Fliegertechnische Vorschule Rostock - Marienehe

  • Hallo,

    hier geht es um meinen Onkel (Jahrgang 1928) er hat mit 16 Jahren bei den Heinkel Werken in Rostock eine Lehre als Maschinenbauer begonnen und war gleichzeitig Militärschüler. Kriegsbedingt die Lehre 10.01.45 vorzeitig abgeschlossen. Dann sofort zum Volkssturm eingezogen. Dann wieder die Information 6.5.1945 aus Gefangenschaft entlassen.

    Zu diesen mir vorliegenden Eckdaten, hoffe ich von euch ein wenig Hintergrundwissen zu bekommen.

    - Gibt es über die Militärschule Marienehe Material?

    - Ebenso über die Heinkel Werke über beides finde ich im Netz nur sehr wenig

    - Mein Onkel ist ja direkt von der Lehre in Rostock zum Volkssturm gekommen, kann man da sagen wo er im Einsatz gewesen seien könnte?

    - Zwischen Prüfung zum Maschinenbauer 10.01.45 - Volkssturm - Entlassung Gefangenschaft 6.5.45 liegen nur mal vier Monate. Waren diese Jungs wirklich in Gefangenschaft?

    Danke

    Tschüss

    Petra

  • Hallo Rudolf,

    danke dir für den Hinweis. Deckt viele meiner Fragen ab und gibt Stoff zum weiterschauen.

    Nu bleiben mir nur die 2 Fragen noch offen, stelle sie der einfach halber noch mal hinten an

    - Mein Onkel ist ja direkt von der Lehre in Rostock zum Volkssturm gekommen, kann man da sagen wo er im Einsatz gewesen seien könnte?

    - Zwischen Prüfung zum Maschinenbauer 10.01.45 - Volkssturm - Entlassung Gefangenschaft 6.5.45 liegen nur mal vier Monate. Waren diese Jungs wirklich in Gefangenschaft?

    Sage noch mal danke, denn Viele haben mir schon mit ihren Beiträgen geholfen, ein Foto oder eine Urkunde so zu interpretieren, dass es mir möglich wird, reine nüchterne Fakten in einen zeitlichen Kontext zu packen und dadurch die Person für mich lebendiger wird.

    Tschüss

    Petra

  • Hallo Petra,

    zunächst eine kleine Korrektur zu

    > Dann sofort zum Volkssturm eingezogen. Dann wieder die Information 6.5.1945 aus Gefangenschaft entlassen.

    Auf dem beigefügten Entlassungsschein steht als Entlassungsdatum der -> 6. Juni 45 - NICHT der 6. Mai.

    Dies nur, damit sich in deinen Aufzeichnungen zur Familiengeschichte kein Fehler einschleicht.

    Korrekte Datumsangaben erleichtern auch weitere Nachforschungen und das Auffinden von Archivalien, chronologischen Aufzeichnungen, usw. .

    Ausbildung, Ernst Heinkel AG, Rostock-Marienehe

    Die meiste Zeit dürfte dein Onkel ja in der Lehrwerkstatt des Heinkel Hauptwerkes in Rostock-Marienehe (heutiger Bercih des "Neptun Dreiecks") verbracht haben - und dort trotz der "schlimmen Zeit" viel für seinen späteren Berufsweg gelernt haben. Ist zu den Ernst Heinkel Werken schon die Wiki.-Einstiegsseite bekannt?

    Falls nicht, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Heinkel_Flugzeugwerke

    Darin findet sich auch eine kurze Passage zum Abriss der sog. "Heinkel Mauer" 2018, die bis zum Abriss unter Denkmalschutz stand.

    Die Ziegelsteinmauer war eine Seitenwand der damaligen zentralen Lehrwerkstatt - hinter der Mauer verbrachte dein Onkel also einen guten Teil seiner Zeit in Rostock.

    Im Wiki-Artikel findest du auch einen Hinweis auf vertiefende Literatur zu den Heinkel-Werken (z.B. von Volker Koos).

    In der bekannten Internet-Suchmaschine findest du unter den Suchbekriffen (beide Worte eintippen !): Heinkel Marienehe

    auch zahlreiche Links zu Zeitungsartikeln bzw. Internet-Beiträgen - sowie in der Bildsuch u.a. Luftaufnahmen vom Werksgelände in Rostock.

