Kriegstagebuch Feldlazarett (mot.) 150

  • Kriegstagebuch Feldlazarett (mot.) 150

    Vorliegendes Kriegstagebuch wurde in 2 Ausfertigungen geführt, davon 1 zum Heeres-Archiv Potsdam gesandt. 1 als Entwurf beim Feldlazarett (mot.) 150.

    begonnen: 1. Juli 1944 abgeschlossen: 31. Dezember 1944

    Das Feldlazarett (mot.) 150 unterstand vom 01.07. bis 23.08.1944 dem Wehrkreisarzt Böhmen-Mähren vom 24.08. bis 31.12.1944 dem A.O.K. 17

    das Kriegstagebuch wurde geführt vom 01.07. bis 31.12.1944 von Stabsarzt Dr. Lenz (Quelle)

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  • 01.07.1944

    Das Lazarett befindet sich nach der Verlegung aus Rumänien zur Personellen und materiellen Auffrischung in Ung.-Hradisch (Protektorat Böhmen u. Mähren). Während sämtliche Offiziere in Privatquartieren innerhalb der Stadt untergebracht sind, dienen 2 Wohnblocks der Danziger-Kaserne den Unteroffizieren und Mannschaften als Unterkunft. Auch die Angehörigen der übrigen Armee-Feldlazarette 111, 173, 179 und 198, ebenso wie die Dienstzimmer und Kammern sowie Küchenräume sind dort untergebracht. Nach 3 Jahren Einsatz im Osten wirkt die Reinlichkeit und Ordnung einer deutschen Kaserne besonders wohltuend und erfrischend.

    Neben einer Überholung der militärischen Grundausbildung wird die Zeit der Ruhe vorzugsweise zur körperlichen Ertüchtigung benützt. Die standorteigene Badeanstalt und der Sportplatz an der March bieten hierzu günstigste Gelegenheit. Bald entwickelt sich ein reger Wetttreit in Handball- und Faustballspielen unter den Lazaretten, in dem unsere Einheit nach anfänglichen Misserfolgen ausgezeichnet abschneidet. Nachdem durch den Wehrkreisarzt Böhmen und Mähren die Gewährung von Einsatzurlaub in weiterem Umfang befohlen ist, befindet sich nur jeweils ein Teil des Personals in Ung.-Hradisch. Auch von der Möglichkeit, längere Besuche von Angehörigen zu empfangen, wird reger Gebrauch gemacht.

    20.07.1944

    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft uns in den Abendstunden die Nachricht von dem verbrecherischen Attentat auf den Führer und dem Versuch, der kämpfenden Front durch einen Umsturz in der Heimat in den Rücken zu fallen. Mit umso tieferer Befriedigung vernehmen wir die wunderbare Errettung Adolf Hitler,s und den kläglichen Zusammenbruch des hochverräterischen Unternehmens. Da in den ersten Stunden nach dem Anschlage der Umfang der Verschwörung nicht klar ersichtlich ist, wurde auch für den Standort Ung.-Hradisch Alarm gegeben und sämtliche Soldaten in der Kaserne zurückgehalten. Durch Zuweisungen aus Wehrkreis-San.-Parks Wien und Prag werden die Lücken im Bestand an San.-Material-und Gerät zum Teil aufgefüllt. Sehr schmerzlich wird empfunden, dass die Neu-Motorisierten nach dem Verlust sämtlicher Kraftfahrzeuge beim Rückzug aus Sewastopol bisher keine Fortschritte zeitigt. Fast während des ganzen Monat Juli war das Wetter hochsommerlich heiß und trocken.

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  • 02.08.1944

    Nachdem das Feldlazarett 179 plötzlich Marschbefehl an die nördliche Ostfront erhalten hat, wird auch bei uns für die nächste Zukunft mit dem Abmarsch gerechnet und durch

    Vollzähligkeitsappelle und Überprüfung der Ausrüstung hierauf vorbereitet.

    12.08.1944

    Von der San.-Ers.-Abt. 3 in Guben treffen 2 Uffz. und 12 Mann ein. Das Lazarett erhält den Befehl, Abmarschbereitschaft herzustellen; die Urlauber werden zurückgerufen, mit dem Verpacken wird begonnen. Ein Kameradschaftsabend im Gefolgschaftsraum der Danziger-Kaserne vereinigt Offz. und Männer noch einmal vor dem neuen Einsatz.

