Marine-Flak-Abteilung 810 u.a. Einheitsabzeichen

  • Hallo allerseits!

    Mir liegen neue und recht interessante Feldpostbriefe eines Angehörigen der 6. Batterie / Marine-Flak-Abteilung 810 (FPN: 16166 / 1942) vor, die ich gerade am Auswerten bin. Hierbei habe wiederholt das beigefügte Abzeichen (siehe Anhang) auf dem Briefpapier gedruckt vorgefunden. Handelt es sich nun um das Einheitsabzeichen der Abteilung oder der Batterie? Wäre ggf. auch interessant für die Sammlung der Einheitsabzeichen, falls noch nicht bekannt?!

    Grüße

    Sven

  • Hi Sven,

    Das ist das Abzeichen der Marine-Flakartillerie-Abteilung 810 'Holzschuh' (wahrscheinlich, weil Besatzungstruppen in den Niederlanden häufig mit den landestypischen Holzschuhen ausgestattet waren). Willst Du mehr erfahren, lohnt sich ein Besuch auf Walcheren. Dort waren die meisten ihrer Batterien eingesetzt. Zum Schutz des Hafens von Vlissingen waren die vier schweren (10,5 cm SK C/32) Batterien als Nord-, Süd-, West- und Ostbatterie eingesetzt (die Südbatterie bei Breskens südlich der Scheldemündung):

    1/810 Nordbatterie

    2/810 Westbatterie

    3/810 Ostbatterie

    5/810 Südbatterie

    7/810 leichte Batterie, verteilt (u.a. Scheldebatterie)

    8/810 Scheinwerferbatterie, verteilt um Breskens

    Auf Walcheren kann man im Museum Polderhuis in Westkapelle, im Bunkermuseum Zoutelande und ganz besonders im Museum Bunkerverhalen Dishoek November '44 (dort liegt eines ihrer 10,5 cm-Rohre) mehr über die MAFl 810 erfahren. Außerdem findet man südlich Middelburg sehr sehenswerte erhalten gebliebene Flakbettungen und Bunker der Nordbatterie.

    Die Abteilung verwendete Halbliter-Bierkrüge in verschiedenen Ausführungen, die mit dem Abteilungsabzeichen versehen waren. In den genannten Museen findet man solche Krüge im Original und auch als Fälschung (Polderhuis Westkapelle).

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

    Edited once, last by HiWi (February 13, 2019 at 11:14 PM).

  • Guten Morgen!

    Willst Du mehr erfahren, lohnt sich ein Besuch auf Walcheren.

    Vieln Dank dir erstmal für deine Hinweise und weiterführende Infos! :thumbup:

    Auf Walcheren war ich bereits im April 2015, leider hatte ich da noch keine Kenntnis von der o.g. Abteilung, weswegen ich mich auch nicht expliziet auf die Spurensuche gemacht habe ... lediglich in Vlissingen habe ich ein paar Bilder der Bunker der Küstenverteidigung / Sicherung der Schelde-Mündung gemacht. Nächstes Mal weiß ich worauf ich zu achten habe .... ;)

    Bei Interesse stelle ich gerne hier mal die o.g. Feldpostbriefe Zitatweise hier ein, da besonders im Rahmen der Verteidigung von Walcheren Ende Oktober 1944 ein paar interessante Anmerkungen durch den Schreiber getätigt wurden, wodurch ein guter Überblick hierüber entsteht.

    Grüße

    Sven

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  • Hallo Sven,

    Klar, immer her damit! Hier noch ein paar Literaturhinweise:

    Hans Sakkers/Hans Houtermann: Strijd om Dishoek (sehr detailreich und profund recherchiert)

    Paul M. Cruq: Aiming Point Walcheren (zeichnet minutiös die Luftangriffe auf Walcheren in Vorbereitung der Invasion von November 1944 nach)

    J.N. Houtermann: Walcheren bevrijd (Dokumentation der Angriffe und Vormarschwege der Invasionstruppen)

    Ben Muller: Breskens onder Beton (dokumentiert den Atlantikwall rund um Breskens).

    Und auf Deutsch demnächst ein Artikel in DAWA 72 (http://www.atlantikwall.info/prod01.htm), der aber primär die Geschichte der Batterie Dishoek im November 1944 aufrollt.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo!

    Anbei die Auszüge der Feldpostbriefe wie versprochen. Die Feldpostnummer war durchgehend die 14154 H, was der 7. Batterie entsprechen müsste, leider weiß ich nicht, wo diese stationiert war. Zum Veranschaulichen habe ich noch ein paar Ausschnitte von den entsprechenden Lagekarten mit angehangen.

