Kriegskinder : l'amour ne connait pas les frontières

  • Hallo Paul Spohn

    Quote

    für französische Kriegsgefangene galt ein strafbewehrtes Kontaktverbot zu deutschen Frauen.

    "Auch Verstöße gegen das Kontaktverbot mit deutschen Frauen kamen vor das Kriegsgericht und gehörten zu den dort am häufigsten verhandelten Straftatbeständen, für die theoretisch auch die Todesstrafe verhängt werden konnte."

    http://www.deuframat.de/konfli…0-45/kriegsgefangene.html

    Das gab es so krass nicht für die alliierten Besatzer 1945:

    1. Die US-GI's hatten in den April-und Mai -Tagen 1945 in Thüringen Kontaktverbot zu den Deutschen.

    Das ersteckte sich offensichtlich nicht auf deutsche Frauen.

    Nachmittags setzten sich in meiner Heimatstadt gegenüber einem US-Kontroll-Posten deutsche Frauen kontaktfreudig

    auf die Zaun-Mauern in der Hoffnung auf Ami-Zigaretten und Schokolade.

    Die US-Militär-Polizei ist nie eingeschritten. Von Vergewaltigungen habe ich nie etwas gehört.

    2. Erlaubt mir einen Hinweis auf die sogenannten "Freien Nächte" der französischen Besatzungstruppen 1945 in Südbaden bis in den hohen Schwarzwald.

    Beim geringsten Verdacht militärischer Aktivitäten deutscher Einwohner gaben französische Offiziere ihren nordafrikanischen Truppen

    freie Hand zur Jagd auf deutsche Frauen.

    Wieviele Frauen ein Kind solcher Vergewaltigungen ausgetragen haben, ist mir nicht bekannt.

    Als ich 1971 nach Südbaden kam und gern im Elsass einkaufte, weigerten sich unsere alemannischen Nachbarn,

    wegen der Erinnerung an die "Freien Nächte" auch nur einen Fuß ins "Franzesische" zu setzen.

    Die Erinnerungen an die damaligen Geschehnisse kommen in Zeitungen und Sendungen immer wieder hoch.

    3. Trotz Mahnung eines Administrators erlaube ich mir, ein sowjetisches Besatzungskind zu erwähnen:

    In der norddeutschen Kaserne Adelheide/Delmenhorst lagen 1957 sieben Mann aus der DDR für

    die Anerkennungsprüfung des DDR-Abiturs auf einer Stube.

    Einer war das Urbild eines muskulösen Mongolen.

    Wir nannten ihn "Tschukarin" nach einem populären sowjetischen Turner.

    Ausser seinem Äusseren deutete nichts auf seine Abstammung von einem sowjetischen Soldaten hin.

    Er war ein guter Schüler, sowohl in Deutsch- wie auch in naturwissenschaftlichen Fächern.

    Er war wohlgelitten, integriert und machte jeden Quatsch mit.

    Gruss jostdieter

    Edited once, last by jostdieter: Habe Gruss vergessen. Gruss jostdieter (January 18, 2020 at 3:01 PM).

  • Hallo alle,

    Andreas:

    Sehr schön die Gesichte von Frank Sommer-Desmarets.

    Ist dieser Artikel ganz neu? (habe ein Datum gesehen 16/1/2020)
    Weißt Du, ob er die französische Nationalität gefragt hat?

    Und wie geht es weiter mit der Opferliste?

    Grüße aus Frankreich

    Jean-Marie

    Wer ein Krieg überlebte, kann vielleicht auch einer Pandemie überleben! :)

  • Hallo Jostdieter,


    wenn Dein Stubenkamerad 1957, vormals von einem Soldaten der Roten Armee gezeugt wurde, also etwa 1944/45, nicht früher, dann war er 1957 erst 12 oder 13 Jahre alt, etwas jung für das Abitur oder auch den Militärdienst!?

    Gruß


    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Cosette,

    ich glaube der Artikel ist recht aktuell, habe ihn erst vor kurzem in der HNA gelesen. Diese Bombennacht war wohl außergewöhnlich schlimm. Mir haben Leute erzählt, die knapp über 40 Km von Kassel gewohnt haben, dass sie die Stadt so weit entfernt brennen sahen. Die Flammen und der Feuerschein hatte den Horizont derart erleuchtet, dass das Inferno noch so weit entfernt sichtbar war.

    https://www.hna.de/kassel/bombenn…z-10554294.html
    Wie es weiter ging mit dem Sohn ist mir nicht bekannt. Ich bin zufällig auf den Artikel gestoßen, da er an dem Tag gelistet war auf http://www.hna.de einer Regionalzeitung im Bereich Kassel/Göttingen.

    Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.

    Beste Grüße

    Andreas

    Beste Grüße, Andreas

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar". (Art.1GG)

  • Hallo Paul, Du hast Recht, der Stubenkamerad kann nicht 1944/45 gezeugt worden sein.

    Wir waren ja alle mit DDR-Abi des Jahres 1956 zumindest Jahrgang 1938 und früher.

    Alles andere meiner Beschreibung des Kameraden Tschukarin stimmt:

    Er ist niemals wegen seines Aussehens schief angesehen worden.

    Wir haben auch nie mit ihm über seine Herkunft gesprochen

    Gruss jostdieter.

  • Hallo jostdieter,


    nicht alle fremdvölkischen Truppen, Ostarbeiter, Zwangsarbeiter etc. gingen (oder wurden Gegangen) nach dem Krieg in die Heimat zurück.
    Das Schicksal ist variantenreich.


    Gruss


    Paul


    G-W-G'

  • Tag allerseits,

    ich erlebte noch den Hunger der ersten beiden Nachkriegsjahre. Vielfach war es auch dieser elende Hunger, der manche deutsche Frau bewog, Kontaktversuche von Besatzern nicht abzulehnen.

    Selbst ich, als damals 7 Jähriger, bekam dies hautnah mit. In der Nachbarschaft feierten mehrere "Damen" mit US-Soldaten fortwährend rauschende Feste. Die Ehemänner der "Damen" waren damals

    noch in Kriegsgefangenschaft. Und im Jahr 1946 hatten wir einen Mitschüler, der sogar etwas übergewichtig war, denn er mampfte ständig Hershey-Schokolade, Bonbons und sonstige Naschereien.

    Er war ein Einzelgänger. Und natürlich gab er von seinen Süßigkeiten nie etwas an uns Ausgehungerte ab. Woher die Süßigkeiten kamen, das wussten wir alle. Der Schüler hatte eine ältere Schwester

    und "die ging mit einem Neger", so die damalige Ausdrucksweise......

    Grüße

    Bert

  • Hallo alle,

    Ich habe vor einige Jahre, in der Bretagne eine Frau gekannt, sie war schon über 80. Wir waren ziemlich nah.

    Sie hat uns erzählt, sie hat zwei Kinder: ein Sohn und eine Tochter.

    Aber sehr schnell haben wir erfahren vom Gerücht, (das passiert in einem kleinen Dorf) das es ein drittes Kind gibt: "un enfant de boche".

    Er war das erste Kind und die Mutter musste das Kind weit von der Bretagne bringen. Wurde von einer Familie adoptiert. Der Vater der Frau hat sie immer von Vergeltungsmaßnahmen im Dorf beschützt.

    Später heiratete sie ein Man von einem Dorf nicht weit, aber Sie wohnten immer im ersten Dorf.

    Ich habe dann erfahren, dass die Tochter die ganze Gesichte in der Schule entdeckte, das war ein großer Schock und solang die Mutter lebte, ging es nicht prima mit Ihr.

    Diese Frau hatte immer mit dem ersten Sohn Kontakt gehabt.

    Als er starb (einige Jahre vor Ihr) ging Sie zu der Beerdigung. Wir haben Sie gefragt, ob es ein Bekannter ist? Sie hat uns geantwortet: Es ist ein Schwager vom Ehemann meiner Tochter... War die Wahrheit, aber wir glaubten der Schwager war in der Familie vom Ehemann der Tochter...

    Ich habe nur diese Geschichte erzählt dazu aufmerksam zu machen das die Brüder und die Schwester von diesen Kindern auch daran gelitten haben.

    Grüße aus Frankreich

    Jean-Marie

    Wer ein Krieg überlebte, kann vielleicht auch einer Pandemie überleben! :)

  • Hallo Bert

    Quote

    ich erlebte noch den Hunger der ersten beiden Nachkriegsjahre. Vielfach war es auch dieser elende Hunger, der manche deutsche Frau bewog, Kontaktversuche von Besatzern nicht abzulehnen.

