Besonders tragische Einzelschicksale von Soldaten an den Fronten des Zweiten Weltkrieges

  • Hallo Bodo,

    mag sein dass es so war, ich will darüber nicht streiten.

    Hallo Andreas,

    ich wollte auch nicht streiten, sondern nur alle verfügbaren Informationen darüber geben und ein wenig die Hintergründe analysieren.

    Du hattest ja geschrieben, dass in den Ausweispapieren der US-Soldaten kein Geburtsort angegeben wurde.

    Ich weiß nur, dass in den deutschen Wehrpässen die Geburtsorte verzeichnet sind. Aber vielleicht hatte der getötete US-Soldat deutscher Herkunft noch andere Dokumente privater Natur, aus denen sein Geburtsort hervorging, Briefe z.B.?

    Manfred Schick hat in seinem Vorwort diesen tragischen Fall extra erwähnt und hervorgehoben, welches Unglück der überlebende Bruder

    (er war ja im Schützenduell verwundet worden) über sich und seine Eltern gebracht hatte. Natürlich unwissentlich, er konnte den "Feind" ja nicht schon während des Duells aus der Nähe betrachten. Nur wegen dieses Vorfalls mussten die Berichte jedenfalls 40 Jahre im Haus des Vaters Schick verschlossen bleiben.

    Ach ja, und die betroffene Kompanie des Soldaten hat er nicht näher beschrieben, denn es war ja streng verboten, eigene Einheiten in Briefen oder Tagebüchern zu nennen, wobei Tagebuch zu führen auch grundsätzlich untersagt war.

    Ich wollte hier bei diesem Thread besonders tragische Einzelschicksale behandeln. Das hat sich im Fall von Heinos Vater etwas anders als gedacht herausgestellt, aber Selbstmord aus Liebeskummer im besetzten Holland ist natürlich auf eine andere Weise tragisch.

    Dabei fällt mir ein: Mein Vater hatte im Spätwinter 1942 an der Front nahe des russischen Bolchow einen Kameraden aus der Strafkompanie kennengelernt. Dieser war ebenfalls in den Niederlanden stationiert gewesen. Halbverhungert kam er vom Feldbahnbau täglich in die Flakstellung und bat um Lebensmittelreste, die er auch bekam.

    Im ersten Winter 1941/42 war die Nahrung an der ganzen Ostfront äußerst knapp. Zeitweise war Bolchow auch von sowjetischen Truppen von jeder Landversorgung abgeschnitten. Flugzeuge warfen dann Verpflegungsbomben ab.

    Dieser sympathische Strafsoldat hatte seinen Weihnachtsurlaub um 14 Tage überzogen und sich bei seiner holländischen Freundin versteckt gehalten. Also auch ein Fall von Liebeskummer. Ergebnis war die Strafkompanie im höllisch kalten Russland-Winter bis unter - 40 Grad ohne ausreichende Winterbekleidung.

    Mein Vater wusste noch genau, wie er bei der Geschichte den Kopf geschüttelt hatte: wie konnte der Kamerad nur so einen begehrten Posten im beschaulichen milden Holland leichtfertig aufs Spiel setzen. Sogar mit Weihnachtsurlaub. Das war für ihn einfach unvorstellbar.

    Die überlebenden Ostfrontkämpfer bekamen ja meistens erst nach einem Jahr pausenlosen Einsatz im Sommer 1942 den ersten Heimaturlaub.

    Der Feldstrafgefangene (so die offizielle Bezeichnung) hat sein liebesbedingtes Verhalten im Gespräch mit meinem Vater auch aus vollem Herzen bereut. Aber was konnte er damit ändern? Manche seiner Kameraden versuchten, zu den Partisanen in die Wälder abzuhauen.

    Soviel noch zu einem weiteren tragischen Soldatenschicksal, dessen Ausgang aber unbekannt ist. Als die Strafkompanie woanders eingesetzt wurde, die Feldeisenbahn war fertiggestellt, verlor mein Vater den Kameraden aus den Augen.

    Grüße,

    Bodo

    „Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“ (Eugen Gerstenmaier)

  • Hallo Bodo,

    naja, letztendlich ist alles möglich, sogar der grösste Zufall, wie bei den Brüdern. Will man es philosophisch oder mathematisch sehen dass so etwas möglich sein kann? Hätte vor zig Milliarden Jahren mal einer gedacht dass es möglich sei über zigtausende Km hinweg miteinander elektronisch zu kommunizieren? Und dann passierten doch die verrücktesten Zufälle: Urknall- Planetenentstehen-Ursuppe-Einzeller-Säugetiere-Mensch-Internet.. dagegen ist der Zufall der beiden Brüder gar nichts. Ging mir so beim Joggen gestern durch den Kopf. Zufall, Schicksal, Vorsehung...

