Diskussions-thread zu den Polizei-Truppen 1919 - 1935

  • Hallo Paul,

    Gendarmerie (in Preußen hieß sie Landjägerei, da man nach 1918 den französischen Namen ablegen wollte) war in Orten bis ca. 5.000 Einwohnern tätig.

    Ansonsten ging das durchaus vom 1-Mann-Posten bis hin zu 6 - 10 Mann.

    Die verschiedenen "Polizeien" sind ein sehr komplexes Thema.

    Noch heute kennt die deutsche Sprache wie "feuerpolizeiliche Verordnungen", die mit der Behörde "Polizei" nichts zu tun haben.

    Auch ein "polizeiliches Führungszeugnis" hat mit der Polizei nichts zu tun.

    Gruß aus München

    Marcus

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    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Tag allerseits,

    "die verschiedenen Polizeien" - Feuerpolizei, Baupolizei (jetzt Baufaufsicht) usw., das sind z.T. Überbleibsel alter Rechtsvorschriften und haben mit der heutigen Begriff "Polizei" nichts gemein.

    Neuerdings gibt es etwas Neues auf diesem Gebiet: die Ordnungspolizei in Hessen. Eine etwas unglückliche Namensfindung wegen des gleichen Begriffs im NS-Staat.

    Gruß

    Bert

  • Guten Tag ans Forum,

    ich werfe noch einen Polizeibegriff aus dem Freistaat Sachsen der Weimarer Zeit ins Spielfeld.

    Und zwar gab es dort eine Wohlfahrtspolizei mit eigener Organisation, d.h. auch mit eigenen Dienstgebäuden und eigenen

    Polizeidienstgraden, wie Wohlfahrtspolizei-Oberwachtmeister.

    Man könnte diese Wohlfahrtspolizei, so der amtliche Begriff, am ehesten mit dem heutigen uniformierten Außendienst von

    Ordnungsämtern und deren Aufgabenbereich vergleichen, bzw. mit Aufgaben von Ämtern mit Ordnungsfunktionen überhaupt.

    Ein späterer Begriff für Wohlfahrtspolizei war Verwaltungspolizei, der uns dann z.B. während des Dritten Reiches begegnet.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo,

    Ach so, hier in Berlin gab es auch die Bau-Polizei, ich glaube bis etwa 1920.

    Die Baupolizei hat nichts mit dem Polizeibegriff zu tun, um den es hier geht.

    Der Begriff "Polizei" wurde bis lange nach dem 2. Weltkrieg für viele Vollzugs-Bereiche der Verwaltung verwendet. "Bau-Polizei" ist das Bauamt, "LEbensmittelpolizei" die Lebensmittelüberwachung. Zu Zeiten des Heiigen Römischen Reiches deutscher Nation gab es den Begriff der "guten Policey", damit war nichts anderes als die Verwaltung in ihrer Gesamtheit gemeint.

    Grüße
    Jörg

  • Tag allerseits,

    das Tschako wurde erst nach dem 1. Weltkrieg bei der Polizei - und damit auch bei der LAPO eingeführt.

    Wenn ich richtig informiert bin, soll diese "Haube" bei den damaligen Beamten der LAPO nicht sonderlich beliebt gewesen sein.

    Bei der bayerischen Polizei gab es nach 1945, im Gegensatz zu anderen Länderpolizeien, das Tschako nicht mehr.

    Vielleicht kann der Themenstarter etwas Grundsätzliches dazu beitragen.

    Gruß

    Bert

    Edited 2 times, last by Jahrgang39 (November 11, 2018 at 3:06 PM).

  • Hallo Bert,

    der Themenstarter erklärt feierlich, dass er im Fach "Uniformkunde" eine 4 - 5 als Note verdienen würde.

    Ich behelfe mich immer, falls nötig, mit den einschlägigen Büchern von Ingo Löhken

    - Die Polizei-Uniformen in Preußen 1866-1945

    - Polizei-Uniformen der Süddeutschen Staaten 1872-1945.

    Dass man auf den alten Bildern vor 1935 zumeist Pickelhauben in Bayern sieht, kann ich bestätigen.

    Tschako nach dem Krieg wäre mir in München auch nicht begegnet, nur Schirmmütze oder Bergmütze.

    Wobei allerdings gilt, dass die Polizei nach dem Krieg ja anders organisiert war, was für München gilt muss nicht für Würzburg richtig sein.