    Im Werk Marienehe wurden u.a. über 5600 Bomber He 111 gefertigt, rund 150 Nachtjäger He 219 "Uhu", oder die 15 Proteotypen bzw. die A-0 Kleinserie der He 177. (ohe Gewähr !).

    Zweck der Fliegertechnischen Vorschule

    bin ich mir nicht so sicher. Es dürfte sich hier wohl um eine Art paramilitärisches Begleitprogramm (als HJ-Ersatz) zur Lehrlingsausbildung gehandelt haben.

    Denn die technische Ausbildung ("Berufsschule") fand ja bei Heinkel statt.

    Volkssturm, Gefangenschaft

    Der Entlassungsschein lässt auf eine Gefangennahme (Internierung) in der britischen Zone (Schleswig-Holstein) schließen.

    Hier galt ja schon ab 4. Mai 45 die Teilkapitulation und es wurde nicht mehr geschossen - auch wenn es noch zu unschönen und unnötigen Gewaltakten kam.

    Dass dein Onkel in größere Kampfhandlungen verwickelt war, bezweifle ich eher. Ich vermute das eher den Einsatz im Objektschutz und bei der Annäherung der roten Armee das Abrücken zu den Briten.

    Einen wirklichen Kampfwert besaßen die 16-jährigen "Milchgesichter" ja nicht.

    Ok .. ich hoffe, dass sich noch weitere Ansatzpunkte zur Vertiefung deiner Familiengeschichte finden,

    Mit herzlichen Grüßen, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Zweck der Fliegertechnischen Vorschule

    bin ich mir nicht so sicher. Es dürfte sich hier wohl um eine Art paramilitärisches Begleitprogramm (als HJ-Ersatz) zur Lehrlingsausbildung gehandelt haben.

    Denn die technische Ausbildung ("Berufsschule") fand ja bei Heinkel statt.

    Hallo Uwe,

    so ein Thread lebt (auch) davon, dass man die Beiträge seiner "Vorredner"

    zumindest zur Kenntnis nimmt !

    Sinn, Zweck und Organisation der Fliegertechnischen Vorschulen wurden

    von mir (mit Verweis auf den im FdW bereits vorhandenen Beitrag) ausführlich

    erläutert.

    Gruß

    Rudolf (KINZINGER)

  • Guten Morgen Rudolf,

    ok - ich habe meine Bemerkung zum Zweck der "Fliegertechnischen Vorschulen" zu sehr komprimiert - du hast das ja an anderer Stelle schon ausführlich beschrieben (siehe dein Link auf das Thema, oben in Beitrag #3). Nun zitiere ich mal aus dem Thema:

    "Wie viele Aktivitäten des NS-Regimes im Jugendbereich diente auch die Schaffung

    dieser Schulen letztendlich dazu, die Faszination von Fliegen und Technik zu nutzen,

    um dem Regime linientreue Gefolgsleute zu schaffen und das Potential der Jugendlichen

    bestmöglich für die Kriegsführung zu nutzen."

    und:

    "Umbenennung in Ausbildungsheime der Flieger-HJ unter gleichzeitiger Unterstellung unter die Reichsjugendführung."

    Das sagt eigentlich Alles.

    Ergänzend dazu, nun wieder meine Worte:

    An den "Fliegertechnischen Schulen" der Luftwaffe (nicht an den Vorschulen - sondern den Schulen) wird das technische Bodenpersonal der Staffeltrupps und der Flughafenbetriebskompanien (FBK) aus- bzw. weitergebildet. Als Vorausbildung brachten die Schüler in der Regel mit:

    - abgeschlossene Berufsausbildung in einem technischen Beruf (Schlosser, Mechaniker, Elektriker, ...), die aber aus fachfremden Industrie- bzw. Gewerbesparten kamen (Handwerksbetriebe, Maschinenbau, Fahrzeugbau, ...).

    - abgeschlossene militärische Grundausbildung, einschl. Vereidigung

    Die Tätigkeiten die an den Fliegertechnischen Schulen ausgebildet wurden:

    - Motorwart (Flugzeug)

    - Flugzeugwart (Flugzeugzelle, -fahrwerk)

    - Flugzeugelektriker (Instrumentierung, Flugzeugelektrik - außer Funk)

    - Flugzeugschlosser

    - Waffenwart (Bordwaffen, Bomben)

    - zusätzlich Flugzeug-Sattler, -tischler, -maler.