    19.08.1944

    Die angeforderten Waggons treffen ein, worauf sofort verladen wird, nachdem ein Vorkommando nach dem vorläufigen Marschziel Krakau abgegangen ist. Nach schwerem Abschied von dem freundlichen Mährischen Städtchen wird nach 24-stündiger Bahnfahrt am 20.08.1944 der neue Einsatzort Zbylitowska-Gora, 4 km westlich von Tarnow, erreicht. Ein Kommando von Kraftfahren unter Führung von Stabsarzt Dr. Bruch empfängt in Wieliezka 14 Kfz. (2 Pkw., 6 Lkw., 2 behelfsmäßige Krkw. und Kom.) und führt sie nach Zbylitowska-Gora nach.

    [Einsatzort Zbylitowska-Gora, Heereskarte Blatt-Nr. R50/51 Leutschau unterhalb Tarnow]

    23.08.1944

    Übernahme von 192 Verwundeten und Kranken vom Armee-Feldlazarett 5/582, die dadurch erschwert wird, dass gleichzeitig infolge des großen Anfalls von Verwundeten (122 in den ersten 24 Stunden) Verlegungen in rückwärtige San.-Einrichtungen vorgenommen werden müssen. Da durch den Einbruch der Sowjets bei Debica nicht mit einem längeren Einsatz zu rechnen ist, wird vorerst nur das zum chirurgischen Bereich notwendige Gerät ausgeladen. Nach Bereinigung der anfangs bedrohlich erscheinenden Lage wird der Zugang an Verwundeten schlagartig geringer und eine Innere Abteilung in größeren Rahmen eingerichtet. Das Lazarettgebäude, eine Klosterschule des Ordens Sacre Coeur, entspricht vollkommen den räumlichen und hygienischen Anforderungen eines Feldlazaretts, nachdem es mehrere Jahre hindurch als Teillazarett der Reserve-Lazaretts Tarnow eingerichtet war. In dem 3- stöckigen Hauptgebäude werden ohne Raumschwierigkeiten 300 Abtl.-Krankenbetten, sämtliche Diensträume, Küchen, Kammern sowie die Unterkünfte für Offz. und Männer untergebracht. Die im Gebäude befindlichen Einrichtungsgegenstände stehen zum Teil als Unterkunftgerät in Wehrmachteigentum, zum Teil in Ordensbesitz. Die Inanspruchnahme des Gebäude, in dem teile für Ordenszwecke unbelegt bleiben und als Wohn-und Diensträume für die Schwestern dienen, wird aufgrund einer Novation

    eines schon bestehenden Vertrages geregelt, der vom A.O.K. 17 genehmigt wird. Für den Abtransport des heereseigenen Gerätes im Räumungsfalle ist das Lazarett verantwortlich, weshalb ein genauer Räumungsplan und ein Vernichtungskalender für den fall einer feindlichen Einschließung aufgestellt werden. Die Wasserversorgung ist in ausreichendem Masse durch eine hauseigene Wasserleitung mit Elektro-und Benzinpumpe sichergestellt. Noch während der Übernahme erfolgte eine Besichtigung durch den Heeres-Gruppenarzt Generalstabsarzt Dr. Kittel.

    31.08.1944

    Im Zuge der personellen Verlagerung wurden während des abgelaufenen Monats 24 Uffz. und Mannschaften ausgetauscht.

    Das Sommerliche Wetter hielt auch im Monat August an; nur vereinzelt schwächere Gewitterregen.

  • 01.09.1944

    Der Chefarzt gedenkt in einem Apell des Kriegsbeginns vor 5 Jahren und verleiht an Ass.-Arzt (Z) Dr. Hupp das K.V.K. I. Klasse mit Schwertern sowie an 7 weitere Angehörige des Feldlazaretts das K.V.K. II Klasse mit Schwertern.

    08.09.1944

    Da das Lazarett außerhalb einer geschlossenen Siedlung und mehr als 1 km von der nächsten Unterkunft deutscher Soldaten entfernt liegt, wird ein einfaches System von Feldstellungen zur Rundumverteidigung angelegt. Die Kfz. werden durch Bau von Splittergräben gegen die Wirkung feindlicher Bomben-und Artillerietreffer gesichert. In einer ausführlichen Alarmordnung wird der Einsatz des Personals und Leichtkranken für den Fall eines Überraschenden Angriffs durch Banditen, feindlicher Fallschirmjäger oder durchgebrochener Panzerspitzen geregelt.