    Ich glaube, da kann Danuser oder Frankpol mehr dazu sagen.

    Gruß aus München

    Marcus

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  • Tag allerseits,

    Dass man auf den alten Bildern vor 1935 zumeist Pickelhauben in Bayern sieht, kann ich bestätigen.

    Da bringt der Themenstarter Marcus etwas durcheinander. Die LAPO-Beamten trugen Schirmmützen und bei Einsätzen das - ich möchte fast schon sagen - eher preußische Tschako. Das war in der Tat keine Pickelhaube.

    Offensichtlich war das Tschako in Bayern nicht gerade beliebt und so wurde es nach 1945 bei den Stadtpolizeien und der Landpolizei nicht wieder verwendet. Die BEPO trug bei "besonderen Einsätzen" den letzten Wehrmachtsstahlhelm. In einigen Bundesländern wurde das Tschako bis etwa 1960 beibehalten.

    Der Anhang zeigt Berliner Polizisten der 30-er Jahre - allesamt mit Tschako.

    Gruß

    Bert

  • Tag allerseits,

    das militärische Gepräge der LAPO wurde bereits angesprochen.

    Letztendlich geht es auch darum, welche Waffen von der LAPO verwendet wurden. Bekannt ist mir, dass die damaligen Angehörigen dieser Polizei auch am schweren MG 08 ausgebildet wurden. Gab es da noch anderes schweres Gerät (Minenwerfer, leichte Infanteriegeschütze)? Interessant wäre auch, welche Gewehre (98 K ?) und Pistolen von der LAPO vorgehalten und verwendet wurden.

    Bayern - vermutlich damit die LAPO - verfügte 1922 über 20 Panzerwagen des Grundtyps Ehrhardt 21, dieser Panzerwagen wurde auch von Daimler und Benz hergestellt.

    Dazu

    http://www.wikiwand.com/de/Sonderwagen

    Waren diese Panzerwagen bis 1935 als Einsatzfahrzeuge vorhanden?

    Unser Themenstarter verfügt sicher über kluge Bücher und Originalunterlagen der damaligen LAPO, um dazu Stellung nehmen zu können.

    Gruß

    Bert

  • Guten Tag ans Forum,

    wer sich für Kopfbedeckungen der Polizei interessiert, wird den Literaturhinweis von Marcus bereits bemerkt haben.

    Diese reichlich bebilderten Bücher möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen:

    • Radecke, Erich: Polizei-Abzeichen. Helme-Heraldik-Historie. 1.Band-bis 1918, Hamburg 1993
    • Radecke, Erich: Polizei-Abzeichen. Helme-Heraldik-Historie. 2. Band 1918-1945, Hamburg 1993
    • Radecke, Erich: Polizei-Abzeichen. Helme-Heraldik-Historie. 3. Band 1945-1993, Hamburg 1994
    • Radecke, Erich: Geschichte des Polizei-Tschakos. Von der Alten Armee zur Polizei, Hamburg 1995.

    Was das Thema Pickelhaube, Tschako und Stahlhelm im Polizeibereich als solches betrifft, so ist zumindest nach Trageperioden und Trägergruppen zu differenzieren.

    Es gibt zahlreiche Unterschiede zu beachten, die zum Beispiel in der Weimarer Zeit die einzelnen Länder betrafen und innerhalb der Länder sogar bei den Gemeindepolizeien

    jede Menge örtlicher Besonderheiten aufweisen, teilweise sogar individuelle Eigenheiten.

    Nehmen wir uns mal die Pickelhaube in der Weimarer Zeit allgemein vor. Die Pickelhaube, so sie dann noch getragen werden sollte, hätte nach der Kaiserzeit "entnobilisert" werden müssen.

    So waren in Preußen von der Helmzier der Pickelhaube (dem preußischen Adler) die preußische Königskrone und das "W" für den preußischen König Wilhelm zu entfernen. Da der Buchstabe angesplintet war, konnte er leicht entfernt werden.

    Die Krone als fester Bestandteil des Adlerkopfes musste zumindest abgeknickt werden. Da in der Not der Nachkriegszeit die sofortige Neuuniformierung der Polizei nicht wirklich dringend zu lösen war, trugen ehemalige königlich preußische Schutzleute und ehemalige Sergeanten von Kommunalpolizeien ihre gewohnten Pickelhauben weiter, entweder entnobilisiert oder nicht entnobilisiert. Denn etliche der königstreuen Polizisten sch.. auf gut Deutsch gesagt auf die Entnobilisierungsvorschriften.

