Wurde man in die Waffen-SS eingezogen?

  • Hallo zusammen,

    noch eine Neulings-Frage. Mein Großvater war seit März 1943 in der Waffen-SS (Panzer-Grenadier, Division "Deutschland"). Die Großmutter hat immer gesagt, dass er eingezogen wurde (er war damals schon 36 Jahre, war Maschinenschlosser, 3 Kinder). Frage also: wurde man in die Waffen-SS eingezogen? Oder kann man sich z.B. vorstellen, dass er einen Einberufungsbefehl für die Wehrmacht bekam, aber sich dann - aus welchen Gründen auch immer - für eine Meldung bei der SS entschieden hat?

    Vielleicht gibt es andere hier im Forum, die den Weg ihrer Angehörigen in die Waffen-SS nachverfolgt haben. Es interessiert mich im allgemeinen, wie (in dieser Zeit, 1943) die Einberufung und Verteilung auf die versch. Truppenteile lief.

    Viele Grüße

    Gesine

  • Hallo Gesine,


    mein Großvater hat mir ebenfalls davon erzählt, dass 1943 zur Waffen-SS eingezogen worden ist. Er hatte den Hinweis bekommen, dass er, wenn er sich freiwillig meldet, nicht automatisch zur Waffen-SS eingezogen wird und sich die Waffengattung aussuchen kann. So hat er sich freiwillig zur Panzertruppe beim Heer gemeldet. Hätte er sich nicht als Kriegsfreiwilliger gemeldet, wäre er vermutlich zur Waffen-SS gezogen worden.

    Sicher nur ein Einzelbeispiel, zeigt aber, dass es solche Fälle durchaus gab.


    Grüße

    Alex

  • Hallo, wenn man bereits einen Einberufungsbefehl zur Wehrmacht hatte, konnte man normalerweise nicht mehr zur Waffen-SS gezogen werden. Sicher gab es aber auch Ausnahmen.

    Da es dich im Allgemeinen interessiert, kurz die Geschichte meines Grossonkels:

    Er ist als Ungarndeutscher in Ungarn aufgewachsen. Die Ungarndeutschen konnten sich ab 1941/42 freiwillig zur Waffen-SS melden. Taten sie das nicht, kamen sie zur ungarischen Armee. Ab April 1944 wurden die Ungarndeutschen dann aber direkt zur Waffen-ss eingezogen. So auch mein Grossonkel. Er war damals allerdings sehr froh darüber, da der Dienst bei der ungarischen Armee aus verschiedenen Gründen sehr verpönt war.

    Gruß

    Saxnot

  • Hallo Gesine,

    seit ihrer Gründung war die „SS Verfügungstruppe“ bzw. „Waffen SS“ eine reine Freiwilligentruppe.

    Voraussetzung war, dass der Bewerber den körperlichen und „rassischen“ Einstellungsvoraussetzungen der SS genügte. So durfte ein Bewerber Anfang 1940 höchstens 17 bis 22 Jahre alt und musste mindestens 1,70 Meter groß sein. Je länger der Krieg dauerte und je knapper das Personal wurde, desto schärfer gingen die Personalwerber vor und desto mehr wurden die Einstellungsvoraussetzungen aufgeweicht.

    Erst in der Zeit des Kampfes um nach Stalingrad (1942/43) erlangte die Waffen-SS leichteren Zugriff auf reichsdeutsche Freiwillige: Hitler befahl im Dezember 1942 die Aufstellung 2 neuer SS Panzergrenadier-Divisionen als Teil einer „Zentralreserve“. Von diesen neuaufgestellten SS-Divisionen und der Umrüstung der 3 Stammdivisionen auf Panzer („LSSAH“; „Das Reich“; „Totenkopf“) erhoffte Hitler sich eine Kriegswende.

    Ab März 1943 auch noch eine Division als Freiwilligen der Hitlerjugend des Jahrgang 1926 aufgestellt werden sollte, bewirkte dieser starke Ausbau in Verbindung mit den massiv steigenden Verlusten eine Personalkrise für die Waffen SS.

