Wetterau-Main-Tauber-Linie

  • Hallo zusammen!

    ich habe diese Woche im Buch von Daniel Lois "Der Westwall von Kleve bis Basel" auf einer Karte (S. 45) den Verlauf einer bereits in den 1930er Jahren geplanten Wetterau-Main-Tauberlinie als Befestigungsstellung gesehen. Nun ist mir der Begriff Main-Tauber-Stellung schon des Öfteren in Bezug auf die Rückzugskämpfe 1945 im Umkreis zwischen WÜrzburg und Heilbronn untergekommen. (Wenn ich mich nicht täusche, schreibt Hellmut Veeh öfter davon.)

    SIe müsste vor Kriegsbeginn dem Festungspionierstab 14 in Aschaffenburg unterstandden haben. Ich habe auch einmal in einem Zeitzeugenbericht aus Ochsenfurt von Kretzer gelesen, dass sich im MÄrz 1945 in der Kreisleitung Beamte und Offiziere zum Besprechen der Besetzung der Main-Tauber-Linie getroffen haben sollen. (Von der Wetterau ist da keine Rede).

    Meine Frage nun: Ist diese 1945 als Main-Tauber-Linie benannte Stellung identisch mit der Vorkriegsstellung?

    Laut Wiki war diese LInie 1945 nicht mehr benutzbar, da veraltet. Allerdings dachte ich immer sie sollte besetzt werden, was sich nur durch die sich zu rasch verändernde taktische Lage nicht mehr bewerkstelligen ließ.

    Gibt es offizielle Befehle, darüber, dass diese Linie 1945 wieder besetzt werden sollte?

    dankeschön im Voraus für eure Antworten und Grüße aus Unterfranken,

    Georg.

    Ein bisschen Werbung in eigener Sache:

    Mitte des Jahres erscheint unser neuers Werk im GENDI-VErlag:

    "nördlich Uffenheim blieb dem Gegner größerer Bodengwinn versagt" - Der Einsatz der 79. Volksgrenadier-Division zwischen Ochsenfurter Gau und Frankenhöhe vom 31. März bis zum 18. April 1945.

  • Hallo Georg,

    du musst diese Stellung unter dem Aspekt betrachten, dass die Deutschen dem Versailler Vertrag verpflichtet waren und dort u.a. keine Befestigungen nahe dem Rhein errichten durften. Um sich dennoch zu schützen wurden in westlicher Richtung die WMTS und die NES ( Neckar-Enz-Stellung ) in den 30-iger Jahren geplant und errichtet. D.h. Mitte der 40-iger Jahre entsprachen natürlich diese Linien nicht mehr dem damaligen Standard.

    Das sich trotzdem die Möglichkeit ergab bei Rückzugsgefechten diese Bauwerke mit einzubeziehen kann man sich vorstellen.

    An den Stellungen selbst wurde kaum was verändert, außer dass man schnell entsprechende Ersatzbauten, wie Kochstände, Einmannbunker etc. in den Linien integrierte.

    bis dann gruss Det

    Zum ´Sudeteneinmarsch 1938` - siehe auch unter "Bücher, die von Mitglieder geschrieben wurden"

  • Hallo Det,

    vielen Dank für den Beitrag. Dann ist es also schon möglich, dass die Lokalen Partei- und die Wehrmachtsstellen die alte LInie mit zur Verteidigung nutzen wollten.

    Gruss aus Franken,

    Georg.

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  • Hallo Holger,

    in dem LInk steht allerhan wissenswertes drinnen. Damit weiß ich Bescheid.

    Dankeschön!

    Mfg Georg

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    Mitte des Jahres erscheint unser neuers Werk im GENDI-VErlag:

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  • Hallo,


    dass die Deutschen dem Versailler Vertrag verpflichtet waren und dort u.a. keine Befestigungen nahe dem Rhein errichten durften.

    Es war eine 50 km waffenreie Zone zu Frankreich vorgeschrieben. Natürlich konnte es sein, dass diese erste Linie aus taktischen Gründen beim Bunker - und Stellungsbau auch mal weiter zurückverlegt wurde. Das trifft dann auch auf zusätzliche, weiter hinten befindliche Auffangstellungen zu...falls solche vorhanden waren.

