278. Infanteriedivision - auf der Suche nach der Geschichte meines Großvaters

  • Hallo zusammen,

    im Jahre 2007 verstarb mein Großvater. Leider war er, was seine militärische Geschichte vor seiner Gefangennahme 1944 in Italien, sehr verschwiegen.

    Nun ist vergangene Woche meine Großmutter verstorben und ich bekam viele alte Dokumente aus dem Nachlass, die meinen Großvater betreffen. Es ist sehr bewegend zu lesen, was damals geschehen ist.

    Nun würde ich gerne mehr über die genaueren Umstände seiner Gefangennahme und seiner Einheit wissen. Vielleicht könnte Ihr mir hier weiterhelfen. Mich interessiert insbesondere, welchem Regiment er angehörte.

    Was ich bisher aus zwei Briefen (einer von seinem Vater an meinen Großvater und einer von einem Regiments-Führer an meinen Urgroßvater) weiß:

    278. Infanteriedivision

    ? Regiment

    3.Kp/1. Bataillon

    Unterschrift unter einem Brief

    Lt. ROTTHAUS (wenn ich es richtig gelesen habe)

    Lt. u. Rg.-Führer

    Datum der Gefangennahme: 21. August 1944

    Ort der Gefangennahme: bei Cerasa

    Dienstgrad: Fhj. Uffz (OB)

    Führer eines vom Gegner angegriffenen Gefechtsvorpostens

    Über sachdienliche Hinweise freue ich mich!

    Beste Grüße

  • Hallo Grenadier278,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    1. Einige Informationen zur 278. Infanterie-Division gibt es hier im Lexikon der Wehrmacht:

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/I…ionen/278ID.htm

    2. Das in der Literaturangabe erwähnte Buch

    Ludwig Heymann: Geschichte des Grenadier-Regiments 992 (Berlin-Brandenburg), Druckerei und Verlagsanstalt Pohl, Celle 1959

    habe ich.

    Darin sind z. T. auch Namen erwähnt. Wenn Du magst, stell den Namen Deines Großvaters hier ein. Vielleicht taucht er ja in dem Buch auf.

    3. Bei dem erwähnten "Cerasa" handelt es sich fast mit Sicherheit um dieses:

    Cerasa

    4. Ich würde Dir empfehlen eine Anfrage bei der WASt (jetzt Bundesarchiv) zu starten. Mit einiger Wahrscheinlichkeit sind dort Informationen zum militärischen Werdegang Deines Großvaters zu bekommen.

    Viele Grüße

    Bernhard

    Edited once, last by Bernhard_63 (June 30, 2019 at 1:24 PM).

  • Hallo Berhnard,

    vielen Dank für die Hinweise.

    Zu 1.: schon gesehen, hat aber noch nicht ganz weitergeholfen (war aber ein guter Einstieg )

    Zu 2.: habe ich auch gesehen, aber das setzt ja voraus, dass er ein 922er war - genau das weiß ich aber nicht (oder noch nicht). Deswegen hoffte ich ja, dass jemand was mit dem Namen Rotthaus anfangen kann. Ich denke, das ist der Schlüssel.

    Zu 3.: das werde ich mal angehen.

    Beste Grüße Christoph

  • Hallo Christoph,

    der Gefechtsstreifen der 278. ID, in dem die Grenadier-Regimenter 993, 992 und 994 nebeneinander kämpften, war nur ca. 10 km breit. Siehe beiliegende Kartenskizze.
    Das GR 992 kämpfte in der Mitte, so dass Cerasa wohl im Abschnitt des GR 992 oder des GR 994 lag.

    Ich würde alle Berichte zur 278. ID und zur 71. ID (im fraglichen Zeitraum) sammeln. Sie geben einen Einblick in die Lebenssituation Deines Großvaters vor seiner Gefangennahme.

    Weißt Du, was die WASt ist?

    Viele Grüße

    Bernhard

  • Hallo Bernhard,

    vielen Dank!

    Und: Mist, vertippt. Sollte nicht vorkommen.

    Der Antrag fürs Bundesarchiv ist ausgefüllt und wird morgen abgeschickt. Ich glaube, ich werde die Suche auch noch auf meinen anderen Großvater ausdehnen, von dem ich noch weniger weiß, außer dass er Flugzeugführeranwärter war, den Russen ausgebüchst ist und sich im Rhein-Main-Gebiet den Amerikanern ergeben hat. Das ist alles höchst spannend.

