Warum wurde Generalleutnant a.D. Adolf Galland nicht Inspekteur der Bundesluftwaffe?

  • Guten Abend "Ricardo",

    Mölders war aber tot.

    Außerdem: großartige Visionäre, ständige Forderer, Mahner und Besserwisser werden im Allgemeinen nur als unbequeme und kontraproduktive Störenfriede wahrgenommen, als "Sand im Getriebe". Das mag für die Kirche oder politische Parteien noch tragbar oder sogar ideal sein - beim Militär muss aber vor allem "der Laden laufen". Als GdJ wurde kein "Jesus" gesucht - und wäre auch zu keiner Zeit dienlich gewesen - weder für die direkte Aufgabe (funktionierende Jagdwaffe als Teilstreitkraft der Luftwaffe und diese der Wehrmacht - mit dem Ziel des militärischen Siegens), noch die für "seine" Männer (Jagdflieger), noch für die Bevökerung, respektive "das Land".

    Großartige Visionäre sichern nur ihren eigenen Platz in der Geschichtsschreibung - als Mahner, die gegen den Strom schwimmen und es ja immer schon "besser wussten", es immer haben "gleich schon im Voraus kommen sehen" - und am finalen Ergebnis trotzdem nichts geändert haben (oder gar nicht konnten).

    Galland war Realist genug, um die praktisch umsetzbaren Chancen als GdJ zu erkennen - auch wenn er sie gegen den breiten Widerstand des "Apparates" nicht durchsetzen konnte.

    Dass er auch zu seiner Überzeugung stand, das hat er ja gegen Kriegsende bewiesen, was dann zu seiner Absetzung als GdJ führte.

    Jede Personalauswahl kann nur eine semi-optimale Auswahl treffen unter dem gerade verfügbaren Personal.

    > Nach meinem Wissen wurden die Ämter weder ausgeschrieben, noch sich darauf beworben.

    Posten in dieser Liga werden auch heute nicht ausgeschrieben - weder beim Militär, noch im Zivilen.

    Trotzdem gibt es im zuständigen Personalwesen jeweils eine Stelle (Gruppe, Abteilung) die sich speziell mit dem Führungsnachwuchs beschäftigt und entsprechende Aktenbestände zu geeigneten Personen pflegt. In meinem Beruf und Organisation nennt sich das "Personalentwicklung". Im Falle eines Falles werden geeignete Kandidaten direkt angesprochen - und gegenseitiges Interesse "ausgelotet". Und im Vorfeld werden natürlich Infos eingeholt - dieser und jene Person wäre eventuell geeignet für den Karriereschritt xyz, falls der Posten mal frei wird. Und natürlich reden die Personaler und sonstige Führungskräfte auch im Vorfeld (lange Zeit for dem Termin-x) über diesen "Personalpool". Welche Firma/Organisation will sich schon von äußeren, ungeplanten Ereignissen überraschen lassen. Man braucht immer einen Plan-B.

    Langer Rede, kurzer Sinn: Galland war der Plan-B für Mölders. Schon länger. Wäre Galland schon vor dem Termin-X ausgeschieden (gefallen), dann hätte man einen neuen Plan-B gesucht, bzw. den bisherigen Plan-C zum Plan-B gemacht.

    Weiter: Als Mölders starb waren die USA noch nicht in den Krieg eingetreten - das änderte die Situation grundlegend.

    Noch nicht mal die "Schlacht um Moskau" war entschieden.

    Mölders konnte nicht mal ahnen, was auf die Jägerwaffe in den Folgejahren an Gegnern auftreten würde.

    Hätte Galland Anfang 1942 prophezeit was auf die Jägerwaffe zukommen würde (= Glaskugel), dann hätte man ihn wohl sofort als Wehrkraftzersetzer und Defätist an die Wand gestellt. Auch Mölders wäre es nicht viel besser gegangen, hätte er da noch gelebt.

    Das "fordern" von immer mehr Ressourcen für "seine" Waffe alleine hilft nicht.

    Vor allem wenn die Prioritäten der "Entscheider" ganz anders liegen. Hier auf "offensiver" Bomberwaffe. Da kann der Prophet noch so lange predigen.

