Erschießung zweier Besatzungsmitglieder der RAF bzw. RAAF im Dezember 1944

  • Sehr geehrte Damen und Herren!

    Ich bin mir nicht sicher ob es hier her gehört, doch möchte ich den Versuch gerne starten, hier etwas über

    mögliche Befehlsgeber von Seiten der damaligen Ordnungspolizei, an zwei "Fliegermorden" zu erfahren.

    Wer gerne möchte, kann sich das bisher von uns erarbeitete auf folgender Homepage ansehen:

    https://fliegerschicksale.de.tl/06-.--Dezember-1944.htm

    (Ich hoffe es ist erlaubt, ansonsten bitte einfach löschen.)

    Bei den bisher uns vorliegenden Prozessunterlagen beriefen sich die Angeklagten auf einen

    Leutnant der Gendarmerie Karl Menge, der in unserer Gegend die Befehle gegeben haben soll,

    alliierte "Flieger" zu erschießen.

    In für uns neu aufgetauchten Prozessunterlagen wird er auch als Sturmbannführer Menge aufgeführt.

    Von diesem verliert sich aber zum Kriegsende hin jede Spur.

    Nun kam noch ein neuer Name auf.

    Ein Hptm. der Gendarmerie namens Kreits wiederum soll diese Befehle an die Beteiligten u.a. auch ab

    Lt. d. Gend. Menge gegeben haben.

    Dieser Hptm. Kreits soll sich vor dem Prozess in einer Zelle selbst erhängt haben.

    Da sich die Taten im nördlichen bzw. nordwestlichen Gebiet des heutigen Landkreis Marburg/Biedenkopf,

    in den Bereichen Gladenbach bis Biedenkopf abspielten, würde es mich sehr interessieren, ob jemand zufällig

    bei seinen Recherchen auch auf diese Namen Kreits und Menge gestoßen ist.

    Ich freue mich über jede Antwort und verbleibe mit herzlichen Grüßen,

    Dirk.

  • Hallo, Dirk,

    zumindest den "Kreitz" habe ich für Dich gefunden, mit vollständigem Namen Heinrich Friedrich Kreitz.

    Auf der Sterbeurkunde steht zwar SS-Offizier, dieser Eintrag wird aber später korrigiert auf Hauptmann der Gendarmerie (linksstehend).

    Selbiges gilt für den Geburtsort, der von Bielefeld auf Ellierode abgeändert wurde.

    Jetzt hoffen wir mal, daß auch der Menge zu finden ist ;)

    Grüße

    edit: Hinzufügung zum Geburtsort

  • Hallo Dirk,

    ich habe einen Karl Rudolf Menge gefunden.

    geb. am 06.09.1895 in Netzschkau, Kreis Plauen

    Wohnhaft 1941 und 1942 in Danzig (Adressbuch Danzig)

    Labesweg 35

    Polizei-Hauptwachtmeister

    Er war zwei mal verheiratet.

    1. Ehe geschlossen am 01.09.1923 in Danzig, der Wachtmeister der Schutzpolizei Karl Rudolf Menge heiratet Hedwig Rosalie Lange, geb. am 01.11.1901 Danzig-Zigankenberg,

    2. Ehe geschlossen am 07.09.1929 in Danzig, der Wachtmeister der Schutzpolizei Witwer Karl Rudolf Menge heiratet Hildegard Maria Lange, geb. am 06.02.1910 Danzig-Langfuhr

    Die Zweite Ehe wurde am 11.01.1933 rechtskräftig geschieden.

    Das interessante daran ist, dass die beide Bräute Schwestern waren.

    Die Eltern hießen Franz Lange und Martha geb. Ilge.

    Alle Urkunden liegen vor.

    Polizei-Hauptwachtmeister würde nach meinen Kenntnissen dem SS-Hauptscharführer gleichkommen.

    Wobei der von Dir zitierte SS-Sturmbannführer einem Polizei-Major gleich käme.

    Aber da können die Polizeispezialisten mehr zu sagen.

    Edited once, last by Gast 29 (February 1, 2019 at 1:43 PM).

  • Hallo,

    der Todesort von Friedrich Kreitz, Wilhelmstr. 17 in Marburg/Lahn war das damalige Landgerichtsgefängnis.