    Ich werde mal sehen, was bei der Recherche rauskommt und auch Berichte sammeln und auswerten. Auch nach Büchern werde ich Ausschau halten. Aus welchem Buch ist Dein Kartenausschnitt?

    Beste Grüße Christoph

  • Hallo Christoph,

    der Kartenaussschnitt zu den Rückzugskämpfen der 278. ID vom 20.07. - 21.08.1944 ist aus:

    Ludwig Heymann: Geschichte des Grenadier-Regiments 992 (Berlin-Brandenburg), Druckerei und Verlagsanstalt Pohl, Celle 1959

    Die Gegner waren z. T. polnische Truppen. Vielleicht gibt es ja Berichte der Gegenseite und Informationen zur Kriegsgefangenschaft Deines Großvaters in alliierten Unterlagen.

    Viele Grüße

    Bernhard

  • So, heute habe ich "Die 278. Infanterie-Division" von GenLt a.D. Hoppe in Empfang genommen. Natürlich habe ich mich gleich auf die entsprechenden Seiten des Buches gestürzt, aber weitergeholfen hat es bislang nicht. Die bislang einzige Erkenntnis zu meinem Großvater: Bernhard hat in Post #4 recht: entweder 992 oder 994. Wobei der Ort der Gefangennahme mit "im Raum Cerasa" sehr vage ist und eigentlich alles bedeuten kann. Weiter im Zulauf habe ich die "Geschichte des Grenadier-Regiments 992". Mal sehen, ob mir das weiterhilft. Gibt es eigentlich auch eine Regimentschronik zu 994? Habe bislang im Netz nichts dazu gefunden.

    Weitere Erkenntnis: das war schon eine ziemlich krasse Zeit!!!

  • Nachtrag: kann man beim Bundesarchiv eigentlich auch ganze Personalstammlisten einzelner Regimenter anfordern? Ich meine ja immer noch, dass der Name des Rechnungsführers der Schlüssel sein könnte.

    Anfrage an das Bundesarchiv ist bereits raus. Da werde ich im gleichen Zuge noch meinen anderen Großvater und meinen einen Urgroßvater "erledigen" - da bin sich auch sehr gespannt, was dabei rauskommt.

  • Guten Morgen Christoph,

    ist dir die Editierfunktion bekannt?

    Anscheinend nicht.

    Du kannst innerhalb von 20 Stunden deinen Post erweitern,

    das macht Sinn, solange keiner auf deine Eingabe geantwortet hat.

    Hat keiner....

    Zudem geben (fordern) die Forumsregeln eine Anrede und einen Gruß her, in jedem Post,

    auch dieses Problem sollte lösbar sein.;)

    Ich danke für die Aufmerksamkeit,

    Grüße Thomas

  • Hallo zusammen,

    ich habe nun während meiner Pause mal die Lagekarten aus dem Buch angesehen. Cerasa war wohl im Einsatzbereich des II./Grenadier Rgt 994 (in Cerasa selbst unterstützt durch Gebirgsjäger, die sich beim Kampf um Cerasa besonders ausgezeichnet haben, bevor es verloren wurde. Links neben dem II./Grenadier Rgt 994 lag das II./Grenadier-Rgt 992.

    Das finde ich zwar sehr spannend und habe mir das ganze auch mal auf diversen modernen Karten angesehen und auch bei Google Earth, aber weiter gebracht hat mich das nicht. Denn diese Einheiten lagen alle "im Raum Cerasa" im Einsatz. Und wenn ich mal davon ausgehe, dass der Gefechtsstreifen eines Infanteriebataillons nicht so breit war (max 400-500 Meter?), lägen sogar noch das I./994 und das I./992 "im Raum Cerasa".

    Ich hätte nicht gedacht, dass es so harte Gefechte um so ein kleines Nest gibt. Die Kämpfe um Cerasa waren sehr hart und verlustreich. Für beide Seiten, wobei auf deutscher Seite 994 wohl am härtesten getroffen wurde und als erstes Regiment nach hinten ausweichen musste. Das war am 19./20. August 1944. Dennoch wurde die HKL nur wenig, ich schätze mal anhand der Lagekarten um max. 500 Meter, zurückverlegt und die Stellungen wurden unter großen Verlusten auch noch am 21. August 1944, dem Tag, der mich am meisten interessiert, gehalten, bevor die deutschen Verbände am Abend des 21. August über den Metauro hinweg auswichen und von den Fallschirmjägern aufgenommen wurden.

