Granatwerfer - billig aber effektiv

  • Hallo Leute,

    Entschuldigung:

    Ich meinte "natürlich" den seit Kriegsbeginn leicht zu transportierenden 5cm Werfer.

    siehe bei Thilo: "man sollte ergänzen, daß das Gewehrgranatgerät den bis dato im Infanteriezug mitgeführten 5cm Granatwerfer 36 ersetzte."

    Gruß R.Bludau

    Namen, die keiner mehr nennt, Marion Gräfin Dönhoff.

  • Hallo R. Bludau,

    musst Dich nicht entschuldigen, kann passieren.

    man sollte ergänzen, daß das Gewehrgranatgerät den bis dato im Infanteriezug mitgeführten 5cm Granatwerfer 36 ersetzte."

    Thilo wird sicher noch antworten. Er meinte das sicher in diesem Zusammenhang: Gemäß der Literatur wurde der 5 cm Granatwerfer obwohl 30.000 Stck. eingeführt worden waren, wegen des kleinen Kalibers, seinen unzureichenden Munition und der großen Streuung

    nicht mehr produziert. Dafür wurde der Schießbecher eingesetzt.

    Davon unberührt blieb aber die Produktion der größeren Granatwerfer, z. B. 8cm, 12cm 15cm Granatwerfer 43 und den 21cm Granatwerfer/ 21cm Wurf - Mörser 69, welcher dann in speziellen Abteilungen Verwendung fand.

    Mal sehen was Thilo meint.

    Gruß Karl

  • Hallo,

    das Gewehrgranatgerät löste den 5cm Granatwerfer 36 ab, weil dessen Wirkung, vergleichbar einer Handgranate, nicht den materiellen und personellen Einsatz rechtfertigte, den er verursachte. Das Gewehrgranatgerät war aber kein 100% Ersatz, denn es war keine Steilfeuerwaffe, mit der Gegner hinter Deckungen bekämpft oder nicht einsehbare Geländeabschnitte gesperrt werden konnten.

    Dafür bot es die Möglichkeit, unterschiedliche Munitionssorten zu verschießen,

    Der Granatwerfer im Infanteriezug hatte schon zu Kriegsbeginn eine hohe Bedeutung, siehe diese Denkschrift von 1939.

    http://wwii.germandocsinrussia.org/ru/nodes/18#pa…/inspect/zoom/5

    Grüße

    Thilo

  • Hallo,

    hier mal ein Vergleich zum Einsatz der Gewehrgranaten und der Granatwerfer ( Auszug)*:

    im Angriff gut fortschreitend:

    Gewehrsprenggranaten: (25)**

    l. GrW: 27

    s.GrW: 24

    Angriff schwierig, langwierig:

    Gewehrsprenggranaten: (30)

    l.GrW: 35

    sGrW: 53

    Gegen Festung ( Sewastopol:

    Gewehrsprenggranaten: (25)

    lGrW: 26

    sGrW: 112

    An ruhiger Front:

    Gewehrsprenggranaten: (35)

    lGrW: 36

    sGrW: 36

    Bei Großangriff:

    Gewehrsprenggranaten: (60)

    Gwehrpanzergranaten: 5

    lGrW: 111

    sGrW:75

    *Gen Stab d. Heeres: bis Ende 1943 in den ersten 10 Tagen, auf Heereskörper ab Armeestärke abgestellt.

    ** Warum in Klammer gesetzt kann ich nicht ersehen

    Quelle: Donat: "Der Munititionsverbrauch im II. WK im taktischen und operativen Rahmen".

    Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?

    Gruß Karl

  • Hallo,

    ich ziehe aus der Auflistung folgende Schlüsse:

    > Der Verschuss von Gewehrsprenggranaten deckt sich annähernd mit dem Verschuss de lGr.W..

    Eine Ausnahme bildet der Großangriff.

    Das kann bedeuten, dass gleiche Ziele mit beiden Waffen beschossen wurden. Dies würde auch die Aussonderung des 5 cm lGrW zusätzlich zu vorstehenden Argumenten begründen

    > Gewehrpanzergranaten wurden nur im Großangriff verschossen. Dies lässt den Schluss zu, dass ansonsten andere, ggf. geignetere Panzerabwehrwaffen bevorzugt wurden.