    Durch Übungsalarme mehrmals im Monat wird das reibungslose Funktionieren dieser Verteidigungsmaßnahmen sowohl bei Tage als auch bei Nacht geübt.

    16.09.1944

    Unterapotheker Fry trifft als Ersatz für den zur San.-Ers. Abt. 3 versetzten Stabsapotheker Sehlee beim Feldlazarett ein.

    17.09.1944

    In einem Nebengebäude wird die Zahnstation mit Prothetikabteilung eröffnet. Die Belegung des Lazarettes steigt bis Monatsende bei etwa gleichbleibendem Zugang und Abgang auf 212 Patienten.

    30.09.1944

    Nach Abflauen der Kämpfe bei Debica bestehen die Zugänge zum größten Teil aus innerlich Kranken. Hierzu kommt eine große Anzahl Soldaten, die zu fachärztlichen Untersuchungen und Tauglichkeitsgradbestimmungen eingewiesen werden.

    5 Uffz. und Mannschaften werden als Angehörige jüngerer Jahrgänge gegen älteres Personal der kämpfenden Truppe ausgetauscht.

    Warmes mildes, trockenes Wetter während des ganzen Monats, sodass die A-Kranken und Genesenden in den Mittagstunden Spaziergänge in dem das Lazarett umgebenden Park unternehmen können.

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  • 02.10.1944

    Der Kommandeur der 371. Infanterie-Division Eichenlaubträger Generalleutnant Niehoff, verleiht an Major Kapinski, 1. Generalstabsoffizier der Division, der sich als Patient auf der chirurgischen Abteilung befindet, das Deutsche Kreuz in Gold. Stabsapotheker Schlee nimmt an einem 3-tägigen Kurs für kampfstoffuntersuchungen teil. Das Nissen-Entlausungsgerät wird von ihm durch eine grundlegende Verbesserung zur Erzeugung von destilliertem Wasser in größerem

    Umfang brauchbar gemacht. Um seine Betriebsfähigkeit auch in der kalten Jahreszeit sicherzustellen, wird der Anhänger durch ein hölzernes Flugdach geschützt.

    04.10.1944

    Als Außenstelle der Ortskommandantur Tarnow übernimmt der Chefarzt die Geschäfte eines Truppenstandortkommandaten in Zbylitowska-Gora. Gleichzeitig wird zur strafferen Erfassung des KFZ.-Laderaumes eine Leerraummeldestelle und Kw.-Transportbefehlsstelle für den Bereich der Truppenstandortkommandantur beim Lazarett eingerichtet. Die Ausbildung von je 3 Gasspür-und Truppenentgiftungstrupps innerhalb der Einheit wird unter Leitung von Unterapotheker Fry und Feldwebel Stein mit einem 10 stündigen Lehrgang begonnen. Stabsarzt Moorkamp wird mit 2 Mann seiner Op. Gruppe zur KTA 561 nach Neu-Sandez kommandiert. In Krakau beginnt eine Reihe medizinischer Vorträge, veranstaltet durch den Heeres-Gruppenarzt, an denen abwechselnd die Stabsärzte Dr. Lenz, Dr. Bruch, Dr. Rösener-Kleine und Dr. Hofmann teilnehmen. Im Zuge der Umstellung auf Generator-Gasbetrieb wird der Lkw. Opel zum Umbau an den H.K.P. Gleiwitz gesandt. Das Ende September 1944 eingetroffene schwere Feld-Röntgengerät ist einsatzbereit.

    07.10.1944

    Hals-Nasen-Ohren-Station wird eingerichtet. Nach einem Abschiedsabend mit Gästen von der Armee und Feldlazarett 198 reist Stabsapotheker Schlee zu seiner neuen Dienststelle ab.

    09.10.1944

    Als Beginn einer planmäßigen Räumung werden von dem heereeigenen Unterkunftgerät 150 Einzel-und 25 Doppelbetten nach rückwärts transportiert.

    10.10.1944

    Für den ins Lazarett tot eingelieferten Ritterkreuzträger Hauptmann Köllner findet eine feierliche Beisetzung auf dem Heldenfriedhof in Tarnow statt. Das Lazarett wird durch eine Sonderkommission des OKW unter Führung von Oberstarzt Schmidt überprüft. Gegenstand der Prüfung sind Personal, Gerät, Waffen, Verschlusssachen, Karteimittel, Strafbücher, Bekleidung, Küchenwirtschaft und Küchenvorräte.

