Res.-Pol.-Batl. "Prag"

  • Hallo zusammen,

    im Februar 1942 soll ein Res.-Pol.-Batl. "Prag" neu aufgestellt worden sein.

    Von dieser Einheit habe ich bisher noch keinerlei Information gelesen. Wer kann dazu Hinweise geben. Besten Dank im Voraus.

    Herzliche Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    für den Anfang.

    00.07.1941

    Nachdem die 300er Bataillone nach Osten abgezogen waren, unterstellte man den Regimentsstäben Böhmen und Mähren Einzelkompanien, die aus den Bereichen der Inspekteure der Ordnungspolizei (IdO oder BdO) der Heimat abkommandiert waren und zu Reserve-Polizei-Bataillonen zusammengestellt wurden.

    (Klemp, Rücksichtslos ausgemerzt, S.47)

    Anmerkung meinerseits:

    Das letzte nummerierte Polizei-Bataillon, welches nachweislich von Juli 1941 bis 19. Februar 1942 in Prag lag, war aber kein 300er Bataillon, sondern das Reserve-Polizei-Bataillon 56 (Heimatstandort: Stuttgart). Folgende Polizei-Offiziere der PV Stuttgart und des Reserve-Polizei-Bataillon 56 sind daraufhin am 19. Februar 1942 beim neu gebildeten Reserve-Polizei-Bataillon in Prag verblieben:

    Hauptmann d.SchP.a.W. Karl KICHERER als Kommandeur und

    Oberleutnant d.SchP. Franz BARTH als Adjutant.

    (eigene Recherche)

    14.03.1942

    Auf Grund eines Erlasses des RFSS vom 07.03.1942 wurde die Abordnung von Leutnant d.SchP.d.Res. Erich WALKER zur 3. Reserve-Polizei-Kompanie Karlsruhe, welche bereits dem Reserve-Polizei-Bataillon Prag zugeteilt ist, aufgehoben.

    Als Ersatz wurde Leutnant d.SchP.d.Res. Emil KURZ mit sofortiger Wirkung zur 3. Reserve-Polizei-Kompanie Karlsruhe beim Reserve-Polizei-Bataillon Prag angeordnet. Als Reisetag wurde der 14.03.1942 bestimmt.

    (Quelle: Kdo d.SchP. Stuttgart, Kommandotagesbefehl Nr. 49 v. 14.03.1942)

    16.03.1942

    Am 16. März 1942 erhielt die 3. Reserve-Polizei-Kompanie München eine neue Anschrift und wurde zur 1./Reserve-Polizei-Bataillon Prag, Standort: Deutsche Polizei-Kaserne, Bismarckstraße 300.

    (Staatsarchiv München, Mikrofilm S2889, Sign. 8221, Recherche Schreiner-Bozic)

    00.04.1942

    Im April 1942 bestand das Res.Pol.Btl. Prag im Polizei-Regiment Böhmen aus insgesamt 7 Kompanien (?).

    (Tessin und Kannapin, Waffen-SS und Ordnungspolizei im Kriegseinsatz, Biblio- Verlag, 2000, S.554)

    09.07.1942

    Am 09.07.1942 bestand das Reserve-Polizei-Bataillon Prag, jetzt Polizei-Regiment 20, nur noch aus drei Kompanien, wobei der alte Heimatstandort der Kompanien jeweils Karlsruhe II, München und Prag war.

    (Klemp, Rücksichtslos ausgemerzt, S.48)

    Zusammenfassung:

    Nachdem also das Reserve-Polizei-Bataillon 56 (Stuttgart) am 19. Februar 1942 von Prag aus zum Osteinsatz abgerückte, wurde als Ersatz in Prag das Reserve-Polizei-Bataillon Prag aus Einzelkompanien (Karlsruhe, München und vermutlich Prag) gebildet. Im Juli 1942 wurde das Reserve-Polizei-Bataillon Prag im Zuge der Neubildung von Polizei-Regimentern in I./Polizei-Regiment 20 umbenannt. Wiederum am 22. April 1943 erfolgte dann die Umbenennung des I./SS-Polizei-Regiment 20 in I./SS-Polizei-Schützen Regiment 33.

    Edit: diverse Ergänzungen

    Liebe Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

    Edited 8 times, last by Policeman (March 18, 2020 at 5:54 PM).

  • Hallo,

    zu den bereits weiter oben erwähnten Führungsoffizieren des Reserve-Polizei-Bataillon Prag, dann I./Polizei-Regiment 20, hier weitere Informationen.