    Außerdem war es im Großangriff dem Infanteristen wahrscheinlich eher gegeben selbst gegen Panzer wirksam zu werden.

    Ggf. wäre natürlich noch zu klären ab wann Gewehrpanzergranaten der Truppe tatsächlich zur Verfügung standen.

    Gibt es andere Analysen?

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    ich denke

    das kann man nicht verallgemeinern.

    bis Herbst 43

    Elite WH Verbände im Angriff hatten immer genug Pak und Schlachtflieger.

    Nachrückende schlechter ausgerüstete Infanterie zum Säubern benutzten es (GGG) sicher öfter.

    ab 1944 Rückzug,

    kamen die neuen Panzerhohlladungen, Faustgranate, Ofenrohr in großen Mengen für Frontkämpfer.

    Sicherungsverbände die später in die Frontlinie eingefügt wurden benutzten diese Waffe (GGG) weiter.

    Gegen Inf. Nester MG oder Pak, aber nicht mehr gegen Panzer.

    Weil sie in großen Mengen zur Verfügung stand.

    Eine Waffe der zweiten Reihe. (zum Schluß war sie größer als die Erste)

    Gruß Ralph

    Namen, die keiner mehr nennt, Marion Gräfin Dönhoff.

  • Hallo Ralph,

    Quote


    Eine Waffe der zweiten Reihe

    GGG gehörte zur KSTN-mäßigen Ausrüstung der Schützenkompanie, mit Kampf- oder Rückwärtigen Einheiten hat das nichts zu tun.

    Karl

    Quote


    > Gewehrpanzergranaten wurden nur im Großangriff verschossen. Dies lässt den Schluss zu, dass ansonsten andere, ggf. geignetere Panzerabwehrwaffen bevorzugt wurden.

    Gewehrpanzergranaten waren Nahkampfmittel, die eingesetzt wurden, wenn die dafür vorgesehenen Waffen wie PAK oder Panzerjäger ihre Aufgabe nicht erfüllen konnten. Also praktisch das letzte Mittel.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • HalloThilo,

    hallo zusammen,

    Also praktisch das letzte Mittel.

    ja Thilo, das stimmt schon, was Du schreibst, aber ich meinte folgendes dazu:

    Außerdem war es im Großangriff dem Infanteristen wahrscheinlich eher gegeben selbst gegen Panzer wirksam zu werden.

    Ich gehe davon aus, dass im Großangriff alles Verfügbare eingesetzt wurde, um den Durchbruch zu erzielen bzw. das gesetzte Ziel zu erreichen. Ansonsten stellte der Großangriff doch eine Zusammenballung an Waffen und Gerät dar, folglich wären auch andere Panzerbekämpfungsmittel vorhanden, aber beim Eindringen in die gegenerische HKL bzw. das Stellungssystem sah sich der Infanterist u.U. plötzlich einem Gegenangriff der feindl. Reserven, z. B. in der Flanke, von feindl. gep. Kräfte ausgesetzt und somit gezwungen mit seinen Möglichkeiten, z. B. GGG aktiv zu werden.

    Während des Angriffs sind möglichst alle Waffen an den Feind zu bringen.

    Ist die Infanterie in die feindl. Stellungen eingebrochen und finden somit "Einzelkämpfe" statt ( TF Teil 1), so muss sich diese mit den ihnen zur Verfügung stehenden Waffen durchsetzen.( Bis Artillerie, die zunächst nach hinten abriegelt) wieder wirken kann.

    Warum sonst werden sonst beim Großangriff die meisten Gewehrpanzergranaten verschossen?

    Klar, es war die "Pz. Abw. Waffe des kleinen Mannes".

    Und insofern hats Du natürlich recht: Wenn nichts anderes, besseres, schwereres da war, da musste er eben zm letzten Mittel der Panzerabwehr, dem GGG greifen.

    Herzliche Grüße von Karl

  • Hallo Karl,

    ich habe noch einmal das ganze Thema durchgelesen.

    Deinem letzten Beitrag kann ich nichts mehr entgegensetzen.

    Ich beschäftige mich als Laie mit den Endkampf im Osten,

    da habe ich nicht so viele Statistiken.