    12.10.1944

    Im Rahmen der Verwundeten Betreuung werden durch einen Filmvorführtrupp des NSKK 2 Filme zur Aufführung gebracht. Als Ersatz für den zum Umbau abgelieferten Lkw. wird ein Mercedes-Lkw. (1,5 to) von der Armee empfangen. Die Beschaffung von Arzneimitteln und anderen San.-Material von der SMA Wieliczka bereitet beträchtliche Schwierigkeiten, da wir infolge der Betriebstoffknappheit auf Eisenbahntransport angewiesen sind.

    14.10.1944

    Generalarzt Dr. Schober und Oberstabsarzt Dr. Richter treffen zu einer Besichtigung ein und äußern sich sehr lobend über die bisher vollbrachten Leistungen. Oberstabsarzt Dr. Richter bezeichnet das Lazarett als “Sanatorium”. Gleichzeitig sichert der Armeearzt die Versetzung eines Augenfacharzt zur weiteren Vervollkommnung des Lazarett zu. Zwecks Fortbildung im Lazarettbetrieb sollen in Zukunft auch Hilfschirurgen der H.V.Pl. und Truppenärzte zu uns kommandiert werden.

    18.10.1944

    Als erste treffen Stabsarzt Dr. Rüger von der San.-Komp. 371 und San.-Feldwebel Dr. Kauper von der San.-Komp. 1544 zu einer 14-tägigen Schulung beim Feldlazarett ein.

    22.10.1944

    Zur Weiterbildung werden 2 mann zu einem Gassschutzkurs nach Bochnia angestellt. Eine Einsatztruppe der NSV betreut Verwundete und Kranke. Während die beiden Männer der nach Neu-Sandez abgestellten Op.-Gruppe zur Einheit zurückkehren, wird Stabsarzt Dr. Moorkamp zum Feldlazarett 268 in Brzeske weiterkommandiert.

    24.10.1944

    Eine Amateurspielgruppe aus Kranken der Krankensammelstelle 2 in Tarnow bereitet unseren Patienten durch gelungene Musik-und Prosadarbietungen 2 frohe Stunden. Sämtliche Kraftfahrzeuge werden zu einer Werkstattkompanie nach Tarnow gefahren, um dort einen neuen und einheitlichen Tarnanstrich zu erhalten. Die Benützung von Kfz. mit Otto-Betriebstoff wird generell verboten.

    25.10.1944

    Der Armeearzt besichtigt mit dem Beratenden Internisten der Armee Oberfeldarzt Prof. Dr. Claussen und Oberstabsarzt Dr. Richter eingehend die Innere Abteilung. Anlässlich dieses Besuches anerkennt Generalarzt Dr. Schober die Überlastung dieser Abteilung und verspricht Abhilfe zu schaffen. Für den infolge Krankheit ausgefallenen Stabsarzt Dr. Huber wird Oberarzt Dr. Szopa von der San.-Komp. 1544 als Augenfacharzt zu uns versetzt. Am selben Tage erscheint der Beratende Ophthalmologe der Heeresgruppe, Oberfeldarzt Dr. Iven und bespricht mit Oberarzt Dr. Szopa die Einrichtung einer Augenstation.

    29.10.1944

    An einem nach einer Evipan-Narkose ad exitum gekommenen Patienten wird durch den Beratenden Pathologen der Armee eine Sektion vorgenommen und eine Purpura des Gehirns festgestellt. In dem benachbarten Ort Zbylitowska-Gora ziehen Teile des Pz. Regt. 10 zur Auffrischung ein. In Ausübung einer Einwohnerkontrolle nimmt Feldwebel Bachhofer als Streifenführer einen Fahnenflüchtigen fest. Der Korpsarzt des XXXXIX. A.K., Oberstarzt Dr. Diestel, besucht das Lazarett. Aufgrund des Versagens der Versorgungstruppen in Frankreich im Kampfeinsatz wird eine straffe militärische Ausbildung neben den laufenden Aufgaben befohlen.

    In Ausführung dieses Befehl wird am 31.10 ein Scharfschießen für sämtliche Lazarettangehörige und eine Verteidigungsübung bei Nacht durchgeführt. Durch wehrgeistige Betreuung, Unterricht in Bandenbekämpfung und Sicherungsaufgaben, durch Ausbildung im Wachdienst und an der Panzerfaust, durch Alarmübungen und Appelle wird einem Umsichgreifen des Etappengeistes vorgebeugt.