    - Flugzeug- und Motorenprüfer

    Achtung: Funkgerätewarte wurden an den Luftnachrichtenschulen (Ln.-Schulen) ausgebildet.


    Und dies typischerweise schon spezialisiert für bestimmte Flugzeugmuster oder Motorbaureihen.

    Von den "Fliegertechnischen Schulen" erfolgte in der Regel die direkte Versetzung zu den Fliegende Verbänden bzw. zu den Fliegerhost-Betriebskompanien und Flugzeugwerften.

    Im Gegensatz zu den Vorschulen qualifizierte die Vorschule NICHT für eine direkte Verwendung im technischen Dienst.

    An den Vorschulen stand - es handelt sich ja um 14-/15-jährige (!) - die Indoktrinierung für das NS-Regime und die Erziehung für die NS-Volksgemeinschaft (einschl. Rassentheorie, politischer Unterricht, Geschichts- und politischer Unterricht im Sinne des NS-Regimes) im Vordergrund. Das Ganze natürlich verpackt in für die Jugendlichen interessanten Umgang mit Flugzeugen und Technik.

    Mehr kann und will ich dazu nicht schreiben.

    MfG, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo,

    es ist spannend und auch interessant, euch Fachleuten zu zuhören. Aber für jemanden wie mich, auch ein wenig verwirrend, weil ich, z.B. eine unterschiedliche Information nicht deckungsgleich bekomme.

    Aber vielleicht ist sie auch gar nicht unterschiedlich, sondern ich verstehe es nur nicht.

    Meine Irritation

    Auf dem Lehrvertrag meines Onkels steht ... "Vertrag zwischen Militärschüler und dem Kommandeur der Fliegertechnischen Vorschule" und weiter steht in dem Vertrag (Foto) "als Metallflugzeugbauerlehrling".

    In dem Merkblatt für Militärschüler lese ich, das neben der Facharbeiterausbildung eine parallel ganz eigenständige militärische Ausbildung stattgefunden hat.

    Hallo Uwe,

    das passt für mich mit deiner Aussage "An den Vorschulen stand - es handelt sich ja um 14-/15-jährige (!) - die Indoktrinierung für das NS-Regime und die Erziehung für die NS-Volksgemeinschaft (einschl. Rassentheorie, politischer Unterricht, Geschichts- und politischer Unterricht im Sinne des NS-Regimes) im Vordergrund. Das Ganze natürlich verpackt in für die Jugendlichen interessanten Umgang mit Flugzeugen und Technik", nicht ganz zusammen. Es klingt für mich ein wenig so, als wenn die Facharbeiterausbildung eigentlich keine Qualität hatte.

    Bei der Indoktrinierung für das NS-Regime, gebe ich dir recht. Gerade die Jungs der Jahrgänge 1926-1928 waren anfällig, für sie war diese Zeit ein großes Abenteuer, Lagerfeuer, Waffen, Kameradschaft. Mein Onkel hat in einem Brief im Dezember 1944 nach Hause geschrieben "wenn Hitler verliert, will ich auch nicht mehr leben". Ich glaube deswegen sind viele in dieser Generation auch nach dem Krieg in ein tiefes Loch gefallen. Sie hatten für ein Ideal gelebt und gekämpft, welches sich im Nachhinein als böse und vernichtend herausgestellt hat.

    Tschüss

    Petra

  • Hallo Petra,

    ich begreife nun was dich "umtreibt" - es geht dir hier vor allem um das Dreiecksverhältnis "Azubi" - Fliegerische Vorschule - Ausbildungsbetrieb.

    Dazu muss man wissen:

    - die Ernst Heinkel Flugzeugwerke waren neben Junkers und Messerschmitt der größte Rüstungsbetrieb für Militärflugzeuge im damaligen Deutschland. Gut - es gab da noch Focker-Wulf, Henschel, Fieseler, ..., usw.