    Mein Bauchgefühl nach lesen der populären Literatur,

    sagte mir das Eliteeinheiten für Gegenstöße (ab Mitte44) , vielleicht schon moderner ausgerüstet waren. (z.B. mit MP44 und Panzerfaust30). Das GGG42 wurde kaum erwähnt.

    Aber die Wehrmacht war ja noch ein Millionenheer mit K98.

    Und die Panzergranate hatte Wirkung gegen Panzerketten, eine 7,92 Patrone nicht.

    Das erklärt viel.

    Gruß Ralph

    Namen, die keiner mehr nennt, Marion Gräfin Dönhoff.

    Edited once, last by Bludau Ostpreußen (April 18, 2019 at 8:43 PM).

  • Hallo Ralph,

    Du hast richtig erkannt, es war ein Millionenheer, am 1.6.1944 rund 284 Divisionen.*

    Wenn Du nun über die Elitedivisionen recherchierst, was Du auch immer darunter verstehst, so kommst Du auf etwa 10 - 15 % der Gesamtstärke. Also bitte den Einsatz der Elitedivisionen - auch die hatten keinen vollen Personen- und Materialersatz mehr bekommen und die Kampfkraft hatte erheblich gelitten, also nicht überschätzen.

    Gruß Karl

    * Mueller Hilbrand: " Das Heer" S. .

  • Hallo,

    in der ASMZ, Jahr 1954, Band 120, Heft 6 ist folgender Beitrag zu lesen:

    "Russische Granatwerfer und deren Bekämpfung im Brückenkop von Nikopol" von Kissel, Hans

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    um zunächst ein Lob anzubringen, ein wirklich hochinteressantes Thema hast Du hier eröffnet, daß wahrscheinlich viele deutsche Frontsoldaten ein Leben lang beschäftigt hat. Nach Berichten meines Vaters (der übrigens in wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre)

    waren neben den russischen Scharfschützen besonders die Granatwerfer eine ständige Bedrohung für Leib und Leben.

    Irgendwo habe ich mal den russischen Spruch gelesen:

    "Jeder zweite deutsche Soldat hat ein Eisernes Kreuz, jeder zweite russische Soldat einen Granatwerfer"

    Von diesem russischen Spruch hat mein Vater auch erzählt. Er hatte ihn im letzten Kriegswinter 1944/45 an der deutschen Verteidigungsstellung am Narew immer wieder gehört. Der Spruch war Teil einer Lautsprecherpropaganda der Roten Armee.

    Wenn ich den Spruch einmal im Zusammenhang zitieren darf, wie ihn die Wehrmachtssoldaten damals gehört haben:

    "Kommt rüber Kameraden! Hier gibt es am Tag dreimal warmes Essen und ihr werdet gut behandelt.

    Der Krieg ist verloren! Jeder zweite deutsche Soldat hat das Eiserne Kreuz, aber jeder zweite russische Soldat hat einen Granatwerfer."

    Das ging dann noch einige Zeit weiter. Dann wurde als Abschluß der Propagandadurchsage als Musik immer das Lied "Frühling in Wien" von Robert Stolz gespielt. Von möglichen deutschen Überläufern hat er in diesem Frontabschnitt allerdings nichts erfahren.


    Insbesondere die Rote Armee hat durch den erfolgreichen und für die Deutsche Wehrmacht verlustreichen Einsatz von Granatwerfern der verschiedensten Kaliber oftmals auf dem Gefechtsfeld, teils bedeutende Erfolge erlangt.

    Dies lag vor allem daran, dass diese Waffe einfach zu produzieren und für die RA in Massen - jährlich etwa 100.000 Stück - in den Kalibern 50mm, 82 mm, 120mm und 160 mm hergestellt wurden.

    "Das Granatwerferfeuer erlangte während des Krieges immer größere Bedeutung. So erhöhte sich das Gewicht einer Granatwerfersalve einer Schützdendivision auf mehr als das 7fache ( Juli 1941: 199,8 kg, 1945: 1406 kg." *

    Soweit die RA betreffend.

    Mein Vater hat ja von den insgesamt rund 47 Monaten Ostkrieg gegen die Sowjetunion etwa die Hälfte dieser Zeit an der Front erlebt.