    Dirk

    Quote

    Nach dem Krieg wurde Konrad Mangold zum Tode durch Erschießen verurteilt und Ludwig Will sollte zehn Jahre ins Gefängnis.

    Leider ist mir bisher nicht bekannt, ob die Urteile an den Verurteilten auch ausgeführt wurden.

    die Personalakte von Konrad Mangold, geb. 01.11.1896 in Mönchengladbach, Bezirks-Oberwachtmeister der Gendarmerie

    beim Polizeikommissariat Weidenhausen befindet sich im Hauptstaatsarchiv Wiesbanden, Signatur HHStAW Bestand 650 B Nr. 10524.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Aber Hallo!

    Sehr geehrte Mitstreiter, dass auf meine Anfrage überhaupt eine Antwort kommt, habe ich nur erhofft, da sie ja nicht direkt mit

    dem Forum in Verbindung steht.

    Jetzt bin ich erstmal nur dankbar für eure freundliche Unterstützung und freue mich da jetzt weiter dran zu bleiben.

    Ganz herzlichen Dank und allen ein hoffentlich erholsames Wochenende,

    Dirk

  • Konrad Jakob Mangold starb zumindest nicht durch Erschießen, sondern am 29.12.1971 in Gladenbach (siehe anhängende Urkunde).


    Hallo,

    Dirk hat leider nicht alle ihm bekannten Informationen und Quellen genannt. Das Verfahren gegen die o.g., an den Ermordungen beteiligten Personen wurde im Mai 1947 vor einem Kriegsgericht in Braunschweig im dortigen Hauptquartier der 5th brit. Division geführt, wer sich für die Verfahrensakten interessiert findet sie hier: https://www.legal-tools.org/doc/95b759/pdf/

    Das gegen Konrad Mangold ausgesprochene Todesurteil wurde in eine 20jährige Haftstrafe umgewandelt, er kam aber schon im Jahr 1953 wieder frei. Alle auf der von Dirk oben verlinkten Webseite "fliegerschicksale.de.tl" genannten Informationen sind auch schon seit längerem bei aircrewrembered.com zu finden - inklusive der gleichen Bilder, die dort allerdings mit anderen Quellenangaben versehen sind: http://aircrewremembered.com/riddell-william.html

    Bei aircrewrembered gibt es auch eine Datenbank (das sogenannte "Vitz-Archiv"), in dem weitere Fälle von Ermordungen abgeschossener alliierter Flugzeugbesatzungen und Piloten verzeichnet sind: http://www.aircrewremembered.com/VitzArchive/?q=pd264

    Gruß, J.H.

  • Hallo und guten Abend bzw. schon fast gute Nacht Ihr lieben Mitstreiter!

    Auch hier möchte ich mich wieder ganz herzlich dafür bedanken, dass ihr mir so viel (für mich) neue Informationen weitergebt.

    Ja, "suum cuique"! Das in meiner Anfrage genannte Dorf Erdhausen liegt tatsächlich zwischen Gladenbach und Bad Endbach im ehem. Landkreis Gladenbach.

    Lieber "Johann Heinrich"! Auch dir danke ich ganz herzlich dafür, dass du mir die Links hier mitgeteilt hast, aber den "Seitenhieb" verstehe ich leider nicht.

    Als meine Freunde und ich vor etwa 30 Jahren damit begannen, die Geschichte des Luftkrieges in unserer Gegend "aufzuklären" um sie dann später niederzuschreiben,

    gab es die von dir erwähnte Seite noch nicht. Als ich unsere Homepage aufgemacht habe, gab es diese Seite ebenfalls noch nicht. Ich freue mich darüber, dass es diese Seite

    http://aircrewremembered.com/riddell-william.html

    jetzt gibt und mache mir auch keine Gedanken darüber, wer bei wem abgeschrieben haben könnte.

    Und tatsächlich, du hast recht, wir haben wirklich einmal ein kleine Foto gemeinsam auf beiden Seiten.

    Das auf unserer/meiner Homepage stammt aus einer Zeitung, die im Internet veröffentlicht wurde.

    Das Original habe ich übrigens hier.

    Leider aber kommt es mir so vor, als würdest du mir hier vorwerfen bei anderen abgeschrieben zu haben.

