WGO? = (Wehrmacht Gräberoffizier)

  • Hallo Christian,

    die Übermittlung des Links ging ja sehr schnell; danke!

    Ich möchte hier folgende Überlegung anknüpfen:

    > ein gepflegter Soldatenfriedhof als Foto für die Angehörigen ist wohl besser als nichts von dem Gefallenen zu hören

    > wie empfand der einzelne Soldat einen Soldatenfriedhof mit diesen vielen Toten in den Anfangskriegsjahren? War das nicht auch demoralisierend?

    Gibt es da irgendwelche Quellen dazu?

    Gruß Karl

    Edited once, last by Karl Grohmann (November 29, 2019 at 9:46 PM).

  • Hallo Karl!

    Bei den Friedhöfen der 170.ID Karagos und Stary-Krim gab es Hefte für die Angehörigen der Gefallenen mit dem dazugehörigen Bild des Grabes.

    Ich möchte fast sagen, dass sie schon gut gelungen sind (meiner Meinung nach).

    Obwohl es sicher nicht über den Verlust hinwegtröstet.

    Deine zweite Frage finde ich sehr interessant.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht zwangsläufig demoralisierend war.

    Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass es auch dem Einzelnen darum ging eine angemessene Ruhestätte für die Gefallenen zu schaffen.

    Gruß

    Christian

    Suche Informationen über die 170. Infanteriedivision

  • Hallo Christian,

    Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht zwangsläufig demoralisierend war.

    Vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass es auch dem Einzelnen darum ging eine angemessene Ruhestätte für die Gefallenen zu schaffen.

    auch das kann eine Erklärung sein.

    Gruß Karl

  • Hallo zusammen,

    anbei eine Übersicht über die im Osten eingesetzten WGO`s vom 1.10.42 und vom 1.7.43.

    Gruß Roland

    Quelle: NARA T-78 R-880

    Hallo Roland,

    ich habe gerade Deinen Beitrag mit den Karten gefunden. Leider ist die Qualitat der Karten etwas schlecht ist. Gibt es bessere Scans? Es ist schwer die Orte entsprch. WGOs zu lesen.

    Z.B. 35, 36, 45,47.

    Gruss

    Andrej

  • Hallo Andrej,

    ich habe diese aus der NARA Rolle kopiert.

    Besser ging es leider nicht.

    Gruß Roland

    Als ich hätte fragen sollen, war ich zu jung.
    Als ich hätte fragen wollen, waren Sie zu alt.

  • Hallo Forum,

    in meinen schriftlichen Unterlagen habe ich Notizen zur "Grabmeldung an der Wehrmacht-Gräber-Offizier" gefunden, die von Einheiten/ Verbänden auf einem Formblatt dorthin gemeldet wurden.

    Die Abschrift dieses Fomblattes müßte aus dem Bereich der HGr.Nord stammen, Zeitraum Mitte 1944? Ob dieses Formblatt, sofern die Zeit zur Bearbeitung zur Verfügung stand, überall verwndet

    wurde, ist mir nicht bekannt.

    Die Unterteilung dieses A5 Formblattes ist auf der Vs grob in links/ rechts aufgeteilt, die Rs enthält Angaben zu den betreffenden Lagekarten.

    Falls jemand auf "seiner" Grabkarteikarte unten rechts (Vs) den Hinweis "Skzz" (Beispiel) findet, könnte, sofern dieses Formblatt überliefert ist (WASt, VdK?, DRK?), die genauen Angaben zu einer

    Grablegung zu finden sein.

    Beschriftung Vorderseite (oben ganzseitig -A5-):

    Grabmeldung an den Wehrmacht-Gräber-Offizier ..... (z.B. Eingang)

    Vorderseite links: Vorderseite rechts:

    Absendender Truppenteil (offen) ..... (z.B. Divison ... x Btl./ Rgt. x) Nationalität des Toten (nur bei Verbündeten oder Feindgefallenen) .....

    Feldpost-Nr.: ..... Tod erfolgte a) im Felde (Kriegsschauplatz): ..... (z.B. Rußland)

    Datum (Absendetag) ..... b) im Heimatgebiet (Wehrkreis): .....

    Truppenteil des Toten: ..... c) im Ausland (Staat): .....

    Feldpost-Nr. des Toten: ..... (und Familien- und Vorname) Begräbnisort: .....

    Dienstgrad: ..... Gemeinde, Kreis: ..... (Himmelsrichtung und Entfernung von dem nächsten größeren Ort)

    Geburtstag u. -ort: ..... Feldgrab, Kriegerfriedhof, Gemeindefriedhof: ..... (z.B. Ehrenfriedhof)

    Todestag u. -ort ..... (genaue Ortsangabe, z.B. Distanz zu Straßen, -kreuzungen, örtl. Merkmale) Einzelgrab Nr.: ..... Reihengrab Nr.: ..... Kameradengrab .....

