Abwehrkämpfe in der Eifel im März 1945 - Suche nach Wehrmachtseinheiten

  • Hallo Javier!

    Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass alliierte Lagekarten immer mit Vorsicht zu genießen sind, wenn es um die Darstellung der Deutschen Truppen geht. Besonders in den Jahren der Rückzugskämpfe im Westen 1944/45 kam die amerik. Feindaufklärung teilweise kaum noch hinterher, wo gerade neue Einheiten eingeschoben wurden sind, wo Einheiten durch andere aufgefrischt wurden sind, oder wo Splitter- oder Kampfgruppen gerade anderen deutschen Großverbänden unterstellt wurden.

    ... möchte nur kurz auf meinen damaligen Bedenken bzgl. der alliierten Karten hinweisen, trotzdem danke für deine Bemühungen.

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Benjamin,

    In dem Kriegstagebuch der Heeresgruppe G gibt es einige interessante Information in Bezug auf die Eroberung der Gegend Kaisersesch durch die Amerikaner am 07.03.1945 :

    - Aus der Tagesmeldung vom 06.03.1945 :

    "Bei 7.Armee setzte 4.(a) Pz.Div. den Durchbruch über Daun - Ulmen fort. Aus dem Raum westlich Daun klärte Feind nach Süden und Südosten auf und stiess mit Panzerspitzen von Ulmen in allgemeiner Richtung Kaisersesch weiter vor. Bei Laubach wurde er unter Abschuss von 4 Panzern zunächst abgewiesen"

    Später wurde die Stärke der vorrückenden amerikanischen Einheiten, die sich bei Laubach befanden, mit 60 - 70 Panzern angegeben, die von Infanterie begleitet wurden.

    Die 4 amerikanischen Panzer wurden durch Werkstattpanzer abgeschossen (möglicherweise gehörten diese Panzer zur Panzer-Lehrdivision).

    - Aus Absichten der 7. Armee für den 07.03.1945 :

    "Einsatz von 2 Flak-Gruppen im Raum Kaisersesch - Nordwesten Büchel zur Sperrung der nach Koblenz und gegen Cochem führenden Strassen."

    Die Flak-Abteilung 501 war zu diesem Zweck im Raum Kaisersesch eingesetzt.

    - Aus der Tagesmeldung vom 07.03.1945 :

    "Bei 7. Armee stiess Feind über Kaisersesch in Richtung Koblenz weiter vor."

    - Aus der Abendmeldung vom 07.03.1945 :

    "XIII. Armeekorps : Panzerfeind im Vorgehen aus Kaisersesch nach Nordosten, steht mit Teilen westlich Polsch"

    Für die Verteidigung von Kaisersesch standen nur Alarmeinheiten zur Verfügung, denn durch den schnellen Vormarsch der 4. US Panzerdivision klaffte eine Lücke zwischen dem XIII. und LIII. Armeekorps. Für den 08.03.1945 war vorgesehen, dass ein Sperrverband der 6.SS Gebirgsjägerdivision zusammen mit Einheiten des Volkssturm und der schweren Artillerie-Abteilung 1151 den Unterlauf der Mosel zwischen Koblenz und Cochem verteidigen sollten, die dem Stab der 276. Volksgrenadierdivision unterstellt werden sollten. Der Sperrverband der 6. SS Gebirgsjägerdivision musste aber zuerst zusammen mit der schweren Artillerie-Abteilung 1151 aus dem Bereich des AOK 1, südlich von Trier, herausgelöst werden und in den vorgesehenen Bereich transportiert werden. Im Anschluss war vorgesehen, dass eine Regimentsgruppe der 352. Volksgrenadierdivision die Linie Cochem - Gevenich - Gillenbeuren - Pulvermaar (mit Anschluss an die 9. Volksgrenadierdivision) halten sollte.

    Gruss

    Wolfgang

  • Hallo!

    Vielleicht gibt die Liste der deutschen Kriegsgefangenen der 4th US Armored Division am 7. März einen besseren Überblick.

    Danke für die Liste, die ist eigentlich interessant. Ist bekannt, wo die 4th US Armored Division ihre linke und rechte Grenze hatte? Oder gibt es auch eine Aufschlüsselung wo die KGF einzeln in amerik. Gewahrsam kamen?