    Weil es jetzt hier in der DIskussion angesprochen wurde,wenden wir uns nun der Pickelhaube im Freistaat Bayern der Weimarer Zeit zu. Es ist belegt, dass die Pickelhaube in Bayern teilweise bis in die 1930-er Jahre hinein weiter getragen wurde.

    Er ist darauf hinzuweisen, dass dieses (auch) die altbekannten und altbewährten Pickelhauben aus königlicher Zeit waren.

    Zwar gab es in Bayern seit 1923 für den neuen Freistaat auch ein neues Landeswappen, doch folgte dieses der königlichen Tradition, mit einer "Volkskrone" darauf, nach.

    Da es den bayerische Polizeiverwaltungen aber an Geld für die Anschaffung neuer Wappen für ihre Pickelhauben fehlte und teilweise auch die Einsicht für eine solche Umrüstung, verblieb die alten Helmzier aus königlicher Zeit an den

    Pickelhauben .Für die Polizeidirektionen Nürnberg-Fürth und München gibt es einsprechenden Schriftverkehr.

    Die von mir nun abgebildete Pickelhaube in der Ausführung der königlichen Schutzmannschaft München, wurde dort so zwischen 1918-1934 mit dem königlichen Wappen unverändert weiter getragen.

    Bitte nicht durch die "3" auf dem Vorderschirm irritieren lassen. Hatte meine Stücke mal für mich fotografiert, um sie als Exponate für Ausstellungen zu dokumentieren.

    Diese Pickelhaube ist derzeit wiederum hier bei mir in einer Ausstellung zu sehen, allerdings ohne Nummer.

    Soweit mein kleiner Textbeitrag zu Pickelhauben mit bayerischen Bezug in der Weimarer Zeit.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

  • Servus beinand!

    Ich möchte die Ausführungen von „Peter“ ergänzen! Ich besitze eine Pickelhaube Muster 1873, an deren Helmzier die Königskrone abgebrochen, aber später wieder angelötet wurde.

    Ich halte dies nicht für die Arbeit eines Bastlers. Vielmehr dürfte das zweitgemäß, aus welchen Gründen auch immer, erfolgt sein.

    Der Sammler möchte natürlich immer ganz eindeutige Originalstücke im neuwertigen Zustand haben. Aber was ist schon Original?

    In der Rückschau kann festgestellt werden, dass praktisch jede Generation von Gendarmen bzw. Polizisten ihre eigene Uniform hatten. Natürlich gab es auch immer einen „Arbeitsanzug“ für den täglichen Dienst und dazu die meist sogenannte 1. Garnitur, welche eben bei besonderen Anlässen getragen wurde. Grundsätzlich gehörte zum letztgenannten der Tschako bzw. der Helm. Oftmals wurden aber Kleidungsstücke kombiniert, die eigentlich nicht zusammen getragen werden sollten bzw. durften. Ich möchte anhand eines Beispielfotos

    aufzeigen, wie komplex das Thema der getragenen Uniformen zu bestimmen Zeiten ist.

    Bei dem Bild handelt es sich um eine Aufnahme vom Juni 1922. Sie wurde am Tage der Fronleichnamsprozession in Bad Tölz gefertigt. Der Grund dafür dürfte gewesen sein, dass an diesem Tage die neugeschaffene Schutzmannschaft der Stadt Bad Tölz zusammen mit den

    (staatlichen) Gendarmen bei der Prozession gemeinsam eingesetzt waren.

    Wenn wir nun das Bild betrachten – unter Einbeziehung der einschlägigen geltenden Vorschriften – so muß man feststellen, dass darauf überhaupt nichts stimmt!!!!

    Und doch stellt es eine Gruppe von 6 Gendarmen und 4 Schutzleuten dar, die original mit ihrer Dienstkleidung und stolzer Haltung abgebildet sind.