    Da Hitler fest hinter der Waffen SS stand, von deren Wert er felsenfest überzeugt war, hatte Himmler ab nun einen leichten Stand bei seinen Verhandlungen mit OKW, RAD und Wehrmacht. Schon am 7. August 1942(!) musste das OKW der SS widerstrebend Werbungen unter den Wehrpflichtigen im dreifachen(!!) Umfang ihrer bisherigen Normalquote aus dem Jahrgang 1924 genehmigen. Diese einmal geschlagene Bresche ließ sich nicht mehr schließen.

    Das zeigt auch die rasch gestiegene Personalstärke der Waffen SS: (Quelle: Stein „Geschichte der Waffen SS“ S. 180-182

    1.9.42 = 141.975 Mann Kriegsstärke; 45.663 Mann A. u. E.

    1.9.43 = 280.000 Mann Kriegsstärke; 70.000 Mann A. u. E.

    Da sich diese Zahlen nicht mehr nur mit Freiwilligen erreicht werden konnten, wurden ab 1.1.1943 erstmals Reichsdeutsche in größerem Umfang „zwangsweise“ einberufen. (Quelle: Steine S. 183f)

    Pro Forma waren auch das noch „Freiwillige“, da die „Freiwilligkeit“ oft durch harten Druck erzeugt wurde.

    Ab dem Sommer 1944 vielen dann alle Beschränkungen, als Himmler im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 Oberbefehlshaber des Ersatzheeres wurde dann auch die Ergänzungsstellen von Heer und Waffen-SS zusammengelegt wurden. Dort kam es immer wieder und immer häufiger vor, dass Leute zwangsweise zur Waffen-SS eingezogen wurden, obwohl bei der Waffen-SS formal bis zum Schluss grundsätzlich das Prinzip der Freiwilligkeit galt.

    Beste Grüße

    Ingo

    PS: Dein Großvater wird nicht in einer „Panzer-Grenadier, Division „Deutschland“ gedient haben.

    Wahrscheinlich ist das SS Panzergrenadier Regiment 3 „Deutschland“, die „Keimzelle“ der Waffen SS gemeint.

  • Hallo Ingo

    Voraussetzung war, dass der Bewerber den körperlichen und „rassischen“ Einstellungsvoraussetzungen der SS genügte. So durfte ein Bewerber Anfang 1940 höchstens 17 bis 22 Jahre alt und musste mindestens 1,70 Meter groß sein

    Zum Thema "körperliche Einstellungsvoraussetzungen" erzählte ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier, etwa 1,80 m gross,

    dass er von der SS nicht angenommen wurde,

    weil 1. sein Hinterkopf zu kurz sei und

    2. die Speiche vor dem Handgelenk schmäler als das Handgelenk war.

    Fand ich damals absurd.

    Gruss jostdieter

  • Hallo Zusammen,

    ich bin in einem anderen Thread auf der Suche nach meinem Großvater und komme nicht wirklich weiter. Die wenigen Informationen, die ich erhalten habe, lassen sich leider so gar nicht zuordnen. Ich habe gestern eine Rückmeldung des Deutschen Roten Kreuz erhalten, wonach mein Großvater als Grenadier in der 22. Kompanie Regiment Deutschland Division gewesen sei.

    Da ich dazu leider auch nichts finden konnte, bin ich über diverse Suchen hier gelandet und habe mich nach Lesen der Kommentare gefragt, ob die Bezeichnung im Falle meines Großvaters zu seiner Einheit ebenfalls falsch bzw. unvollständig sein könnte.

    Ich kenne mich leider so überhaupt nicht in den Bezeichnungen aus, wundere mich nur, dass ich zu der gemeldeten Kompanie keinerlei Informationen finden kann. Er ist wohl in Posen in Gefangenschaft geraten. Vielleicht haben die erfahrenen User noch einen Tipp welche Einheiten bzw. Kompanie-Bezeichnungen ich ggfs. noch prüfen könnte.

    Viele Grüße

    Kairo

  • Hallo Kairo,


    kannst du evtl. weitere Informationen aus dem Schreiben des DRK mitteilen? Interessant wäre der Zeitpunkt der Gefangennahme, der genau Ort und etwaige weitere Angaben (z.B. Feldpostnummer). Ich schätze, dass die Gefangennahme im Frühjahr 1945 in Posen erfolgte? Gilt dein Angehöriger als weiterhin vermisst?

    Hast du schon eine Anfrage beim Bundesarchiv Abteilung PA gemacht?


