Befreiung von deutschen-stämmigen Dörfern (Kolonien) in der Sowjetunion während des Russlandfeldzugs 1941

  • Ich habe geschrieben, dass die volksdeutschen Menschen befreit wurden

    Moin,

    das hast du geschrieben, aber genau deswegen hatte ich dich nach deinem Alter gefragt. Die heutige Jugend hat keinen blassen Schimmer Ahnung davon, wie die Leute damals tickten. Das ist kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Die deutschen Kolonisten lebten bis 1941 ca. 150 Jahre im Land, waren bereits größtenteils assimiliert, und waren ein Teil des Ganzen. Selbst über die Verbrechen des Stalin-Regimes wissend, verteidigten die Leute egal welcher Nationalität die Ideologie des Marxismus.

    Mit dem Überfall auf die Sowjetunion (du merkst ja, ich benutze das völlig andere Vokabular, als du) wurde die Zivilbevölkerung angehalten sich in Sicherheit zu bringen. Also waren die Trecks der flüchtenden Zivilisten in der Ukraine, darunter auch mit den "Volksdeutschen", endlos. Das Problem bestand darin, dass die Wehrmacht und die Waffen SS sich schneller vorwärts bewegten, als eben diese Trecks. Mit der Sprengung von DneproGES durch die RKKA waren die Rückzugswege abgeschnitten. Nun wurden eben diese "Volksdeutsche" angewiesen, sich an ihre Wohnorte zurück zu kehren. Die Männer im wehrfähigen Alter wurden in die Uniformen gesteckt und mussten fortan das Schicksal ihrer "Volksgenossen aus dem Reich" teilen. Ein Grund zu Freude? Ein Moment der Befreiung und des Glücksgefühls? Für ein Teil ganz bestimmt. Viele von den Leuten wussten aber gar nicht, dass sie ethnische Deutsche waren! Ich wusste übrigens in den 60-ern auch nicht, dass meine Mitschüler mit den Namen Gaman, But, German in Wirklichkeit Hamann, Butt und Herrmann hießen, denn sie hatten stets angegeben Russen zu sein...

    Ich habe dich wiederholt gebeten deine Erfahrungen zu dieser Thematik hier mit uns zuteilen, dass hast du bisher leider nicht getan?

    Nun, warum wohl? Das Thema ist viel zu komplex, vielschichtig, kompliziert und immer noch nicht restlos geklärt. Ich könnte dich mit geprüften und verifizierten Dokumenten und seriösen Publikationen zupflastern. Da du bereits aus meinen früheren Posts entnommen hast, dass ich meistens mich auf russischsprachigen Bereich stütze (den Rest kann doch jeder selbst ermitteln), frage ich dich, hättest du Freude daran dies alles zu lesen?

    Vor ca. 28 Jahren wurde ich gebeten, für das OFG Baden-Baden einen Gutachten über die Stellung der Russland-Deutschen in der UdSSR in den ersten Nachkriegsjahren anzufertigen. Mit dieser konnten viele betroffene Spätaussiedler ihre Rentenansprüche durchsetzen... Natürlich musste auch ich Berge von Dokumenten und Literatur durchwälzen! Das alles hier im Forum zu posten ist schlicht deplatziert und von Volumen her unmöglich!

    Des weiteren, habe ich in meinem Archiv unzählige Aufsätze der Spätaussiedler aus der GUS, in denen die Menschen sich zum Thema "Meine Stellung zum Deutschtum im Ausland" auslassen mussten. Wahrheitsgehalt derart Unterlagen ist wahrlich fraglich. Man muss aber die Leute, die kaum Deutsch beherrschten verstehen, deren Motivation akzeptieren, mehr aber auch nicht. Ich hab auch eine Menge Zeugnisse der ehem. Zwangsarbeiter in Deutschland, die ebenso mit Vorsicht zu genießen sind.

    Es sind nur eben 2-3 Gedanken, die mein "Schweigen" in Bezug auf deine Aufforderung erklären sollen, und dennoch ziemlich lang geworden...

    Ich lese nur ungern riesige "Bettlaken", daher gelobe für die Zukunft Besserung!

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    Selbst über die Verbrechen des Stalin-Regimes wissend, verteidigten die Leute egal welcher Nationalität die Ideologie des Marxismus.

    Das halte ich jedoch für eine äußerst zweifelhafte Aussage !