    Und die "versammelte Intelligenz" bedeutet natürlich, dass auch ein Göring - so selbstherrlich seine Entscheidungungen auch waren - sich vor der Ernennung von Galland mit dem weiteren Führungskreis der Luftwaffe (zumindest kurz) beraten hat - und selbstverständlich auch mit seinem "Chef" - dem gößten Führer aller Zeiten. Und siehe meine obigen Anmerkungen zum Personalwesen und der Entwicklung von Führungskräfte-Nachwus im Allgemeinen. Die Entscheidung für Galland war keine "Blitzidee" - auch wenn er Galland mit dem Angebot bei Mölders Begräbnis überraschte. Der Posten des GdJ hatte übrigens auch selbst die Selektion und Entwicklung von möglichen Führungskräften zum Ziel. Natürlich nur bis zum "Level" des Geschwader-Kommodore. Klar.

    Der "General der Jagdflieger" (GdJ) war der Mittler zwischen Luftwaffenführung und den aktiven Jagdfliegern - ähnlich einem Betriebsratsvorsitzenden in der modernen Wirtschaft. Technische Impulse kommen sowieso IMMER aus Wissenschaft und Industrie - reine Forderungen nach schneller, mehr, höher, stärker bewaffnet helfen da nicht Auch jeder gute Betriebsratsvorsitzende fordert immer für seinen Bereich: besere Maschinen, mehr und besser ausgebildetes Personal, Fortbildung auf höchstem Niveau, mehr Lohn ... wenn aber Firmenleitung und/oder Aufsichtsrat nicht wollen (oder können) - dann geht die Firma irgendwann pleite. Alles eine Machtfrage. In der gleichen Situation war auch Galland als GdJ.

    Der Posten verlangte einen aktiven Piloten aus den Reihen der Stabsfunktioner der Jagdgeschwader - mit Dienstgrad Oberst und aufwärts. Und der Kandidat musste den notwendigen "Halsschmuck" tragen (Abschusserfolge), sonst hätte er nicht den Respekt der Jagdflieger gehabt.

    Das macht den Kreis der möglichen Kandidaten schon recht überschaubar - Ende November 41.

    > Nein, muß er nicht. Wie denn auch. Dazu müßte ich zig Personalakten der Luftwaffe einsehen.

    Doch, das erwarte ich schon, wenn zur Personalauswahl derart "fundierte" und tiefgreifende Kentnisse vermeintlich vorhanden sind.

    Diese Akten sind sogar in der BA-MA Freiburg für jedermann einsehbar!
    Außerdem handelt es sich nicht um "zig" Personen die in Frage gekommen wären (erfolgreiche, aktive Jagdgeschwaderkommodore, Stand Ende November 41 !).

    Um die Suche zu erleichtern: im Nov. 41 existierten die JG 1, 2, 3, 5, 26, 27, 51, 52, 53, 54 und 77. Wenn ich richtig zähle, dann sind das 11 in Frage kommende Kommodore. Die Namen der 11 Männer sind allgemein bekannt (wenn nicht: http://www.ww2.dk) , ebenso ihre Lebensläufe, Abschusszahlen und -listen.

    Man kann davon ausgehen, dass in deren Personalakten in keinem Fall irgendwelche "geklauten Löffel" dokumentiert waren oder sonstige, gravierenden Verfehlungen. Und jedem von ihnen wurde selbstverständlich "Führungsstärke", "Mut und Übersicht", "kämpferisches Vorbild", Intelligenz und sonstige damals notwendige Eigenschaften bescheinigt, die notwendig waren um auf der militärischen Führungsleiter emporzuklettern (Treue zur politischen Idee ...). Sonst wären sie erst gar nicht in den Kommodore-Posten gekommen.

    Dazu braucht es kein langes Studium der Personalakten in Freiburg - im Gegenteil, die geben dazu wenig her.

    Daher noch mal die Frage: welcher der 11 (10 außer Galland) wäre für den Posten des GdJ in Frage gekommen?

    Und noch zur mehrfach genannten "Vergleichsperson" Dönitz:

    - der hatte den Posten des BdU, ab Jan 43 Ob.d.M . Er leitete neben den Personalangelegenheiten auch den gesamten operativen Einsatz der U-Boote und ab 43 den Einsatz ALLE Marine-Ressourcen, oder?

