Polizeibataillon 301

  • Liebe Forums-Mitglieder,


    inzwischen hat mir das Bundesarchiv eine Kopie der NSDAP-Mitgliedskarte meines Vaters geschickt. Nummer 1710950. Dabei gibt es eine Merkwürdigkeit: als Geburtsort meines Vaters ist Flensburg vermerkt. Das stimmt aber nicht. Er wurde in Kiel-Friedrichsort geboren. In Flensburg ist er erst beim Rückzug aus Kopenhagen Mai 1945 „hängen geblieben“. Alle anderen persönlichen Daten stimmen.

    Kann es sein, dass die Mitgliedskarte nach dem Krieg manipuliert wurde? Sind Euch ähnliche Fälle bekannt?

    Etwas ratlos grüßt

    Hans-Joachim

  • Guten Tag ans Forum und an Hans-Joachim,

    meiner Erfahrung und meiner Einschätzung nach entstehen Datenübertragungsfehler durch die Datenübertrager, d.h. also durch Menschen. Niemand ist fehlerfrei und "Irren ist menschlich."

    Habe die Tage auf drei Sterbeurkunden aus drei verschiedenen Jahren drei verschiedene Schreibweisen von Vorname/Familienname gelesen. Ist mir auch von Familien-Urkunden her bekannt, z.B. bei Carl/Karl oder Josef/Joseph.

    Könnte auch noch Beispiele bei Geburtsorten aus verschiedenen Gründen liefern.

    Hans-Joachim, bei der NSDAP-Mitgliedskarte Deines Vaters dürfte ebenfalls ein menschlich bedingter Fehler vorliegen und keine Manipulation.

    Oder bist Du "Verschwörungstheoretiker"? Dann könnte ich Deine Bedenken nicht zerstreuen.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,


    danke für Deine Antwort. Und nein, ich bin sicher kein Verschwörungstheoretiker. Abgesehen davon, dass der Begriff „Theoretiker“ für diese Spinner zuviel der Ehre ist.

    Es hat mich nur stutzig gemacht, dass ausgerechnet Flensburg als Geburtsort erscheint, obwohl mein Vater zum Zeitpunkt seines Parteieintritts am 1.4.33 absolut keine Verbindung zu der Stadt hatte, sondern erst nach der Kapitulation.

    Wie auch immer, das lässt sich wohl nicht mehr aufklären.

    Beste Grüße,

    Hans-Joachim

  • Liebe Polizei-Interessierte,


    heute nur ein Literaturhinweis. Das lange vergriffene Buch von Stefan Klemp „Vernichtung - die deutsche Ordnungspolizei und der Judenmord im Warschauer Ghetto“ ist neu aufgelegt worden und über die Villa ten Hompel in Münster zu beziehen.

    https://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/startseite.html
    Eine, wie ich finde, ausgezeichnete Arbeit, die zumindest mir viele Erkenntnisse geliefert hat.


    Beste Grüße,

    Hans-Joachim

  • Hallo Hans Joachim,

    leider kann ich auf dieser ten Hompel Homepage keinen Hinweis auf die Neuauflage des Klempschen Werkes gefunden;(.

    Wollen die nichts verkaufen=O??

    Beste Grüsse

    Ingo

  • Hallo Ingo,


    na ja, der Buchvertrieb ist nicht deren Hauptaufgabe. Richte Deine Bestellung mal an diese Email: tenhomp[at]stadt-muenster.de

    Die haben mir schnell und freundlich geantwortet und das Buch auf Rechnung geschickt.


    Beste Grüße,

    Hans-Joachim

    zur Spamvermeidung Emailadresse verfremdet, Diana

  • Hallo ins Forum,

    ich bin neu hier und im Zuge geschichtlicher Recherchen auf diese Seite gestoßen. Ich versuche Fakten über meinen Großvater Heinrich Lütke (geb.1912)herauszufinden, der im März 1940 (Datum der Urkunde) in Bochum Buer zum Polizei-Wachtmeister ausgebildet wurde.Dann soll er ab Sommer/Herbst ? in Warschau gewesen sein,meine Mutter sprach mal davon,dass meine Oma ihn mehrfach in Warschau besuchte. Dazu gibt es ein grosses Gruppenfoto mit Vorgesetzten , gestempelt mit einer Adresse eines Fotoatelier/Warschau hinten drauf.

    Die Urkunde und das Foto ist alles ,was es über diese Zeit gibt. Gesprochen wurde Zuhause über seine Zeit in Polen (danach Klagenfurt) - ("Partisanen" fiel einmal als Schlagwort) nie , verständlich,wie ich finde. Später,wann genau ,weiss ich nicht,glaube 60erJahre,musste er wohl mal zum Verhör. Das hatte keine Nachwirkungen.Das ist alles,was ich weiss. Könnte sich es um das Polizeibatallion 301 handeln, dem er angehörte?