    Mein Onkel, ein gebürtiger Ukrainer aus Lemberg, floh genau vor diesen Marxisten nach Deutschland, war auf der Dolmetscher-Schule in Meißen und kämpfte bis 1944 in der Wehrmacht.

    Er kam in englische Gefangenschaft, und konnte nach Kriegsende logischerweise, weder in seine Heimat, noch in die SBZ, in der Frau und Kind warteten, zurück, und blieb in England.

    Seine Schilderungen deckten sich in großen Teilen schon mit den Aussagen von sochosju. Nicht alles kann so falsch sein!

    Natürlich war der Krieg ein Überfall, und ein Verbrechen - mit der Beurteilung und dem Vokabular bin ich ganz auf Deiner Seite.

    Aber wie immer im Leben, bringt eine Pauschalisierung kein Ergebnis. Komplizierte Sachverhalte lassen sich nun mal nicht Verallgemeinern.

    MfG Ludwig

    Never let go!

  • Das halte ich jedoch für eine äußerst zweifelhafte Aussage !

    Hallo Ludwig,

    wir reden über verschiedene Dinge. Hattest du schon mal mit den Leuten, die in der SU vor 1925 geboren wurden versucht über Stalin und Kommunismus zu diskutieren??? Wenn ja, kann es an meiner Aussage überhaupt keine Zweifel geben!!!

    Mein Onkel, ein gebürtiger Ukrainer aus Lemberg, floh genau vor diesen Marxisten nach Deutschland, war auf der Dolmetscher-Schule in Meißen und kämpfte bis 1944 in der Wehrmacht.

    dein Onkel ist weder in der Sowjetunion geboren, noch aufgewachsen. Sein von dir geschilderter Werdegang bei der WH ist die logische Folge der traditionellen antirussischen polnischen Umgebung, wo Lwów damals gehörte. Ich kannte in Berlin einen Kombinatsdirektor, der bei der Besetzung (Okkupation oder doch "Befreiung?) Volhyniens durch die WH gefragt wurde, ob er das Schicksal der Polen, oder das der Deutschen teilen will. Als ihm die Perspektiven als Pole im Dritten Reich zu leben durch die zuständigen WH-Werber deutlich gemacht wurden, wechselte er kurzerhand seinen Namen von Jan Rybak auf Johannes Fischer und konnte nach dem Krieg auch nicht zurück. Streng genommen auch dein Onkel hätte zurück gekonnt, aber ob er dies überlebt hätte ist eben fraglich.

    Soweit mir bekannt ist, wurden alle Bürger, die zum 01.09.1939 auf dem Gebiet der UdSSR lebten durch die Alliierten repatriiert. Natürlich gab es aber da Ausnahmen... Warum dein Onkel nicht ausgeliefert wurde ist dir möglicherweise besser bekannt.

    Gruß Viktor

  • Hallo Ju,

    Ich habe geschrieben, dass die volksdeutschen Menschen befreit wurden. Nicht das das Land befreit wurde.

    dann muss man es zum Teil doch deiner Jugend zuschreiben, bzw. zeugt es von einer gewissen Befangenheit mit landsmännischer Sichtweise, als Außenstehender von einer Befreiung zu sprechen. Diese ist gar nicht möglich bei deutschstämmigen Sowjetbürgern, selbst das heutige Völkerrecht erlaubt Staaten nur einen minimalinvasiven Eingriff in fremden Ländern, um dort bei Unruhen ihre eigenen Staatsbürger (Diplomaten und auswärtig Tätige) durch Militäreinsatz zu evakuieren. Emigranten sind davon nahezu ausgeschlossen.

    Deine Sicht erfolgt rein aus dem begrenzten Blickwinkel von schwer erfolgtem Leid, impliziert dann leider eine falsche egoistische Wertung a la "jene hatten verdientes Glück durch den Krieg".

    Wärst du 20 Jahre älter, würdest du garantiert über den Tellerrand hinaus den "Segen" der deutschen Besatzung beurteilen, also ohne Klassifizierung nach Gewinner und Verlierer.

    Von einer politischen Befreiung kann man meinetwegen ab dem Jahre 1980 sprechen, als sich die Möglichkeit bot, 3,5 Millionen Russlanddeutsche hier aufzunehmen.

    Das fällt dann auch in die Rubrik Verantwortung, die vollkommene Entrechtung und furchtbare Perspektivlosigkeit dieser Menschen war schließlich eine selbstverschuldete Altlast des Krieges.


