Brillenträger als MG-Schützen

  • Grüß Gott,

    mein Vater war bei seiner Einziehung 1942 Brillenträger, er kam dann in einer MG-Kompanie zum Einsatz, das erscheint mir widersprüchlich, wenn ich so eine Waffe mit hoher Fernwirkung bedienen will, sollte mich ein Sehfehler nicht einschränken.

    Gruß Wolfgang

  • Guten Morgen Wolfgang,

    ich, Brillenträger seit meinem 12. Lebensjahr,

    wurde, wie jeder andere damals auch bei der Bundeswehr, am MG3 ausgebildet.

    Warum machte man das, wenn man Brillenträgern nicht zutraut, auch etwas zu treffen?;)

    Grüße Thomas

  • Hallo Wolfgang,

    ich teile das Schicksal von Thomas (Brillenträger seit meinem 12. Lebensjahr, da sehr kurzsichtig) und war während meiner Bw-Dienstzeit ebenfalls zeitweise als MG-Schütze in meiner Gruppe eingeteilt ...

    Ob da aber tatsächlich Überlegungen dahinter standen, wage ich zu bezweifeln, denn nach der Grundausbildung hatte man einen gelernten Kfz-Mechaniker aus unserem Haufen auch in die Küche versetzt und ein gelernter Koch landete in einer ABC-Abwehr-Kompanie! :rolleyes:

    Dank der Intervention unseres Spieß' ist das dann nach einigem Hin und Her letztlich passend gemacht worden.

    Vergleichbare Unfähigkeiten seitens der Wehrverwaltung gab es sicher auch bei der Wehrmacht, wobei das dann aber innerhalb der Einheit irgendwie angepasst wurde.

    Gruß, Stefan

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)

  • Grüß Gott Thomas und Stefan,

    vielen Dank für Euere persönlichen Erfahrungen. Ich bin seit meiner Musterung auch Brillenträger und meine Erfahrung mit Schußwaffen beschränkt sich auf zwei geschossene Rosen auf dem Rummel, die mußte ich damals treffen, die waren nämlich für meine spätere Frau ;).

    stefan: Von solcherlei Unsinn habe ich gehört, aber meinen Bruder und mich hätte man unserer (unterschiedlicher) Berufsausbildungen entsprechend eingesetzt. Wenn es danach gegangen wäre, so hätte die Wehrmacht meinen Vater in die Bäckerei-Kompanie stecken müssen.

    Gruß Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    wie Eumex in Post #2 oben schon anhand der Gliederung einer MG-Kompanie gezeigt hat, muss Dein Vater ja nicht zwangsläufig als MG-Schütze vorgesehen gewesen sein; vielleicht war er - berufsnah - beim Verpflegungstross eingesetzt? ;)


    Gruß, Stefan

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)

  • Moien,

    es gab auch erfolgreiche deutsche Jagdflieger, die Brillenträger waren! An dem "Spekuliereisen" liegt es mit Sicherheit nicht. Es gab ja auch die Maskenbrillen mit entsprechend der Fehlsichtigkeit geschliffenem Gläsern, meine ist nach all den Jahrzeiten noch bestens brauchbar (um die Ehefrau zu erschrecken!!)

    h.

  • Grüß Gott Stefan,

    muss Dein Vater ja nicht zwangsläufig als MG-Schütze vorgesehen gewesen sein; vielleicht war er - berufsnah - beim Verpflegungstross eingesetzt?

    Da meine Frage sich auf die Einberufung bezieht, gefällt mir Dein Hinweis sehr gut, bis auf das Wort "eingesetzt", "vorgesehen" würde hier auch passen und dann wäre die Brille natürlich kein Hindernis.

    Gruß Wolfgang

  • Hallo AviarB,

    das ist in diesem Falle kein "Spekuliereisen", sondern ein "Schieleisen" oder passender "Zieleisen". Interessant, Jagdflieger mit Brille. Mein Lehrmeister in der EDV, wie man das im Lochkartenzeitalter Anfang der 60er nannte, war vorher in der Luftsicherung, als er kurzsichtig wurde, durfte er nicht mehr auf dem Tower Dienst tun und stieg um auf Lochkarten sortieren und das konnte er durch Sichtung ganz hervorragend, ebenso Tischtennis.