    Mich würde wundern, dass eine Gefangennahme eines Angehörigen der 22. Kompanie des 3. SS- Panzergrenadier-Regiments im Posen erfolgt wäre. Das Regiment war im Frühjahr 1945 im Südosten eingesetzt, oder?


    Macht es evtl. Sinn deine Anfrage in einem gesonderten Thread zu erörtern? Ich würde hier zumindest nicht nach der Recherche eines Angehörigen suchen.


    Viele Grüße


    HendriH.

  • Hallo HendriH,


    vielen Dank für deine Nachricht. Grundsätzlich suche ich hier :

    Eigentliche Suche nach meinem Großvater Johannes Leibhan

    Suche nach Grossvater: Lager Kannul/Russland ist nicht zu finden


    ich hatte nur versucht, herauszufinden, ob ich eine eindeutigere Kompaniebezeichnung finden könnte.


    bedauerlicherweise gibt es kaum Infos zu meinem Großvater. Feldpost o.ä. liegt nicht vor, da meine Eltern und meine Oma nach der Ausreise aus Russland eigentlich nichts mitnehmen durften. Deshalb wusste ich bis vorgestern nicht, dass mein Großvater Grenadier war.

    Hier alle Infos, die mir vorliegen:
    letztmals in Teichdorf (oder Deichdorf) Kreis Grätz, geführt war (1945).

    Als die russische Armee 1945 einmaschierte, wurde er verschleppt.

    Ein Befragter hatte in einer Notiz vermerkt, dass mein Opa dann 1947 im „Lg. Kannul/Russland“ verstorben wäre

    Infos vom DRK: Johannes Leibhan, geb. 07.5.1900 in Neu Liebenthal bei Odessa, Ukraine

    Grenadier in der 22. Kompanie Regiment Deutschland Division,

    Letzte eigene Nachricht vom 19.09.1944 aus Deichdorf/Warthegau

    Weitere Meldungen liegen nicht vor. Auch nicht beim DRK Russland.


    Vo. VRK Verein hatte ich den Tipp bekommen, dass es sich wohl eher um diese Einheit handelt: "Grenadier-Regiment-Großdeutschland"


    Wie gesagt, die eigentliche Suche soll beim Ursprungsthread bleiben. ich wollte nur prüfen, ob ich etwas zur Einheit herausfinden kann.


    Viele Grüße

    Kairo


    p.S.: es ist super, was ihr alle hier leistet!!

  • Hallo nochmal,


    die gleiche Überlegung bzgl. des Grenadier-Regt. Großdeutschland hatte ich auch.

    Die Division war auch im Frühjahr 45 im ostpreußischen Gebiet eingesetzt. Aber hatte das Regiment denn überhaupt eine 22. Kp.?

    Auf Grund der Herkunft deines Urgroßvaters lässt sich vllt. eher eine Zugehörigkeit zur Waffen-SS aufbauen?! Aber da bin ich überfragt.


    Hast du eine EM-Nr. deines Urgroßvaters? Über diese ließe sich zumindest klären, ob er bei der Wehrmacht oder der Waffen-SS war?


    Grüße


    HendriH.

  • Guten Morgen Kairo,

    bleib lieber beim ,,Grenadier-Regiment Großdeutschland" und der Heeresdivision Großdeutschland !

    Das SS-Panzergrenadier-Regiment 3 Deutschland, war der SS PzDiv Das Reich unterstellt, diese befand sich zum Zeitpunkt Sept.1944 in der Eifel ,nahm dann an der Ardennenoffensive teil, also kommt nicht in Frage...

    Eine 22.Kp. ,könnte ich mir bei der Ersatz-Brigade Großdeutschland vorstellen...

    Servus Eumex

    Vivat Bavaria

  • Hallo HendriH,


    leider haben ich gar keine anderen Hinweise, als die ich hier genannt habe. Auch keine EM-Nr.


    Viele Grüße

    Kairo

  • Hallo Kairo,

    die sogenannten Schwarzmeerdeutschen wurden erst sehr spät, 1943 und 1944 aus Ihren Siedlungsbieten in der Ukraine Richtung Westen getreckt und wurden im sogenannten Warthegau (heute Woiwodschaft Wielkopolski/ Polen) angesiedelt.