    Im Jahr 1922 trat eine neue Vorschrift bezüglich Aussehen der Uniformen von Gendarmerie und Schutzmannschaft in Kraft. Auf unserem Bild trägt aber keiner eine Uniform nach diesem Muster. Obwohl die Schutzmannschaft Bad Tölz erst 1922 geschaffen wurde, hat man

    sie mit der „alten“ Uniform ausgestattet, erkennbar an den zwei geschwungenen Knopfreihen.

    Die beiden Gendarmen (stehend ganz links und ganz rechts) tragen einen Rock (mit Leibriemen) nach dem Muster 1873 (Ausführung 1909). Außerdem haben ihre Helme keine Löwenköpfe und eckige statt runder Vorderschirme. Dazu muß man wissen, dass die Gendarmen und Schutzleute zu Beginn des 1. Weltkrieges ihre Helme an das Militär abliefern mussten.

    Man hat sie damals noch als geeignete Kopfbedeckung für die kämpfende Truppe gehalten!!!

    Später und nach dem Krieg wurden dann die Gendarmerie und Schutzmannschaften wieder mit Pickelhauben (in Bayern Helm) ausgerüstet, die vom Militär zurückgegeben wurden.

    Dabei hat natürlich niemand drauf geachtet, dass nur Helme nach „Vorschrift“ zurückgegeben wurden. Eben deshalb gibt es so viele Stücke, die nicht so aussehen, wie sie sollten!

    Nun gab es jede Menge verschiedenster Helme. Bei manchen passten auch die Löcher für die Helmzier oder das Kreuzblatt nicht und mussten neu eingebracht werden. Und trotzdem handelt es sich dabei – nach meiner Meinung - um absolute Originalstücke, obwohl sie nicht mehr der Vorschrift entsprachen. Sie wurden tatsächlich so getragen. Weiter sind auf dem Bild drei (junge) Gendarmen (2 stehend und 1 sitzend) zu sehen, die einen feldgrauen Rock nach Muster 1917 tragen. Diese Uniform wurde nur in ganz geringem Umfang getragen und ist sehr selten.

    Die 4 Schutzleute sind wenigstens einheitlich gekleidet, wobei aber auch 1 Helmvorderschirm nicht rund ist.

    Viele Grüße aus dem Bayer.

    Alpenvorland

    Berggeist.

  • Tag allerseits,

    mit den Uniformen gab es nach 1919 Probleme. Die LAPO und einige vergleichbare Polizeieinheiten der anderen Länder des Reichs trugen grüne Uniformen. Dagegen legte Frankreich Protest. ein. Die Franzosen

    argumentierten, dies sei eine Art von Tarnkleidung. Auch die ursprünglich bei solchen Polizeieinheiten verwendeten Stahlhelme wurden beanstandet und wieder "aus dem Verkehr gezogen".

    Was die Uniformfarbe betraf: Die Bayern und einige andere Länder des Reichs hielten sich nicht unbedingt an die Vorgaben der Franzosen. Bis 1935 trug die Beamten der LAPO weiterhin grüne Röcke und

    dunkle Hosen (wohl in schwarz-grün).

    Meine Angaben dürften stimmig sein, denn nach Kriegsende war in unserer Familie noch ein originaler Rock der LAPO vorhanden. In den schlimmen, kargen Nachkriegsjahren wurde für mich daraus eine

    winterliche Keilhose gefertigt.

    Danke an Berggeist für die interessante Darstellung!

    Grüße

    Bert

  • Servus Bert und alle Interessierten!

    Lieber Bert,

    „Deine“ Uniform der Bayer. Landespolizei hat – wie viele andere Kleidungsstücke – ein zweites „Leben“ erhalten und wenigstens noch einen sinnvollen Zweck erfüllt!

    Ich kenne da ganz andere Geschichten: So hat ein Beamter seinen Dienstrock (Muster 1922) vebrannt, damit er ja nicht mal „entehrt“ und beim Fasching getragen wird oder zum Theaterspielen genutzt wird. Außerdem war es früher durchaus üblich, sich mit dem „Ehrenkleid“ (so haben viele Beamte ihre Uniform gesehen) bestatten zu lassen! Andererseis haben wiederum viele Uniformstücke oder Teile davon in der „Faschingskiste“ überlebt.

    Ich habe mal ein Foto eines Uniformrockes der Landespolizei angehängt. Wegen des Blitzlichtes ist das "grün" etwas zu hell geraten.

    Der Rock trägt bereits die Änderungen nach März 1933. So wurde das Eichenlaub durch Kragenlitzen ersetzt und der Adler über der

    rechten Brusttasche angebracht.

