Zum Thema Panzerknacker und der Frage, wer die meisten Panzervernichtungsabzeichen erhalten hat, gibt es - gerade hier im Netz - die haarsträubendsten Geschichten. Diese finden leider immer weitere Verbreitung, da immer nur abgeschrieben wird. Besonders häufig werden drei Namen genannt: Günther Viezenz, Friedrich Anding und Walther Voigt. Ich will einmal auf Günter Viezenz eingehen, diese Vita wurde anhand von Personalakte, KTBs, Interviews etc. erstellt.
Günther Viezenz erhielt das Ritterkreuz am 07.01.1944 als Oberleutnant und Chef der 10. Kompanie / Grenadierregiment 7 / 252. Infanteriedivision.
So zumindest steht es in der Literatur. Zum Zeitpunkt seiner Ritterkreuztat im Spätherbst des Jahres 1943 war Oberleutnant Viezenz der Führer seines III. Bataillons im GR 7. Ein 22jähriger Oberleutnant als Bataillonsführer !! Dies allein spricht für seine soldatischen Fähigkeiten. Viezenz trug bereits beide Klassen des Eisernen Kreuzes und am Ärmel drei Panzervernichtungsabzeichen, als es zu den Kämpfen kam, für die der junge Oberleutnant mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde.
Im Kampfraum der 252. ID versuchten die Sowjets mit allen Kräften eine wichtige Rollbahn zu erreichen, die der einzige feste Punkt in diesem Gelände war. Oberleutnant Viezenz wurde diesen starken Kräften mit dem III. / GR 7 entgegen geworfen. In dreitägigen schweren Kämpfen konnten dabei die Sowjets Schritt für Schritt wieder zurückgedrängt werden. Die Grenadiere kämpften dabei auch gegen Schlamm und schwach überfrorenen Moorboden, der bei jedem Tritt nachgab.
Am ersten Angriffstag war das Bataillon gut vorwärts gekommen, schon am Mittag war das befohlene Ziel erreicht. Oberleutnant Viezenz ging mit seinem Melder die neu gewonnene Stellung ab und erkundete das Gelände. Als er den Abschnitt der 11. Kompanie erreichte, kurvten dort zwei T-34 und versuchten, aus dem zähen Schlammboden heraus festeren Waldboden zu erreichen. Viezenz holt ein MG heran, ließ es in Stellung bringen und die Sowjets, die sich im Wald befanden, unter Feuer nehmen. Er selbst schob sich mit seinem Melder an die beiden Stahlkolosse heran. Unter dem Feuerschutz der eigenen MG kamen beide an die Panzer heran. Der Bataillonsführer brachte eine geballte Ladung zwischen Turm und Wanne des einen T-34 an, der andere wurde durch eine Hafthohlladung geknackt. Günther Viezenz hatte damit seinen insgesamt vierten und fünften Panzer im Nahkampf vernichtet.
Am zweiten Tag griff das III. / GR 7 wieder an. Es war wie am Vortag, wieder wurde das Angriffsziel erreicht, allerdings unter schwierigeren Bedingungen. Die Sowjets hatten Panzer eingesetzt und eines der deutschen Sturmgeschütze hatte einen Treffer erhalten. Für kurze Zeit kam der Angriff ins Stocken. Oberleutnant Viezenz griff sich einen Regenschirm und schwang ihn wie eine Waffe über den Kopf. So ging er seinen Männern voran. Nun sah er auch, warum das Sturmgeschütz liegen geblieben war. Vor ihm in der Mulde steckten zwei T-34 im Schlamm fest. Als die deutschen Grenadiere näher herankamen, stieg ein Teil der Panzerbesatzung aus und versuchte im Feuer eine schützende Häuserreihe zu erreichen. Die anderen schlossen den Turm. Oberleutnant Viezenz sprang, erneut begleitet von seinem Melder, vor. Eine Hafthohlladung auf die aufgepackte Munition - und vom Panzer blieben nur noch Einzelteile übrig sowie ein Loch im Boden wie von einer Fliegerbombe. Der zweite Panzer bekam eine Handgranate ins Geschützrohr, danach bewegte sich auch in ihm nichts mehr. Viezenz sprang zurück und holte eine geballte Ladung, die dem Koloss den Rest gab. Damit hatte er seinen sechsten und siebenten Panzer im Nahkampf erledigt.
Auch am dritten Tag konnte das III. / GR 7 in Angriffskämpfen die Sowjets ein Stück weiter weg von der Rollbahn drängen. Nach dem Erreichen des Tageszieles befand sich Oberleutnant Viezenz am Abend in seinem Gefechtsstand, als ein Posten herein stürzte und die Meldung brachte, die 10. Kompanie würde angegriffen werden. Sofort stürzte Viezenz hinaus. Es ging um seine eigene Kompanie. In der Dunkelheit war es dem Feind gelungen, die 10. / GR 7 aus ihrer Stellung zu drängen. Die Grenadiere gingen feuernd über den Hügel zurück. Oberleutnant Viezenz hielt sie auf und gab seine Befehle zum Gegenstoß. Nach einer halben Stunde war die Situation bereinigt und die Kompanie wieder in ihrer alten Stellung.
Für diese dreitägigen Kämpfe, bei denen Günther Viezenz mehrfach herausragende persönliche Tapferkeit bewiesen hatte, wurde er am 07.01.1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Das beigefügte Bild zeigt Viezenz nach der Ritterkreuzverleihung, am Arm trägt er seine insgesamt 7 Panzervernichtungsabzeichen.
Viele Jahrzehnte nach dem Krieg setzte jemand das Gerücht in die Welt, Günther Viezenz habe insgesamt 21 Panzervernichtungsabzeichen erhalten. Die ursprüngliche Quelle dafür ist heute nicht mehr bekannt und es ist auch nicht mehr nachvollziehbar, wie es zu dieser Angabe kommen kann. Es gibt Personen, die versuchen auf den Fotos zu deuten, ob unter den zu sehenden Panzervernichtungsabzeichen goldene Abzeichen sind. Meist sind dies aber nur Schattierungen. Diese Variante der Deutung fällt bei Viezenz weg, denn bei 21 Abzeichen würden sich diese auf 4 goldene und ein silbernes aufteilen, was zusammen 5 Abzeichen ergeben würde. Auf dem Bild sind jedoch 7 zu sehen. Es ist auch völlig egal, wie die Zahl 21 zustande gekommen ist, sie ist falsch. Günther Viezenz hatte insgesamt sieben Panzer im Nahkampf vernichtet und dafür je ein Panzervernichtungsabzeichen bekommen. Dies allein ist eine herausragende Leistung. Viezenz verstarb im Jahr 1999. Bis zu seinem Tod hat er immer gegen die falsche Angabe mit den 21 Abzeichen angekämpft.