    Bin geschichtlich nicht bewandert, es ist nur das Interesse mehr darüber zu erfahren, das ist sehr spannend und vor allem würde meine Tochter mehr darüber wissen wollen,da sie in der Schule den Nationalsozialismus behandeln .Hoffe,das ist hier der geeignete Ort um Recherchen zu betreiben und Wissen zu erlangen.

    Habe auf den eingestellten Fotos von Policeman möglicherweise 2x den Grossvater entdeckt,jedoch würde das darunterstehende Datum nicht ganz passen (Ausbildung Bochum April bis September 1940 steht da unterm Foto,aber seine VereidigungsUrkunde trägt das Datum März 1940,da war er ja schon fertig🤔)Also kann er es ja doch auf dem Foto nicht sein.Ich war auch erst 2 Jahre alt,als er 1975 tödlich verunglückte, deshalb ist es schwer für mich ihn irgendwo zweifelsfrei wiederzuerkennen.Auf dem Kompaniegruppenfoto in unserm Besitz ist es allerdings eindeutig .

    Wo könnte ich Näheres zu seiner Person erfahren, hat da Jemand Tipps für mich?

    Würde mich sehr freuen, wenn ich Näheres zu dem Ausbildungsort, Vorgesetzten und /oder Einsätzen herausfinden könnte.

    Freundlichst grüßt

    Jane

  • Hallo Jane,

    erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.

    Auf Grund deiner Angaben kann man mit relativ großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dein Großvater ein Angehöriger des Polizei-Bataillon 301 war. Denn sämtliche grobe Ortsangaben wie Bochum, Warschau und auch Klagenfurt passen zum Werdegang des Bataillons. Von welchem meiner Fotos sprichst du, wo dein Großvater drauf zu sehen sein soll? Ich würde das Foto auch vergrößern.

    Wäre ausserdem schön, wenn du das besagte "Kompaniegruppenfoto" einmal hier einstellen köntest. Eventuell kan man daraus mehr herauslesen.


    Beste Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Jane,

    herzlich willkommen im Forum.

    Du solltest das Kompaniefoto einstellen, denn mittlerweile existieren z.B. bei Policeman so viele Vergleichsfotos, dass das weiterhelfen könnte.

    Außerdem ist Deine Ansicht, dass er mit dem Datum der Vereidigung (März 1940) seine Ausbildung bereits beendet habe und deshalb das Foto von policeman mit der Datumsangabe (Ausbildung April - September ) nicht zutreffend könne, nicht richtig.

    Die Vereidigung erfolgte in der ''Regel in den ersten Wochen der Ausbildung und nicht erst nach abgeschlossener Ausbildung.

    Herzliche Grüße

    Dieter

  • Hallo Daniel,hallo Dieter,

    toll so schnell Antworten erhalten zu haben👍Das wusste ich nicht,dass die Ausbildungsurkunden schon nach einigen Wochen ausgestellt wurden.

    Leider bin ich Computertechnisch wenig bewandert, ich muss erst jemanden finden,der mir das Foto scannt und verkleinert,damit ich es einstellen kann.Hatte es abfotografiert und versucht einzustellen,aber es war zu groß.

    Es zeigt eine sehr ,sehr grosse Truppe mit höheren Vorgesetzten im Vordergrund,einer sieht A.Eichmann verdammt ähnlich🤔und auch die anderen Männer im Vordergrund sehen einigen nationalsozialistischen Größen sehr ähnlich,finde ich.Aber das ist wohl eher unwahrscheinlich,oder?

    Ich habe heute morgen ans Bochumer Polizeipräsidium geschrieben wegen eventuell noch vorhandener Personalakte.

    Mal abwarten,ob von da etwas zurück kommt. Werde mich am WE darum kümmern,das Foto vorzubereiten,hoffe ,es kann mir da jemand helfen.

    Daniel,ich sehe mal,wie ich auf das Foto aus deinem Archiv zurückgreifen kann,damit du weisst,um welches es sich da handelt. Das Buch von Stefan Klemp versuche ich über die Villa ten Hompel in Münster zu erstehen,das ist von meinem Wohnort nur ein Katzensprung entfernt,danke auch hier nochmal für die Informationen,die ich hier schon zum Bataillon 301 gelesen habe.Denke auch,dass der Grossvater dabei war.

    Nette Grüsse ,Jane

  • Hallo Daniel,

    Ich meine, meinen Grossvater auf dem ersten Foto in der vorletzten Reihe,zweiter von rechts , entdeckt zu haben. Sowie eventuell auf dem 2. Foto ziemlich mittig liegend und nach links schauend.

