6. Marineflakabteilung 217, Memel

  • Moin Moin,


    ich bin auf der Suche nach Informationen zu der oben genannten 6./Marineflakabteilung 217 in Memel. Mein Großvater hat dort als Geschützführer in der Zeit vom 27.09.1942 bis zum 10.10.1944 gedient (Marineartillerieobermaat d.R.)
    Diese Daten habe ich von der Deutschen Dienststelle erhalten.

    Ich würde es toll finden, wenn ich hier etwas Hilfestellung bekäme, wo ich eventuell weitere Informationen finden kann. In der besagten Auskunft stehen ja leider nur ein paar Daten. Ich würde diese gerne etwas „mit Leben füllen“.


    Gibt es also die Möglichkeit herauszufinden, wo z.B. die Geschützstellung genau war, etc.?


    Zum anderen würde ich auch, sofern überhaupt möglich, näheres über seinen Tod in Erfahrung bringen wollen. Hier liegt mir ein Teil eines Briefes vor, der mutmaßlich von seinem Vorgesetzten stammt. Diesen füge ich hier an. Vielleicht kann man auch hier herausfinden, um welche (leider nur mit Buchstaben bezeichneten) Orte es sich handelt. Offiziell ist er „bei Memel“ gefallen bzw. vermisst.


    Sollte der Post hier falsch sein, bitte ich um Nachsicht... es ist mein Erster hier ;)

    Vielen Dank

  • Grüß Gott Nordkanaler,

    herzlich willkommen hier im Forum der Wehrmacht !

    Hier mal die Deutsche Heereskarte zu Memel,

    http://maps.mapywig.org/m/German_maps/…_XI.1944_UW.jpg

    eventuell kommt man damit den Orten näher...

    Falls noch nicht bekannt ,hier der Eintrag im Lexikon zur MFA 217,

    Siehe Anhang,

    Die MFA 217, war schon Thema hier,

    Alarmbataillon Marine-Flak-Abteilung 217

    Von Ihren Angehörigen als vermißt gemeldete Soldaten der Einheit , sind hier gelistet,

    http://193.159.223.62:8081/vbl/Feldpostnummer/FPN.aspx

    Suche mit Band MB Seite 26

    Hier etwas Literatur,

    https://books.google.de/books?id=cSzfD…g%20217&f=false

    Servus Eumex

    Vivat Bavaria

  • Moin Moin und vielen Dank für die Rückmeldung! :thumbup:


    Den Eintrag im Lexikon und den Foreneintrag hatte ich schon vorher über Google gefunden.

    Anhand der Karte komme ich leider nicht weiter, da die Angaben zu seinem Tod dafür zu dürftig sind. Vielleicht ist sie mir später nochmal nützlich.

    In der Vermisstenkartei wird er nicht geführt, was mich aber auch nicht wundert. Denn er wurde ja nicht vermisst, sondern der Leichnam konnte lediglich nicht geborgen werden. (Auch der Volksbund hat keine anderen Infos)


    Ich hatte halt die (möglicherweise etwas naive) Vorstellung, man könne eventuell irgendwo nachlesen, wo an dem Tag der Frontverlauf war und dadurch dann auf den Ort seines Todes schliessen.
    „Das Kriegstagebuch der Seekriegsleitung“ ist da nicht wirklich aussagekräftig. Etwas anderes habe ich bisher nicht online gefunden.


    Ich bin halt völlig neu in diesem Thema. Leider habe ich auch keine weiteren Unterlagen. Ich vermute, dass die verloren gegangen sind.

  • Hallo Nordkanaler,

    ich will etwas weiter ausholen, damit Du ein Bild vom Geschehen rund um den 10.10.44 hast:

    Noch am 5. Oktober 1944 verlief die Front ca. 120 km östlich von Memel.

    An diesem Tag startete die Rote Armee ihre Offensive in Richtung Ostsee und Tilsit, um die Heeresgruppe Nord in Kurland abzuschneiden.

    Wenige deutsche Truppen waren in der Lage, hinhaltenden Widerstand zu leisten (Panzergrenadierdivision Großdeutschland, 7. Panzerdivision), wurden aber nach Blitzkrieg-Manier umgangen.