    Für die Rote Armee und die Sowjetunion waren es Sowjetbürger, die mit den Nazis kollaboriert hatten und nun folgerichtig zurück geführt wurden in die Heimat Sowjetunion. Jedenfalls sollte man das mit in Betracht ziehen, wenn man das Schicksal von Johannes Leibhan klären will.

    Lieber Kairo,

    es ist sinnvoller und erfolgreicher nur unter einer Überschrift zu suchen, darum werde ich bitten Deine Threads zusammen zu fassen, sofern Du einverstanden bist.

    Liebe Mods und verehrter Admin, das Thema gehört hier nicht her, Kairo sucht im Forum seine Großvater auch unter den beiden Überschriften unten:

    Vielen Dank für deine Nachricht. Grundsätzlich suche ich hier:

    Eigentliche Suche nach meinem Großvater Johannes Leibhan

    Suche nach Grossvater: Lager Kannul/Russland ist nicht zu finden

    Seid so nett und schiebt alles zusammen.

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul,

    vielen Dank!

    Kairo

  • Zur Eingangsfrage würde ich gerne noch einmal kommen,

    ob man zur SS (Zwangs) eingezogen wurde.

    Erst einmal ohne Quelle liesst man ja oft dass die SS gegen Ende des Kriegs als "Heldenklau" unterwegs gewesen sei.

    Mein Großvater war seit 1938(?) und den ganzen Krieg über beim RAD. Bis mindestens 8.11.1944, weil er in Bramsche auf dem Flugplatz arbeitete als Walther Novotny in seiner Me 262 dort abgeschossen wurde (angeblich zum Glück meines Opas, gegen den durch Novotnys Adjutant eine Anzeige wegen Angriff auf Offizier? gestellt werden sollte).

    Dann weiß ich noch dass er zur SS eingezogen wurde, angeblich nicht freiwillig.

    Weiß jemand hier wo ich darüber was finden kann?

    Vor 20 Jahren hatte ich mal die WAST angeschrieben, die hatten zu meinem Opa aber nichts da...

    Vielen Dank,

    Wolf

  • Hallo Wolf

    Du solltest eventuell noch einmal bei der ehemaligen Wast anfragen ob es neue Informationen gibt.

    Der Begriff "Heldenklau" bezieht sich nicht nur auf die Waffen SS.

    Da wurden rückwärtige Einheiten und unabkömmlich gestellte Männer ausgekämmt um zum "Helden" zu werden, egal ob beim Heer oder der Waffen SS.

    Freiwillig oder unfreiwillig zur Waffen SS ist ein großes Thema.

    Da vermischt sich Dichtung und Wahrheit, es hat beides gegeben.

    Nach dem Krieg hört es sich natürlich besser an wenn es heißt er wurde gezwunge.

    Ohne deinem Großvater irgendwas zu unterstellen.

    Gruß Arnd

  • Hallo Arnd,

    vielen Dank für die Antwort. Ja, die Freiwilligkeit....

    Ich gehe aber schon davon aus das dieRekrutierungen im fortlaufenden Krieg immer rabiater wurden. Hier im Forum war ja schon die Rede von "freiwilligen" Anwerbungen der SS innerhalb des RAD ab Ende 42. Aber ich denke ja mal das es Ende 44/45 nochmals ganz anders zuging beim Auskämmen der rückwärtigen Einheiten. ABer da hast du Recht, im Nachhinein war dann ja niemand freiwillig dabeigewesen, wer weiß.

    Mein anderer Opa war ja auch "unfreiwillig" in der SA, über die Eingliederung der Sportvereine in SA/SS in den 30ern...

    Aber kommen in die ehemalige WAST tatsächlich nochmal neue Informationen rein?

    Sie hatten mir damals nur Geburtsdatum meines Opas bestätigen können, weiter nichts.

    Mein Verdacht war weil er ja eigentlich nie in der Wehrmacht war. Und ich ja auch nicht weiß wann er zur SS gezogen wurde, nach November 44, aber könnte ja auch April/Mai 45 gewesen sein. Ich weiß nicht wie ordentlich da noch Buch geführt wurde...

    Aber wird SS auch bei der ehem. WAST geführt?

    Aber ja, ich versuche es einfach noch einmal. Die werden mir die obengestellten fragen ja selbst beantworten können.

    vielen Dank erstmal,

    Wolf