    20. Oktober 1944: „… Es wird jetzt sicher einige Zeit dauern bis ich von euch wieder Post bekomme. Dass ihr fleissig schreibt glaube ich, aber die Bahnverbindung u.s.w. sind eben nicht mehr so wie früher. … In diesem Brief schicke ich […] ein Bild von mir. Die anderen Fotografien werde ich nach und nach schicken. Hoffentlich treten bald unsere Geheimwaffen in Tätigkeit. …“

    26. Oktober 1944: „Geht mir noch sehr gut und bin auch noch gesund. […] Vielleicht habt ihr vorgestern bei den 22 Uhr Nachrichten etwas von dieser Gegend gehört. Es ist aber nicht ganz so schlimm. Wir unterhalten uns oft darüber, dass sich unsere Angehörigen daheim sicher Sorgen machen werden, es könnte uns schon etwas passiert sein. Einstweilen führen wir hier noch ein ruhiges Leben. Die Verpflegung ist auch tadellos. In diesen fast 4 Jahren hatte ich noch nie soviel zu essen wir jetzt. Dass man in Feindnähe noch so sorglos leben würde hätte ich nie gedacht. Nachts kann mich jedensfalls nichts stören, da schlafe ich genau so fest wie daheim. …“

    28. Oktober 1944: „… Ihr seid froh, wenn schönes Wetter ist und wir schimpfen wenn sich die Sonne sehen lässt, am liebsten ist uns der Nebel. Da ist dann wenigstens in der Luft Ruhe. …“

    30. Oktober 1944: „… Diesen Brief werde ich wahrscheinlich einen Urlauber mitfahren, wenn er fahren sollte. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Interessieren wird euch hauptsächlich ob ich gesund bin und wie es mir geht. Da kann ich euch nur das Beste berichten. Habe bisher immer Glück gehabt. Die Sache geht jetzt den Höhepunkt entgegen. Wir wissen was uns bevorsteht. Wenn ihr diesen Brief lest ist sicher alles anders. Lasst nur den Kopf nicht hängen. …“

    31. Oktober 1944: „… Geht mir noch gut, gesund bin ich ebenfalls. Den Brief nimmt ein Urlauber von München mit. Macht euch nur keine Sorgen wegen mir. Ich komme schon wieder heim und sollte es auch noch lange dauern. …“

    Hiernach habe ich keine Briefe mehr von dem Soldaten, erst am 09. Januar 1945 schrieb er wieder seiner Familie, diesmal aus britischer Kriegsgefangenschaft vom P.O.W.-Camp Nr. 17 in Großbritannien.

    Anmerkung: Die Rechtschreibfehler in den Briefen habe ich so übernommen!

    Grüße

    Sven

  • Hallo allerseits,

    Die 6. wurde später zur 8. Batterie (Scheinwerfer), die 5. zur 7. (leichte Flak). Das Truppenkennzeichen hatten wir übrigens hier Truppenkennzeichen - Materialsammlung schon.

    Der Hinweis im Feldpostbrief vom 26. 10. 1944 bezieht sich entweder auf die Inundation Walcherens, die durch die RAF von Anfang bis Mitte Oktober durchgeführt wurde oder auf die vorbereitenden Bombardements. Die Besetzung der Insel begann am 1. November, der Kampf dauerte wenige Tage. In diese Zeit muss die Gefangennahme gefallen sein.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Sven

    Hallo Sven,

    mich würde interessieren, ob in den Briefen ein Hinweis auf die Marine-Festungspioniere zu finden ist.

    Die 2./ + 4./312 waren auf Walcheren im Einsatz. Die 2./312 verließ Walcheren erst am 4.11./ 05.11.44 mit dem Boot (MS"Verwachting")

    nach Zierikzee.

    Falls in den Briefen eine Anmerkung z.B. über den Bunkerbau zu finden ist, stelle dies doch bitte ein.


    Gruß

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    Kurioserweise ist selbst in keinem der teils sehr detailliert recherchierten Bücher, die ich oben genannt habe, die Rede von Marine-Festungspionier-Kompanien. Woher hast Du die Angabe und gibt es mehr Details zu ihrem Einsatz? Der Bunkerbau oblag ja normalerweise der OT im Auftrag und unter Überwachung der Festungspioniere, gleich ob Heer oder Marine. Diese bauten nur die Bunker mit Panzertürmen selbst. Zum Beispiel könnten die Marine-Festungspioniere den Leitstand der MKB Dishoek vom Typ M 120 errichtet haben.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo allerseits!

    mich würde interessieren, ob in den Briefen ein Hinweis auf die Marine-Festungspioniere zu finden ist.

    Leider nein, dafür finde ich den Thread mittlerweile recht interessant, was da alles an Infos zusammenkommt! :thumbup:

    Grüße

    Sven

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  • Hallo Thomas,

    ich arbeite an eine Dokumentation über die MarFestPiBtlne (10). In den letzten 10 Jahren habe ich bereits einiges aus den verschiedenen

    KTBs zusammentragen können (BAMA, NARA, WASt, VdK usw.).

    An verschiedenen Orten an der Küste in diesem Bereich waren die MarFestPi auch noch im September/ Oktober an Bunkerbauten beteiligt.