    Die Bayerische Landespolizei wurde zur Zeit ihrer Existenz auch umgangssprachlich als „Landespolizei“ bezeichnet. Der Begriff „Lapo“ bezieht sich dagegen auf die Zeit nach dem 2. WK, als in Bayern die Polizei offiziell „Bayerische Landpolizei“ hieß! Analog dazu die "Bepo"

    für Bayer. Bereitschaftspolizei oder "Grepo" für die Grenzpolizei! Die immer als "Kripo" bezeichnete Kriminalpolizei wurde aber intern

    immer als "Krim" bezeichnet.

    Viele Grüße aus dem Bayer.

    Alpenvorland

    Berggeist

  • Lieber Berggeist,

    mein Vater war von 1930 - 1935 bei der damaligen Landespolizei. Er verwendete - wie auch seine damaligen ehemaligen Kollegen - stets die Abkürzung LAPO. Es mag sein, dass die Landpolizei nach 1945 auch so

    abgekürzt wurde. Die Stadtpolizeien, die nach 1945 in vielen Städten existierten, gab es natürlich auch. Selbst Kleinstädte im Reg.Bez. Schwaben hatten diese "blauen Stadtpolizisten", manchmal nur

    mit einem Stellenplan von unter 20 Stellen. Und trotzdem liefen sie Streife und die jeweilige Polizeistation war auch bei Nacht besetzt und erreichbar.Ein typisches Beispiel als Anhang.Und diese kleine Stadtpolizei

    hatte sogar einen in Ehren ergrauten DSH. Von dem ist übermittelt, dass er bei Verfolgungsjagten, die Dieben galten, schon einmal, den FALSCHEN in den Hintern biss, nämlich einen der beteiligten Stadtpolizisten.

    NS: Umgangssprachlich und in voller Ausnutzung des Dialekts wurden die Landpolizisten nach 1945 als Schandarm bezeichnet.

    Herzliche Grüße ins Voralpenland

    Bert

  • Hallo,

    heute hörte ich im Deutschlandfunk (DLF) eine Sendung zu 100 Jahre Frauenwahlrecht. Es wurden darin die Gesetze besprochen, die in der Weimarer Republik als bedeutsam für die Gleichberechtigung angesehen wurden. So wurde in diesem Kontext die Abschaffung der Sittenpolizei 1927 erwähnt. War die nun echte Polizei oder nur das, was wir heute Ordnungsamt nennen oder ähnlich!

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Guten Abend ans Forum, besonders an Bert und an Paul,

    die Bayerische Landespolizei der Weimarer Republik trug keine Pickelhauben, aber Tschakos.

    Nach 1945 gab es in Bayern zwei Ausdrücke für die "Schandarmen", das war sowohl die Landpolizei und später dann die Landespolizei.

    Sittenpolizei kann sowohl der Teil der Kriminalpolizei gewesen sein, die sich mit Sexualdelikten befassten, aber auch ein Ausdruck aus dem Bereich der heutigen Ordnungsverwaltung.

    Warum sollte Polizeigeschichte einfach sein, wenn es auch komplizierter geht?

    Während zum Militär die Quellenlage allgemein als gut bis genügend eingeschätzt werden kann, ist es bei der Polizei eher umgekehrt.

    Insofern besteht meiner Meinung nach immer noch polizeilicher Nachholbedarf.

    Es gibt genügend "weiße Flecken" auf der polizeilichen "Geschichtslandkarte".

    Diskussionen in unserem Forum können möglicherweise zu einer Besserung beitragen.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo,

    ich fasse dann mal meine Erkenntnisse zur damaligen Polizei zusammen in einem Merksatz:

    „Es ist nicht alles Polizei, wo Polizei draufsteht.“

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Tag allerseits,

    am 15.10.1935 war die LAPO dann nur noch Geschichte. Die Beamten hatten die Wahl, den Dienst zu quittieren, oder vom Heer oder der Luftwaffe als Soldat übernommen zu werden. In den polizeilichen