    31.10.1944

    Auch in diesem Monat werden im Zuge des jahrgangsmäßigen Austausches 4 Uffz. und Mannschaften versetzt. So scher die Aufgabe des Hineinwachsen der “Neuen” in die alte Gemeinschaft auch ist, wird sie durch guten Willen und verständnisvolle Behandlung von beiden Seiten in relativ kurzer Zeit zur Zufriedenheit bewältigt. Das spätsommerlich schöne Wetter hält bis Monatsmitte an. Dann wird die Möglichkeit eines Aufenthalts der Verwundeten und Kranken im Freien durch Einsetzen starker Morgennebel und regnerischen Wetters stark eingeschränkt.

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  • 01.11.1944

    Nach der Einrichtung von hauptamtlichen Nationalsozialistischen Führungs-Offz. zur politischen Schulung und wehrgeistigen Betreuung besucht der NSFO der Armee, Hauptmann Wackernagel, dass Lazarett.

    04.11.1944

    Als die vom Armeearzt versprochene Hilfe für die Innere Abteilung wird Ass.-Arzt Dr. Herwig zu uns kommandiert. Als Ergebnis der im vorigen Monat stattgefundenen Prüfung durch den Sonderstab III des OKW werden außer geringfügigen Beanstandungen Hauptfeldwebel Richter und Uffz. Freitag zur kämpfenden Truppe versetzt, dass Krad und ein le. M.G. abgeliefert.

    06.11.1944

    Da mit einem feindlichen Angriff in unserem Abschnitt für jeden Tag zu rechnen ist, wird durch einen weitgehenden Abtransport mittels Lazarettzug und B.V.Z. das Lazarett bis auf den Stand an A-Kranken geleert.

    07.11.1944

    Für den bereits versetzten Stabsapotheker Schlee trift das K.V.K. I. Klasse m. Schwertern ein und wird ihm mit einer Glückwunschadresse des Chefs und der Einheit nachgesandt.

    09.11.1944

    Anlässlich des 9. November 1923 findet ein Appell der Einheit statt, in dem der Chefarzt die schicksalshafte Bedeutung dieses Tages für die jüngste Deutsche Geschichte hervorhebt. Eine an diesem Tage befohlene Geldsammlung für das WHW erbringt den Betrag von 3.724,95 RM.

    11.11.1944

    Durch eine vom Führer befohlene 10%ige Kürzung der Iststärke an Uffz. und Mannschaften werden neuerlich Kräfte für die kämpfende Front freigemacht und 6 Mann zur weiteren Verwendung zur San.-Ers.-Abtl. 3 versetzt. Nach Übernahme der Dienstgeschäfte durch den San.-Feldwebel Farny wird Hauptfeldwebel Richter zur 10. Pz.Div. in Marsch gesetzt.

    12.11.1944

    Oberarzt Dr. Szopa wird zur Ausführung eiliger Brillenbestimmungen und fachärztlicher Augenuntersuchungen für einige Tage auf den vorgeschobenen H.V.Pl. 1544 kommandiert.

    16.11.1944

    Auf Befehl des OKH wird mit einer Werbung polnischer Freiwilliger für die deutsche Wehrmacht begonnen. Im Bereich der Truppenstandortkommandantur Zbylitowska-Gora werden zahlreiche Plakate, Wandklebestreifen und Handzettel verteilt, doch verhält sich die polnische Bevölkerung der ganzen Aktion gegenüber im allgemeinen ablehnend. Obwohl das Verhältnis zu ihr im großen und ganzen einwandfrei ist und sie sich insbesondere gerne der Kunst deutscher Ärzte anvertrauen, kann im Verlaufe der Aktion nur ein einziger Freiwilliger geworben werden.

    18.11.1944

    Ass.-Arzt (Z) Dr. Hupp wird zu einer mehrwöchigen kieferchirurgischen Fortbildung zum Krieglazarett Rybnik O/S kommandiert. Der Oberquartiermeister der Armee, Oberstleutnant von Schelm, besichtigt das Lazarett.

    25.11.1944

    Anknüpfend an die Tatsache, dass wir z.Zt. auf dem Boden der Durchbruchsschlacht von Tarnow und Gorlice stehen, schildert Major Dr. Manz in einem fesselden Vortrag die Geschehnisse dieser historischen Schlacht.