    Schon am 9. Oktober standen die sowjetischen Truppen vor Gargzdai - 15 km vor Memel - bedrohen also unmittelbar die Hafenstadt.

    Dort wurde gerade rechtzeitig die 58. Infanteriedivision über die Ostsee von Riga kommend ausgeladen, um einen Brückenkopf zu halten, der die zurückgehenden Truppen aufnehmen sollte.

    Im Eilmarsch zogen deren Grenadiere nach Osten, um hastig ausgehobene Stellungen östlich von Memel besetzt.

    Am 9.10. um 13:45 fordert ein Befehl des XXVIII. Armeekorps: „Korps kämpft sich auf die durch 58. I.D. besetzte Linie GargzdaiBaugskorallenKarkelbeck zurück. Diese Linie wird gehalten!

    (Auf der angehängten Karte die Linie in pink).

    Zahlreiche deutsche Truppen standen zu diesem Zeitpunkt noch weit ab von Memel im Nordosten in der Region um Salantai und Darbenai. Es begann nun ein Wettrennen um den Brückenkopf Memel.

    Die Stellung vor Gargzdai war bereits am Abend südlich von roten Truppen umgangen, so dass die Verteidigungslinie nun bei Baugskorallen nach Süden abknickte.

    Am 10. Oktober erfolgten die ersten, heftigen Feindvorstöße gegen die provisorische Verteidigungslinie. Besonders 7 km östlich von Memel kam es zu heftigen Kämpfen, bei denen zahlreiche Einbrüche und Gegenstöße stattfanden. Für das II. Bataillon (auf der Karte blaues Viereck) des Grenadier-Regimentes 154 (58. ID) habe ich in der Gräberkartei für diesen Tag bislang 6 Gefallene gefunden, die – so wie Dein Opa – nach diesen Kämpfen nicht geborgen werden konnten. Wie Du in der Karte siehst, befinden sich in unmittelbarer Nähe 2 Orte mit den gesuchten Anfangsbuchstaben: Grünheide und Baugskorallen. Ich halte es also für wahrscheinlich, dass es die gesuchten Orte sind. Möglich wäre auch, dass er an Kämpfen weiter südlich – bei Buddelkehmen – gefallen ist. Allerdings begannen größere Kampfhandlungen hier erst ab 11.10.44, wenn ich es richtig sehe. Näheren Aufschluss könnte ein Blick in die Gräberkartei der Gefallenen Soldaten bringen. Dazu bräuchte ich aber einen Namen und Geburtsdatum (gerne auch per PN).

    Gruss Frank

    Quellen:

    - Die Einsätze der Panzergrenadierdivision Großdeutschland (Sonderdoku von Helmuth Spaeter)

    - Karte: CAMO_500_12474_442_0255

  • Hallo zusammen,

    in den Akten des XXVIII. Ak findet sich noch eine Unterstellungsübersicht vom 06.11.1944,

    aus der die Gliederung und die Standorte der Marine-Flak-Abteilung 217 im Brückenkopf Memel hervorgehen.

    Gruß Frank

  • Hallo Allerseits!


    Ich bin über Google das Buch „Hitlers Marine im Landkriegseinsatz: Eine Dokumentation“ von Bernd Bölscher gestoßen.


    Dort werden bei der Marine-Flak-Abteilung 217 folgende Batteriestellungen aufgeführt (leider nicht datiert):
    - Schweinsrücken (Memel-Sandkrug)

    - Försterei

    - Strandhalle

    - Goetzhöfen

    - Löllen

    - Brommy

    - Mellneragge
    - Seestrand (Memel-Sandkrug)


    Steht die „6.“ Marine-Flak-Abteilung für die 6. Batterie?

    Wäre somit die 6. Batterie = Brommy? Oder denke ich hier zu einfach?

    In der vorstehenden Auflistung, die Michael gepostet hat, fehlt ja sowohl die 6. als auch „Brommy“.

    Oder ist das jetzt ein Zufall?...