    - schon vor dem Krieg wurden die ursprünglich privaten Firmen in die Machtstrukturen des RLM (Reichsluftfahrtministerium, Berlin) eingegliedert und die ursprünglichen Eigentümer weitgehend entmachtet und gleichgeschaltet. Gleiches galt für die Firmenleitungen (Geschäftsführung). Dafür wurden die Firmen großzügig mit Staatskrediten versorgt, ausgebaut, mit Rüstungsaufträgen versorgt - und in den Kriegsjahren mit Arbeitskräften (u.a. "Fremdarbeiter"/Zwangsarbeiter) versorgt.

    - die großen Rüstungsfirmen sollten u.a. nicht mehr untereinander konkurrieren und sich dem vom RLM gewünschten Rüstungsprogramm komplett unterwerfen.

    - das betraf dann wohl auch die Rekrutierung von "Azubis" (Facharbeiternachwwuchs) und deren zukünftige Bindung an die Wehrmacht (die Luftwaffe gehörte dazu), besonders nach Abschluss der Ausbildung.

    - die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz, hier als Metallflugzeugbauer, erfolgte (so vermute ich) an der Fliegertechnischen-Vorschule.(Fl.T.VS). Dabei spielten wohl nicht nur die kognitiven und physischen Talente eine Rolle, sondern auch gewisse weltanschauliche Kriterien.

    - Welche weiteren Verpflichtungen zwischen Azubi (deinem Onkel) und der Schule über die Ausbildungszeit hinaus abgeschlossen werden mussten, wie z.B. Verpflichtung über eine gewissen Dienstzeit bei der Luftwaffe oder in der Rüstungsindustrie (und entsprechenden Verzicht auf Arbeitnehmer-Freizügkeit, freie Wahl des Wohnortes und des Arbeitgebers), entzieht sich meinen Kenntnissen. Dazu müsste es noch weitere Verträge (Dienstverpflichtung) zwischen Fl.T.VS und deinem Onkel, bzw. dessen Eltern geben. Anm.: als 14-jähriger ist man ja juristisch noch ein Kind - der Erziehungsberechtigte unterschreibt !

    - die eigentliche handwerkliche und fachliche Ausbildung fand definitiv im Heinkel Werk (Marienehe) statt

    - die Räumlichkeiten der Fl.T.VS boten wohl auch die Unterkunft für die Lehrlinge - ein militärisches Lehrlingswohnheim

    - gleichzeitig unterwarfen sich die Lehrlinge durch diese Vertragskonstruktion der militärischen Disziplinargewlt - soweit das jurustisch für unter 17-jährige (= gesetzliche Wehrpflicht) möglich war.

    Um den Beruf des Metallflugzeugbauers und was man dabei so lernt bzw. können muss, scheint es dir dabei gar nicht zu gehen. Auch gut - dann spare ich mir Schreibarbeit. Ist ja auch zu technisch.

    Mit freundlichen Grüßen, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo Uwe,

    du hast recht, um die Inhalte des Berufes Metallflugzeugbauer geht es mir nicht, ist mir auch zu technisch;) mir geht es primär darum, einen Einblick in die Zeit zu bekommen, über das Umfeld und die Bedingungen in denen die Personen meiner Familie damals freiwillig oder unfreiwillig gestellt wurden. Und da waren deine Beiträge durchaus hilfreich.

    Leider geht es mir, wie vielen Anderen auch, dass ich erst jetzt, mit meinem Wissen und der Ruhe mich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, meine Fragen nicht mehr an die Personen stellen kann, in diesem Falle meinem Onkel. Deswegen greife ich immer wieder gerne auf dieses Forum zurück, was mir schon viele Informationen gegeben hat mit denen ich dann weiterarbeiten konnte. Auch wenn ich manchmal etwas nicht verstehe, weil es mir zu technisch ist. Aber das muss ich ja auch nicht..

    Du schreibst "Welche weiteren Verpflichtungen zwischen....entzieht sich meinen Kenntnissen", hierzu stelle ich dir die Verpflichtungserklärung meines Onkels interessehalber ein.

    Tschüss

    Petra

  • Hallo Rudolf,

    da gebe ich dir recht! Und das ist auch gut so aber ich denke die Tragweite und die daraus resultierende Konsequenz, waren weder meinem Onkel und auch nicht meiner Oma bewusst. Die Hörigkeit "Autoritäten" gegenüber war damals allgegenwärtig.