    Selbst ich, als damals 7 Jähriger, bekam dies hautnah mit. In der Nachbarschaft feierten mehrere "Damen" mit US-Soldaten fortwährend rauschende Feste.

    Bert, den schlimmen Hunger 1945 habe ich auch erlitten.

    Die einen klauten Lebensmittel, die anderen prostituierten sich.

    Die Schwester einer Kollegenfrau, beide Mädchen aus dem Sudetenland vertrieben, gehörte zu diesen "Frauleins".

    Sie wurde von ihrem GI geheiratet und ging mit ihm in die Staaten.

    im Umkreis der Air Base lernte sie drei weitere deutsche Frauen kennen, die in die Staaten geheiratet hatten.Gruss jostdieter

    Edited 2 times, last by jostdieter: Nachschrift entfernt, gehört nicht zum Thema (January 19, 2020 at 9:50 PM).

  • Tag allerseits,

    zum Problem Besatzungskinder:

    Wie viele solcher Beziehungen es gab, gewaltsame und freiwillige und wie viele Kinder daraus hervorgingen, darüber gibt es naturgemäß keine Statistik. Konservative Schätzungen gehen von mindestens 200.000 Kindern aus, die von alliierten Soldaten während der Besatzungszeit mit deutschen Frauen gezeugt wurden. Neuere Studien sprechen von mindestens 400.000. Diese Kinder des Krieges sind Teil der „vaterlosen“ Nachkriegsgeneration. Doch anders als bei vielen anderen Kriegskindern, deren Väter im Krieg „für das Vaterland“ gefallen sind, wuchsen Besatzungskinder oft mit einer totalen Leerstelle auf. Nicht selten wurde über den abwesenden fremden Vater gar nicht geredet, war das Thema tabu. Die Mütter haben sich häufig geschämt, wurden als Ami-Liebchen, Russenhure oder Britenschlampe beschimpft. Erfuhren die Militärbehörden davon, hatten die Väter Strafen zu erwarten, beziehungsweise wurden nach Hause versetzt. Und der Kontrollratsbeschluss vom Oktober 1945 legte fest, dass kein alliierter Soldat auf Unterhaltszahlung und Vaterschaftsanerkennung verklagt werden konnte. Die deutschen Behörden fühlten sich ebenso nicht zuständig für die Kinder vom Feind.

    Quelle:

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/besatzungskind…ticle_id=338826

    Grüße

    Bert

  • Wie viele solcher Beziehungen es gab, gewaltsame und freiwillige und wie viele Kinder daraus hervorgingen, darüber gibt es naturgemäß keine Statistik

    Moin zusammen,

    so ganz spurlos ist die Geschichte nun ach nicht abgegangen. In den schlimmsten Zeiten und unter unmöglichen Zuständen gab es immer die eiserne Regel: "Ordnung muss sein!"

    Wenn ein Kind geboren wurde, so erfolgte stets ein Eintrag in die Geburtenregister des zuständigen Standesamtes. War die Familie nicht komplett, oder ein Elternteil nicht offiziell "vorhanden", so griff das "Vormundschaftswesen des Staates" ein. Dieses war in den Händen des Amtsgerichts. Um schlimmeres zu verhindern, wurde den Opfern der Vergewaltigungen oder sich in einer sozialen Not befindlichen Frauen die Möglichkeit ganz legal ihre Neugeborenen in einem s.g. "Säuglingsheim" abzugeben.

    Es wird wohl dem Zufall überlassen bleiben, welch ein ehrfürchtiger Kommunalarchivar die Register des Amts- bzw. Familiengerichts aufgehoben hat. Diese wurden in der DDR bis 1952 geführt und enthalten auch Angaben zu den vermeintlichen Vätern. Die meisten Einträge fallen auf die Jahre 1945 bis 1948, danach nur noch wenige. Namen sind dabei nicht erwähnt. Die Einträge differenzieren sich nur nach Varianten: Vater - Ami, Russe etc., oder Vater - von Ami, Russen etc. vergewaltigt. Meistens wird die Dauer der Vormundschaft und Ort der Erziehung angegeben.

