Motive für freiwilligen Meldung zur Wehrmacht

  • Guten Tag,

    Ich interessiere mich für die Motive, warum jemand sich als Freiwilliger bei der Wehrmacht meldete. Konkret geht es um meinen Schwieger-Opa.

    In diesem Forum hab ich gelesen, dass wohl ein verbreiteter Grund darin bestand, dass man so eine Zwangseinstellung in die SS verhindern konnte.

    Den Grund, den mein Schwieger-Opa selber nannte, war dass er dadurch die Waffengattung selber aussuchen konnte. Er hätte keine Lust auf marschieren gehabt und habe sich deshalb bewusst für einer motorisierten Division entschieden (1. Fallschirm-Panzer Division Hermann Göring).

    Bei der freiwilligen Meldung war er etwa 17 Jahre jung (Jahrgang 1924). Für die Ausbildung war er in Utrecht, danach in Italien, später in Polen. Beim Erzählen scheint er plötzlich wie ein anderer Mensch und kriegt feuchte Augen, deshalb versuche ich vorsichtig zu sein und ihn nicht allzu stark zu löchern. Dazu komme ich aus der Schweiz und kann diese Kriegsgeschichten irgendwie recht schwer selber einschätzen/einordnen.

    Nun würde ich euch gerne fragen, ob seine Erklärung euch plausibel erscheinen und ob die Einteilung in die 1. Fallschirm-Panzer Division Hermann Göring etwas besonders auf sich hat. Vielen Dank für eure Hilfe.

    Grüsse, Jan

  • Hallo Jan,

    absolut plausibel, lies am besten den Erfahrungsbericht des deutschen Schriftstellers Dieter Wellershoff (Der Ernstfall Innenansichten des Krieges).

    Gleiches Alter, gleiche Freiwilligenmeldung, gleiche Division, gleicher Einsatz (Ostfront/Polen).

    Er hat all das erlebt und niedergeschrieben, was deinen Schwieger-Opa bei Nachfragen belastet.

    Gruß

    Rüdiger

  • Guten Tag,

    Jan, erstmal herzlich willkommen im Forum.

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    17 Jahre jung (Jahrgang 1924)

    das dürfte dann 1941 gewesen sein, mir ist nicht bekannt, dass die W-SS da Zugriff auf Wehrdienstleistende gehabt hätte.

    Eher andersrum, man konnte sich freiwillig zur SS melden, zur Wehrmacht käme man ohnehin.

    Allerdings betrieb die SS ihre "Freiwilligen"-Anwerbungen nicht immer "stubenrein".

    Später änderte sich das, da bekam die SS auch ein Kontingent an Wehrpflichtigen, also nichts mehr mit freiwillig.

    Quote

    absolut plausibel

    für mich nicht, aber bitte, ich lerne täglich dazu.

    Grüße Thomas

  • Vielen Dank für die Antworten.

    Nicht, dass wir uns missverstehen. Mein Schwieger-Opa hat nicht die SS mir als Grund angegeben,sondern die Auswahl der Truppe.

    Danke für den Literaturtipp. Schaue ich mir gerne an!

    Grüsse, Jan

  • Moin!

    Die Hermann-Göring Verbände haben auch viel Eigenwerbung (Plakate, Werbeoffiziere,usw.) gemacht, um junge Wehrpflichtige für ihre Truppe zu begeistern.
    Vielleicht wurde Jans Schwieger-Opa dadurch auch beeinflusst.

    Nach dem Motto : Komme lieber zu unserer Elitetruppe, als Fußlatscher bei der Infanterie zu werden...

    Im Buch „Die weißen Spiegel- Vom Regiment zum Fallschirm-Panzerkorps“ ist so ein Werbeplakat abgebildet. Ich schaue mal, ob ich das später noch hier einstellen kann.

    Viele Grüße

    Björn

  • Hallo Thomas,

    für mich nicht, aber bitte, ich lerne täglich dazu.

    Grüße Thomas

    ich bezog mich da eher auf die freie Wahl der Waffengattung, natürlich kann man 1941 im Reich noch nicht von einer Zwangsrekrutierung zur Waffen-SS sprechen.

    Zumindest für Rumäniendeutsche soll es früh losgegangen sein (Ende 1941/Anfang 42 ?)

    Jan sprach auch von "etwa 17 Jahre jung", könnte sich alles auch erst 1942 abgespielt haben.

    Im DHM ist für 1942 bereits enormer "Druck" durch einen Zeitzeugen der Division dokumentiert:

    Quote

    Für Angehörige der Division des Reichsforstmeisters Göring waren die Annahmechancen in den stark begehrten Forstberuf besonders günstig. Für die Annahme zur Division H.G. habe ich 1942 in Hamburg-Rissen eine Intelligenz- und Mutprüfung ablegen müssen. Nur diejenigen, die diese Prüfung mindestens mit "gut" bestanden, wurden angenommen.

    Meine Annahmebescheinigung zur Division H.G. verhinderte, dass ich im RAD von einer Anwerbekommission der Waffen-SS, wie viele meiner Kameraden, genötigt werden konnte "freiwillig" zur Waffen-SS zu gehen. Die Jungs wurden von der SS-Kommission regelrecht moralisch weich geklopft, indem sie sagten: "Du als deutscher Junge gehst doch wohl selbstverständlich zur Waffen-SS" und ähnliches, dem die 17-jährigen Jungs meistens nicht widerstehen konnten.