    Mit dem Überfall auf die Sowjetunion (du merkst ja, ich benutze das völlig andere Vokabular, als du) wurde die Zivilbevölkerung angehalten sich in Sicherheit zu bringen. Also waren die Trecks der flüchtenden Zivilisten in der Ukraine, darunter auch mit den "Volksdeutschen", endlos. Das Problem bestand darin, dass die Wehrmacht und die Waffen SS sich schneller vorwärts bewegten, als eben diese Trecks.

    Das ist falsch interpretiert, in den Erzählungen hört sich das ganz anders an. Da kamen Räumkommandos der Roten Armee und haben ganze Dörfer mit Gewalt auf den Weg gebracht

    bzw. in Viehwaggons gezerrt und chaotisch durch die Ukraine bugsiert. Die Menschen wussten nicht, wie ihnen geschah.

    Selbst über die Verbrechen des Stalin-Regimes wissend, verteidigten die Leute egal welcher Nationalität die Ideologie des Marxismus.

    Wer denn jetzt, etwa die fleißigen Russlanddeutschen? Das wäre ja eine noch größere Sensation als die Hitler-Tagebücher vom Stern.

    Jemanden zu finden, der freiwillig seine Kultur, Tradition, Großgrundbesitz und Viehherde aufgab, nur um aus Überzeugung ein hungernder Ärmling unter Millionen sein zu wollen ?

    An Hoffnung auf bessere Zeiten und Verbundenheit mit der geliebten Heimat glaube ich, aber freiwillig in schlimmster Armut darben wollen?


    Gruß

    Rüdiger

  • Das ist falsch interpretiert, in den Erzählungen hört sich das ganz anders an.

    Hallo primas,

    ich interpretiere nichts, ich verallgemeinere nur die Ergebnisse der Forscher in diesem Bereich.

    Da kamen Räumkommandos der Roten Armee und haben ganze Dörfer mit Gewalt auf den Weg gebracht

    bzw. in Viehwaggons gezerrt und chaotisch durch die Ukraine bugsiert. Die Menschen wussten nicht, wie ihnen geschah.

    Da hatte die RKKA gewiß was besseres zu tun, als irgend welche Dörfer zu räumen! Die Eisenbahn hatte die Aufgabe die Industrieanlagen zu evakuieren, mehr nicht!!!

    Jemanden zu finden, der freiwillig seine Kultur, Tradition, Großgrundbesitz und Viehherde aufgab, nur um aus Überzeugung ein hungernder Ärmling unter Millionen sein zu wollen ?

    Anfang der 40-er gab es niemanden, der etwas aufzugeben hätte. Die waren schon irgendwo in fernen Osten oder in Sibirien, wie auch meine Vorfahren. Du darfst die Russlanddeutsche mit den Vertriebenenverbänden nicht auf eine Stufe stellen. Geh mal heute in eine Gartensparte und du wirst staunen, wenn bei jeder Feier alle dort werkelnden "Volksdeutschen" nur Russisch miteinander reden, russische Lieder zusammen singen und heulen wenn über ihre verlassene Heimat geredet wird! Warum wohl???

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    Hattest du schon mal mit den Leuten, die in der SU vor 1925 geboren wurden versucht über Stalin und Kommunismus zu diskutieren??? Wenn ja, kann es an meiner Aussage überhaupt keine Zweifel geben!!!

    Leider , Nein!

    Aber wie immer im Leben gibt es wohl verschiedene Betrachtungsweisen, und damit nicht nur eine Wahrheit.

    Menschen, mit denen Du dich unterhalten konntest, hatten wohl keine Konflikte mit der sowj. Nomenklatura,

    die Menschen, welche mit SLON, Gulag, Großer Terror (1937-1938) in Berührung kamen zeichneten danach ein weniger freundliches Bild dieser Zeit.

    Oder irrte der Nobelpreisträger Solschenizyn so sehr?

    Einen schönen Abend

    Never let go!

  • Menschen, mit denen Du dich unterhalten konntest, hatten wohl keine Konflikte mit der sowj. Nomenklatura,

    Hallo Ludwig,

    wenn man den Verlust von 5 der 7 Geschwister als kein Konflikt bezeichnen kann, dann weiß ich auch nicht... Das waren die Geschwister meines Vaters - meine 5 Onkels und Tanten... Meine Mutter war die einzige der 5 Kinder meiner Großeltern, die überlebt hatten. Apropos Großeltern, meine konnte ich nie kennenlernen, keinen von denen habe ich nie erlebt, nicht zuletzt wegen derer adligen Herkunft... Und dennoch waren meine Eltern fest mit dem Staat verbunden!