    28.11.1944

    Der schwere Büssing-NAG-Kom. kehrt vom Einbau einer Spezialtragevorrichtung für 12 Liegende aus Bochnia zurück. Wegen wehrfeindlicher Äußerungen in der Öffentlichkeit wird der Lazarettangehörige Obersoldat Anton Klinger zu 1,5 Jahren Gefängnis und Rangverlust verurteilt.

    30.11.1944

    Das Wetter bleibt den ganzen Monat über trübe und feucht, Temperaturen waren relativ hoch, keine Schneefälle.

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  • 03.12.1944

    Generalarzt Dr. Schober mit Adjutanten, Oberstarzt Dr. Distel, Oberfeldarzt Dr. Angermann, Kommandeur der KTA 561, Oberstabsarzt Dr. Sutter und Oberfeldapotheker Dr. Zumbruch zum Besuch und zur Visite im Lazarett.

    05.12.1944

    Der Beratende Chirurg der Armee, Oberstabsarzt Prof. Dr. Volkmann, zur Visite auf der chirurgischen Abteilung.

    07.12.1944

    Auf einer Besichtigungsfahrt bezieht der Armeearzt für 1 Tage Quartier in unserem Lazarett.

    09.12.1944

    Im Rahmen der Verwundeten Betreuung beteilt eine Einsatzgruppe der NSV unsere Patienten mit Wein, Gebäck, Zigaretten und Bedarfsartikeln.

    12.12.1944

    Oberarzt Dr. Martin und Ass.-Arzt Dr. Bethka von der 208. Inf.-Div. werden laut Ansprache mit dem Div.-Arzt zur medizinischen Fortbildung zu uns kommandiert.

    17.12.1944

    Stabsintendant Plereit zum A.O.K. 17, Führer-Reserve, versetzt. Als Ersatz trifft Oberzahlmeister Hardering vom ehemaligen Res.-Lazarett 26 ein. Eine Armeespielgruppe gibt in 2 Vorstellungen Kabarettkunst gute Laune und Abwechslung und wird von den dankbaren Zuschauern mit reichem Beifall belohnt.

    18.12.1944

    Als Anerkennung für die rasche und gute Behandlung ihrer Angehörigen auf der Zahnstation sendet die 208. Inf.-Div. eine schmissige Tanzkapelle zur Betreuung der Patienten.

    19.12.1944

    Auf einer Fahrt nach Krakau stürzt Stabsarzt Dr. Rösener-Kleine am Bahnhof Tarnow so unglücklich, dass er sich einen Bruch der rechten Kniescheibe zuzieht und mit dem nächsten Krankenkurswagen in des Kriegslazarett Krakau gebracht werden muss, von wo aus er sehr bald in ein Reserve-Lazarett verlegt wird.

    20.12.1944

    Nach einer kurzen schweren Erkrankung an Gesichtsrose verstirbt der Abteilungsaufseher der chirurgischen Abteilung Feldwebel Bachhofer, trotz aller ärztlichen Bemühungen und wird nach einer Trauerfeier, an der die gesamte Einheit teilnimmt, am 22.12.1944 in feierlicher Form in Begleitung eines Ehrenzuges auf dem Heldenfriedhof in Tarnow beigesetzt.

    24.12.1944

    Im geräumigen Saal des Hauses findet um 16.00 Uhr für Patienten und Personal eine gemeinsame Weihnachtsfeier statt. Sie entspricht durch eine ernste aber zuversichtlich gehaltene Ansprache des Chefarztes, durch Darbietungen eines kleinen Männerchors, Verlesung der Weihnachtsbotschaft und der Weihnachtslegende aus dem “Heliand” dem Sinn der sechsten Kriegsweihnacht und schließt mit den an diesem Tag alle Deutschen verbindenden Liedern, die wir seit unseren Kindertagen singen. Die Schwerverwundeten und Schwerkranken, die an der Feier nicht teilnehmen konnten, empfangen in ihren Betten die Weihnachtswünsche des Chefarztes und hören durch den kleinen Chor die ewigen Klänge des “Stille Nacht, heilige Nacht”. Während die Patienten auf ihren Zimmern die für das 6. Kriegsjahr erstaunlich reichlichen Zuteilungen beschert bekommen, findet für das Personal um 19.00 Uhr festlich gedeckter Tafel ein gemeinsames Abendessen statt. Nachdem der Chefarzt die Beförderung des neuen Hauptfeldwebels und eines Uffz. bekanntgegeben hat; überbringt der Weihnachtsmann die Päckchengrüße der heimat, die seit einer Woche für diesen Tag zurückbehalten worden waren. Da am Weihnachtsabend eine ausgelassene Heiterkeit nicht am Platze erscheint, wird das Beisammensein um 22.00 Uhr abgebrochen und anschließend eine Schweigestunde befohlen, in der jeder Mann in einem Brief seiner Lieben in der Heimat gedenken soll.

