• Hallo an Alle,

    ich bin neu hier und versuche seit kurzer Zeit die Vergangenheit meiner Eltern nachzuverfolgen.

    Meine Mutter war Heimatvertriebene aus Oberschlesien. Sie hat mir einiges erzählt, aber entweder habe ich nicht richtig zugehört oder sie hat halt auch nicht alles erzählt.

    Sie hat erwähnt, dass sie in Ausschwitz in der Schreibstube gearbeitet hätte. Der Zeitraum ist mir unbekannt, kann aber nicht allzu lange sein. Bei meinen Nachfragen hat sie erzählt, von den Vorkommnissen nichts mitbekommen zu haben, was ich auch nicht anzweifeln will.

    Was mich interessiert: Wurden Frauen zwangsweise verpflichtet in KZs zu arbeiten? Kann ich irgendwo herausfinden, was sie genau gemacht hat?

    Bitte keine unsensiblen Kommentare - es handelt sich um meine geliebte Mama.

    Viele Grüße

    Ermlandkind

  • Hallo Ermlandkind,

    meines Wissen gab es in der SS-Verwaltung oder den Konzentrationslagern keine "zwangsverpflichteten" "reichsdeutschen" Angestellte.

    Es gab weibliche Zivilangestellte - das sogenannte " SS-Gefolge"- die - ohne Angehörige der SS zu sein- in Verwaltungen der SS arbeiteten.

    Im Gegensatz dazu gab es das "SS-Helferinnen-Korps", dessen Mitglieder als SS-Angehörige galten.

    Dieses Thema " weibliche Zivilangestellte der SS" ist wohl noch nicht hinreichend erforscht.

    Da ich z Zt. nicht daheim bin, werde ich nächste Woche einmal versuchen, bisher erschienene Arbeiten anzugeben.

    Beste Grüsse

    Ingo

  • Guten Tag ans Forum und an den Anfragenden oder die Anfragende,

    es gibt einen Online-Datenbestand über Personalangehörige im Konzentrations-/Vernichtungslager Auschwitz:

    http://pamiec.pl/pa/form/60,Zaloga-SS-KL-Auschwitz.html

    Einfach mal die Daten der Mutter eingeben und gucken, ob sie dort verzeichnet ist.

    Mir fällt da noch etwas ein. Angaben zu Beschäftigungszeiten sind Bestandteile der amtlichen Rentenberechnung.

    Ihre Mutter hat eine solche Aufstellung von ihrem Rentenversicherungsträger also auch erhalten. Was steht dort drin?

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo,

    meines Wissen gab es in der SS-Verwaltung oder den Konzentrationslagern keine "zwangsverpflichteten" "reichsdeutschen" Angestellte.

    die Forschung kennt hunderte von KH's (Kriegshelferinnen), also durch Notdientsverordnung für die SS verpflichtete weibliche Angestellte und Arbeiterinnen,

    die vor dem 1.1.43 nicht mal Dienstkleidung getragen haben.
    Vielleicht wird sie in Berlin Lichterfelde mit KB (Kennbuchnummer) geführt, könnte auch wie viele andere vorzeitig entpflichtet worden sein.


    Gruß

    Rüdiger

  • natu02 September 27, 2018 at 7:59 PM

    Changed the title of the thread from “Ausschwitz” to “Auschwitz”.
  • Danke für den Tipp. Leider ist sie dort nicht verzeichnet. Ich habe gar keine Frau gefunden. Meine Eltern sind 2011 verstorben, es existieren keine Unterlagen mehr. Ich weiß aber, dass sie nur 40 Euro Rente bekommen hat.

  • Hallo Ermlandkind,

    bis jetzt gibt es nur die Erzählung der Mutter. Wenn du in das Thema einsteigen willst ist erst mal die Literatur zu empfehlen (Angebot von Ingo)


    Ein weiter Schritt ist eine Anfrage beim https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Art…ent-center.html Berlin Document Center

    Das kann Licht in die Sache bringen.

    Hallo Augustdieter,

    vielen Dank für den Tipp. Muss ich persönlich nach Berlin fahren oder kann man auch online eine Anfrage stellen?

    VG

  • Hallo EK,

    Quote

    vielen Dank für den Tipp. Muss ich persönlich nach Berlin fahren oder kann man auch online eine Anfrage stellen?

    für den erste Angang sollte eine Anfrage per Mail reichen. Es geht erst mal darum ob es Akten gibt .

    Gruss Dieter

  • Hallo,

    etwas ausserhalb des Themas:

    Ich weiß aber, dass sie nur 40 Euro Rente bekommen hat.

    meine Frau bekommt zwei Pensionen, die eine ist 2.34 Euro, die andere zum Glück etwas mehr. Die Pensionskasse kann nicht sagen woher der Anspruch auf die 2.34 Euro herkommt. Wahrscheinlich aus den Unterrichten von Deutsch und Französisch in Abendkursen 1975-1976 bei Place de Siegen.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • ... Meine Mutter war Heimatvertriebene aus Oberschlesien ... ... Kann ich irgendwo herausfinden, was sie genau gemacht hat? ...