    Erkenn.-Marke: ..... Lage der Grabstätte: ..... (z.B. auch: durch sofortiges Abrücken des Beerdigungskommandos nicht mehr feststellbar)

    Anschrift der Angehörigen: ..... (z.B. Eltern, Ehefrau, Kinder) Vermerke über den Toten. Getötet durch Feindeinwirkung (Art der Verwundung) ..... (z.B. A.G.Kopf)

    Unfall, Krankheit, Selbstmord (unbedingt angeben, ob mit oder ohne mil. Ehren beigesetzt): .....

    Erschießen lt. Urteil: .....

    Unterschrift: ..... (z.B. Kompanie-Chef, -Führer usw.)

    Vorderseite, ganzseitig unten:

    Grab-Lageskizze auf der Rückseite beachten! Das Grab ist vom WGO erfaßt unter der Nr. .....

    Die gestellten Fragen sind möglichst lückenlos und gewissenhaft zu beantworten-

    Klare, deutliche Schrift!

    Truppenteil und Feldpostnummer dürfen zusammen angegeben werden.

    Rückseite, links: Rückseite rechts:

    Skizze der Grablage Bemerkungen des WGO über Lichtbilder.

    Verwendet wurde Kartenblatt Nr. ..... Nordrichtung eintragen! ..... (x) Lichtbilder angefertigt am ..... (Datum)

    Bezeichnung: ..... Gitternetzlinien mit genauen Zahlen! ..... (x) Negative an WVW (x) am ..... (Datum)

    Maßstab 1: ..... ..... (x) Abzüge an die Angehörigen am ..... (Datum)

    Rückseite ganzseitig:

    Heldenfriedhof ..... ((x) Großbuchstaben)

    Rückseite links folgt:

    Lagekartenausschnitt 1:50.000 mit Kartenblattnummer und eingezeichneter Lage des Heldenfriedhofes/ Grabes

    Rückseite rechts folgt:

    Lagekartenausschnitt 1:1 Mill.

    Hieraus ist erkennbar, wie umfangreich die Grablage eines Gefallenen dokumentiert wurde, sofern die zeitliche Möglichkeit bestand. Dies war sicher nicht immer beim

    eiligen "Absetzen" möglich und damit die nachträgliche Bearbeitung durch eine Einheit schwierig.

    Interessant für mich auch, daß diese Unterlagen an WVW (Wehrmachtverlustwesen =WASt) geschickt wurden (Skizzen, Fotos)und bei Überlieferung (möglicher Verlust

    durch die Bombenangriffe 1943) eine Klärung von Einzelschicksalen ermöglichen könnte, sofern eine unproblematische Zugangsmöglichkeit zu diesen Unterlagen für

    Familienangehörige (VdK-Beauftragte usw.) geschaffen würde.

    Gruß

    Dieter

  • Hallo zus.

    in diesem Zusammenhang würde mich Interesieren ob der Wehrmacht Gräber Offizier (und sein Personal) auch für die

    Erfassung und Bestattung von gegnerischen Gefallenen zuständig war.

    Also, ob er versuchte die Namen, Einheiten, Anschriften usw. der gefallenen Gegner zu ermitteln

    und auf Grabkreuzen zu verzeichnen?

    Oder nahm er Kontakt auf zu den örtlichen Pfarreien o.Ä. die das zu ermitteln und ggf. weiterzuleiten hatten?

    Natürlich nur wenn es die Kriegslage erlaubte, also während einer Vormarsches.

    Was meint Ihr?

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    gemäß OKW Az.: 31t Nr. 4300/44 AWA/WVW (II) vom 18.Okt. 44 ( Galt also noch im vorletzten Kriegsjahr) Ziffer 14

    " Diese RiLi gelten auch sinngemäß für die würdige Bestattung der gefallenen Feinde und der Pflege ihrer Gräber...... usw,"

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    danke für Deinen Hinweis. Soweit die Theorie.

    Also wenn ich da meine Bilder durchsehe, kommen oft nur einfachste Grabhügel ohne Namen zutage.

    Oft scheint auch die kämpfende Truppe selbst ihre gefallen Gegner schnell unter die Erder gebracht zu haben.

    Helm drauf, oder einzerbroches Gewehr, fertig. In der Sommerhitze z.B. 1940 kein Wunder.

    In Russland galten eh andere Gesetze.

    Ich frage mich, ob es in der Zeit 1939-41 von deutscher Seite aus einen Meldedienst für vorgefundene

    und beerdigte Gefallene an die jeweiligen Kriegsgräber-Organisationen o.Ä. der beteiligten Länder gab.

    Wie erfuhren z.B. französische Familien, dass ihr Sohn oder Vater da und da gefallen und beerdigt ist,

    wenn keine eigne Truppen Meldung darüber machen konnten, weil zersprengt und auf der Flucht.