    Besonders beim Vormarsch oder den Rückzugskämpfen mußte seine leichte Batterie oftmals ganze Frontabschnitte alleine sichern und gegen angreifende Schützenbataillone der Roten Armee verteidigen.

    Die ständige Bedrohung der Flaksoldaten (2-cm-Flak) durch sowjetische Granatwerfer, die er immer wieder schilderte, war sowohl 1941/42 als auch 1944/45 auffällig. Zweimal wurde er durch Splitter von Granatwerfern verwundet, einmal auf dem Vormarsch 1941 nur leicht, dann 1945 bei den Abwehrkämpfen an der Weichsel mittelschwer (die Narben an seinem Rücken waren auch 70 Jahre nach der Verwundung immer noch sichtbar).

    Manchmal hatte er auch einfach nur Glück, einer solchen Verwundung zu entgehen. Oder eine Vorahnung (sechster Sinn), wie beim kleineren Brückenkopf an der Desna im Sommer 1941. Dieser wurde nur von der II. Flakregiment 11 gehalten, nachdem die Infanterie der

    10. Infanteriedivision (mot.) hier durch überlegene Gegenangriffe der Roten Armee überrannt und versprengt worden war.

    Der Zugführer Leutnant Schmidt (gefallen in Orel 1943) hatte ihn als Melder nach hinten geschickt, als ihn ein sowjetischer Granatwerfer aufs Korn nahm. Nur durch ständiges Hakenschlagen und auf den Boden werfen konnte er den Granaten entgehen. Einmal schlug eine Granate genau vor ihm in einer Mulde ein, in welche er ursprünglich hatte springen wollen. Als hätte er die Gefahr geahnt, hatte er sich neben die vermeintlich rettende Deckungsmulde hingeworfen. Sonst wäre es aus gewesen. Das waren seine Worte.

    Jedenfalls hatte er sich oft gefragt, wie der Gegner überhaupt soviele Granatwerfer aufbieten konnte. Und vor allem so schnell.

    Er erzählte, sobald sie als Nachhut oder auf dem Vormarsch in Stellung gegangen waren, schossen die Russen innerhalb kürzester Zeit mit Granatwerfern. Im Juli 1941 hatte er dadurch einmal fast seine gesamte Bedienungsmannschaft verloren (4 Tote, 1 Verwundeter), im Sommer 1944 geschah genau dasselbe beim Nachbargeschütz, mit dem er die Nachhut bilden mußte. Der dort ebenfalls gefallene Geschützführer (auch ein Obergefreiter wie er) hatte schon das "Spanienkreuz" der Legion Condor getragen, war also sehr erfahren.


    Noch kurz vor seinem Tod vor vier Jahren glaubte er, eine Erklärung gefunden zu haben: den Spatengranatwerfer der Roten Armee.

    Dieser wurde in einer Zeitschrift beschrieben: schnell, effektiv und bei jeder sowjetischen Schützendivision reichlich vorhanden.

    Bezog sich darauf vielleicht der oben zitierte Satz "jeder zweite russische Soldat hat einen Granatwerfer"?

    Leider gibt es nur in der englischsprachigen Wikipedia eine Beschreibung des sowjetischen Spatengranatwerfers

    ("spade mortar"):

    Quote

    The 37mm spade mortar is a Soviet 37 mm light infantry mortar used in the Second World War. The mortar was produced from 1939 until the end of 1941.

    The German Army designated the weapon the 3.7 cm Spatengranatwerfer 161(r), although the true Soviet designation was simply "37mm mortar" (Russian: 37-мм Миномет). It is likely that the weapon was an attempt to boost the firepower of Soviet rifle units. Although a rifle grenade-launcher (which the Red Army also had) can fire shells of similar weight, they are slower to load and cannot serve as rifles while firing grenades. The spade mortar was used during the Winter War with Finland, where the weapon was found ineffective in the heavy snow. Initially used on the Eastern Front in World War II, the spade mortar fell into disuse after 1942.

    https://en.wikipedia.org/wiki/37mm_spade_mortar

    Hier stellt sich gleich eine weitere Frage: wenn die Produktion des 37mm Spatengranatwerfers Ende 1941 eingestellt wurde und die Verwendung ab 1943 auslief, konnte es dann 1944 noch wesentliche Restbestände bei der Roten Armee geben?