    25.12.1944

    Durch persönliche Fühlungnahme mit einem NSKK-Filmvorführertrupp und durch das gute Einvernehmen mit der im gleichen Raume liegenden 96. Inf.-Div. war es während der letzten Wochen möglich geworden, häufiger als sonst eine Betreuung durch Filmvorführungen durchzuführen. So werden auch heute zur allgemeinen Begeisterung der Soldaten 2 gute Unterhaltungsfilme gebracht.

    26.12.1944

    Als vorläufiger Ersatz für den ausgefallenen Stabsarzt Dr. Rösener-Kleine trifft der vom Kriegslazarett 3/591 kommandierte Stabsarzt Dr. Henervogt bei uns ein.

    28.12.1944

    Die intensive Betreuung der Verwundeten und Kranken mit heiterer Abwechslung kann durch Darbietung eines Sängers und eines Zauberers, die sich das Programm während ihrer Genesungszeit bei der Krankensammelstelle Tarnow einlernten, fortgesetzt werden.

    30.12.1944

    5 Feldunterärzte und 1 San.Uffz. (RSOB) werden im Verlaufe ihrer Ausbildung zu San. Offizieren zur weiteren Schulung zu uns versetzt.

    31.12.1944

    In den Abendstunden befiehlt der Chefarzt ganz überraschend einen Probearlarm mit anschließender 2-stündigen Nachtmarschübung, während die Männer anfangs von diesem Unternehmen nicht gerade begeistert sind, erkennen sie sehr bald den gesunden Zweck dieser Übung, sich nach arbeitsreichen Tagen in der klaren frischen Winterluft einmal die Lungen vollzupumpen. Nach der Rückkehr in die Unterkunft spricht der Chefarzt in einem kurzen Apell von der kriegsentscheidenden Bedeutung des kommenden Jahres, gedenkt der Toten des Jahres 1944, deren Opfer für den kommenden Sieg bestimmt ist und von den unbeugsamen Willen Deutschlands, diesen Kampf nicht vor dem guten Ende einstellen zu wollen. Wieder vereinigt ein kleiner Kameradschaftsabend im Anschuss an den Apell die Angehörigen der Einheit für ein paar frohe heitere Stunden, die den Männern helfen sollen, die Trennung von den Lieben in der Heimat zu erleichtern.

    Entgegen unseren Erwartungen eines harten Galizischen Winters bleibt das Wetter im Monat Dezember verhältnismäßig warm; nur geringe Schneefälle. Trotzdem wird für Zentralheizung, Warmwasserbereitung und Küchenbetrieb durchschnittlich 1 to Koks pro Tag verbraucht.

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  • ------------------------------------------------------------------------------------------Zusammenfassung.........................................................................................................................

    In der Berichtszeit wurden im Zuge der personellen Verlagerung insgesamt 43 Uffz. und Mannschaften ausgetauscht. Die schwere Aufgabe für Offiziere und Unterführer, die neuen Männer zu einem klaglosen Betrieb in ihre neuen Aufgabenkreise einzuarbeiten, ist bis Jahresende in weitem Masse erfüllt. Der relativ ruhige und gleichmäßige Einsatz in Zbylitowska-Gora, bei dem auch für eine ausserfachliche Ausbildung Zeit blieb, gestattete es, die Tätigkeit der Neu hinzugekommenen so zu beobachten und zu lenken, dass die Gewähr besteht künftigen Grosseinsätzen und stärkeren Belastungen gewachsen zu sein. Nach Verlust sämtlicher Kraftfahrzeuge in Sewastopol konnten die neu zugewiesenen Fahrzeuge im Verlauf des langen Einsatzes an einem Ort gründlichst überholt und die gefundenen Mängel zu großen Teil mit eigenen Mitteln beseitigt werden. Die Waffenausrüstung wurde aufgrund eines allgemeinen Befehls um 30% gekürzt. Im Bereich der Truppenstandortkommandantur vorgefundenes Altmaterial sowie anfallende Überzählige Waffen und Ausrüstungsgegenstände wurden laufend an die zuständigen Sammelstellen abgeführt. Über die Verwundeten-und Krankenbewegung während des laufenden Einsatzes gibt die anliegende graphische Darstellung Aufschluss.