    1.jpg

    BARTH, Franz

    SS-Nr. 351.296

    07.04.1908 geboren in Nürnberg

    verheiratet, ein Kind, kein NSDAP-Mitglied (Stand 01.12.1941)

    18.09.1939 vom Polizei-Hauptwachtmeister und Junker d.SchP. zum Leutnant d.SchP. ernannt, RDA 11.09.1938

    01.01.1940 von der PV München zur PV Stuttgart versetzt als Ausbildungsoffizier für den SHD

    09.01.1940 Ausbildungsoffizier in der 1. Schutzpolizei-Reserve-Hundertschaft

    15.01.1940 Zugführer in der 1. Üb.A.H. und Übernahme der Tätigkeit als Gasschutzoffizier beim Kommando der Schutzpolizei Stuttgart

    27.01.1940 tritt als Adjutant zum SAk Süd

    30.01.1941 zum Oberleutnant d.SchP. befördert

    20.01. – 04.03.1941 zum 2. Skilehrgang für Anfänger auf der Skihütte Baldenweger Buck (Feldberg) abgeordnet

    19.02.1942 Übertritt vom Reserve-Polizei-Bataillon 56 ins neu gebildete Reserve-Polizei-Bataillon Prag, dort als Adjutant tätig

    22.04.1943 Umbenennung des I./SS-Polizei-Regiment 20 in I./SS-Polizei-Schützen Regiment 33, dort Führer der 3. Kompanie

    26.08.1943 zum Hauptmann d.SchP. ernannt, RDA 21.06.1943

    24.09.1943 als Chef der 3./SS-Polizei-Schützen Regiment 33 im Osten gefallen

    14.08.1944 posthume Ernennung zum SS-Sturmbannführer und Major d.SchP. mit Wirkung vom 01.09.1943

    Edit:

    Hier noch als Ergänzung ein interessanter Zufallsfund zur Person. Barth scheint also auch schon in Prag Adjutant im Res.Pol.Btl. 56 gewesen zu sein.

    Folgendes Foto ist dort entstanden.


    2.jpg 3.jpg

    Barth ist neben Kommandeur Hptm. Kicherer mit der Adjutantenschnur zu sehen. Siehe dazu auch die rückseitige Beschriftung des Fotos.
    (Quelle: Polizei Schützen Regiment 33)

    Chef der 4./Reserve-Polizei-Bataillon Prag war Hauptmann d.SchP. August MARWEDEL, geboren am 16.6.1884.

    4.jpg

    Hptm. d.SchP. August Marwedel an seinem Schreibtisch in Prag.

    5.jpg

    Stab/Res.Pol.Btl. Prag, später I./Pol. 20, Smichov Kaserne

    Es sind auf dem Foto Bataillonskommandeur Marwedel und sein Adjutant Obltn. d.SchP. Franz Barth zu erkennen. Die anderen Offiziere konnte ich bisher noch nicht identifizieren. Marwedel könnte also zeitweise mindestens stellvertretender Bataillonskommandeur gewesen sein.
    (Quelle: Lidice – Reserve-Polizei-Bataillone Major Rodewald und Major Ochse)

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

    Edited once, last by Policeman (March 18, 2020 at 5:54 PM).

  • Hallo Daniel,

    ganz, ganz herzlichen Dank für Deine schnelle und vor allem ausführliche Information zu diesem Res.-Pol.-Batl. und seinem weiteren Werdegang.

    Bin gespannt, was das Forum noch so alles findet.

    Herzlichen Gruß und bleib gesund

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    anbei die Abschrift eines Schreibens des Res.Pol.Batl.56 vom 09.10.1941

    ===========================================================

    Res.Pol.Batl.56 (Prag 09.10.1941)

    Betr: Urlaubs-Auszug

    Ich bitte um Übersendung eines Urlaubsauszuges für nachstehend aufgeführte Offiziere:

    Hptm.d.SchP. und Batl.-Kdr. Kicherer (PV Stuttgart)

    Oltn.d.SchP. Barth (PV Stuttgart)

    Oltn.d.SchP. Csermak (PV Stuttgart)

    Ltn.d.SchP.d.R. Naumann (PV Stuttgart)

    Hptm.d.SchP. Tillmann (PV Freiburg/Breisgau)

    Ltn.d.SchP.d.R. Hertwig (PV Karlsruhe)

    Hptm.d.SchP. Tillmann (PV Pforzheim)

    Ltn.d.SchP. Hässler (PV Konstanz)

    Ltn.d.SchP.d.R. Degeler (Heidenheim)

    Ltn.d.SchP.d.R. Jochintke (Berlin-Spandau)

    Hptm.d.SchP Marwedel (Berlin-Spandau)

    Ltn.d.SchP. Reinthaler (PV Köln)

    Hptm.d.SchP Meissner (PV Lesslau)

    Ltn.d.SchP. Meissner (PV Augsburg)

    Hptm.d.SchP Marock (PV Hannover)

    Stabsarzt Dr.Ungethüm (PV Hannover)

    Ltn.d.SchP.d.R. Linke (PV Klagenfurt)