    Ich kann dich aber beruhigen. dies ist nicht so. Wenn andere bei mir/uns abgeschrieben haben, spielt es aber für mich keine Rolle, da

    ich es ja nicht für mich sondern für die Allgemeinheit mache.

    Meine Anfrage bezog sich außerdem nicht auf das gesamte Geschehen bei dem Absturz bei Erdhausen sondern auf die Suche nach den beiden Gendarmerieangehörigen.

    Deshalb habe ich natürlich nicht das gesamte Geschehen dieser Nacht in meine Anfrage gestellt, sondern nur mit dem Link auf unsere/meine Seite hingewiesen.

    Ich hoffe, das kommt jetzt nicht böse rüber, aber die Aussagen:

    "Dirk hat leider nicht alle ihm bekannten Informationen und Quellen genannt."

    "Alle auf der von Dirk oben verlinkten Webseite "fliegerschicksale.de.tl" genannten Informationen sind auch schon seit längerem bei aircrewrembered.com zu finden - inklusive der gleichen Bilder, die dort allerdings mit anderen Quellenangaben versehen sind: http://aircrewremembered.com/riddell-william.html"

    kommen für mich rüber als wollte mir jemand "an den Karren fahren".

    Herzliche Grüße und vielen Dank nochmals an alle, die mir weitergeholfen haben und es auch weiterhin machen werden.

    Schönen Sonntag, Dirk

  • Hallo Paule,

    dann gab es offensichtlich hinter den Kulissen durchaus einen Stimmungswechsel, eigene Flüge in den Westen war kaum noch möglich ...


    Ein Schreiben SS-Obersturmführer Rudolf Brandt vom 10.08.1943:

    Quote

    Anliegend übersende ich im Auftrage des Reichsführer-SS eine Anordnung mit der Bitte um Unterrichtung der Befehlshaber der Ordnungspolizei und Sicherheitspolizei, die diese Weisung mündlich den nachgeordneten Dienststellen zur Kenntnis bringen sollen.

    Außerdem bittet der Reichsführer-SS, von dieser Anordnung die zuständigen Gauleiter mündlich zu unterrichten.

    Es ist nicht Aufgabe der Polizei, sich in Auseinandersetzungen zwischen deutschen Volksgenossen und abgesprungenen englischen und amerikanischen Terrorfliegern einzumischen.

    Dann gibt es das Bormann-Schreiben von 30.05.1944:

    Quote

    Englische und nordamerikanische Flieger haben in den letzten Wochen wiederholt im Tiefflug auf Plätzen spielende Kinder, Frauen und Kinder bei der Feldarbeit, pflügende Bauern, Fuhrwerke auf der Landstraße, Eisenbahnzüge usw. aus geringer Höhe mit Bordwaffen beschossen und dabei auf gemeinste Weise wehrlose Zivilisten – insbesondere Frauen und Kinder – hingemordet.

    Mehrfach ist es vorgekommen, daß abgesprungene oder notgelandete Besatzungsmitglieder solcher Flugzeuge unmittelbar nach der Festnahme durch die auf das äußerste empörte Bevölkerung an Ort und Stelle gelyncht wurden.

    Von polizeilicher und strafgerichtlicher Verfolgung der dabei beteiligten Volksgenossen wurde abgesehen.

    und dann auf der folgenden Seite

    Quote

    Der Leiter der Partei-Kanzlei läßt bitten, die Ortsgruppenleiter über den Inhalt dieses Rundschreibens durch die Kreisleiter nur mündlich unterrichten zu lassen.

    Gruß Frank

  • Hallo Dirk,

    Interessante Geschichte. Danke fürs Einstellen. Hatte noch nie davon gehört. Erdhausen kenne ich, war da schon 3-4 mal zum US Car Treffen.

    Gruß

    Andreas

    Beste Grüße, Andreas

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar". (Art.1GG)

  • Hallo und einen guten Tag!

    Im Fall des Erschießens von alliierten Flugzeugbesatzungsmitgliedern im damaligen Landkreis Biedenkopf, suchen wir noch immer Informationen zum weiteren Verbleib des damalige

    Gendarmerie-Kreisführers Bezirks-Leutnant der Gendarmerie Biedenkopf Karl Menge.