    In einem schweizer Forum hat ein Mitglied einen Text aus deutschen Kriegserinnerungen zitiert. Dort war beim Kampf um Belgrad 1944 noch vom Einsatz sowjetischer Spatengranatwerfer durch die Rote Armee die Rede (leider ohne Quellenangabe):

    Quote

    Hallo, bin beim Lesen eines Berichtes eines Teilnehmers der Schlacht um Belgrad von 1944 auf folgende Textpassage gestoßen:

    QUOTE

    Nun rannten wir, was die Lungen hergaben, bis wir an den bewaldeten Hängen des Kalvarienberges etwas Deckung fanden. Die Russen nahmen uns unter höllisches Granatwerferfeuer. Zu dieser Zeit führte der russische Soldat einen Schanzspaten bei sich, den man mit einem Griff in einen Granatwerfer umfunktionieren konnte. Klappte man das Spatenblatt weg, dann bildete dieses die Bodenplatte. Der Spatenstiel war hohl und diente auf diese Weise als Geschützrohr. Die Russen hatten in ihrer Waffenausrüstung überhaupt mächtig aufgeholt. Allein die Tatsache, daß jeder von ihnen über eine Maschinenpistole verfügte, ließ uns beten, daß der Krieg bald zu Ende sein möge.

    Hier noch einige technische Daten zum sowjetischen Spatengranatwerfer aus der WAFFEN REVUE Nr. 11 DEZ. 1973:

    (siehe auch unten angehängte Datenblätter)

    "Russischer Spatengranatwerfer 3,7 cm (Deutsche Bezeichnung 3,7 cm Spatengranatwerfer 161)


    Feuerbereitschaft in 1 bis 2 Minuten


    Schußfolge 20-25 pro Minute


    Größte Schußweite 300 Meter"


    Diese technischen Daten würden doch die schnelle Verfügbarkeit (max. 2 Minuten) und Schußfolge (mind. 20 / Minute) gegen deutsche Stellungen erklären?

    Oder kennt jemand noch eine andere Erklärung für die Kriegserlebnisse deutscher Soldaten mit schnellen und sofort verfügbaren sowjetischen Granatwerfern?

    Beste Grüße,

    Bodo

  • Hallo Bodo,

    der 37mm-Spatenmörser wurde zwar nur bis Juni 1941 hergestellt und 1942 ausgesondert, da neben der geringen Wirkung auch keinerlei Zielvorrichtung vorhanden war, blieb aber bis Kriegsende bei den Luftlandetruppen der Sowjetarmee im Einsatz. Es wurden 15500 Stück hergestellt, die Aussage "der russische Soldat..." ist also übertrieben.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,

    Danke für die Informationen zur hergestellten Stückzahl und der eher geringen Wirkung des sowjetischen Spatengranatwerfers.

    Ich möchte aber noch ergänzen, daß die großen personellen Ausfälle der leichten Flak (wie mein Vater sie zu seinem Schrecken persönlich erleben mußte, das hat ihn noch lange beschäftigt) durch indirektes Granatwerferfeuer (Baumkrepierer) eingetreten sind.

    Wäre der Spatengranatwerfer mit seiner schnellen Schußfolge dafür immerhin geeignet gewesen?

    Mein Vater war im Sommer 1941 gerade erst Geschützführer geworden und fühlte sich natürlich für seine sieben Kameraden (inklusive Fahrer der Krupp-Protze) besonders verantwortlich.

    Weil er noch wenig Kriegserfahrung hatte, war er mit seinem 2-cm-Geschütz vor einer Baumgruppe in Stellung gegangen. Zusammen mit dem Kanonier 1 (der Leuchtspursalven in Richtung der sowjetischen Stellungen feuerte) war er am Geschütz.

    Die anderen fünf Kanoniere befanden sich in Deckungslöchern vor den Bäumen, etwa 10 m entfernt.