    (So viel weiß ich gerade noch, auch wenn ich meilenweit entfernt bin von einem Seekriegs-Experten - Marine-Personalfragen würde ich mich hier nie trauen zu kommentieren - weil ich davon viel zu wenig Ahnung habe)

    - und auch die U-Boote wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt massenhaft versenkt, die Erfolge ließen drastisch nach, mit immensem Blutzoll und technischem Aufwand zum Neubau

    - und auch die genannten "Wunder-U-Boote" kamen nicht früher in den Einsatz als die "Wunder-Flugzeuge", ihre geschichtliche Rolle ist vergleichbar.

    - der Posten des BdU und Ob.d.M. war in keiner Weise mit dem des GdJ vergleichbar, die Macht, Funktion und den EInfluss hatte der GdJ "per Definition" bei weitem nicht

    . das höhere Alter (eine Generation) spielten bei der Funktion des BdU (Ob.d.M) keine Rolle - er musste ja selbst keine EInsätze im 2.Wk mehr fahren. Vom GdJ wurde das aber sehr wohl erwartet. Galland flog sogar einzelne, dokumentierte EInsätze 1944 als GdJ - und zwar nicht auf Me 262 - sondern auf Fw 190

    - die operative Führung der Luftwaffe lag weitgehend in den Händen der Luftflotten-Chefs - und die lagen schon im Dienstgrad mindesten 2 bis 3 Ränge über dem GdJ

    Der Vergleich hinkt nicht nur - der ist total lahm. Sorry.

    Auch Udet hatte eine ganz andere Rolle in der Geschichte.

    Und nur weil Göring so manchen personalpolitischen "Griff ins Klo" tat - es waren deshalb noch lange nicht alle Entscheidungen falsch.

    Das ist kein Argument.

    UND: nur weil der Vorgänger (Mölders) möglicherweise ein Ausnahmetalent war, deshalb müssen nicht alle (hier nur 2: Galland und Gollob) seine Nachfolger deshalb völlig ungeignete Versager sein, nur weil sie nicht den gleichen Erfolg erzielen können. Davon ab: welcher "Erfolge" erzielte denn Mölders konkret während seiner Zeit als GdJ? Der Nachfolger eines Ausnahmetalents wird immer blass aussehen! Speziell wenn die zu lösenden Probleme weit größer sind als beim Vorgänger.

    > Ja, Gallands Autobiographie. Wie werden Autobiographien als Quelle allgemein bewertet. Soweit ich weiß als sehr kritisch zu sehen.

    Nicht im Fall von "Die Ersten und die Letzten". Ich habe das Buch nach rund 25 Jahren mal wieder aus dem Regal geholt - anlässlich dieses Themas hier.

    Und habe immer noch keine gravierenden Fehler in der historischen Darstellung gefunden - auch wenn meine Fachbücherschrank inzwischen um mindestens 150 Bücher gewachsen ist seit meinem "Erstkonsum". Die rund 100k Seiten aus Primärquellen, die ich mir inzwischen einverleibt habe, sollte ich auch noch erwähnen.

    Im Gegenteil: heute verstehe ich manche seiner damaligen Analysen viel besser.

    Galland hätte sich in seinem Buch gar keine falschen Darstellungen oder Geschichtsklitterungen erlauben können.

    Denn: es gab bei Erscheinen (1953) noch genügend Zeitzeugen "mit Durchblick" aus Ex-Luftwaffe Führungskreisen, die ihn sofort an die Wand genagelt hätten!

    Das Buch enthält übrigens sehr wenig Eigenlob - und ist in manchen Passagen relativ selbstkritisch geschrieben.

    Da sehe ich beispielsweise die Autobiographien von Hajo Herrmann oder H.U. Rudel im historischen Kontext viel kritischer.

    Das hat mich trotzdem nicht daran gehindert, mit Hajo Herrman in Speyer mal zu fachsimpeln (als er noch lebte) - und ihm zum Abschied die Hand zu drücken. Obwohl er und ich politisch völlig diagonal liegen. EIner guter Flieger war auf jeden Fall.

    Auf der Heimfahrt fiel mir dann ein: uuups - die gleiche Hand hat auch schon A.H. die Hand geschüttelt. Ich liege also genau einen Händedruck vom allgemein anerkannten "schlimmsten Deutschen aller Zeiten" entfernt. Peinlich.