    ===========================================================

    Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg EL 50/1 I Bü 398, Bild 79

    Grüsse Frank

  • Hallo Frank/Alle,

    Vielen Dank für diese nützliche Quelle. Es ist möglich, das PDF von dieser Seite herunterzuladen, was sehr nützlich ist. Hoffentlich werden weitere Akten digitalisiert und ebenfalls zur Verfügung gestellt.

    e.g.

    labw_2-3144007(1-30).pdf

    labw_2-3144007(121-150).pdf

    labw_2-3144007(151-180).pdf

    labw_2-3144007(181-208).pdf

    labw_2-3144007(31-60).pdf

    labw_2-3144007(61-90).pdf

    labw_2-3144007(91-120).pdf


    Auch Friedrich Degeler findet hier Erwähnung :

    Die Begleitkommandos in den Niederlanden

    Aufgrund der lückenhaften Überlieferung von Quellen ist es bislang nicht möglich

    gewesen, durchgängig nachzuweisen, welche Polizei-Bataillone die Begleitkommandos

    in den Niederlanden stellten. Im Rahmen der Recherche für die diesem Aufsatz

    zugrunde liegenden Studie ist es jedoch erstmals gelungen, einige Transportführer

    namentlich zu identifizieren95. Durch deren Bataillonszugehörigkeit lassen sich

    Rückschlüsse auf die eingesetzten Bataillone ziehen. Mindestens zweimal waren es

    Angehörige des Stuttgarter Polizei-Bataillon (PB) 56, dreimal waren es Angehörige

    des Kölner PB 68 und mehrfach des PB 105 aus Bremen96. Bei einem der identifizierten

    Transportführer handelt sich um den Oberleutnant der Schutzpolizei der Reserve

    Friedrich Degeler (geb. 1902 in Heidenheim), abgestellt von der Polizeiverwaltung

    Heidenheim97. Er wurde im Februar 1943 in dem neugegründeten I/Pol. 16

    (zuvor PB 56)98 unter dem Bataillonsführer Major der Schutzpolizei Herbert Furck

    in der 2. Kompanie zum Kompanieführer im Rang eines Oberleutnants der Schutzpolizei

    ernannt99. Einsatzort war das niederländische Tilbourg100. In mindestens zwei

    Fällen, nämlich am 31. August 1943 und am 15. März 1944 befehligte er die Wach-

    Die Begleitkommandos in den Niederlanden

    Aufgrund der lückenhaften Überlieferung von Quellen ist es bislang nicht möglich

    gewesen, durchgängig nachzuweisen, welche Polizei-Bataillone die Begleitkommandos

    in den Niederlanden stellten. Im Rahmen der Recherche für die diesem Aufsatz

    zugrunde liegenden Studie ist es jedoch erstmals gelungen, einige Transportführer

    namentlich zu identifizieren95. Durch deren Bataillonszugehörigkeit lassen sich

    Rückschlüsse auf die eingesetzten Bataillone ziehen. Mindestens zweimal waren es

    Angehörige des Stuttgarter Polizei-Bataillon (PB) 56, dreimal waren es Angehörige

    des Kölner PB 68 und mehrfach des PB 105 aus Bremen96. Bei einem der identifizierten

    Transportführer handelt sich um den Oberleutnant der Schutzpolizei der Reserve

    Friedrich Degeler (geb. 1902 in Heidenheim), abgestellt von der Polizeiverwaltung

    Heidenheim97. Er wurde im Februar 1943 in dem neugegründeten I/Pol. 16

    (zuvor PB 56)98 unter dem Bataillonsführer Major der Schutzpolizei Herbert Furck

    in der 2. Kompanie zum Kompanieführer im Rang eines Oberleutnants der Schutzpolizei

    ernannt99. Einsatzort war das niederländische Tilbourg100. In mindestens zwei

    Fällen, nämlich am 31. August 1943 und am 15. März 1944 befehligte er die Wach-

    p220-221

    Die Wachmannschaften der Deportationszüge. Frankreich, Belgien und die Niederlande, in Francia 42

    Gruße,

    Gerard

  • Hallo zusammen,

    im Landesarchiv Baden-Württemberg ist die Entnazifierungsakte von Oltn.d.SchP d.Res. Friedrich Degeler mit zahlreichen Unterlagen (208 Seiten) online verfügbar.

    Polizeireserve Heidenheim - Res.Pol.Komp. Stuttgart - Res.Pol.Batl.Prag - Res.Pol.Batl. 56 - Schutzpolizeikompanie zbV Furck - SS-Pol.Regt.16 - SS-Pol.Regt. 3 - Pol.Schule Laon - Schuma-Batl. 64 - 20.Waffen-Gren.Div. d.SS - sowj. Kriegsgefangenschaft

    https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php

    Viele Grüße

    Frank