    Tschüss

    Petra

  • Hallo Petra,

    vielen Dank für das Einstellen der Verpflichtungserklärung,

    Das ist für mich das wichtige Bindeglied zur Rolle der Fl.T.Vorschule.

    Ich bin jetzt keine Experte für das Deutsche Vertragsrecht vor 1949. Große Teile des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) wie wir es heute kennen basiert aber auf dem "Code Napoleon" und ist seit dem frühen 19. Jahrhundert in Gebrauch (dem Sinne nach, einzelne Paragraphen sind anders nummeriert und umformuliert).

    Ich stelle aber mal in Sachen "Verpflichtungserklärung" fest - ohne konkrete juristische Einschätzung und Gesetzeszitate:

    - als die Verpflichtungserklärung unterschrieben wurde, war der Onkel noch 13 Jahre alt - also in keiner Weise geschäftsfähig außer zum Bareinkauf von Dingen des täglichen Bedarfs (z.B. Gummibärchen beim Kiosk).

    - die Eltern (Erziehungsberechtigte) können den Sohn rechtlich zu nichts verpflichten, was ihn in der Zeit ab der Volljährigkeit in irgendeiner Weise bindet.

    Alleine dieser Schrieb hätte ihn nicht verpflichtet - es ist lediglich eine Absichtserklärung.

    Er hätte zum gegebenen Zeitpunkt (nach Eintritt der alleinigen Geschäftsfähigkeit) eine neue Verpflichtung - in eigenem Namen - unterschreiben müssen. Die Eltern können ihn maximal bis zum Eintritt der Volljährigkeit rechtlich binden.

    Wie das aber in der "Praxis" ablief (also nicht vor Gericht), kann ich mir gut vorstellen - da wird "Druck" aufgebaut

    Was nun tatsächlich in der Fl.T.Vorschule den lieben langen Tag gemacht wurde (was lief da drin ab?) erschließt sich mir immer noch nicht. Denn das ganze theoretische und praktische Handwerkszeug zur beruflichen Ausbildung haben die Jungs ja im Heinkel Werk vermittelt bekommen. Das Ganze unter Aufsicht und geprüft durch die Handwerkskammer Rostock.

    Also: was GENAU passierte in der mil. Vorschule ?

    Im Moment stelle ich mir das wie ein militärisches Voksinternat vor - wobei aber der gesamte fachlich/berufliche Unterricht extern (im Aubildungsbetrieb) stattfindet. Was bleibt dann noch?

    - Kasernen-/Internatsleben für Jugendliche (Bettenbauen, Putzen) - aber ohne Wacheschieben und scharfe Waffen (K.98)

    - staatsbürgerlicher Unterricht

    - vormiltärische Ausbildung (Waffenkunde, KK-Schießen, taktische Spielereien, "Drill", Pfadfinderspiele)

    - Sport / körperliche Ertüchtigung

    oder was ?

    V. Grüße, Uwe

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo,

    Ab dem Jahre 1992 hat Herr Wolfgang Dieck ein Erinnerungsmagazin der ehemaligen Militärschüler der Fliegertechnischen Vorschulen in Eigenregie herausgebracht. Dieses Magazin nannte sich M-Boy. Es sind meines wissens 5 Hefte in den Umlauf gekommen. Ob die Arbeit an Heft 6 schon abgeschlossen war und das Heft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, der Verleger und Mitautor ist leider in diesen Zeitraum verstorben.

    Die Inhaltsverzeichninisse von Heft 1-5 liegen mir vor, von der FlTV der Heinkelwerke Rostock ist kein Beitrag vorhanden. Um sich aber ein Bild über die Materie Militärschüler zu machen, wäre es die richtige Lektüre. Das Problem wird aber die Beschaffung dieser doch sehr seltenen Veröffentlichungen sein.

    Gruß Uwe

  • Hallo Uwe,

    eine gewisse "Ignoranz" kann ich Dir nicht absprechen, denn das, was Du hier hinterfragst,

    hättest Du schon längst dem von mir zitierten Thread "Fliegertechnische Vorschulen" entnehmen

    können.

    Ich hänge daher - extra für Dich - noch einmal das Merkblatt für die Vorschüler an, dem Du alles

    Wissenswerte entnehmen kannst.