    Da fiel mir aber gleich noch ein, dass ich ein ähnliches Erlebnis einige Jahre vorher schon mit Bubi Hartmann hatte (anlässlich einer eigenen, ungeplanten Landung in Poltringen). Meine Hand ist immer noch nicht abgefallen.

    Galland selbst durfte ich leider persönlich nie kennenlernen - obwohl er zu 100% ein sehr interessanter Gesprächspartner (für mich) gewesen wäre.

    Werter Herr "Ricardo", jetzt warte ich immer noch auf:

    - die Fehlentscheidungen, Verfehlungen von Galland, weshalb war er "ungeeignet" als GdJ?

    - die mögliche(n) Alternative(n) für den Posten des GdJ

    Wohlgemerkt: es geht gerade um seine Rolle als GdJ - und NICHT um seine Eignung zum "Inspekteur der Bundesluftwaffe".

    Das sind zwei völlig unterschiedliche Rollen, Machtbefugnisse und Anforderungen!

    Bei Letzterem wäre die Person und Rolle von "Dönitz" (hätte er denn je selbst fliegen können ... das hätte schon sein müssen) als Vergleich durchaus legitim.

    Mit freundlichen Grüßen, Uwe K.

    P.S.: im inzwischen geschlossenen LBB-Forum gab es auch einen Forenteilnehmer, der "wilde" Thesen zu allen möglichen Themen in den Raum stellte. Ihm sollte man auch stets noch die notwendigen Literaturstellen, Zitate und Referenzen "frei Haus" liefern (man hat ja sonst nichts zu tun ... das sucht man doch gerne). Mit den damals "abgefischten" Fakten, Argumenten und Fachwissen der anderen User trat dann besagter Herr in US-Foren als "der große Experte" auf. Er dachte wohl, dass dies niemand bemerkt ...

    Irgendwie erinnert mich der Verlauf und Stil dieser Diskussion daran (zugegeben: bisher wurden von "Ricardo" hier keine Literaturstellen oder "Beweise" verlangt)

    Irgendwie ist das hier eine Art "daja vu" Erlebnis für mich.

    P.P.S.: an die Mods: es sollte hier extra "Beitragspunkte" geben für extralange (eigene!) Beiträge - natürlich nicht für "cut & paste".

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

    Edited 3 times, last by DR40eghs: Viele Tippfehler, Lesbarkeit ... (August 29, 2018 at 3:31 AM).

  • Hallo DR40eghs

    Wurde Mölders als "Sand im Getriebe" wahrgenommen? Da hätte ich gerne Belege

    Langer Rede, kurzer Sinn: Galland war der Plan-B für Mölders. Schon länger. Wäre Galland schon vor dem Termin-X ausgeschieden (gefallen), dann hätte man einen neuen Plan-B gesucht, bzw. den bisherigen Plan-C zum Plan-B gemacht.

    Das Luftwaffenpersonalwesen mag einen "Plan-B" gehabt haben aber bei diesen hochrangigen Stellen entschied immer noch Göring selbst.


    Weiter: Als Mölders starb waren die USA noch nicht in den Krieg eingetreten - das änderte die Situation grundlegend.

    Noch nicht mal die "Schlacht um Moskau" war entschieden.

    Mölders konnte nicht mal ahnen, was auf die Jägerwaffe in den Folgejahren an Gegnern auftreten würde.

    Es gab deutliche Hinweise. Die USA unterstützen bereits Großbritanien und das sie USAAF schwere Bomber in Entwicklung hatte war sicherlich auch bekannt. Wenn man ihrer Darstellung folgt muß sein Weitblick um so mehr verwundern. Und es sollte klar sein - hätte sich die Luftwaffenführung entschlossen seinen Empfehlungen zu folgen wäre der US-Luftkrieg über Europa nicht wirksam geworden. Seltsamerweise wurde auch Mölders nicht, wie sie meinen, als Wehrkraftzersetzer und Defätist an die Wand gestellt.


    Außerdem handelt es sich nicht um "zig" Personen die in Frage gekommen wären (erfolgreiche, aktive Jagdgeschwaderkommodore, Stand Ende November 41 !).

    Sehr wohl - zig.