    100%sicher bin ich mir nicht, aber seine Tochter meinte auch,das könnte er sein,da war sie aber auch noch nicht geboren.Vielleicht weisst du nun,von welchem Foto ich spreche.

    Ich danke dir für deine Mühe.

    Lg Jane

  • Hallo Jane,

    versuche dein Glück, ich drücke die Daumen. :thumbup:

    Eine noch bessere Vergrößerung ist zumindest bei mir aktuell nicht möglich. Ich habe ausserdem noch zwei weitere Aufnahmen vergrößert, manchmal ist es ja dumm.

    01.jpg 02.jpg 03.jpg 04.jpg

    Dein Warschau-Gruppenfoto müsste man erst sehen, um weitere Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Du kannst es mir auch per Mail senden und ich versuche es zu verkleinern. Bei ok würde ich dir dann per PN meine email-Adresse zukommen lassen.

    Viele Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    gerne sende ich dir das Foto zu,vielleicht kannst du da was erkennen.Bei deinen Fotos bin ich mir echt unsicher.

    PN finde ich dann warscheinlich unter Einstellungen?

    Gruss Jane

  • Hallo Jane,

    oben rechts am Bildschirm die beiden Blasen (Private Nachricht), zwischen den beiden Icons Ausrufezeichen (Moderation) und der Lupe (Suche).

    Bis gleich

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Jane,

    hat geklappt. 8)

    Hier somit nun das besagte Gruppenfoto.

    unbek.Komp._Pol.Batl.301_Warschau.jpg

    Unbekannte Kompanie des Pol.-Batl. 301 in Warschau

    Für den Anfang:

    Das Foto ist auf jeden Fall im Hof des Sejm (Parlamentsgebäude) in Warschau entstanden. Das Pol.-Batl. 301 war ja nachweislich dort untergebracht. Hier eine zeitgenössische Ansichtskarte als Vergleichsfoto.

    AK Sejm.jpg

    Sejm im Warschau

    Des weiteren sieht man in der ersten Reiche vorn den Kompanie-Chef (Mitte) und rechts und links davon seine beiden Zugführer sitzen.

    Diese namentlich zu benennen fällt mir im Augenblick aber schwer.

    Gibt es eigentlich noch mehr Aufnahmen aus dieser Zeit?

    Beste Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Jane und alle Beteiligten,


    ich recherchiere schon seit vielen Jahren zum Polizeibataillon 301, dessen Angehöriger mein Vater war.
    Wenn ich mich nicht täusche, erkenne ich meinen Vater auf dem Foto der unbekannten Kompanie. Es müsste dann die 1.Kompanie sein, zu der mein Vater gehörte. Das würde auch insofern passen, als die 1.Kompanie im polnischen Parlament, dem Sejm, untergebracht war.
    Jane, gegen das PB 301 ermittelte in den 60ern die Staatsanwaltschaft Dortmund. Ich habe die Ermittlungsakte im Landesarchiv Münster vollständig durchgearbeitet und könnte Dir sicher den einen oder anderen Hinweis geben. Schreib mir einfach eine PN.

    Vom Polizeipräsidium Bochum wirst Du voraussichtlich nichts Wesentliches erfahren. Die Personalakten des PB 301 sind bei einen Luftangriff 1942 offenbar vollständig verbrannt.

    Beste Grüße,

    Hans-Joachim

  • Hallo Daniel,

    es existieren leider keine weiteren Fotos.

    Vielleicht kann es jemand hier im Forum zuordnen,bzw. hat es schon mal gesehen?

    Lg Jane

  • Guten Tag ans Forum,

    zum damaligen Chef der 1.Kompanie, Walter Wilken, hat Daniel Vergleichsfotos, Bestimmt wir er sich noch entsprechend zu Wort melden.

    Die Personalakten der Polizeiverwaltung (PV) Bochum wurden im Polizeipräsidium Bochum aufbewahrt, welches vom Bombenkrieg verschont blieb. Zu den Personalakten gehörten auch die die von Aktiven und Reservisten, die sich im auswärtigen Einsatz befanden. Nicht längst jeder Angehörige der PV versah seinen auswärtigen Dienst im Polizei-Bataillon 301.

    Personalunterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus wurden in den Nachkriegsjahrzehnten aus dem Polizeipräsidium transferiert, da Pensionsberechnungen für ehemalige Aktive und Rentenzeiten-Auskünfte für einstige Reservisten beim Landesamt für Besoldung und Versorgung in Düsseldorf gefertigt werden. Auch im Landesarchiv sind Akten gelandet.

    Hans-Joachim , Du hast recht, denn heute dürft die Polizeibehörde Bochum zu ihrer Geschichte, vor allem zu Einzelpersonen, keine weiterführenden Detailauskünfte mehr erteilen können, da hierfür die Unterlagen fehlen.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)