können.

    Ich habe noch keine speziellen Munitionsschachteln für den M30 gesehen, aber normalerweise war Jagdmunition, die in der WH geführt wurde, mit speziellen Hinweisen "Nur für Wild" etc. gekennzeichnet.

    Andere Nationen verwendeten auch Überlebensgewehre für Flugzeugbesatzungen, aber in deutlich anderer und zweckmäßigerer Ausführung. Das US-Modell z.B. hatte zwei Läufe in .410 bore für Schrot und .22 Hornet für Kugelgeschosse. Absolut ausreichend zur Nahrungsbeschaffung im Dschungel, nicht zum Kampf gegen tollwütige Nashörner oder prähistorische Höhlenbären wie beim deutschen Modell.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo zusammen,

    kurzer Beitrag aus dem familiären Kontext:

    Mein Uropa war, wie viele in meiner Familie, begeisterter Jäger und bis Kriegsbeginn hauptberuflich Revierjäger. Er wurde zu den Kraftfahrparktruppen eingezogen und starb 1943 in Gomel (Weißrussland).

    Im Brief des Hauptmanns und Führers seiner Einheit (Kraftfahrpart (Ost) 623) an die frische Witwe, meine Uroma, beschreibt sein Chef, dass sich mein Uropa so darauf gefreut hatte beim in Kürze anstehenden Heimaturlaub "seinen Drilling mitzunehmen, um auch hier das Waidwerk, an dem er offensichtlich sehr hing, auszuüben."

    Es scheint also kein Problem gewesen zu sein, auch im Kriege der Jagd nachzugehen. Inwiefern er dazu extra Wehrmachtsjagdscheine, o.Ä. bedurfte oder besaß, ist mir nicht bekannt.

    VG
    THWler

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    Auf der Suche nach Informationen und Relikten der Technischen Nothilfe (TN), den Technischen Truppen (Technische Abteilungen und Bataillone) und dem Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD)-/Luftschutz (LS)-Abteilungen/Luftschutzpolizei.

    Edited 2 times, last by THWler (June 20, 2020 at 12:55 PM).

  • Guten Tag ans Forum und an unseren THWler,

    auf dem Foto ist der Uropa dem Kragenspiegel nach als Forstaufseher im Walddienstanzug zu sehen. Das Ärmelabzeichen (ÄA) müsste zur "Deutschen Jägerschaft" gehört haben. Für die "Falkner" gab es ein anderes schmuckes ÄA.

    Ein sehr schönes Erinnerungsfoto.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)