    In die Personalpolitik werden auch Vorstellungen hereingetragen. Zb. wurde, in Nachkriegswerken, die deutsche Luftwaffengeneralität häufig von US-Seite kritisiert weil viele Generäle ursprünglich beim Heer waren. Nach ihrer Vorstellungen konnten nur gute Luftwaffenoffiziere -Generäle sein wer von Anfang an bei der Luftwaffe und dort "großgeworden" war.

    Die Personalpolitik der deutschen Luftwaffe bezüglich der Jagdwaffe war (soweit ich weiß), bald nach Kriegsbeginn, das hauptsächlich erfolgreiche Jagdflieger (in Form von Abschüssen) in Führungsstellen kamen. Nur besteht die Führung einer Waffengattung schon aus mehr als erfolgreich Flugzeuge abzuschießen. Auch die Führung eines Geschwaders muß nicht zwangsläufig bedeuten das man eine Waffengattung führen kann.


    Und noch zur mehrfach genannten "Vergleichsperson" Dönitz:

    - der hatte den Posten des BdU, ab Jan 43 Ob.d.M . Er leitete neben den Personalangelegenheiten auch den gesamten operativen Einsatz der U-Boote und ab 43 den Einsatz ALLE Marine-Ressourcen, oder?

    Zweierlei. Mag sein das dies verwirrend war.

    Als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine hat Dönitz ab 1943 die Weiterentwicklung und Umstellung der Kriegsmarine betrieben. Und den dazu nötigen, und deutlich erhöhten, Rohstoffbedarf durchgesetzt. Argumentativ durchgesetzt.

    Als BdU empfahl er, 1937, die Entwicklung der Walterboote. Mit Personalangelegenheiten haben beide Beispiele nichts zu tun, ebensowenig die Entwicklung und Weiterentwicklung des U-Bootkrieges.

    Es geht nicht nur um die "Durchsetzung" von "Visionen" sondern um deren Entwicklung. Ich denke das geht auch aus meinen Zeilen so hervor.

    Der Vergleich hinkt nicht nur - der ist total lahm.

    Allerdings haben sie nicht erkannt worin der Vergleich bestand.


    Doch, das erwarte ich schon, wenn zur Personalauswahl derart "fundierte" und tiefgreifende Kentnisse vermeintlich vorhanden sind.

    Sie mögen einen Vorschlag erwarten, das können sie gerne.

    Ich wünsche das in Foren Fragen richtig gelesen und beantwortet werden. Dabei werde ich regelmäßig enttäuscht. Ich erwarte auch das mir nicht Aussagen untergeschoben werden. Wo habe ich davon gesprochen das Galland ein "völlig ungeeigneter Versager" war und auch nur Gollob erwähnt? Nirgends.

    Wenn ich einen Vorschlag bringen würde müßte ich ihn begründen warum dieser besser für die Stelle geeignet gewesen wäre als Galland.
    Und nochmal - Nein ich werde keinen Vorschlag bringen

    Thema: Autobiographien

    Ihre persönlichen / privaten Anekdoten in allen Ehren. Fakt ist schlicht und einfach das Autobiographien als Quelle kritisch gesehen werden.


    Werter Herr "Ricardo", jetzt warte ich immer noch auf:

    - die Fehlentscheidungen, Verfehlungen von Galland, weshalb war er "ungeeignet" als GdJ?


    - die mögliche(n) Alternative(n) für den Posten des GdJ

    siehe oben.

    In diesem Forum gibts einen, nmA, lesenswerten Thread über Rommel. Über seinen Mythos, derem Ursprung und seine wirklichen Leistungen in Nordafrika. Auch dort kann man deutliche Kritik an Rommel lesen und auch dort wurden ähnliche schlichtweg unsinnige Forderungen gestellt.

  • Guten Tag "Ricardo",

    zumindest eine Rückantwort, dafür möchte ich ihnen höflich danken.

    Aus meiner Sicht gibt es zur Karriere von Adolf Galland als GdJ bis 1945 mindestens zwei Meinungen.

    Es ist völlig normal, dass meine Argumente kein Gehör finden, auch wenn ich mir noch so viel Zeit nehme.

    ich muss und kann sehr gut damit leben.

    Ich denke auch, dass alle Meinungen (ihrerseits) und Argumente (meinerseits) inzwischen ausgetauscht sind, zumindest für meinen Teil.