    Oder irrte der Nobelpreisträger Solschenizyn so sehr

    Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht, aber er ist im Land als "Verräter" und "Verleumder" nicht sehr beliebt. Ich kann dazu nicht viel sagen, hab nur wenig von ihm gelesen. Alle, die mit den Amis kollaboriert haben, haben in Russland kein vertrauen... Völlig egal, welche Erfahrungen man selbst gemacht hat. Das Motto lautet: "das eigene Nest beschmutzt man nicht!"

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor.

    ich möchte Deinen letzten Beitrag nicht kommentieren, wir entfernen uns immer mehr vom ursprünglichen Thema.

    AAAAber " Das eigene Nest beschmutzt man nicht " ?

    Ich kenne da Gruppen, die aktuell genau so diskutieren, aber das wäre dann Tagespolitik.

    MfG Ludwig

    Never let go!

  • ich möchte Deinen letzten Beitrag nicht kommentieren, wir entfernen uns immer mehr vom ursprünglichen Thema.

    Hi Ludwig,

    hattest nicht du Gulag, Solzhenitzyn und "Großen Terror" reingebracht???

    Die anderen von dir angesprochenen "Gruppen" kenne ich nicht, kann dazu gar nix sagen.

    Was die "Nomenklatura" betrifft, möchte ich noch einmal an meinen meinen Großonkel, den 1925 zusammen mit seinem Chef, dem damaligen Verteidigungsminister Michael Frunze zum Tode "operierten" Stellvertreter erinnern...

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor

    Geh mal heute in eine Gartensparte und du wirst staunen, wenn bei jeder Feier alle dort werkelnden "Volksdeutschen" nur Russisch miteinander reden, russische Lieder zusammen singen und heulen wenn über ihre verlassene Heimat geredet wird! Warum wohl???

    Was soll uns das jetzt sagen, 80% der älteren Aussiedler trauern den guten stalinistischen Zeiten nach?
    Darf Mann/Frau hier im Land nicht in fremder Sprache der außergewöhnlich schönen Heimat nachtrauern?

    Es zählen doch wohl andere Dinge, da wäre die hier zur vollsten Zufriedenheit gelungene Integration der 2. und 3. Generation aller (Spät)aussiedler zu nennen.

    Man stelle sich nur den kanadischen Hochschulbetrieb vor, ohne den großen mennoitischen Gemeinden aus Russland, die dort nahezu jeden zweiten Professor stellen.

    Reumütig weint man den verlorenen Aussiedlern in Russland Tränen nach und startet bis heute verzweifelt Kampagnen, um die fleißige Gruppe wieder heim in die Taiga und Tundra zu locken.

    Kaum einer folgt diesem Angebot. Für wehmütige Betrachtungen des Marxismus, sybillinische Aussagen oder das Instrumentalisieren von Einzelfällen empfehle ich einen separaten Thread mit Lobpreisungen des Lebens in Russland und der Ukraine.


    Da hatte die RKKA gewiß was besseres zu tun, als irgend welche Dörfer zu räumen! Die Eisenbahn hatte die Aufgabe die Industrieanlagen zu evakuieren, mehr nicht!!!

    Anderen ihr junges Alter vorwerfen, aber selber mit engstirnigen und hölzernen Ansichten fernab der Realität aufwarten? Von den 150 Millionen Fotoaufnahmen der Wehrmachtssoldaten im Jahre 1941 ist keine einzige Aufnahmen mit flüchtenden Trecks von Volksdeutschen bekannt und mit die oberste Priorität der russischen Bahn war es, Volksdeutsche brachial gen Osten auszuschaffen, bei Widerstand über den Haufen zu schießen.

    Um wieder zum Ursprungsthema zu gelangen, zitiere ich aus einem Feldpostbrief (Wofür es lohnte, das Leben zu wagen: Briefe, Fotos und Dokumente eines Truppenarztes von der Ostfront 1941/42 ,Hans Machemer S. 81 ff. )


    Gruß

    Rüdiger

    Edit: Rechtschreibung

    Edited 2 times, last by primas1944 (September 15, 2018 at 9:54 AM).