    Schönen Sonntag !

    Rudolf (KINZINGER)

  • Guten Tag Herr. Rudolf (KINZINGER),

    > eine gewisse "Ignoranz" kann ich Dir nicht absprechen,

    genau sowas hatte ich erwartet.

    Auf diesen persönlichen Angriff gehe ich nicht weiter ein.

    Und ja, die Stichworte:

    - eigene Unterkünfte

    - vormilitärische Ausbildung

    - ausgedehnte Sportanlagen

    - segelfliegerische Ausbildung

    hatte ich gelesen und zu Kenntnis genommen.

    Sorry -ich neige halt dazu, ausschweifende und allgemein gehaltene Texte auf die für mich wesentlichen Punkte zusammenzufassen und zu verdichten, falls mir das für eine aktuelle Diskussion geboten scheint.

    Ich habe mir eigentlich mehr Detailinformation erwartet zum Punkt "vormilitärische Ausbildung" und zum Dienstplan (Tagesablauf) an der Fl.T.VS im Allgemeinen.

    In Anbetracht der damaligen 48-Stunden Woche, die ja auch für die Lehrlinge im Ausbildungsbetrieb galt, kann ja für die o.a. Zusatzinhalte nicht so viel Zeit und/oder Energie übrig geblieben sein.

    Mit vorzüglicher Hochachtung, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo,

    zuerst einmal danke Uwe für den Hinweis auf das Magazin "M-Boy von Wolfgang Dieck", habe leider in den einschlägigen Internet Antiquariaten nichts gefunden. Wie du schon vermutet hast.

    Habe jetzt. mit den mir neuen Informationen durch euch, die Unterlagen meines Onkels noch einmal durchgeschaut und eine handschriftlich, vorformulierte Anfrage an die Rentenversicherung gefunden ( Anhang) darauf habe ich im Internet gestöbert und folgenden Artikel gefunden. Vielleicht interessant, obwohl einige Teile daraus ja hier schon einmal erwähnt wurden..

    Militärschüler Fliegertechnischer Vorschulen

    Die Fliegertechnischen Vorschulen waren eine militärische Einrichtung des Reichsluftfahrtministeriums und hatten die Aufgabe, 14- bis 15-jährige Jungen durch gründliche technische und vormilitärische Ausbildung zu Soldaten der Luftwaffe heranzubilden.

    Die Militärschüler der Fliegertechnischen Vorschulen wurden im Allgemeinen für bestimmte Berufe, wie z. B. Metallflugzeugbauer, Maschinenschlosser, Elektromechaniker u. ä. ausgebildet. Die Ausbildung erfolgte in Lehrwerkstätten, Betrieben und Werkberufsschulen der Luftfahrtindustrie und dauerte insgesamt vier Jahre. Grundsätzlich nach einer Lehrzeit von 3½ Jahren wurde die Facharbeiter- bzw. Gesellenprüfung abgelegt. Das letzte Halbjahr war der Ausbildung in einem besonderen Übungsfeld vorbehalten. Nach Abschluss der 4-jährigen Ausbildung war eine Verpflichtung auf einen weiteren 4½-jährigen Dienst bei der Luftwaffe vorgesehen. (deckt sich mit der Verpflichtungserklärung meines Onkels)

    Die Militärschüler waren, soweit sie für einen Beruf ausgebildet wurden, nach dem Charakter ihres Dienstes Lehrlinge und haben insoweit keinen militärischen Dienst nach § 2 BVG geleistet. Nach dem BSG-Urteil vom 08.07.1969 - 9 KV 380/67 - liegt dagegen militärähnlicher Dienst und damit eine Ersatzzeit für die Zeit einer vormilitärischen Ausbildung vor. Diese kann regelmäßig erst nach Abschluss der Lehrzeit beginnen.

    Sollte die Ausbildung nicht wie vorstehend dargestellt als Lehrling in Lehrwerkstätten, sondern ausschließlich als Militärschüler bei der Fliegertechnischen Vorschule erfolgt sein, ist grundsätzlich militärähnlicher Dienst (§ 3 Abs. 1 Buchst. h BVG) und damit Ersatzzeit zu unterstellen.

    Tschüss

    Petra