    Als letzten Wohnsitz 1944/1945 konnten wir die Hainstraße Nr. 74 in Biedenkopf recherchieren. In diesem Gebäude befindet sich heute eine Kanzlei.

    Ob Karl Menge den Krieg überlebt hat, ob er von der amerik. Besatzungsmacht evtl. festgenommen wurde, ob er sich abgesetzt hat, ob gegen ihn ein Kriegsgerichtsverfahren eingeleitet oder durchgeführt wurde? Es stellen sich uns noch jede Menge Fragen. Nun hoffen wir, auf diese Anfrage neue und weitergehende Informationen zu erhalten.

    Allen, die uns bisher schon geholfen haben und uns weiterhin bei unseren Recherchen behilflich sind, danke ich hier schon einmal ganz herzlich.

    Grüße aus der "Sonnenscheingemeinde" Ebsdorfergrund und allen einen schönen Sonntag, Dirk.

  • Guten Abend werte Mitstreiter!

    Heute kam der Personalbogen des von uns gesuchten Karl Menge bei uns an.

    Karl Menge wurde am 8. Mai 1899 in Eigenrode (damals Kreis Mühlhausen) geboren.

    Verheiratet war er seit 16.4.1927 mit Ottilie (einer geborenen Eckhard).

    Als letzter Rang wir für ihn ab 01.08.1944 Bezirksoberleutnant der Gendarmerie genannt.

    An Orden und Ehrenzeichen werden genannt:

    Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer,

    Polizei-Dienstauszeichnung 2. Klasse und

    KVK 2. Klasse.

    Damit sind wir zwar jetzt schon weiter gekommen, aber seine Spur verliert sich weiterhin ab dem 28. März 1945, also ab seiner Flucht vor den Amerikanern.

    Ich halte es für möglich, dass er in seine Heimat nach Thüringen zurückgekehrt ist nachdem die Amerikanern das Gebiet den Sowjets überlassen hatten.

    Vielleicht ist ja hier jemand aus der Gegend Eigenrode / Unstruttal und hat sich auch schon mit diesem Fall oder diesem Mann beschäftigt.

    Ich bzw. wir würden uns freuen weitergehende Informationen zu erhalten.

    Herzliche Grüße und einen schönen Abend,

    Dirk.

  • Hallo!

    Durch Zufall bin ich auf dieser Seite gelandet, als ich nach meinem Großvater suchte. Dieser war der von natu02 und Dirkk genannte Polizeihauptmann Kreitz. Von der SS oder auch der Partei war er soweit entfernt wie ich vom Mond. Er war halt ein preussischer Beamter und natürlich verpflichtet, Anweisungen weiter zu geben. Das ist das einzige, was man ihm in diesem Falle vorwerfen könnte. Ich kenne alle seine Briefe zu den Vorwürfen und auch die, seiner Meinung nach, Verantwortlichen. Es ist schwierig Verantwortlichkeiten nachzuvollziehen, deshalb würde ich mich mit pauschalen Anschuldigen zurückhalten. Was bleibt ist die Trauer um den Tod dieser beiden englischen Soldaten, der nicht zu entschuldigen ist.

    Viele Grüße

    Edited once, last by EnkelJustus: Grußformeln bitte beachten (October 19, 2020 at 11:13 PM).

  • ... zumindest den "Kreitz" habe ich für Dich gefunden, mit vollständigem Namen Heinrich Friedrich Kreitz.

    Auf der Sterbeurkunde steht zwar SS-Offizier, dieser Eintrag wird aber später korrigiert auf Hauptmann der Gendarmerie (linksstehend).

    Selbiges gilt für den Geburtsort, der von Bielefeld auf Ellierode abgeändert wurde …

    Hallo,

    zu Friedrich Kreitz gibt es im Bundesarchiv im Bestand R 19/Ordnungspolizei in Lichterfelde eine Sachakte, falls noch interessant:

    Quelle: Bundesarchiv/Invenio

    Gruß, J.H.


    VBS 1069 (R 19)/ZB 1131 A. 04
    Kreitz, Friedrich

    Bestandsbezeichnung: R 19

    Geburtsdatum: 26.10.1890

    Unterlagenart: Sachakte

    Benutzungsort: Berlin-Lichterfelde