  • Hallo Manfred,

    hier ist doch wohl eher ein Kindergarten der Eitelkeiten ursächlich am Scheitern der Diskussion, weniger das im Titel genannte Problemwörtchen "Befreiung". Ich glaube nicht, dass der Autor hier stur und revisionistisch eine Neuinterpretation erzwingen will. Entsprechend sollte man das oberlehrerhafte Moralisieren und Aufrechnen anderer Opfer auch mal gut sein lassen.

    Gruß

    Rüdiger

    Hallo,

    ich finde, treffender kann man es nicht formulieren.

    Ferner kann ich nicht verstehen, warum Suchosju hier derart angegangen wird.

    Die Bilder / Videos / Zeitzeugenberichte, in denen verdeutlicht wird, wie die Wehrmacht bei Ihrem Einmarsch von großen Bevölkerungsteilen euphorisch begrüßt wurde, sind nun mal historische Wahrheit - wieso sollte ein Volksdeutscher anders empfunden haben? Ich habe mich damit nicht beschäftigt, kann es mir aber nicht vorstellen.

    Das auf den Einmarsch der Völkermord, Hunger und Repression folgten - also auf ein Schreckensregime ein anderes folgte - wurde hier von niemand bestritten.

    LG

    Flo

  • Die Bilder / Videos / Zeitzeugenberichte, in denen verdeutlicht wird, wie die Wehrmacht bei Ihrem Einmarsch von großen Bevölkerungsteilen euphorisch begrüßt wurde, sind nun mal historische Wahrheit

    Hallo Flo,

    der Tisch auf dem Roten Platz war schon gedeckt, nur die Gäste, sorry Befreier" kamen nicht... Die Euphorie und Vorfreude der "großen Bevölkerungsstellen" weichten der Trauer und Bestürzung...

    Hast du schon mal was von PK und deren Berichterstatter gehört? Glaubst du nur deren Aufnahmen?

    Was soll uns das jetzt sagen, 80% der älteren Aussiedler trauern den guten stalinistischen Zeiten nach?

    Das ist deine durch ideologischen Scheuklappen definierte Behauptung. Was ich sagen wollte, die Russlanddeutsche waren in der UdSSR integriert und assimiliert. Nicht mehr und nicht weniger!

    oberste Priorität der russischen Bahn war es, Volksdeutsche brachial gen Osten auszuschaffen, bei Widerstand über den Haufen zu schießen.

    Hier hätte ich gern ein Beleg für deine Behauptung!

    Von den 150 Millionen Fotoaufnahmen der Wehrmachtssoldaten im Jahre 1941 ist keine einzige Aufnahmen mit flüchtenden Trecks von Volksdeutschen bekannt

    Hast du die alle gesichtet? Keine einzige? Gab es keine Hinrichtung Kriegsgefangener auf den Schießständen der WH und der SS wie in Hebertshausen, wenn es davon keine Aufnahmen gibt?

    Für wehmütige Betrachtungen des Marxismus, sybillinische Aussagen oder das Instrumentalisieren von Einzelfällen empfehle ich einen separaten Thread mit Lobpreisungen des Lebens in Russland und der Ukraine

    Es scheint dein Hobby zu sein, die Empfehlungen auszusprechen... man, man, man!

    Gruß Viktor

    Edited once, last by Viktor7 (September 15, 2018 at 2:03 PM).

  • Hast du schon mal was von PK und deren Berichterstatter gehört? Glaubst du nur deren Aufnahmen?

    Was soll denn dieses permanente kleinkarierte Störfeuer? Entweder bist du überzeugter Kommunist im Exil oder vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB,

    anders kann man sich die sinnfreien Störungen mit Ziel des gewünschten Thread-Abschusses nicht erklären.

    Du meinst also, die Freude vieler Ukrainer und das Anstecken von Blumen, die Gabe von Brot und Salz war eine inszenierte Weltverschwörung?

    Das wäre eine mächte PK-Leistung gewesen, wie sie gleichzeitig 200.000 privat fotografierende Soldaten beeinflussenden konnten, die überall ähnliche

    Fotoaufnahmen tätigten und die freundliche Begrüßung in ihren Feldpostbriefen beschrieben. Auch wenn deine Familie beim Jubeln nicht dabei war,

    ändert es nichts an der historischen Tatsache.

    oberste Priorität der russischen Bahn war es, Volksdeutsche brachial gen Osten auszuschaffen, bei Widerstand über den Haufen zu schießen.

    Haben sie es jetzt geschafft, eine halbe Million Bürger zwangsweise zu deportieren oder nicht?