    Gruß

    Sascha


  • Hallo Sascha,

    das ist Zufall, denn die Batterie "Brommy" ist identisch mit der oben genannten "Batterie Försterei".

    Das ergibt sich klar aus folgendem Aufsatz: "Alexander F. Mitrofanov: Memel's Batteries ".

    Tatsächlich fehlt in der Liste vom 6.11.44 (Post #6) die 6. Batterie.

    Allerdings werden dort auch nur die schweren Batterien mit Standort Bewaffnung aufgeführt.

    Aus der Liste ergibt sich jedoch auch:

    Die Marine-Flak-Abteilung 217 hatte zu diesem Zeitpunkt noch eine leichte und eine mittlere Batterie zum Schutz vor Tieffliegern.

    Es spricht nun alles dafür, dass Dein Opa Geschützführer bei der leichten oder mittleren Flak war (2-cm, 3,7-cm).

    Das ergibt sich aus dem Umstand, dass laut Brief (#1) am 07.10.44 ein Einsatzzug mit Geschütz nach G(rünheide?) gefahren ist und später im Kampf stand, bis das Geschütz verloren ging.

    Hierbei kann es sich nicht um eines der schweren Flak-Geschütz gehandelt haben, da diese fest in den Stellungen verbaut waren.

    Im Januar 1945 bei der organisierten Räumung des Brückenkopfes wurden dann auch die schweren Geschütze gesprengt (siehe CAMO_500_12474_448_0024).

    In Bölschers Liste findet sich die Batterie "Seestand" (Memel-Sandkrug) mit leichter Flak unter Oberleutnant (Marineartillerie) der Reserve Weiß.

    Möglicherweise war Dein Opa Geschützführer in dieser Batterie.

    Gruß Frank

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  • Hallo Sascha,

    bin heute im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung auf einen interessanten Eintrag unter dem Datum vom 08. Oktober 1944 gestoßen:

    "Annahme, dass der Gegner außer von Südost auch von Nordost auf Memel vorstößt.

    Hiergegen wird bei Koralischken (Wegegabel) stehende 1. Kompanie / 21. Marine-Ersatz-Abteilung durch 3. Kompanie / 21. MEA

    unter Gesamtführung Kommandeur 21. MEA Kapitänleutnant Kothe verstärkt, dabei 2 x 2-cm Marineflak fahrbar gemacht."

    Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Dein Opa der Geschützführer bei einer dieser beiden 2-cm Flakgeschütze gewesen ist.

    Dieser Eintrag bestätigt zudem meine Vermutung über den Einsatzort. Die genannte Straßengabelung liegt nämlich genau zwischen Koralischken und Baugskorallen.

    Heute ist genau an dieser Gabelung das Dorf Baukštininkai.

    In dieser Gegend haben dann ab 10. Oktober die Kämpfe stattgefunden, bei denen Dein Opa gefallen ist.

    Gruß Frank

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  • Hallo Frank,


    ich halte es auch für wahrscheinlich, dass mein Opa Geschützführer eines dieser beiden Geschütze gewesen ist.
    Nochmals herzlichen Dank für Deine Bemühungen!

    Das Kriegstagebuch der Seekriegsleitung für diesen Zeitraum ist ja glücklicherweise online verfügbar, so daß ich hier auch mal einen Blick reinwerfen konnte. Ich habe noch einen Eintrag vom 11.10.1944 gefunden. Dort steht: „Marineflakabteilung 217 hat seit 8/10. fdl. Truppenansammlungen mit Erfolg bekämpft. 10 Panzer, 1 Panzerspähwagen, 1 Stalinorgel sind vernichtet, 3 weitere Panzer bewegungsunfähig geschossen. Außerdem sind 4 Flugzeuge abgeschossen.“

    Der überwiegende Teil der Einheit bestand ja anscheinend aus befestigen Batterien größeren Kalibers. Konnten mit diesen auch Landziele beschossen werden? (Für die beiden beweglich gemachten kleineren Geschütze erscheint mit die Zahl der bekämpften Ziele in 2 Tagen recht hoch.)