    Grüße

    Sven

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  • Hallo,

    Der 4th Armored Division traf am 7. März in Kehrig ein. Es ging von Kyllburg nach Salm, Daun, Ulmen, Kaisersesch und Düngenheim. Links war der 11th Armored Division, der der Hauptstraße folgend von Gerolstein nach Mayen führte. Nach dem 11th AD war der 90th ID. Ich bin nicht sicher, ob das Folgen des 4th AD die 5th Infantry Division war.

    Die KGF aus dem zweiten Bericht wurden im Raum Daun übernommen. Die Divisionen mussten sich mit vielen Gefangenen auseinandersetzen, sodass sie weniger Informationen geben. Vielleicht könnten in Berichten von kleineren Einheiten mehr Details zu finden sein.

    Grüße,

    Javier

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank, insbesondere an Javier und Wolfgang, für all die weiterführenden, sehr interessanten Informationen!

    Ich möchte noch gerne den Vormarsch der 37th Tank Battalion der 4th Armored Division von Ulmen bis Kehrig anhand der jeweiligen Uhrzeiten am 07.03.1945 ergänzen, so wie ich diese bislang recherchieren konnte:

    07.03.1945:

    • 07:30 Uhr = Abmarsch von Ulmen in Richtung Kaisersesch über Laubach und Schöne Aussicht [Quelle: After Action Report 37th Tank Battalion; MICHELS, Willi K. "Heimat in Scherben"]
    • vor 09:00 Uhr = Ankunft in Kaisersesch am Ende der Stierstraße (nordwestlich von Kaisersesch auf einem Berg), hier wurde den Soldaten/der Bevölkerung ein Ultimatum zur Kapitulation gesetzt. Bevölkerung kapitulierte und US-Soldaten zogen die Stierstraße herab zur Dorfmitte von Kaisersesch in südöstlicher Richtung. Dabei wurde noch eine alte Frau erschossen, die den Einmarsch am Fenster beobachtete (lt. Sterbeurkunde starb sie um 9 Uhr) [Quellen: After Action Report 37th Tank Battalion; Sterbeurkunde StA Kaisersesch; Ortschronik Kaisersesch; MICHELS, Willi K. "Heimat in Scherben"]
    • ca. 10:00 - 11:00 Uhr = Einmarsch in Urmersbach, um Bahnverkehr und weiteren Rückzug oder Verstärkung in/aus Richtung Monreal zu unterbinden und gleichzeitiger Weitermarsch der Hauptkräfte in östlicher Richtung nach Düngenheim [Quelle: After Action Report 37th Tank Battalion für Düngenheim und für Urmersbach eigene Nachforschungen und Aussagen von Zeitzeugen].
    • ca. 13:00 Uhr = Panzer der 37th Tank Battalion stehen im Elztal vor Kehrig und werden von leichter Heeresflak angegriffen, die durch die D-Kompanie des 37th Tank Battalion vernichtet wird. Beim weiteren Vormarsch werden dann insgesamt zwei US-Panzer durch ein 8,8 cm Flakgeschütz in Brand geschossen und ein weiterer Panzer durch Panzerfaust zerstört. Bei dem anschließenden Feuergefecht wurden insgesamt vier Menschen ca. 300 Meter vom Dorf entfernt durch Panzerbeschuss getötet (Personen starben laut Sterbeurkunden um 13 Uhr). Außerdem wurde durch Artilleriebeschuss ein Wohnhaus und 17 Scheunen zerstört. Um ca. 13:30 Uhr rückten die US-Panzer schließlich in Kehrig ein. [Quellen: After Action Report 37th Tank Battalion; Sterbeurkunden StA Mayen-Land; Chronik der Volksschule Kehrig, S. 160f.; gemäß Chronik der Feuerwehr Kehrig marschierten die Amerikaner am 07.03.1945 gegen 10:00 Uhr auf Kehrig zu (siehe S. 10)].

    Außerdem noch anbei eine US-Lagekarte vom 08.03.1945 (Quelle: https://www.loc.gov/resource/g5701…3,0.255,0.122,0) - zwar mit Vorsicht zu genießen, doch gibt diese trotzdem einen guten Überblick über den schnellen, keilartigen Vormarsch in Richtung Rhein.

    Wolfgang Grote vielen Dank für die Infos aus dem KTB der Heeresgruppe G. Hier frage ich mich, ob der deutsche "Gegenangriff" der vier Werkstattpanzer, wohl der von MICHELS, Willi K. (1985), S. 37 "Heimat in Scherben" beschriebene Kampf eines jungen deutschen Leutnants und seiner 10 Männer gewesen sein könnte. Die Flak in Kehrig müsste demnach von der Flak-Abteilung 501 gewesen sein.