    Was ich sagen wollte, die Russlanddeutsche waren in der UdSSR integriert und assimiliert. Nicht mehr und nicht weniger!

    Nichts anderes bedeutet meine Aussage - "deutschstämmige Sowjetbürger". Aber du wolltest mit deinem Einwand gewiss etwas andeuten,

    dass sie Haus, Hof, Vieh und Privatbesitz gerne für eine gute Sache hergaben und wegen ein wenig "Entkulakisierung" niemals das Land verlassen hätten,

    sofern sie denn gekonnt hätten. Und störrische Abweichler halt verdient im kalten Sibirien zur Räson gebracht werden mussten?

    Überhaupt - der Gulag wahrscheinlich eine reine Erfindung der CIA?


    Gruß

    Rüdiger

  • Entweder bist du überzeugter Kommunist im Exil oder vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB

    ... Genau so ist es! Stimmt beides und mit Putin dazu zusammen studiert... :P

    Und du marschierst morgen Abend in Köthen in den ersten Reihen? Denk daran, fall du deine rechte Hand kurz vor dem Eingipsen vor lauter Übereifer an die Decke schmetterst - gerichtliche Schnellverfahren sind derzeit an der Tagesordnung!

    Gruß Viktor

  • Hallo Leute,

    hört doch auf mit diesem blödsinnigen Anmachen, dafür ist das Thema viel zu interessant.

    Anliegende Rezension sollte jeder lesen der hier zukünftig zum Thema etwas mitteilen will. Sowohl der Autor des Buches, als auch der Rezensent kennen sich in der Szene gut aus und und wahren aber die gebührende Distanz zum Forschungsobjekt. Wie es sich gehört, was aber hier mal wieder nicht zu klappen scheint. Ludwig und Viktor, ich schätze insgesamt immer wieder Eure Beiträge zum Forum, aber bitte, holt beide mal tief Luft und sucht eine distanziertere Perspektive. Dies gilt ebenso für Primas. Sich gegenseitig irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissene (vermeintliche) Tatsachen ohne weitere Argumente um die Ohren zu hauen ist sinnlos, bringt keine neuen Erkenntnisse, außer vielleicht die Erkenntnis, hier streiten sich Fünftklässler.

    Auf diese Art verspielt ihr schnell Eure bisherige gute Reputation im FdW.


    http://rea-moskva.org/de/nachrichten…5aa92f5caad8f78

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo zusammen,

    ich möchte mich anschließen und einige Erkenntnisse aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur beisteuern.

    Zunächst bin ich schon vor Jahren auf einen Eintrag im Tagebuch von Udo von Alvensleben gestoßen, der das Thema berührt.

    Es ist unter dem Titel "Lauter Abschiede.Tagebuch im Kriege" erschienen, war rein privat und ist erst nach seinem Tod von einem befreundeten Gelehrten veröffentlicht worden. Alvensleben war Generalstabsoffizier in der 16. Panzerdivision. Seine Division konnte durch den schnellen Vormarsch im Oktober 1941 mehrere Tausend sowjetische Deutsche vor der Deportation bewahren.

    Interessant ist vielleicht noch, dass sein jüngster Bruder Wichard von Alvensleben als Offizier durch die Rettung prominenter Geiseln aus den Händen der SS in Südtirol bekannt wurde, während der ältere Bruder Ludolf selbst ein hoher SS- und Polizeiführer in Italien war.

    "Udo August Ernst von Alvensleben (* 23. Januar 1897 in Wittenmoor; † 22. August 1962 in Bodelschwingh) war ein deutscher Kunsthistoriker.

    ...

    Im Zweiten Weltkrieg war er in Polen, Frankreich, Russland, auf dem Balkan, in Italien und schließlich in Norwegen eingesetzt.

    1941 bis 1943 Generalstabsoffizier in der 16. Panzerdivision unter General Hube."

    ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_von_A…unsthistoriker)

    Weil die erste Phase des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion bereits Diskussionsthema war, zitiere ich Alvenslebens Eintrag

    zum 22. Juni 1941 hier ebenfalls:

    Die Tagebucheinträge vom 12. und 13. Oktober 1941, wo die Division im Verlauf der Kämpfe die von Stalins Truppen verschleppten deutschen Zivilisten retten konnte, folgen anschließend:

    Quote

    "12. Oktober 1941

    Das Industriegebiet des Donez-Beckens zur Linken, das Asowsche Meer zu Rechten lassend, treten wir den Weitermarsch in Richtung auf Rostow am Don an. Es gibt kleine Zusammenstöße mit Südsicherungen der Donez-Armee. Da die Karten nicht mehr stimmen, wird jetzt mit Kompaß geführt. Viel wanderndes Volk, Nachkommen von Nomaden, sieht man überallher, überallhin unterwegs, zu Fuß, mit Panjewagen, manchmal mit Traktoren davor, die von Frauen gesteuert werden, hinten Kinder und Großeltern darauf. Unter grauem Himmel und trüben Nebeln sinkt das Land in stumpfen, gebrochenen Farben in den Winter.