    Sie werfen immer neue Namen in den Ring ... in der letzten Post kam auch noch (Erwin?) Rommel dazu.

    Ich für meinen Teil stelle abschließend fest: "Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor"

    Auf mein erstes post-scriptum meines letzten Beitrages sind Sie nicht eingegangen, Herr "Ricardo".

    Ich muss deshalb nun noch "checken", ob der von mir vermutete ex-Forenteilnehmer ebenfalls dieses notorische Grammatik-Problem mit dem korrekten Gebrauch von "das" und "dass" hat(te) ...

    Ich wünsche ein frohes Leben,

    Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Sie werfen immer neue Namen in den Ring ... in der letzten Post kam auch noch (Erwin?) Rommel dazu.

    Da kam nicht Erwin Rommel dazu. Das bezog sich auf ihre Forderung ich sollte eine Galland-alternative nennen.

    Und ja, es ist völlig normal das manche Argumente kein Gehör finden. Meine wurde ja auch nicht akzeptiert.

    Zum ihrem PS:

    Der LLB-User war ich sicherlich nicht.

  • Hallo,

    wollte Galland denn überhaupt wieder als Offizier in eine deutsche Bundeswehr eintreten?

    Die Diskussion über die Zeit Gallands im III. Reich bringt da wenig Hilfe.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Grüß Dich Rainer,

    das ist in der Tat eine sehr interessante Fragestellung!

    Zur Zeit der Dritten Reichs trat er - auch als General - immer recht locker auf. Das Leben in Uniform samt Orden war ihm nach alledem nicht unangenehm.

    Nach Kriegsende musste sich Galland zum Broterwerb einen Job suchen - in Argentinien.

    Er hätte sich 1955 sicherlich geehrt gefühlt, wenn man ihm den Posten des Inspekteurs der Luftwaffe angeboten hätte. Ja und nun kommt wieder Deine Frage....

    Eine vernünftige Antwort darauf kann ich leider nicht liefern.

    Grüße

    Bert

  • Guten Tag zusammen,

    Bert,

    Quote

    Er hätte sich 1955 sicherlich geehrt gefühlt, wenn man ihm den Posten des Inspekteurs der Luftwaffe angeboten hätte.

    das dürfte eine Annahme deinerseits sein,

    womit rechtfertigst du das?

    Gibt es Belege, Schriftstücke, die in diese Richtung gehen?

    Grüße Thomas

  • Hallo Bert, Thomas,

    ich pflichte Bert bei - er hätte sich wahrscheinlich geehrt gefühlt. Und die Besoldung und spätere Pension, als Generalleutnat oder später General, wäre ja auch nicht ganz zu verachten gewesen. Auch wenn die Topspieler des FC Bayern oder diverse Industriedynastie-Erben darüber nur müde lächeln können.

    Aber:

    Nur unter der Bedingung, dass er wieder selbst auf aktuellen Flugzeugmustern (F-86, später F-104), zumindest gelegentlich, hätte fliegen dürfen!

    Alles andere wäre aus seiner Sicht ein Schmach gegenüber seinen ehemaliegen und jungen Kameraden im aktiven fliegerischen Dienst gewesen, und seiner eigenen Position als Vorbild und "Alpha-Tier" abträglich gewesen.

    Zur fraglichen Zeit war A. Galland knapp über 40 Jahre alt - also im "besten Mannesalter" und noch voll in "Saft und Kraft".

    So "ticken" Flieger nun mal, speziell wenn sie zuvor auf den allerheißesten Fluggeräten ihrer Zeit fliegen durften (das war 1940 die Bf 109, später die Me 262).

    Auch wenn der Vergleich vielleicht nicht 100% passt, aber der Kinofilm "Space Cowboys" (Hauptrollen: Tommy Lee Joenes, Clint Eastwood, Donald Sutherland, James Garner - wer den Film nicht kennt: unbedingt: anschauen!) ... trifft dan Charakter der Top-Militärfliegerei ziemlich gut.

    Die Uniform ist nur EINE Möglichkeit um das wichtigste im Leben zu ermöglichen - das FLIEGEN.