    Schönen Sonntag

    Andreas

    Beste Grüße, Andreas

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar". (Art.1GG)

  • Guten Tag Bodo!
    Zu Heinos Vater gibt es mehrere Versionen s. g. Biografien. Warum da soviel Unsinn erzählt wird, ist mir unverständlich. In den "Dreißiigern" war Heinrich Fritz weder an der Uni Köln noch an der Uni Bonn als Student eingeschrieben. Da sein Vater mit der Auswahl seiner Freundin und späteren Ehefrau nicht einverstanden war, (sie stammte aus einer Arbeiterfamilie und war evangelischer Religion) hätte der ihm nie das Studium finanziert. So war das halt damals. Die Familie war ja streng katholisch. Der Vater war studierter Musiker und spielte zeitweise die Orgel in der Herz-Jesu-Kiche in Köln-Mülheim und übrigens nicht im Kölner Dom. (auch in s. g. Biografien oder Interviews)

    Herzliche Grüße

    wokrabe

  • Moien,

    auf einem kleinen Gemeindefriedhof in meiner Nähe ruht ein US-Flieger im Grab seines deutschen Großvaters. Sein Vater war Anfang 1920 in die USA ausgewandert. Der Betreffende war Heckschütze in einer B-26 und wurde am 23.12.44 beim Angriff auf Ahrweiler durch das JG 3 abgeschossen. Nach dem Krieg zunächst auf dem US-Ehrenfriedhof in Luxembourg beigesetzt, wurde er 1947 auf Wunsch seiner in den USA lebenden Eltern mit allen militärischen Ehren auf dem besagten Gemeindefriedhof nochmals beigesetzt. Mir ist kein weiterer ähnlich gelagerter Fall bekannt.

    h.

  • Mir ist kein weiterer ähnlich gelagerter Fall bekannt

    Moin,

    mir auch nicht. Laut Bestimmungen ist es dann auch kein Kriegsgrab, sondern ist als normal üblich zivile Grabstätte zu behandeln. Also dürfen da auch die üblichen Liegezeiten gelten und müssen ggf. auch gegen Entgelt verlängert werden.

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    Quote


    Laut Bestimmungen ist es dann auch kein Kriegsgrab,

    wenn es bis zum 31.12.1969 in öffentliche Pflege überstellt wurde, ist es ein Kriegsgrab.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • wenn es bis zum 31.12.1969 in öffentliche Pflege überstellt wurde, ist es ein Kriegsgrab.

    Hallo Thilo,

    bis jetzt hatte ich nur mit solchen Fällen zu tun, wo die Überreste in die Heimat und damit auf Antrag der Familie in die private Zuständigkeit überführt wurden. Dass es umgekehrt möglich war, ist mir neu.

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    es war in der frühen Fassung des Kriegsgräbergesetzes so, dass von Kriegsgräberstätten auf normale Friedhöfe umgebettete keine Kriegsgräber i.S.d.G. waren, das wurde später geändert, eine Rücküberstellung in öffentliche Pflege und damit Bestandsschutz war möglich, jedoch nur bis zum Stichtag.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • eine Rücküberstellung in öffentliche Pflege und damit Bestandsschutz war möglich, jedoch nur bis zum Stichtag.

    Hallo Thilo,

    vermutlich deswegen spielte diese Regelung im Osten keine Rolle. Aber gut zu wissen, denn ich kenne einige Fälle der Umbettung auf Wunsch der Familie nach Westen. Da wäre es interessant, ob diese Gräber in die öffentliche Pflege gelangt sind.

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    Quote


    Da wäre es interessant, ob diese Gräber in die öffentliche Pflege gelangt sind.

    das dürfte nur in wenigen Fällen gemacht worden sein, das Gesetz war vielen Angehörigen nicht bekannt oder öffentliche Pflege wurde von ihnen nicht gewünscht.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Moien,

    ich denke, es ist ein Kriegsgrab da es mit der auf US-Ehrenfriedhöfen stehenden Grabstele versehen ist. Zudem ist ein Stein bzw. Platte mit der Nennung der Einheit also Group und Sqdn. aufgelegt. Bei Gelegenheit fahre ich mal hin und mache Fotos.


    Gehört zwar jetzt nicht unbedingt zum Thema, aber: Auf einem Friedhof in Unterfranken ruht ein RAF Bomber Command Mitglied auf einem öffentlichen Friedhof..Es ist ein Einzelgrab, das auf Wunsch der Mutter so blieb und ihr Sohn nicht nach Dürnbach überführt wurde. Fällt dies jetzt auch unter die o.g. Regelung, d.h. Pflege durch die öffentliche Hand obwohl doch eigentlich der CWG zuständig wäre?

    h-

  • Hallo,

    Quote


    Fällt dies jetzt auch unter die o.g. Regelung, d.h. Pflege durch die öffentliche Hand obwohl doch eigentlich der CWG zuständig wäre?

    für die Pflege von Kriegsgräber anderer Nationen, die sich außerhalb der von den alliierten eingerichteten Sammelfriedhöfe befinden, ist ebenfalls der Volksbund zuständig.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo zusammen!