    Flauschröcke und Pelzmützen gleichen die Bevölkerung der fernen mongolischen an. Die Fenster der Lehmhütten, ohnehin nicht zum Öffnen konstruiert, sind jetzt zugemauert, damit für acht Monate weder Kälte, Licht noch Luft eindringen können. Darin eingesargt gehen die Familien zur Ruhe über. Nur die nimmermüde Mutter füttert die hungrigen Schnäbel von Mensch und Vieh, kocht, heizt und paßt auf, daß kein Unglück geschieht.

    13. Oktober 1941


    Am Bahnhof (in Karanj) steht eine Schar von einigen Tausend volksdeutscher Frauen und Kinder zusammengetrieben, die nach Sibirien verfrachtet werden sollten. Zum Glück kamen wir dem Abtransport gerade noch zuvor. Die Freude ist groß.

    Die zu den Frauen gehörenden Männer, die von den Russen zum Schanzen deportiert waren, sind ebenfalls befreit, und so wird wenigstens die Hälfte der getrennten Familien bald wieder zusammen sein.

    Hier am Kalmius-Fluß werfen sich uns russische Verbände mit Panzern und Artillerie entgegen. Wir bauen unsere Geschütze auf den Höhen am Westufer auf. Ein Artillerieduell setzt ein, das uns auf den Leib rückt. Wir schlagen den Gefechtsstand in einem Schulgebäude am westlichen Stadtrand auf, beobachten von hier aus Feindangriffe aus verschiedenen Richtungen, russisches Panzerfeuer und Gegenangriffe unserer Panzerwagen. Wir sitzen wie bei Leonardos Abendmahl, [Generalmajor] Hube in der Mitte, vor breitem Tisch am Fenster. Um uns schlagen Granaten ein. In der folgenden Nacht setzt sich der Russe ab und verschwindet."

    Udo von Alvensleben, Lauter Abschiede, Tagebuch im Kriege, Herausgegeben von Harald von Koenigswald, Propyläen Verlag, Berlin 1971, S. 204-205.


    Der Militärhistoriker Christian Hartmann hat übrigens in seinem Buch "Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945" den Hintergrund der Deportationen von Millionen Sowjetbürgern aus vielen Volksgruppen ganz anschaulich erläutert. Hier mal ein Auszug zur besseren Einordnung des Geschehens:

    Quote

    "Der stalinistische Terror traf nicht nur den Gegner, er traf auch die sowjetische "Völkerfamilie" - am häufigsten mit dem Mittel von Verhaftung und Deportation, mit denen die sowjetische Führung das System der Verbannungen aus der Zeit des zaristischen Russlands fortführte. Individuen, Kollektive, ja ganze Ethnien "verschwanden", ohne dass sich die Täter mit den technischen, moralischen oder politischen Problemen einer Exekution herumschlagen mussten.

    Während der Jahre 1939 bis 1945 lassen sich vier große Deportationswellen unterscheiden. Die erste war eine Folge der Annexionen der Jahre 1939/40. Allein im ehemaligen Ostpolen wurden 320 000 Polen zwangsumgesiedelt und Tausende ermordet.

    Noch härter war das Schicksal von 230 000 polnischen Soldaten, von denen bis Sommer 1941 nur 82 000 die sowjetische Kriegsgefangenschaft überlebten.

    Zu den Opfern zählten auch knapp 15 000 polnische Offiziere, die das NKWD systematisch ermordete. Über 4400 ihrer Leichen entdeckten deutsche Truppen im April 1943 in den Massengräbern bei Katyn. Aber auch bei den übrigen "Brudervölkern", die seit 1939/40 zur UdSSR gehörten, wurden "antisowjetische Elemente" scharenweise festgenommen - in Moldawien (26 000 Menschen), in den neuen ukrainischen Gebieten (etwa 89 000 Menschen) sowie in den baltischen Staaten (11 000 Esten, 15 000 Letten und 18 000 Litauer).