    Und noch eine Frage, auch wenn das ein wenig offtopic ist.

    Leider hat meine Großmutter nur einmal mit mir über Ihre Erlebnisse während der Kriegszeit mit mir gesprochen.

    Sie hatte sich wohl auf einem Bauernhof bei Memel eingemietet um in der Nähe ihres Mannes zu sein.

    Sie erzählte, eines Tages seien Wehrmachts-LKW am Hof vorbeigekommen. Die Soldaten auf diesen LKW sollen zu Ihr gesagt haben „Was machen Sie noch hier junge Frau? Der Russe kommt, sehen sie zu, daß sie abhauen!“

    Sie ist wohl daraufhin (von Memel?) mit einem Schiff über die Ostsee geflohen. Sie berichtete auch von Fliegerangriffen auf dieses Schiff. Der militärischen Lage entsprechend ist dieses ja vermutlich im Zeitraum um den Tod meines Opas gewesen.

    Hat hier jemand vielleicht auch einen Tipp, ob es die Möglichkeit gibt hier näheres in Erfahrung zu bringen?

    Ich vermute einfach mal, dass es sich bei dem Schiff um ein ziviles Schiff gehandelt haben dürfte.


    Grüße


    Sascha

  • Hallo Sascha,

    bei der Bekämpfung von Panzern konnte die 2-cm-Flak nicht viel ausrichten. Das ging sicher auf das Konto der schweren Flakgeschütze.

    Allerdings waren die Stellungen in der Regel mindestens 3-4 km hinter der Hauptkampflinie, so dass wahrscheinlich meist mit indirektem Feuer geschossen wurde.

    Die Batterie bei Löllen (4 x 10,5 cm SKC/32) - östlich von Memel - lag so dicht hinter der HKL, dass ich mir hier direktes Feuer gegen durchgebrochene Panzer durchaus vorstellen kann.

    Ich vermute, dass in dem Brief über Deinen Opa sicherlich Abschuss-Erfolge genannt worden wären.

    Die Zivilbevölkerung von Memel und dem dazugehörige Landkreis war bereits in der ersten Augusthälfte 1944 evakuiert worden.

    Die Initiative dazu ging - nach eigener Aussage - vom Chef der 24. U-Boot-Flotille Karl-Friedrich Merten aus. (Siehe dessen Erinnerungen: "Nach Kompaß")

    Lediglich ca. 3000 (von mehr als 45.000) Einwohner von Memel blieben zurück, um die Versorgungseinrichtungen in Betrieb zu halten.

    Diese Leute erhielten alle einen "Fahrschein", um im Ernstfall mit den Schiffen der 24. U-Flottille abfahren zu können.

    Diese Ausbildungsflottille konnte die Evakuierung problemlos leisten, denn sie hatte einen beachtlichen Fuhrpark, u.a. Zielschiffe, Fangboote, Torpedo-Klarmachschiffe, usw.

    Darunter z.B.: Goya, Angelburg, Lech, Nordland, Wega, Wolta, Sumatra, Oranjefontein (alias Pionier), Daressalam.

    Da sich die Front im September als stabil zeigte, kamen vereinzelte Leute zurück. Manche holten nur persönliche Gegenstände, die Bauern kamen, um die Ernte einzuholen.

    Als dann am 05. Oktober 1944 die Offensive der Roten Armee in Richtung Memel zügig vorankam, erhielt die 24. U-Boot-Flottille den Befehl, nach Gotenhafen zu verlegen.

    Die verbliebene Zivilbevölkerung wurde durch die Flottille am 7. Oktober 1944 alarmiert und zügig evakuiert.

    Allerdings trafen in den Folgetagen noch zahlreiche Baueren aus den umliegenden Dörfern ein, die ebenfalls evakuiert worden.

    Am 10. Oktober verließ z.B. die Messina Memel. Da die Versorgung auch über See lief, konnten diese auf der Rückfahrt Flüchtlinge aufnehmen.

    Sowjetische Luftangriffe auf Memel gab es besonders im Zeitraum vom 10. bis 14. Oktober 1944.

    Gruß Frank

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