    Zumindest mit den russischen Vätern wurde kurz und humorlos umgegangen. Es wurde nach dem Prinzip verfahren: "Du kannst sie alle haben, nur lieben darfst du keine!" Sobald irgend etwas spruchreif war, oder jemand einen Rapport auf Genehmigung einer Heirat oder Vaterschaftsanerkennung abgegeben hat, war der nächstmöglicher Zug in die Heimat seiner! Ohne wenn und aber!

    Es ist für mich die ewige Frage, ob wirklich alle Kinder von den "Amis", "Russen", Tschechen", und all den anderen als Väter eingetragenen wissen, dass es amtlich bekannt ist, wessen Kind sie sind...

    Gruß Viktor

  • Grüß Dich Viktor,

    ob die Eintragungen in den damaligen Personenstandsregistern allesamt stimmig waren, das ist wohl zu einem gewissen (niedrigen) Prozentsatz fraglich. Es war jedenfalls nach diesem grauenvollem Krieg irgendwie

    beachtlich, dass in allen damaligen Besatzungszonen die Personenstandsregister ordentlich geführt wurden und die Vormundschaftsgerichte und Jugendämter sich auch mit den "Besatzungskindern"

    beschäftigten. Natürlich wird es auch Fälle gegeben habern, dass solche Kinder und Kinder aus Vergewaltigungsfällen dem aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Vater oder dem kurz vor Kriegsende gefallenen Eheman "zugeordnet" wurden.

    Ein Thema, zu dem aussagefähigen "statistischen Daten" fehlen.......

    Grüße

    Bert

  • Natürlich wird es auch Fälle gegeben habern, dass solche Kinder und Kinder aus Vergewaltigungsfällen dem aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Vater oder dem kurz vor Kriegsende gefallenen Eheman "zugeordnet" wurden.

    Hallo Bert,

    ...und nicht zu vergessen solche Fälle, wo manche Frauen versucht hatten, durch die Angabe der von dir Erwähnten als Vater, diese Männer an sich zu binden. In vielen Fällen ging es daneben, wenn die Heimkehrer zwar nichts gegen warmes Essen und ein Bett für zwei beanspruchten, dann aber weiter zu ihren Ehefrauen und zu den leiblichen Kindern wollten. Auch ein Teil der Kinder mit solchen ungeklärten Vaterschaften landeten in den Säuglingsheimen und wurden als Produkt der Vergewaltigung ausgegeben. In der Regel lautet der Eintrag für den Vater - "unbekannt".

    Es gibt auch heute viele Menschen, die leibliche Väter ihrer Elternteile suchen. Aber wie soll man das machen, wenn als Vater "ein russischer Soldat" eingetragen ist?

    Wir hatten hier vor Jahren ein Fall, wo "Jane" nach den Vater ihres Bruders suchte. Wir sind damals ziemlich weit gekommen, denn der Vater konnte als ein Angehöriger des sowj.Fliegerregiments mit der bekannten FPN ermittelt werden. Eine Anfrage bei CAMO wäre möglich. Durch ein Disziplinarverfahren gegen den Offizier könnte man relativ genau den Vater bestimmen. Sie wäre als einzige berechtigt gewesen einen Antrag zu stellen. Von diesen Moment an hatte ich aber von ihr nichts weiteres gehört ....

    Gruß Viktor

  • Hallo zusammen,

    habe heute durch Zufall folgende sehr interessante Akte im Bundesarchiv gefunden:

    Die Akte ist digitalisiert und einsehbar.

    Archivsignatur: NS 47/48

    Titel: Uneheliche Kinder deutscher Besatzungsangehöriger in Frankreich und auf den Kanalinseln

    Laufzeit: Juli 1943 - Mai 1944

    Unterlagenart: Sachakte
    Alte Signatur: NS 2 vorl. 27
    Benutzungsort: Berlin-Lichterfelde

    https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direkt…3-0076efa79bb3/

  • Hallo Dirkk,

    sehr interessant (etwas schwierig zu lesen für mich)

    Aber eines habe ich gelesen 85 000 Kinder in Frankreich.

    Das ist ja die Zahl, die schon einige Jahre in Frankreich kursiert.

    Größe

    JM

    Grüße aus Frankreich

    Jean-Marie

    Wer ein Krieg überlebte, kann vielleicht auch einer Pandemie überleben! :)