    Dafür erträgt man sogar den "Kommissbetrieb" - und dass einem Typen auf Grund ihres höheren Ranges Befehle erteilen dürfen die man (meist) befolgen muss, obwohl diese Figuren einem in jeder anderen Kategorie der (selbst gefühlten) "Alpha-Tier-Bewertungsskala" um Größenordnungen unterlegen sind. Das Gefühl in Rückenlage mit Mach 1 und mehr durch den dunkelblauen Himmel toben zu können ... das Gefühl schlägt alles, wirklich alles!

    Ersatzweise nimmt man auch ein Leben in Kauf als:

    - Verkehrsflugzeugführer bei LH, Swissair, usw. (da kommt man rum, es gibt die Kolleginnen aus der Kabine, ...)

    - Mitarbeiter in der Luftfahrtindustrie mit Firmen-Privatflugzeug und gelegentlichen Mitflügen in "heißerem Gerät"

    Letzteres wählte Adolf Galland.

    Alle Nachkriges BW-Offiziere mit Wk.2 Karriere "tickten" so oder ähnlich: Krupiniski, Rall, Trautloft, Hartmann, Barkhorn.

    Wener Baake (NJG 1), hier als Beispiel der Kategorie B, stürzte 1964 mit der D-ABOP (eine B-720, entsprach weitgehend der B-707) bei Ansbach ab, als er im Testbetrieb Fassrollen flog. Heinz Bär starb 1975 in Braunschweig in einem "Zaunkönig" (er arbeitete für den DAeC).

    Das unterscheidet die "fliegende Zunft" von allen anderen Arten des Militärs..
    Und: NEIN, ich habe KEINE BELEGE oder schriftlichen Dokumente dafür, aber eine gewisse Empathie und Lebenserfahrung.:evil:;)

    Mit fliegerischen Grüßen, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Grüß Dich Thomas, grüß Dich Uwe

    aus meiner Formulierung kann man schon erkennen, dass dies eine Vermutung meinerseits war.

    Galland war sicherlich gerne uniformiert, also Soldat, Offizier und General. Es gibt von ihm vor 1945 nur Fotos in Uniform; immer waren Fotografen im Einsatz, die ihn vorbildlich ins Bild brachten.

    Dass Galland für diesen Posten im Gespräch war und letztendlich die US-Amerikaner dagegen waren, das habe ich anfangs dieser Diskussion mit Fundstelle belegt.

    Galland hatte als General der Jagdflieger, was das fliegende Material betraf, nicht unbedingt immer den gebührenden Einfluss, wie die Probleme mit der Me-262 beweisen. Hitler mischte sich ein und natürlich

    auch Göring. Und so kam die Me-262 als reinrassiger Jäger viel zu spät zum Einsatz. Vielleicht hätte er als Inspekteur der Luftwaffe mehr Einfluss in solchen Dingen erwartet - natürlich wieder eine Vermutung.....

    Der Hinweis von Uwe zur B-Besoldung eines Generals bzw. Generaleutnants war im Jahr 1955 schon von Bedeutung - auch wahrscheinlich für Galland, besonders aber die spätere Pension.

    Nur als Hinweis: Bei einem 4-Sterne-General in Besoldungsgruppe B 10 geht es heute um runde 13.500 € monatlich.


    Herzliche Grüße

    Bert

    Edited 3 times, last by Jahrgang39 (August 31, 2018 at 4:39 PM).

  • Guten Tag zusammen,

    Guten Tag Uwe,

    du gerätst ja richtig ins Schwärmen,

    schön zu lesen, sowas.:thumbup:

    Guten Tag Bert,

    Quote

    Bei einem 4-Sterne-General in Besoldungsgruppe B 10 geht es heute um runde 13.500 € monatlich.

    hört sich, auf den ersten Blick, richtig viel an, allerdings, bei der Verantwortung, eher ein Taschengeld.

    Beste Grüße Thomas

  • Hallo Bert, Thomas und Interessierte,

    lt. Wiki wurde Galland aufgrund einer Intervention des Oberbefehlshabers der United Forces Europe n i c h t zum ersten Inspekteuer der Bundesluftwaffe berufen - obwohl von Beratern des Amtes Blank gewünscht. Daraus kann man schon schließen, dass er diesen Posten auch angestrebt hat - man wird ihn zuerst doch sicherlich gefragt haben. Als Gründe wurden wohl "mangelnde Qualifikation" (vermutlich in Hinblick auf höchste administrative Aufgaben) und wohl auch die politische Coleur angegeben. Es wäre interessant, hier weitere, konkrete Belege zu finden.