    Wir mit "Schieleisen" wissen erst zu spät, daß wir für den Führerschein besser ein Foto ohne dasselbe, sonst müssen wir bei jeder Fahrt gleich 2 im Auto haben, dabei können wir natürlich ohne "Schieleisen" fahren und nicht nur "nach Gefühl", das Mißtrauen gegenüber Brillenträger ist also allenthalben groß.

    Gruß Wolfgang

  • Grüß Gott,

    so kann man dazu lernen, bisher dachte ich, daß die Versorgung und der Nachschub auf Divisions-Ebene organisiert war. Danke!

    Gruß Wolfgang

  • Hallo,

    Von solcherlei Unsinn habe ich gehört, aber meinen Bruder und mich hätte man unserer (unterschiedlicher) Berufsausbildungen entsprechend eingesetzt. Wenn es danach gegangen wäre, so hätte die Wehrmacht meinen Vater in die Bäckerei-Kompanie stecken müssen.

    bei der Wehrmacht und auch der Bundeswehr gab es manchmal seltsame Entscheidungen. Mein Vater hat sich 1941 freiwillig fürs Afrikakorps gemeldet, volle Tropentauglichkeit war vorhanden und dann versetzte man ihn zu den Gebirgsjägern in den Raum Kirkenes.

    Bei der BW kam es in den Anfangsjahren öfter vor, dass die Vorbildung nicht berucksichtigt wurde.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo zusammen,

    ich hatte mal so einen "Landser-Großband" (Blaues Feld oben links) da war auf dem Titelbild ein Deutscher Soldat mit geschultertem MG zu sehen. Dahinter 2 andere Soldaten mit Gurten und Mun-Kisten bepackt.

    Der mit MG trug eine Brille! Mit Klaren Gläsern, keine Sonnenbrille.

    Und das Kuschelmuschel bei der BW in Sachen Berufe richtig einsetzten...

    Altbekannt. :))

    Ich selber hatte 1979/80 Glück als gelernter FHandw ( Fermelde Handwerker, Bezeichnung der damaligen DBP) in Rheine im Fernmeldetrupp gelandet zu sein.

    Der Oberfeld (Truppführer) hat gejubelt als er mich als Kollegen bekam und keine Maurer, Metzger, Bäcker usw. nach 6 Wochen Grundi.

    Ist aber nichts gegen diese Berufsstände! Nur an anderer Stelle wären sie alle besser gewesen!

    Grüße Erwin

    Nachtrag:

    Hier ist das Foto zu sehen: https://www.akpool.de/ansichtskarten…-photo-hoffmann

    Den Soldaten meinte ich, wenn mir beim Rest auch die Erinnerung einen Streich spielte.

    Da die Wahrheit außerhalb des Bereichs des Verstandes liegt, so finden sich keine Worte für sie.
    (aus dem Mahabharata)

  • Hallo,

    den Kudelmudel mit dem richtigen Einsatz der jeweiligen Berufen gab es auch in der NVA. So hatte sich der Regimentsarzt der Einheit, wo ich diente, für seinen Med.-Punkt einen Ingenieur f. Elektrotechnik gekrallt, weil er auf Leute mit Hochschulabschluß stand. Der betreffende Mann hatte nur einen 1. Hilfe-Lehrgang besucht. Na, ja, Gottseidank brauchte ich damals die Hilfe im Med-Punkt nicht in Anspruch nehmen.

    Was die Brillenträger in der Wehrmacht betrifft, so ist für mich gut vorstellbar, dass spätestens in den letzten Monaten des II. WK kaum noch Rücksicht genommen wurde.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,

    "Brillenträger" heißt ja nicht gleich "blind wie ein Maulwurf" !

    Wenn es sich um eine "normale" Fehlsichtigkeit handelt, also

    keine weiteren Defekte (Hornhautverkrümmung u.ä.) oder

    Augenerkrankung dazukommen, so kann dies durch eine

    Sehhilfe (Brille oder Linsen) fast komplett korrigiert werden.

    Und wenn heutzutage "Brillenträger" ein Ausschlusskriterium

    wäre, könnte man bestimmte Verwendungen, wo es auf scharfes

    Sehen ankommt, überhaupt nicht mehr besetzen !

    Gruß

    Rudolf (KINZINGER)

  • Moin im Thema,

    Grundwehrdienst W15, 1978/79, Sanitäter, Hamburg Harburg, Cuxhaven-Altenwalde.

    Geschossen wurde mit der Pistole P1, dem Gewehr G3, später mit der Maschinenpistole Uzi, und dem Maschinengewehr MG3.