    Gruß Karl

  • Hallo zusammen,

    Die 85 km lange Wetterau-Main-Tauber-Stellung (und auch die Neckar-Enz-Stellung, 95 km, 386 Bunker) sollte als Teil der -Weststellung', zu der auch der Westwall gehörte, bis zum 10. 4. 1945 in "volle Verteidigungsfähigkeit" versetzt werden. Arbeiten hierzu waren seit Herbst 1944 im Gange, krankten aber an Schwierigkeiten, Personal, Material und Transportraum bereitzustellen.

    In der WMT-Stellung gab es 252 Bunker der Ausbaustärke B 1 (1 m Wandstärke, Deckenstärke 0,8 m) und 16 Anlagen in 'C' (0,6 m Wand- und 0,5 m Deckenstärke). Thilos link nennt 329 Bunker, was etwas gedankenlos aus 'Little Siegfried Line' abgeschrieben wurde. Dort sind 329 Anlagen laufend durchnummeriert, wobei hier aber auch Scheinanlagen und Fundamente für Hochstände mitgezählt wurden. Von den 268 Bunkern waren sechs Bauten mit Dreischarten-Panzertürmen für MG, 211 MG-Schartenstände, acht Doppel-MG-Schartenstände, je zwei Infanteriebeobachter, Artilleriebeobachter und Pak-Unterstellräume sowie 37 Mannschaftsunterstände.

    Die Stellung wurde als geländemäßig gut erkundet und hervorragend getarnt beurteilt, die Bunker aber als zu schwach ausgebaut erkannt. Insbesondere die zumeist frontal wirkenden Schartenstände sollten nur im Notfall als Kampfstände verwendet werden, ihr Kampfwert wurde aber dem feldmäßiger Anlagen überlegen beurteilt. Sie waren immerhin sicher gegen Artillerie-Volltreffer mittlerer Kaliber (das zum Thema "Wiki" - "Laut Wiki war diese LInie 1945 nicht mehr benutzbar, da veraltet"). Einrichtungen wie Nachrichtengerät, Lüfter und Öfen waren seit 1941 ausgebaut worden, die Neuausstattung bereitete aus den oben genannten Gründen größte Schwierigkeiten und wird kaum mehr durchgeführt worden sein. Die Akten geben übrigens an, dass die Bauten zwar jeglicher Einrichtungen beraubt, doch in gutem baulichen Zustand - jedenfalls nicht nass - gewesen seien. Die Angabe auf der genannten Internetseite, dass die Bunker nicht gewartet geworden seien, halte ich für wenig haltbar: es gab die übliche friedensmäßige Überwachung durch zivile Bunkerwarte, außerdem waren eine Anzahl Bunker zur bombensicheren Auslagerung luftgefährdeter Güter in Nutzung.

    Vom Bau feldmäßiger Anlagen wie Ringständen, Kochbunkern oder Ähnlichem ist weder in den mir vorliegenden Dokumenten noch in Matthias Schneiders Buch die Rede.

    Gruß, Thomas

    P. S.: Der Begriff 'Linie' wurde deutscherseits nicht offiziell für Verteidigungsstellungen gebraucht, es hieß immer 'XYZ-Stellung'. Das betrifft allerdings nur deutsche Stellungen.

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

    Edited 6 times, last by HiWi (October 15, 2018 at 4:31 PM).

  • Hallo Karl,

    Das ist sehr richtig. In der Neckar-Enz-Stellung gab es 386 Bunker (450 Anlagen einschließlich Scheinanlagen und Hochstände), davon 11 in 'C'. Die Stellung wurde vom Festungspionierstab 10 in Heilbronn ausgebaut. Ansonsten gilt das von mir bereits zur WMT-Stellung Geschriebene. Empfehlenswert ist Till Kiener: Die Neckar-Enz-Stellung und das Kriegsende. Vaihingen / Enz im Visier. Erschienen im Explorate-Verlag.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

    Edited 2 times, last by HiWi (October 15, 2018 at 6:42 PM).

  • Hallo Thomas,

    ja, Till Kiener, "Leiter Arbeitskreis Bunkerforschung" hat sich um die Erhaltung und Renovierung verdient gemacht. Er hat auch erstmals am 10. 9. 2000 dort eine "Tag des offenen Denkmals" veranstaltet.

    Gruß Karl