    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Hallo Benjamin,

    Bei den genannten Werkstattpanzer handelte es sich um Panzer, die sich in der Instandsetzung befanden und zur Verteidigung bei Laubach eingesetzt wurden; die genaue Anzahl ist mir leider nicht bekannt und ich glaube nicht, dass diese Panzer einen Gegenangriff geführt haben. Diesen Panzern gelang aber der Abschuss von 4 amerikanischen Panzern.

    Bei der Flak in Kehrig wird es sich sicherlich um die die Flak-Abteilung 501 gehandelt haben, da sich die zweite Flak-Einheit, die für die Verteidigung herangezogen wurde, im Raum Büchel befand.

    Gruss

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    wieder einmal vielen Dank für die interessanten Informationen!

    Ich habe heute mal einen Versuch gestartet und die umliegenden Kreisverwaltungen und Archive um Auskunft gebeten, ob dort vielleicht noch Aufstellungen über schweres Kriegsgerät aus der Nachkriegszeit vorhanden sind. Denn die Ämter waren damals verpflichtet solche Aufstellungen anzufertigen und an die übergeordneten Behörden zu melden.

    Mal abwarten was da rauskommt.


    Beste Grüße,

    Benjamin

  • Hallo zusammen,

    die Suche war erfolgreich und ist hoffentlich auch für euch interessant.

    Im Landeshauptarchiv in Koblenz konnte ich im Bestand 655,129 VK, Sachakte 2569 (Ablieferung und Sicherstellung sämtlicher Waffen, Munition, Sprengstoffen sowie sonstigen Heeresgutes ... (1945-49) folgende Informationen zu schwerem Kriegsgerät in der Gegend um Kaisersesch ausfindig machen:

    Im Schreiben zur "Nachweisung der im Amtsbezirk Kaisersesch noch vorhandenen Tanks, Panzerwagen, Geschützreste, Flugzeuge [...]" vom 24.03.1947 werden u.a. in:

    • Eulgem: Reste eines 4-mot. Bombers im Eulgemer Wald,
    • Masburg: Reste von 10 Vierlingsgeschützen im Distrikt Wolfsburg sowie in
    • Kaisersesch: 1 Panzer IV im Distrikt "Langheck" an der Straße Schöne Aussicht - Kaisersesch (damit handelte es sich bei dem Panzer am Ende der Kaisersescher Stierstraße um einen Panzer IV und nicht um einen Tiger-Panzer) und 1 Panzer "Tiger" an der Straße Kaisersesch - Düngenheim (im Straßengraben).

    [Anm.: Bei dem Wrack des Tiger-Panzers in Kaisersesch könnte es sich vermutlich um einen Panzer der schweren Panzerabteilung 506 gehandelt haben].

    Des Weiteren wurden nach Kriegsende insgesamt über 500 Tonnen Granatmunition in den Wäldern rund um Laubach, Masburg, Hauroth und Eppenberg entdeckt. Außerdem stand am 7. März 1945 und noch Monate danach ein Eisenbahnwaggon mit Artilleriemunition im Bahnhof von Kaisersesch.

    Darüber hinaus fand ich ein Schreiben vom 22.03.1947 vom Landrat in Cochem an die Amtsbürgermeister, dass sich in den Ämtern z.Zt. noch folgendes Wehrmachtsgerät befinden soll:

    • Cochem-Stadt: 1 Tank vor dem Kloster Ebernach
    • Cochem-Land: 1 Tank in der Mosel gegenüber Ellenz und 1 Tank auf der Straße nach Dohr
    • Treis-Karden: 2 Tanks am Ausgang von Karden, 1 Tank in Zilshausen und 1 Tank in der Mosel zwischen Karden und Müden
    • Kaisersesch: 2 Tanks in Kaisersesch, Straße Schöne Aussicht, 1 Brückenbausteg und 1 Brückenbaubahn in Brachtendorf und 1 viermotoriges Flugzeug in der Gemarkung Eulgem
    • Lutzerath: 1 Tank am Eingang von Driesch und 1 Tank in Ulmen.