    Einzeldienst wurden kaum Beamte der LAPO übernommen. Bei der szt. noch herrschenden Arbeitslosigkeit nahmen praktisch alle Polizeibeamten das Übernahmeangebot an. Man erhoffte sich bei der Wehrmacht eine baldige Beförderung, zumal die damaligen Gehälter von Beamten im öffentlichen Dienst nach den beiden Gehaltskürzungen gemäß der Brüningschen Notverordnung recht karg bemessen waren. Diese Hoffnungen sollten sich aber regelmäßig nicht erfüllen. Beamte der LAPO, die zur Luftwaffe gingen, hatten wohl die bessere Wahl getroffen, weil bei dieser neu geschaffenen Truppe ein etwas lockerer

    Umgangston und bessere Beförderungsmöglichkeiten vorherrschten. Ein Oberwachtmeister der LAPO, vergleichbar wohl mit einem Unteroffizier der Wehrmacht, verdiente damals weniger als

    200 RM. Das Heiraten war in solchen Besoldungsstufen problematisch, kosteten damals relativ einfache 2-Zimmerwohnungen in den größeren Städten Bayerns 40 bis 50 RM. Viele junge Beamte der damaligen Zeit beanspruchten deshalb das von Hitler 1933 eingeführte Ehestandsdarlehen.

    Dazu

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Soldat/Besoldung.htm

    Gruß

    Bert

    Edited 2 times, last by Jahrgang39 (November 13, 2018 at 3:54 PM).

  • Tag allerseits,

    die LAPO-Beamten kamen z.T. zu im Aufbau begriffenen Truppeneinheiten. Sie waren überrascht über einen etwas anderen Umgangston und z.T. bessere Unterkünfte und neuere Waffen.

    Aber ziemlich schnell erkannten sie auch, dass das Unteroffiziers- und Offizierskorps, das überwiegend noch von der Reichswehr stammte, die LAPO-Leute als Konkurrenz betrachteten. Darunter litt anfänglich

    auch die Stimmung in der Truppe. Natürlich mussten auch die Unteroffiziere und Offiziere, die von der LAPO kamen, erkennen, dass sie noch viele Dinge sich anzueignen hatten. Man denke nur an den

    REIBERT, das Handbuch für den deutschen Soldaten.

    Den Wachtmeistern aus der LAPO kam zugute, dass sie bereits bei Landespolizei an der Ausbildung von Anwärtern beteiligt waren und so ziemlich schnell in den laufenden Dienstbetrieb miteinbezogen

    wurden.

    Vor der Übernahme in die Wehrmacht wurden die Beamten auf die künftigen Beförderungsmöglichkeiten hingewiesen. Die sahen dann aber nach 1935 nicht gar so rosig aus, wie seinerzeit vermittelt.

    NS: Noch ein Hinweis für Peter - Um die damalige Landpolizei von den städt. Polizeien zu unterscheiden, nannte man szt. die Landpolizisten im Dialekt Schandarmen.

    Nach Bildung der Bayer. Landespolizei gabs nichts mehr zu unterscheiden. Das Wort Schandarmen wird nicht mehr verwendet und ist (fast) in Vergessenheit geraten. Flotte Bayern

    bezeichnen Polizisten fast etwas neudeutsch heute als Schäriffs. Daran sieht man, dass sich auch die Dialekte in Bayern weiterentwickeln.

    Grüße

    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (November 13, 2018 at 3:31 PM).

  • Tag allerseits,

    Rund 2/3 aller Beamten der Landespolizeien der Länder wurden in die Wehrmacht übernommen. Das waren nach heutiger Erkenntnis 56.000 Polizeibeamte (Unteroffiziere und Offiziere) mit denen der zielstrebige

    Aufbau der Wehrmacht in der vorgebenen Zeitplanung erst möglich war.

    Dazu

    https://books.google.de/books?id=JmR4D…%201935&f=false

    Sicher ist auch, die kasernierten Polizeiverbände waren nicht im Sinne Hitlers. Er wollte eine andere Polizeiorganisation. Seitens der Oberen des NS-Staates bestanden damals sicher auch Zweifel, ob die

    Verbände der LAPO in Bayern und Preußen, hinsichtlich ihrer Einstellung den Vorgaben des NS-Staates entsprachen. Preußen hatte bis 1933 jahrelang eine sozialdemokratisch geprägte Landesregierung,

    die bayerischen Verbände der LAPO waren damals der Garant dafür, dass Hitler seinen Putsch von 1923 in letzter Konsequenz nicht zum Erfolg führen konnte.

    Grüße

    Bert