    Ich hoffe, ich langweile Euch nicht, aber ich finde dieses Rätselraten mittlerweile sehr spannend.

    Viele Grüße

    Christoph

  • Guten Morgen zusammen,

    nun habe ich auch die Regimentgeschichte von 992. Leider findet sich - trotz zahlreicher Namensnennungen - kein Hinweis auf meinen Großvater ("Cerasa" kommt übrigens auch nicht vor). In der Stellenbesetzungsliste findet sich auch der eingangs genannte Leutnant Rotthaus nicht (auch kein Offizier mit ähnlichem Namen).

    Jetzt noch mal eine Frage: gibt es eine Regimentsgeschichte und/oder Stellenbesetzungsliste von 994? Dazu habe ich bislang im Netz nichts gefunden. Auch über das Bundesarchiv?

    Viele Grüße

    Christoph

  • Guten Morgen zusammen,

    nach einer ganzen Weile habe ich nun Informationen zum letzten Einsatz meines Großvaters vom Bundesarchiv bekommen (und nebenbei noch einen Beifang zu meinem anderen Großvater gemacht):

    Eingezogen wurde er am 19.08.1943 in das GrenErsBtl 322

    Letzte Verwendung in der http://2.Kp/GrenRgt 994

    Ich werde nunmehr versuchen, im Militärarchiv in Freiburg noch mehr herauszubekommen. Außerdem werde ich versuchen, an seine Karteikarten zur britischen Kriegsgefangenschaft zu kommen.

    Nachdem ich google jetzt schon ziemlich gequält habe, aber nicht erfolgreich war: Gibt es noch weitere Informationen zum GrenRgt 994? Eine Regimentsgeschichte gibt es leider nicht.

    An den Beitrag angefügt habe ich noch ein Bild der Personenkartei. Kann das jemand hier "übersetzen"? Ich kann es nicht lesen und kenne auch niemanden, der das kann...

    Beste Grüße

    Christoph

    Edited once, last by Grenadier278 (February 5, 2020 at 11:00 AM).

  • Hallo Eumex,


    vielen Dank - die Seite mit den Briefen hatte ich auch schon gefunden - das war höchst spannend!

    Mit Deinem ersten Link kann ich leider nichts anfangen - vielleicht bin ich zu doof dazu? Was macht man mit dieser Anzeige?

    Beste Grüße Christoph

  • Hallo ihr Lieben!

    Habe den Beitrag gelesen und gerade näheres zu meinem Onkel vom Bundesarchiv bekommen. Evtl. mehr Infos aus Freiburg stehen noch aus.

    Da ich nicht so viel Ahnung habe, den Beitrag las und vermute das die Info hier evtl. auch mich weiterbringen könnten, bitte ich euch einmal um Hilfe.

    Mein Onkel ist am 26. Aug. 1944 in Fano gefallen (ca. 10 km bis Cerasa). Auf einiges an Material in diesem Beitrag, bin ich schon vorab gestoßen und auch auf gewisse (wenn ich nicht so ganz daneben liege) Ähnlichkeiten? - Allerdings komme ich mit einigem nicht so ganz klar. Zu einen sind es Bezeichnung auf der mir vom Bindesarchiv zugesendeten Kopie der Karteikarte wie z. B.:

    Fallsch. Jg. "Erf." Batl. Aschersleben

    bzw:

    A.G.Volltr. "U.V.L. Nr. 78"

    Auch hat mich der Hinweis über den Gefechtsstreifen von Grenadier278 stutzig gemacht (obwohl ich die Karte nicht deuten kann)?(:

    >Und wenn ich mal davon ausgehe, dass der Gefechtsstreifen eines Infanteriebataillons nicht so breit war (max 400-500 Meter?), lägen sogar noch das I./994 und das I./992 "im Raum Cerasa".<

    Vielleicht kann einer von euch so freundlich sein und meinen Datenanhang einmal daraufhin genauer prüfen, bitte? -

    Lerch Wilhelm PA 2-2020_G-1415 Scan.pdf


    Ich würde euch auch gerne einen Tipp, den ich vom Bundesarchiv bekam weitergeben, falls ihr ihn noch nicht kennt?-

    Hier gibt es die Bücher (1-17) in PDF die evtl. jemandem weiterhelfen könnten.-

    >Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 – 1945, Bde. 1 - 17, Osnabrück 1973 ff<

    http://prussia.online/books/verbande…eiten-weltkrieg

    Lg Jofa