    Die sowjetischen Werfergranaten schlugen dann in den Baumkronen ein und ein mörderischer Splitterregen traf die fünf Kameraden in den Deckungslöchern. Zwei waren sofort tot, die beiden anderen starben auf dem Weg zum Verbandplatz, in den Armen meines Vaters

    (Leutnant Schmidt hatte ihm befohlen, sie schnellstmöglich mit dem Kfz dorthin zu bringen).

    Der Truppenarzt schüttelte nur den Kopf, als sie ankamen und fragte: "Was ist denn bei Euch los? Wir hatten heute schon so viele Verwundete von der Flak."

    Vermutlich starben die beiden Kameraden an Kreislaufversagen, denn die Splitterwunden selbst waren vergleichsweise klein aber zahlreich.

    Nur ein Kamerad (ich glaube es war der K5) hat seine Verwundung überlebt, mit stark blutender Schulter und schmerzendem Armgelenk.

    Er machte sich noch Sorgen, jemals wieder als Landwirt auf seinem Hof in Bayern voll arbeiten zu können.

    Mein Vater ist danach nie wieder selbstständig vor Baumgruppen oder am Waldrand in Stellung gegangen.

    Denn im Sommer 1944 als Nachhut beim Rückzug in Polen hinter der Narewbrücke war es wieder indirektes Granatwerferfeuer, was die großen Verluste verursachte. Der dabei ebenfalls gefallene Geschützführer mit dem Spanienkreuz wollte nicht auf meinen Vater hören, der noch vor der Gefahr durch Baumkrepierer gewarnt hatte.
    Die anrückenden Soldaten der sowjetischen Vorhut schossen nämlich sofort mit Granatwerfern auf die erkannte Baumgruppe, weil sie dort eine Stellung vermuteten. Zwei Tote und zwei Verwundete beim Nachbargeschütz waren dann die Folge der Baumkrepierer.

    Als verantwortlicher Obergefreiter hat mein Vater dann gleich den schnellen Rückzug der beiden 2-cm-Geschütze befohlen. Ein Zweimanntrupp von Heerespionieren war schon vorher vorbeimarschiert mit den Hinweis, sie hätten die Narewbrücke gerade eben mitsamt darauf fahrenden Sowjetpanzern gesprengt. Leider seien zwischen bzw. unter den T-34 Panzern auch noch versprengte deutsche Soldaten gewesen. Schlimm genug, davon auch nur zu hören. Jeder Soldat hat wohl gedacht, was wäre, wenn ich dort gerade noch gelaufen wäre?

    Später, im Frühjahr 1945, ist mein Vater dann ebenfalls durch Baumkrepierer sowjetischer Granatwerfer verwundet worden. Hier war er als Vertretung für einen bereits vorher verwundeten Geschützführer bei der Verteidigung von Gdingen/Gotenhafen eingesetzt. Die Stellung lag auf höheren Befehl hin auf einer bewaldeten Anhöhe.

    Soviel noch als Ergänzung zu den verheerenden Auswirkungen indirekten Granatwerferfeuers an der Ostfront.

    Ich hoffe, Karl kann diese Einzelheiten für seine Ausgangsfragestellung verwerten.

    Auf dieser englischsprachigen Forenseite werden übrigens viele Einzelheiten zu sowjetischen Granatwerfern vorgestellt, darunter auch der Spatengranatwerfer. Abgesehen von den Texten sind auch die eingestellten Bilder interessant:

    Russian WWII Mortars

    https://forum.axishistory.com/viewtopic.php?p=137777

    Grüße,

    Bodo

    „Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“ (Eugen Gerstenmaier)

  • Hallo,

    bei den Baumkrepierern handelt es sich um Granaten mit Aufschlagzünder, die bei Berührung der Äste sofort detonieren.

    Speziell die US - Army hatte hochempfindliche Zünder, da die Industrie problemslos Sparstoffe verwenden durfte ( zumindest für die Zünder). Diese Granaten waren deshalb bei den deutschen Soldaten gefürchtet. Natürlich gab es diese AZ auch bei anderen Armeen, allerdings, nicht mit der Empfindlichkeit.

    Soweit ich mich erinnere gelesen zu haben, wurde deutscherseits versucht den US - Zünder nachzubauen, angeblich gegen Kriegsende mit Erfolg,

    Leider habe ich keine Quelle dazu oder finde diese momentan nicht.

    Österliche Grüße von Karl