    Was die Ausführungen zum Gehalt angeht - ich weiß nicht, wieviel Galland in der Zeit nach dem Krieg verdient hat - er war ja zeitweise dann in der Privatwirtschaft tätig - aber die Gehälter im öffentlichen Dienst sind ja bekanntermassen nicht üppig. Gemessen an der Verantwortung, wie Thomas ausgeführt hat, sicher lächerlich gering. Allerdings war das in den Jahren 1955 bis 1975, dem Zeitraum von Gallands möglicher aktiver Tätigkeit, noch etwas anders. Zwar hat der öffentliche Dienst immer schon weniger gezahlt als die freie Wirtschaft für vergleichbare verantwortliche Positionen, aber Vorstandstantiemen oder Abfindungen in zweistelliger Millionenhöhe oder ähnliches gab es damals sicher noch nicht.

    Herzliche Grüße

    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

  • Grüß Dich Eberhard,

    wenn man die Verhältnisse des Jahres 1955 betrachtet, dann lagen die Verdienste von Spitzenbeamten und die Vergütungen von vergleichbar Beschäftigten in der freien Wirtschaft auseinander, aber nicht

    derart extrem wie heute. Was die Fußballer betraf: Ein Spieler in der höchsten Spielklasse der Oberliga verdiente monatlich um die 500 DM. Viele der Fußballer hatten daneben noch einen richtigen Beruf,

    den sie auch ausübten. Ein Amtsrichter hatte 1955 ein Monatsgehalt von etwa 1.000 DM. Aber schon 1958 konnte ein Einkäufer mit Mittlerer Reife in einem großen Bauunternehmem locker 1.000 DM monatlich

    verdienen.

    Grüße

    Bert

  • Lieber Bert,

    ja schon unvorstellbar und sicher gut sich das mal vor Augen zu halten. In den 60 er und 70 er Jahren gab es große Gehaltserhöhungen auch im öffentlichen Dienst, einmal waren es sogar ca10% (Ich glaube, 1970). Ludwig Erhard warnte damals vor der Lohn-Preis-Spirale und wurde ausgelacht.

    Aber das war jetzt ein weiter Exkurs.

    Was Galland angeht, so war er ja bereits im Kriege Generalleutnant, hatte also dann nach G 131 auch den entsprechenden Pensionsanspruch - der sich natürlich bei zu wenigen aktiven Dienstjahren im öff. Dienst erheblich reduzierte.

    Eine auch niedriger besoldete Tätigkeit im öffentlichen Dienst hätte dann zum vollen Pensionsanspruch als Generalleutnant geführt, bei Übernahme in die BW und weiterer Beförderung dann natürlich nach den entsprechenden Versorgungsgesetzen zu einer noch höheren Pension.

    Herzliche Grüße

    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

  • Lieber Eberhard,

    man hätte Galland - wenn er als Inspekteur der Luftwaffe genommen worden wäre - als Generalmajor eingestellt, das entsprach seiner letzten Verwendung als Generalleutnant der Luftwaffe.

    Etwa 1956/57 wäre dann die Beförderung zum Generalleutnant möglich gewesen. Vier-Sterne-General wäre er wohl nicht geworden, das war bei Kammhuber eine Ausnahme, aber der war

    ja ein Spezl vom FJ Strauß.

    Man nahm damals die späteren Pensionsansprüche von Beamten oder Berufssoldatenn, die in der Jetztzeit doch um Einiges zurückgefahren wurden, nicht ernst! Der Andrang in den öffenltichen Dienst

    hielt sich in den 50-er Jahren wahrlich in Grenzen.

    Herzliche Grüße

    Bert

  • Lieber Bert,

    na ja, so ganz außen vor waren diese Überlegungen nicht. G 131 war 1955 schon durchaus ein Politikum - bis zur zweiten Novelle 1961 blieb es das auch.

    Wir hatten ja vor ca. drei Jahren über dieses Thema mal einen ausführlichen Thread hier.

    Sicherlich hätte Galland, Jg 1912, bei der BW noch wenigstens 15 Jahre dienen können...

    Herzliche Grüße

    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.