    Wobei P1 und G3 wohl eher die "Pflicht", und die Uzi und das MG3 später die "Kür" waren.

    Wenn ich das richtig erinnere, schossen auch Brillenträger mit der MP und dem Maschinengewehr, bin aber nicht sicher, ist zu lange her?

    Gruß

    Micha

  • Grüß Gott Rainer,

    mein Bruder und ich war bei unserer Musterung sehr gute Alpinisten, im Sommer wie auch im Winter, wir wollten beide zum "Fleuropdienst", mein Bruder wurde seinem Beruf (Baustatiker) entsprechend PzPi, mich hätten die auch meinem Beruf (Kaufmann) entsprechend in die Schreibstube verbannt. Kurz vor meiner Musterung sammelte ich einen gestürzt Soldaten in der Bernhardeinabfahrt, in Garmisch, auf, er hatte versucht im Stemmbogen da runter zu kommen und dabei natürlich die Skier verloren, der Bub tat mir leid, daher bot ich ihm an, sein Rucksack mit runter zu nehmen, das wollte er aber nicht, damals kannte ich militärische Gepflogenheit nicht und verstand den Bub daher nicht.

    Gruß Wolfgang

  • Grüß Gott Rudolf,

    wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann hat mein "alter Herr" in der Ausbildung ausreichend Schießleistung gezeigt hat. Danke für Deinen Hinweis!

    Gruß Wolfgang

  • , Hallo AVIA 33, bei den Augen-Anforderungen für MG - oder G3 -Schützen kann ich nicht mitreden.

    Quote

    Du erwähnst Jagdflieger mit Brille.

    Vielleicht sind für Euch die recht hohen Anforderungen an die Augen von Piloten-Anwärtern von Interesse:

    In der Fliegerei werden heutzutage die Augen von Pilotenanwärtern nach folgenden Kriterien geprüft:

    Bestimmungen Medical Klasse 2 AMC2 MED.B.070 bzgl. Sehfähigkeit und MED.B.075 bzgl. Farbensehen bei Piloten Kl. 2 PPL (A&H)
    • A = Aircraft H = Helicopter.

    • Fernvisus MED.B.070

    für jedes Auge mit oder ohne Korrektur mindestens 0,5; bei beidäugigem Sehen 0,7. Grenzwerte für die unkorrigierte Sehschärfe sind nicht festgelegt. Sieht ein Auge bei angeborener Sehschwäche/ Amblyopie weniger als 0.5 so gilt als untere Grenze für das schlechtere Auge 0,3, wenn das andere Auge mit Korrektur 1.0 sieht. Der Intermediärvisus auf dem guten Auge sollte N 14 und der Nahvisus N 5 sein.

    • Refraktionsfehler

    Es gibt keine Einschränkungen mehr bezüglich Refraktionsfehlern (Dioptrien)! Es muss nur der geforderte Visus mit Brille oder Kontaktlinsen erreicht werden.

    • Farbensehen/Farberkennung AMC2 MED.B. 075

    Bei der Erstuntersuchung müssen Bewerber den Test nach Ishihara (24-Tafel-Version) bestehen. Der Farbtest gilt als bestanden, wenn die Bewerber die ersten 15 Tafeln, die ihm in zufälliger Reihenfolge gezeigt werden, ohne Fehler erkennen. Wenn sie diesen Test nicht bestehen, müssen sie erweiterte Tests bestehen (Nagel-Anomaloskop bzw. dessen Äquivalent oder Signallaternen nach Spectrolux, Beines oder Holmes-Wright).

    Bei der Prüfung am Anomaloskop nach Nagel muss Trichromasie mit normaler Einstellbreite (maximal 4 Skalenteile der Rotschraube) bestehen.

    • Binokularsehen

    normale binokulare Funktion wird nicht mehr gefordert, wohl aber stabiles Einfachsehen mit stabiler Fusion.
    • Gesichtsfeld

    Wenigstens das beidäugige Gesichtsfeld muss normal sein.

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    Beim akutem Mangel an sonst geeigneten Pilotenanwärtern wird in einem mir bekannten Flugmedizinischen Institut bei geringen Schwächen

    "das eine oder andere Auge zugekniffen", z. B. bei einer zukünftigen Verwendung als Kampfbeobachter oder Waffen-Ingenieur.

    Gruss von jostdieter aus dem wolkenlosen Grenzach am Hochrhein.