    Ich wurde nach meiner Zeit im Reichsarbeitsdienst 1943 nach Hamburg eingezogen. Von dort aus ging der Rekrutentransport mit der Eisenbahn direkt nach Holland. Am 26. August 1943 bin ich in Zivilzeug in Utrecht/Holland eingetroffen.

    https://www.dhm.de/lemo/zeitzeuge…nn-goering.html


    Gruß

    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    vielen Dank nochmals für deinen Buch-Tipp! Ich habe es soeben mit großem Interesse fertig gelesen.


    Hier noch eine kurze Rückmeldung zum Buch: Seit ich mich für die Kriegsschicksale des deutschen Teils meiner Familie befasse, habe ich sehr viel über den zweiten Weltkrieg und die Wehrmacht gelesen. Die Nachforschungen sind recht komplex und vieles verstehe ich dabei nicht. Dieses Gefühl von Komplexität wirkte sich dann unbewusst auch auf die entsprechende Soldaten-Biographie aus. Ich hatte, sicherlich nicht bewusst, aber doch unbewusst das Gefühl, dass das was mein Schwiegeropa und Grossonkels erlebten auch irgendwie komplex oder abenteuerlich gewesen sein muss.

    Das Buch hat mir in dieser Hinsicht nochmals klar aufgezeigt, wie langweilig der Krieg für viele Soldaten gewesen sein muss und wie passiv sie gegenüber ihrem eigenen Schicksal waren. Weite Teile des Buches erinnerten mich denn irgendwie auch meine eigene Dienstzeit in der Schweizer Armee. Dieses ständige Warten ohne, dass man weiß, was jetzt eigentlich passiert. Selbstverständlich aber ohne das unfassbare Leid.

    Leider beschriebt Wellershoff nichts von der Zeit in Italien (kann er ja auch nicht, weil er nach Berlin abkommandiert wurde) Daher waren die Parallelen zu meinem Schwiegeropa dann nicht so gross wie erhofft. Vor allem für die Italien Zeit hätte ich mich sehr interessiert.

    Nochmals Danke für die Empfehlung und beste Grüsse,
    Jan

  • Hallo Zusammen,

    mein Vater, ebenfalls Jahrgang 1924, hat sich auch freiwillig zur Wehrmacht gemeldet.

    Am 01.09.1941 begann er seine Grundausbildung bei der 2./Schützen Ersatz-Bataillon 13 in Neisse/OS.

    Danach kam er zur 1./Schützen Regiment (später Panzergrenadier-Regiment) 14.

    In Gesprächen mit meinem Vater, erzählte er, nicht zur SS eingezogen zu werden.

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hier fehlt eine Anrede...

    So hab ich das auch gehört Freiwillig zu eine anderen Einheit melden damit Mann nicht zur SS eingezogen wird

    Hier fehlt ein Gruß...

    Suche alles über das Panzer-Pionier-Batallion 89

  • Hallo

    kurz die Geschichte meines Vater , Jahrgang 27, der laut seiner angaben nicht mehr zur HJ ging und die Wahl hatte, zwischen Erziehungslager und WAffen -SS. Er hat sich dann zur Waffen - SS freiwillig gemeldet , war dann ab 11944 als 17 jähriger bei der " 10. SS Divison Frundsberg ". DA er im Tross war, eil er aufgrund verschiedener Krankheiten nicht Kriegsverwendungsfähig war und auch wegen Blinddarm und anderer Krankheiten öfter ausser Gefecht war, war er nur !! in Arnheim dabei. Ansonsten ist er seiner Einheit, die immer als Feuerwehr eingesetzt war hinterhergefahren. Zu Schluss am 29.04 1945 in Koenigswusterhausen in Gefangenschaft geraten.

    Mein Grossvater mütterlicherseits meldete sich schon 1939 im September freiwillig in Breslau zur Wehrmacht. 1947 kam er dann aus Stalingrad als einer der letzten Überlebenden nachhause.Da ich dies über Ihn erst nach seinem Tod erfahren habe hatte ich keine Zeit mich mit Ihm darüber zu unterhalten.Vom Wesen her, das mir übermittelt wurde, waren wohl die beweggründe Abenteuer und an was "grossem" teilzuhaben.

    gruss

    Uwe

  • Moin,

    mein Vater hatte andere Beweggründe, bei der freiwilligen Meldung, als z.B. die SS zu umgehen. Er machte Anfang 1942 sein Abitur, wollte danach unbedingt zum Heer, weil seine besten Freunde auch dort waren bzw. sich freiwillig gemeldet hatten. Die Ausbildung machte er in Ratzeburg, da war er gerade 18 Jahre und 3 Monate, danach wurde er als Panzerjäger nach Russland geschickt.

    Dort verlor er einen guten Freund, der beim Munitionholen vor ihm in der Reihe ging, durch einen Kopfschuss eines Scharfschützen.

    Seid gegrüßt

    Katrin