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    ist das Dein Ernst? Wie sollte der zuständige WGO das denn bewerkstelligen: Namen, Einheiten, Anschriften der gefallenen Gegner ermitteln? Im Krieg!

    Art. 4 des Genfer Abkommens über die Verbesserung des Loses der Verwundeten, Kranken und Gefallenen der Heere im Felde vom 27.07.1929 (RGBl II, Nr. 21 vom 29.03.1934) verlangte u. a. folgendes:

    Quote

    "Die Kriegführenden haben sich gegenseitig baldmöglichst die Namen der aufgenommenen oder aufgefundenen Verwundeten, Kranken und Gefallenen, ebenso wie alle Anhaltspunkte für ihre Identifizierung mitzuteilen.

    [...]

    Sie haben auch alle auf den Schlachtfeldern oder bei den Gefallenen gefundenen persönlichen Gebrauchsgegenstände, insbesondere die Hälfte der Erkennungsmarke, deren andere Hälfte an der Leiche bleiben muß, aufzunehmen und sich zuzusenden.

    [...]

    Bei Schluß der Feindseligkeiten haben die Kriegführenden die Listen über die Gräber und über die in ihren Friedhöfen oder anderwärts bestatteten Gefallenen auszutauschen."

    Die Meldung durch den WGO erfolgte an die Deutsche Diensstelle (WASt); auch die aufgefundenen persönlichen Gebrauchsgegenstände wurden vom WGO der WASt übergeben, die ihrerseits alles an das IKRK in Genf übermittelte, von wo aus die Angehörigen der gefallenen Gegner über die landeseigenen Dienststellen dann informiert wurden bzw. die Gegenstände erhielten.

    Auch für die gefallenen Gegner wurden die gleichen Gräber angelegt wie für eigene Gefallene, allerdings war die Kennzeichnung abweichend.

    Vgl. dazu den (mit einem vor Fehlern strotzenden Zitat des Wortlauts des Art. 4 versehenen) Aufsatz von Klaus Woche, ehem. Leiter des Gräbernachweises der Deutschen Dienststelle (WASt), Die Wehrmachtgräberoffiziere und ihre Aufgaben in: Deutsches Soldatenjahrbuch 1984, Schild-Verlag, München 1984, S. 443-437 mit weiteren Quellenangaben.

    Gruß, Stefan

    Nachtrag da Überschneidung beim Posten: Die Sowjetunion hatte das Genfer Abkommen nicht unterzeichnet, insofern gab es da auch keine gegenseitigen Meldungen!

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)

    Edited 2 times, last by stefan_reuter (August 15, 2020 at 1:53 PM).

  • Hallo,

    auch deutsche Soldaten wurden in Massengräbern oder auf dem Rückzug im Winter gar nicht beerdigt. Es gibt genug Fotos von toten Soldaten auf dem Schlachtfeld, teils auf Haufen geschichtet und offensichtlich steinhart gefroren.

    Beerdigungen wurden oft bis in Frühjahr verschoben und wenn Glück, dann war die Einheit noch am selben Ort und konnte die Beerdigung vornehmen.

    Wenn teilweise nicht mal die Verwundeten mitgenommen werden konnten, kann man sich seinen Teil denken.

    Also, Massengräber auf beiden Seiten, teils sogar halb entkleidet.

    Gruß Karl

  • Hallo Stefan,

    danke für das Zitat, ja das erklärt vieles, wenn es auch so umgesetzt worden ist.

    Also hat (auch) der WGO persönliche Dokumente, Ausweise, Militärpapiere der gefallenen Gegner bekommen,

    wusste also im Regelfall ihren Namen, ggf. sogar die Einheit und natürlich wo er beerdigt worden ist,

    was ist daran so ungewöhnlich?

    Grüße ZAG

  • Hallo ZAG,

    daran ist nichts ungewöhnlich - aber Deine Fragestellung

    Also, ob er versuchte die Namen, Einheiten, Anschriften usw. der gefallenen Gegner zu ermitteln ...

    ist ungewöhnlich! Der WGO hat hier nichts ermittelt, am allerwenigsten Anschriften! Wozu auch? Das versteht sich doch eigentlich von selbst, dass es nicht Aufgabe des WGO gewesen sein kann, die Angehörigen oder die gegnerischen Streitkräfte über deren Verlust zu informieren!

    Der WGO hat lediglich alles eingesammelt, was der Identitätsfeststellung des gegnerischen Gefallenen dienlich war sowie eventuell aufgefundene persönliche Habe. Das wurde dann wohl in ein Formular übertragen und samt Habe weitergegeben an die Deutsche Dienststelle (WASt), die sich um Weiteres gekümmert hat. Das genaue Prozedere kenne ich nicht, da mir die Dienstanweisung für den WGO nicht vorliegt.

    Gruß, Stefan

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)