    Hallo,

    weiteres ließe sich eventuell auch über eine Spruchkammerakte Deiner Mutter aus einem Entnazifizierungsverfahren finden, die möglicherweise in einem (Kommunal- oder Landes-)Archiv in der Region ihres Nachkriegswohnsitzes archiviert sein könnte. Im Rahmen dieses Verfahren mussten von den Betroffenen alle Angaben zu Mitgliedschaften und Beschäftigungen/Dienstzeiten in den verschiedenen Parteiorganisationen der NSDAP gemacht werden. Es gibt hier im Forum schon einige Beiträge zu dem Verfahren und den Spruchkammerakten.

    Als Heimatvertriebene aus Oberschlesien hat Deine Mutter (oder ihre Eltern?) sicherlich in den Nachkriegsjahren auch einen Flüchtlingsausweis beantragt und evtl. Anträge auf Entschädigung für ihren durch die Flucht und Vertreibung verloren gegangenen Besitz in der ehemaligen Heimat gestellt. Im Rahmen dieser Ausgleichs-/Entschädigungsverfahren mussten von den Antragsstellern u.a. möglichst lückenlos Angaben zu den Vermögensverhältnissen und Lebensumständen am ehemaligen Wohnort gemacht werden - Dokumente/Unterlagen dazu könnten im Bundesarchiv/Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth archiviert sein: http://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/…h/bayreuth.html

    Gruß, J.H.

  • Hallo, ermlandkind,

    eine Frage. Deine Mutter hat explizit davon gesprochen, daß sie auf einer Schreibstube im KL Auschwitz tätig war? Oder war die Rede nur vom Ort Auschwitz? In Auschwitz waren auch andere Einheiten stationiert, so daß ebenfalls eine Tätigkeit zum Beispiel an Nachrichtenhelferin oder ähnlich möglich gewesen sein könnte.

    Welcher Jahrgang war denn Deine Mutter?

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo, ermlandkind,

    eine Frage. Deine Mutter hat explizit davon gesprochen, daß sie auf einer Schreibstube im KL Auschwitz tätig war? Oder war die Rede nur vom Ort Auschwitz? In Auschwitz waren auch andere Einheiten stationiert, so daß ebenfalls eine Tätigkeit zum Beispiel an Nachrichtenhelferin oder ähnlich möglich gewesen sein könnte.

    Welcher Jahrgang war denn Deine Mutter?

    Grüße

    Hallo Diana,

    nein, meine Mutter hat nur erwähnt, dass sie in Auschwitz tätig war. Ich dachte, es muss wohl dann in der Schreibstube gewesen sein.

    Meine Mutter war Jahrgang 1923.

    Liebe Grüße


  • Hallo,

    weiteres ließe sich eventuell auch über eine Spruchkammerakte Deiner Mutter aus einem Entnazifizierungsverfahren finden, die möglicherweise in einem (Kommunal- oder Landes-)Archiv in der Region ihres Nachkriegswohnsitzes archiviert sein könnte. Im Rahmen dieses Verfahren mussten von den Betroffenen alle Angaben zu Mitgliedschaften und Beschäftigungen/Dienstzeiten in den verschiedenen Parteiorganisationen der NSDAP gemacht werden. Es gibt hier im Forum schon einige Beiträge zu dem Verfahren und den Spruchkammerakten.

    Als Heimatvertriebene aus Oberschlesien hat Deine Mutter (oder ihre Eltern?) sicherlich in den Nachkriegsjahren auch einen Flüchtlingsausweis beantragt und evtl. Anträge auf Entschädigung für ihren durch die Flucht und Vertreibung verloren gegangenen Besitz in der ehemaligen Heimat gestellt. Im Rahmen dieser Ausgleichs-/Entschädigungsverfahren mussten von den Antragsstellern u.a. möglichst lückenlos Angaben zu den Vermögensverhältnissen und Lebensumständen am ehemaligen Wohnort gemacht werden - Dokumente/Unterlagen dazu könnten im Bundesarchiv/Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth archiviert sein: http://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/…h/bayreuth.html

    Gruß, J.H.

    Hallo Johann Heinrich

    vielen Dank für deinen Hinweis. Den Begriff der Spruchkammerakte habe ich noch gar nicht gehört. Leider komme ich mit der Seite des Bundesarchivs einfach nicht zurecht.

    Liebe Grüße

    Lydia

  • Hallo Ermlandkind

    Ingo schreibst: meines Wissen gab es in der SS-Verwaltung oder den Konzentrationslagern keine "zwangsverpflichteten" "reichsdeutschen" Angestellte.

    Eine Glaubensschwester (Zeugin Jehovas) von mir, ist Reichsdeutscherin und wurde zwangsverpflichtetet in die Schreibstube in KZ Stutthof zu arbeiten.

    Gruß

    Olaf