    Wirklich tragisch ist für mich:

    Maurer, Johann

    Nachname: Maurer

    Vorname: Johann

    Dienstgrad: Schütze

    Geburtsdatum: 19.04.1904

    Geburtsort: Trautmannsried

    Todes-/Vermisstendatum: 07.05.1945

    Todes-/Vermisstenort: Pohorelice(Pohrlitz)

    eingestellt von ayrtonsenna

    einen Tag vor Schluss.....

    Gruß Stephan

    Suche alles zur Waffenschule des AOK 1

  • Hallo Stephan,

    Johann Maurer starb bei der allerletzten russ. Aufgriffsoperation in Europa. Am frühen Morgen des 7. Mai griff im Rahmen der " Prager Operation" die 6. Garde-Panzerarmee (2. Ukrainische Front) in Pohrlitz genau an der Nahtstelle der HGr. Mitte und Ostmark die dt. 8. Armee an.

    Besonders tragisch ist, dass die 8. Armee bereits den Befehl hatte, sich am frühen Abend des 7. Mai aus Südmähren nach Westen abzusetzen.

    Beste Grüsse

    Ingo

  • Guten Morgen,

    Tragisch empfinde ich Schicksale in der Zivilbevölkerung, welche nach dem "Schluss" (8.Mai) bei Plünderungen durch ehem. Zwangsarbeiter ums Leben kamen.

    Die Besatzungstruppen haben sich nur wenig Mühe gegeben das zu unterdrücken.

    ich wünsche einen schönen Tag

    Jürgen

  • Tragisch empfinde ich Schicksale in der Zivilbevölkerung, welche nach dem "Schluss" (8.Mai) bei Plünderungen durch ehem. Zwangsarbeiter ums Leben kamen.

    Die Besatzungstruppen haben sich nur wenig Mühe gegeben das zu unterdrücken.

    Hallo Athlord,

    ich hatte mich für das Thema seit längerem interessiert. Meine Erfahrungen aus den Zeugenbefragungen widersprechen dem, von dir Geschilderten. Hast du belastbare Quellen für deine Meinung?

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    ich habe hier im Forum vor kurzem den Hinweis gefunden auf :

    "Das Kriegsende in Ganderkesee: Erinnerungen von Zeitzeugen" Band I und II, 2003 von Hermann Speckmann.

    Darin erzählen Zeitzeugen vom Kriegsende in Ganderkesee und der Zeit danach.

    In Delmenhorst befand sich nach Kriegsende ein Sammellager für ehem. Zwangsarbeiter aus Osteuropa.

    Diese sollten von dort zurück in Ihre Heimat überführt werden.

    Von diesem Lager gingen Überfälle auf die Bauernhöfe in der Umgebung aus.

    Dabei wurden Lebensmittel, Wertsachen und andere brauchbare Sachen gesucht, wer sich weigerte dem wurde Gewalt angetan.

    Einige Bauernhöfe wurden mehrfach überfallen. Diese Aktivitäten ließen erst nach als sich das Lager leerte.

    Als Bremer interessieren mich Berichte über den WKII aus Bremen dem Umland, mir war og. das bis dato nicht bekannt.

    ich wünsche einen schönen Tag

    Jürgen

  • Hallo Athlord,

    ich hatte mich für das Thema seit längerem interessiert. Meine Erfahrungen aus den Zeugenbefragungen widersprechen dem, von dir Geschilderten. Hast du belastbare Quellen für deine Meinung?

    Guten Tag,

    die Bundeszentrale für politische Bildung hat unter dem Thema "Die Nachkriegszeit als Gewaltzeit" noch einen Literaturhinweis gegeben: Wolfgang Jacobmeyer: Vom Zwangsarbeiter zum heimatlosen Ausländer.
    https://www.bpb.de/apuz/303647/di…s#footnode23-23

    Grüße Jockel

    Der Mensch ist böse von Jugend auf (Bibel 1. Mose 8, 21)

  • Hallo Viktor, Jürgen und Jockel,

    hier ein Link zum regionalen Bezug Weimar -Buchenwald. Hier werden einige Dinge erwähnt die die Umtriebe einiger ehemaliger Häftlinge des KL Buchenwald darstellen. Ich halte diesen Bericht für sehr authentisch.

    2.FlaRakGrp.38 VersStff 38 in der Truppenküche.