    U.a. gibt es einen Bericht über den Sonderstab Knuth (KTB-Skl), der von der Marine aus die Rückführung des AOK 15 unterstützt hat.

    Die 2. +4./312 waren Ende Sptember ebenfalls in den Häfen von Vlissingen, Breskens, Terneuzen, Hanswert und bauten da vor allem Anleger

    und Stege, beseitigten Bombenschäden in den Häfen;

    waren daneben am Geschützaufbau für die 2./, 6./ 7./ MAA 203 beteiligt ... später dann an den Hafensprengungen Vlissingen ... bis Amsterdam

    u.a.

    Die Sprengkommandos sind oftmals nicht zurückgekommen.

    Walcheren wird vor allem 1940/41 im Zusammenhang mit den MarFestPi erwähnt und dann wieder nach der Invasion. Leider finden sich immer

    nur wenige Anmerkungen in den KTBs, deshalb auch meine Frage an Sven.

    Gruß

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    Ich benötige zwei Präzisierungen: Du schriebst "Geschützaufbau für die 2./, 6./ 7./ MAA 203" - die MAA 202 lag u.a. auf Walcheren. Meinst Du wirklich die MAA 203?

    "nach der Invasion" - in der Normandie oder auf Walcheren?

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo!

    Walcheren wird vor allem 1940/41 im Zusammenhang mit den MarFestPi erwähnt und dann wieder nach der Invasion. Leider finden sich immer

    nur wenige Anmerkungen in den KTBs, deshalb auch meine Frage an Sven.

    Habe mir die vorhandenen Feldpostbriefe mal bis Anfang 1944 durchgelesen und er schreibt neben Privates noch über die häufigen alliierten Bombereinflüge ins Reich, über die Invasien (Normandie) sowie die damit bestehende Hoffnung in den Atlantikwall. Keinerlei Infos zu Einheiten auf Walcheren.

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Thomas,

    ich habe nur ansatzweise meine Notizen weitergegeben. Aus dem Lexikon der Wehrmacht habe ich etwas über die MAA 203 angehängt.

    Ich gestehe, daß ich nicht jeden Ortsnamen genau zuordnen kann, Holland ja, dann muß ich aber bei den kleineren Orten nachschauen.

    In den nächsten Tagen lese ich mir nochmals den Bericht über den Sonderstab Knuth durch.

    In der Zeit ab Besetzung im Jahr 1940 habe ich überwiegend (oder nur?) Standortmitteilungen über die MarBauBtlne (MarFestPiBtlne)

    bisher gefunden, auch mit Hinweis auf Walcheren.maa203.jpg

    Falls von Interesse, liste ich diese (wenigen) Infos auf.


    Gruß

    Dieter

    @ Sven Vielen Dank für deine Mühe

  • Hi Sven,

    Wenn Du noch Detailinformationen beisteuern kannst, würde ich sie gerne an meinen Atlantikwall-Spezialisten für Walcheren weiterleiten.

    Mit Dank und Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • N´Abend!

    Hi Sven,


    Wenn Du noch Detailinformationen beisteuern kannst, würde ich sie gerne an meinen Atlantikwall-Spezialisten für Walcheren weiterleiten.


    Mit Dank und Gruß, Thomas

    Sehr gerne, aber das Einzige was ich hier beisteuern kann dürfte der Inhalt der Feldpostbriefe sein ,,,

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Sven30 und alle ihr Anderen,

    hatte vor längerer Zeit nach der MAA810 der (.Scheinwerferbatterie) reingestellt. hatte die Hoffnung auf Infos schon aufgegeben.

    War dann zwischenzeitlich in Holland und hatte dort auch pers. Kontakt mit den Herrn Hans Sakkers.

    Es ist im letzten Jahr ein neues Buch von ihm zu Walcheren erschienen aber leider nicht auf deutsch. kostet um die 50,00 €

    Da mein Vater ist am 07.11.1944 gefangen genommen worden war er mit einer der letzten der MAA.

    Würdest du mir Kopien der Briefe zur Verfügung stellen?

    gruß hardy

  • Hallo!

    wenn ja melde dazu dann über meine Mailadresse XYZ

    ... ich würde dir empfehlen deine Mail-Adresse hier zu löschen, verschicken kann man die bei Bedarf immer noch.

    Würdest du mir Kopien der Briefe zur Verfügung stellen?

    ... die o.g. Briefe sind mittlerweile als Schenkung zum Eigentümer des Museums Bunkerverhalen auf Walcheren übergegangen, tut mir leid. Bei mir hätten die nur herumgelegen und mit der Schenkung konnte ich mehr erreichen.

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • ok Sven und Danke für die Info,

    Sollte es hier noch jemanden geben der in Richtung MAA810 etwas an Materialien hat bitte bei mir melden.

    Danke und ein gesundes Neues euch allen

    gruß hardy