    Außerdem soll im Ortskern von Monreal bei Kriegsende am 08.03.1945 ein Panzer V "Panther" gestanden haben. Hiervon müsste es auch ein Foto geben, welches vor etlichen Jahren in der Rhein-Zeitung abgedruckt wurde. Diese Information wurde mir mündlich zugetragen, daher kann ich es leider nicht bestätigen.

    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Hallo B.W.

    ich habe Zugang zu sehr interessanten Memoiren. Diese Person beschreibt einige Geschehnisse vom März 1945 im Raum Ulmen-Kaisersesch-Urmersbach.

    Meine Quelle möchte aber nach kurzem Gespräch selbst entscheiden ob dieses sehr persönliches Material weitergegeben wird.

    Besteht hier eine Möglichkeit eine PN zu schreiben ?

    VG

  • Hallo CCristoph,

    Rechts oben neben der Lupe befindet sich eine dunkle Sprechblase.

    Diese anklicken , und du kannst dann derjenigen Person eine PN schreiben.

    Herzliche Grüße

    Heidy

  • Servus Sven,

    Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass alliierte Lagekarten immer mit Vorsicht zu genießen sind, wenn es um die Darstellung der Deutschen Truppen geht. Besonders in den Jahren der Rückzugskämpfe im Westen 1944/45 kam die amerik. Feindaufklärung teilweise kaum noch hinterher, wo gerade neue Einheiten eingeschoben wurden sind, wo Einheiten durch andere aufgefrischt wurden sind, oder wo Splitter- oder Kampfgruppen gerade anderen deutschen Großverbänden unterstellt wurden.

    Du hast völlig Recht mit Deiner Feststellung zu den Lagekarten der Alliierten seit dem Vormarsch in Deutschland.

    Bei meinen Recherchen zum Vormarsch der 3. US ID in der Main Gegend in der ersten Aprilwoche 1945, musste ich feststellen, dass die Lagepläne, die ja immer den Stand um 12.00 Uhr des jeweiligen Tages zeigen, ganze zwei Tage dem tatsächlichen Stand des Vormarsches hinterher hinken! Ich konnte das immer gar nicht glauben, aber nach Überprüfung einiger Fälle ist das tatsächlich so.

    Darum diese Lagepläne nicht für bare Münze nehmen!

    Gruß

    Hans

  • Hallo Benjamin


    Wenn Du KTB oder Tagesmeldungen suchst, kannst Du vermutlich bei mir fündig werden. Wir wohnen auch nicht so weit voneinander entfernt, so dass wir uns gut austauschen könnten.

    Viele Grüße und schönes Wochenende.

    Michael

  • Hallo!

    Bitte wenigstens ein Hallo und einen Gruß.

    .. danke, ich übernehm das mal! ;)

    @ Hallo Stefan, herzlich Willkommen hier im Forum! Bitte les dir einmal vorab die Regeln des Forums der Wehrmacht durch. Dann würdest feststellen, dass Einzeiler, Beiträge ohne Grußformen sowie Misch-Sprach-Sätze hier nicht zum guten Ton bzw. Standard dazugehören. Danke!

    Es gab wohl auch noch Scharmützel zwischen K. -esch und Hambuch.

    ... auch lieben wir es Quellen zu lesen, zu sehen oder wenigstens als Link mitgeteilt zu bekommen. Woher stammen deine Angaben?

    K. -esch

    ... hier sind mittlerweile über 20.000 Mitglieder aus aller Welt und noch mehr die mitlesen können, aber meinst du (ohne deine Heimatverbundenheit zu trüben), irgendjemand kennt die Eifler Abkürzung für Kaisersesch?

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Allerseits,

    aller Anfang ist oftmals schwer. In meiner Recherche zum Thema bin ich auf Informationen gestoßen, welche ich vor Ort überprüft habe. Auf dem Weg von der Eifel in Richtung Mosel gab es wohl einige Verzögerungskämpfe. Einen im Bereich Kaisersesch-Hambuch, den anderen mir bekannten bei Binningen. Das Gros der Einheiten hat sich dann bei Karden über die Mosel in den Hunsrück abgesetzt.
    beste Grüße aus der Eifel

  • Hallo allerseits, insbesondere H.W. wegen Beitrag #29

    Bei dem 4 mot. Bomber im Eulgemer Wald könnte es sich um die Fortress 42/102975 handeln, die am 14. 2. 1945 gegen 15. 30 Uhr im Eulgemer Wald aufschlug (MACR12324).

    Die KU Nummer ist 3686.

    Herzliche Grüße, Bernhard