    Gemäß A.H.M. 1944 Ziffer 681 wird das Kriegstagebuch mit dem 31.12.1944 abgeschlossen und dem Heeres-Archiv Potsdam in Potsdam, Hans von Seeckt-Straße 8 Übersandt.

    Geschlossen

    Stabsarzt und Chefarzt

    Dr. Lenz

  • -------------------------------------------------------------------------------------------Kriegsrangliste des Feldlazarett (mot.) 150-------------------------------------------------------------------------------

    Dienstgrad Dienststellung Name R.D.A. Zugang woher ? Abgang wohin ?
    Stabsarzt Chefarzt Dr. Lenz, Wolfgang 01.11.1942 09.05.1943 G.R. 121
    Stabsarzt Abt.-Arzt u. Führer der Laz.-Gruppe Dr. Rösener-Kleine, Heinrich 01.07.1943 22.01.1940 San.-Ers.-Abt. 3
    Stabsarzt Abt.-Arzt Dr. Bruch, Friedrich 01.02.1943 15.10.1942 San.Kp. 1/150
    Stabsarzt Hilfsarzt Dr. Huber, Alfons 01.04.1943 24.05.1944 KTA 561 15.10.1944 San. Ers. Abt. 3
    Stabsarzt Hilfsarzt Dr. Moorkamp, Heribert 01.12.1943 04.09.1942 San.Kp.2/150 Abgang 22.10.1944
    Feldlazarett 268 in Brzesko
    Stabsarzt Hilfsarzt u. Gas-Offizier Dr. Hofmann, Helmuth 01.01.1944 30.06.1943 San. Ers. U. Ausb. Abt. 12
    Oberarzt Hilfsarzt Dr. Szepa, Rudolf 01.11.1943 31.10.1944 San. Kp. 1544
    Oberarzt Zahnarzt Dr. Hupp, Herbert 01.09.1944 22.02.1940 San.-Ers. Abt. 3
    Ass.-Arzt Zahnarzt Dr. Bachhuber, Josef 01.09.1944 13.04.1944 Kr. Laz. Abt. 677
    Stabszahlmeister Stabszahlmeister Ploreit, Otto 01.04.1941 26.08.1939 W. Kdo. III 17.12.1944 A.O.K. 17 Fhr. Res.
    Stabsapotheker Apotheker Schlee, Werner 01.09.1943 11.10.1940 San.-Ers. Abt. 3 07.10.1944 San. Ers. Abtl. 3
    Oberzahlmeister Zahlmeister Hardering, Bernhard 01.06.1941 17.12.1944 Res. Laz. Geldern
    Unterapotheker Apotheker Fry, Klaus 01.09.1944 16.09.1944 Wehr-Kreis San. P. 3 Berlin

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  • ---------------------------------------------------------------------------------Verpflegungsstärke des Feldlazarett (mot.) 150--------------------------------------------------------------------------------------

    Datum Offz. Beamte Uffz. Mannsch.
    01.07.1944 3 1 19 39
    11.07.1944 5 2 21 27
    21.07.1944 6 2 11 28
    01.08.1944 2 1 9 25
    11.08.1944 2 1 20 34
    21.08.1944 5 1 24 72
    01.09.1944 8 2 24 80
    11.09.1944 7 2 25 73
    21.09.1944 5 2 27 74
    01.10.1944 9 1 26 89
    11.10.1944 7 - 22 73
    21.10.1944 8 - 24 76
    01.11.1944 9 - 26 74
    11.11.1944 10 - 24 75
    21.11.1944 9 - 23 72
    01.12.1944 8 - 24 71
    11.12.1944 7 - 19 74
    21.12.1944 8 2 19 70
    31.12.1944 7 1 24 76

    Auskunft zu Zivilverschollenenliste

  • ---------------------------------------------------------------------------------Verlustliste des Feldlazarett (mot.) 150-----------------------------------------------------------------------------------------------

    Tot (Gefallen)
    Verwundet In Gefangenschaft geraten vermisst Verstorben
    -------------- ------------- --------------- ------------ 1 +)

    +) San.-Feldwebel Hermann Bachofer verstarb am 20.12.1944 nach einer kurzen schweren Erkrankung an Gesichtsrose.

    Auskunft zu Zivilverschollenenliste

    Edited once, last by many (January 25, 2020 at 2:59 PM).