    (Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945, München 2011, S. 94f.)

    Und jetzt zur Kriegszeit ab dem Sommer 1941, wo vor allem die deutsche Volksgruppe betroffen war:

    "Mit Kriegsbeginn kam es zu einer zweiten Deportationswelle, die nun die Finnen (50 000 Menschen) traf, vor allem aber die Russlanddeutschen. "Raus mit ihnen, dass die Fetzen fliegen", befahl Stalin im August 1941. Daraufhin verschwand die Autonome Sowjetrepublik der Wolgadeutschen, von den insgesamt 1,4 Millionen Russlanddeutschen wurde ein Großteil deportiert, die Schätzungen bewegen sich zwischen 700 000 und 1,2 Millionen.


    Schon bei diesen Transporten, meist in Viehwaggons, manchmal aber auch zu Fuß, starben sie "wie die Fliegen" - so ein Augenzeuge, sei es an Hunger, Durst oder auch an Luftmangel. Auch in ihren Zielgebieten in Sibirien, Kasachstan oder Usbekistan waren die Lebensbedingungen hart. So lag die Sterblichkeitsrate unter den "Sondersiedlern" in den ersten vier Jahren nach ihrer Deportation bei insgesamt 20 bis 25 Prozent."

    (Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945, München 2011, S. 94-96.)

    Quote

    Die dritte Deportationswelle fiel ins Jahr 1944. Unter Stalins Rachepolitik hatten diesmal die muslimischen und oft noch nomadischen Völker der Sowjetunion zu leiden - Tschetschenen und Inguschen (540 000 Menschen), Karatschaier (85 000), Balkaren (52 000) und Kalmücken (93 000), meist Völker, denen die Deutschen während ihrer kurzen Herrschaft relativ viel Autonomie eingeräumt hatten.

    In der zweiten Jahreshälfte wurden dann nochmals der Kaukasus und die Krim von "zweifelhaften" Nationalitäten "gesäubert"; Opfer waren die Krimtataren (191 000), Griechen, Bulgaren, Krim-Armenier und Türken (37 000, möglicherweise auch 58 000) sowie Turk-Mescheten, Kurden und Chemschinen (86 000).

    Erst recht zu einer Stunde der Abrechnung wurde die Rückeroberung der 1939/40 annektierten sowjetischen Randgebiete. Der Generalvorwurf lautete auch hier: Kollaboration.

    Opfer dieser vierten Deportationswelle, die sich im Grunde bis 1953 hinzog, wurden nochmals Finnen (54 000 Menschen), Esten (31 000), Letten (42 000), Litauer (236 000), Westukrainer (153 000 Menschen erschossen, 193 000 deportiert) und Moldawier (36 000).

    (Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945, München 2011, S. 94-96.)

    Hartmann zieht dann folgendes Fazit aus diesem Kapitel:

    "Die Bilanz dieser ethnischen "Flurbereinigung" ist erschütternd. Eigentlich standen alle nichtrussischen Völker der UdSSR unter dem kollektiven Generalverdacht der "Sabotage, Spionage und Kollaboration".

    Letzteres traf zuweilen auch zu. Häufiger aber war, dass völlig Unbeteiligte so klassifiziert wurden. An einer Klärung ihrer pauschalen Vorwürfe aber waren die Verfolger nicht im Geringsten interessiert, von einer Verhältnismäßigkeit ihrer Reaktionen einmal ganz abgesehen." (Ebd., S. 96.)

    Grüße

    Bodo

    „Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“ (Eugen Gerstenmaier)

  • Hallo,

    allen die die einleitende Vorgeschichte zu den Evakuierungen verschiedener ethnisch definierter Bevölkerungsteile der Sowjetunion zu Beginn des 2. WK etwas näher kennen lernen wollen empfehle ich die Lektüre von Michail Bulgakows Roman „Die weiße Garde“.

    Er spielt zwischen 1917 und 1920 in Kiew und zeigt sehr überzeugend wie wenig einfache Erklärungsmodelle taugen die komplexen Wirrnisse zu verstehen und wie damals die Ursachen und Begründungen gelegt wurden für spätere Bosheiten im Allgemeinen und die Untauglichkeit und Unfähigkeit nationaler und nationalistischer Lösungsversuche gesellschaftlicher Probleme im Besonderen. Insgesamt beklemmend.

    Gibt es auch als Hörbuch zu einem erschwinglichen Preis.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'