Display MoreHallo DR40eghs
Die Luftwaffenführung hat A. Galland nach Mölders Tod für geeignet gehalten und ernannt. Göring und die versammelte Intelligenz der Luftwaffe hielt ihn zu diesem Zeitpunkt für den besten Mann für das Amt, und die meisten der Jägerpiloten ebenso (außer natürlich sein ständiger Widersacher, Gordon Gollob), bei den Jagdfliegern war er geachtet.
Daher solltest du schon begründen, wieso das eine Fehlentscheidung war.
Nach meinem Wissen wurden die Ämter weder ausgeschrieben, noch sich darauf beworben. Ebensowenig das darüber in der "versammelten Intelligenz der Luftwaffe" darüber abgestimmt (oder auch nur beraten) wurde wer für die Posten am besten geeignet wäre.
Göring hielt auch Udet für sein Amt geeignet. Er empfand auch die Ablösung von bewährten und hocherfahrenen Generälen wie Felmy oder Wimmer als "gute Idee". Dagegen wurde ein Mann wie Jeschonek, welcher in seiner ursprünglichen Dienststellung wahrlich geeignet war (und sich wohl auch weiterentwickelt hätte) zur Unzeit zum Chef des Luftwaffengeneralstabs ausgewählt. Mit seinen deutlichen Defiziten in Form von Unterschätzung der Zusammenarbeit mit dem RLM, der Ignoranz gegenüber dem Ausbildungsbereich etc. .
Das Galland geschätzt war heißt nmA noch lange nicht das er für sein Amt geeignet war.
Insgesamt halte ich die Personalpolitik der Luftwaffe nach dem Tod Wevers für massiv fehlerbehaftet. Galland ist nur ein Teil davon.
Sicher war Galland nicht fehlerfrei - und er hatte auch keine Glaskugel um in die Zukunft blicken zu können.
Mölders hat weit in die Zukunft geblickt und aus deren Einschätzung den, schon 2x erwähnten, im Herbst 1941 den Reichsluftverteidigungsplan vorgeschlagen.
Dönitz hat weit die in die Zukunft geblickt und schon Ende der 30Jahre die Entwicklung der Walterboote gefordert und gefördert. Ohne dieses hätte es auch keinen Typ XXI gegeben.
Nach Gallands Autobiographie sah er die Möglichkeit, die Me 262 A-1a (Jägerversion) in Stückzahlen im Frühjahr 44 einsetzbar zu haben - als zeitgleich die P-51 für den US-Jagdschutz verfügbar geworden war (so ab 20.2.44, Stichwort "Big Week"). Nach Gallands Meinung verzögerte das Hickhack um den "Bltzbomber" die Produktion und die Umstellung der JagdwaffeJa, Gallands Autobiographie. Wie werden Autobiographien als Quelle allgemein bewertet. Soweit ich weiß als sehr kritisch zu sehen.
Aber selbst wenn Galland die angegebene Möglichkeit sah wäre es, nmM, seine Pflicht gewesen diese Idee bei den entsprechenden Stellen beim RLM und JUMO abzuklären. Und bezüglich Hickhack hat Schabel wohl deutlich gezeigt das es nicht das Hickhack war sondern Entwicklungsprobleme.
Wer gackert muss auch legen.
Nein, muß er nicht. Wie denn auch. Dazu müßte ich zig Personalakten der Luftwaffe einsehen.
Guten Abend "Ricardo",
Mölders war aber tot.
Außerdem: großartige Visionäre, ständige Forderer, Mahner und Besserwisser werden im Allgemeinen nur als unbequeme und kontraproduktive Störenfriede wahrgenommen, als "Sand im Getriebe". Das mag für die Kirche oder politische Parteien noch tragbar oder sogar ideal sein - beim Militär muss aber vor allem "der Laden laufen". Als GdJ wurde kein "Jesus" gesucht - und wäre auch zu keiner Zeit dienlich gewesen - weder für die direkte Aufgabe (funktionierende Jagdwaffe als Teilstreitkraft der Luftwaffe und diese der Wehrmacht - mit dem Ziel des militärischen Siegens), noch die für "seine" Männer (Jagdflieger), noch für die Bevökerung, respektive "das Land".
Großartige Visionäre sichern nur ihren eigenen Platz in der Geschichtsschreibung - als Mahner, die gegen den Strom schwimmen und es ja immer schon "besser wussten", es immer haben "gleich schon im Voraus kommen sehen" - und am finalen Ergebnis trotzdem nichts geändert haben (oder gar nicht konnten).
Galland war Realist genug, um die praktisch umsetzbaren Chancen als GdJ zu erkennen - auch wenn er sie gegen den breiten Widerstand des "Apparates" nicht durchsetzen konnte.
Dass er auch zu seiner Überzeugung stand, das hat er ja gegen Kriegsende bewiesen, was dann zu seiner Absetzung als GdJ führte.
Jede Personalauswahl kann nur eine semi-optimale Auswahl treffen unter dem gerade verfügbaren Personal.
> Nach meinem Wissen wurden die Ämter weder ausgeschrieben, noch sich darauf beworben.
Posten in dieser Liga werden auch heute nicht ausgeschrieben - weder beim Militär, noch im Zivilen.
Trotzdem gibt es im zuständigen Personalwesen jeweils eine Stelle (Gruppe, Abteilung) die sich speziell mit dem Führungsnachwuchs beschäftigt und entsprechende Aktenbestände zu geeigneten Personen pflegt. In meinem Beruf und Organisation nennt sich das "Personalentwicklung". Im Falle eines Falles werden geeignete Kandidaten direkt angesprochen - und gegenseitiges Interesse "ausgelotet". Und im Vorfeld werden natürlich Infos eingeholt - dieser und jene Person wäre eventuell geeignet für den Karriereschritt xyz, falls der Posten mal frei wird. Und natürlich reden die Personaler und sonstige Führungskräfte auch im Vorfeld (lange Zeit for dem Termin-x) über diesen "Personalpool". Welche Firma/Organisation will sich schon von äußeren, ungeplanten Ereignissen überraschen lassen. Man braucht immer einen Plan-B.
Langer Rede, kurzer Sinn: Galland war der Plan-B für Mölders. Schon länger. Wäre Galland schon vor dem Termin-X ausgeschieden (gefallen), dann hätte man einen neuen Plan-B gesucht, bzw. den bisherigen Plan-C zum Plan-B gemacht.
Weiter: Als Mölders starb waren die USA noch nicht in den Krieg eingetreten - das änderte die Situation grundlegend.
Noch nicht mal die "Schlacht um Moskau" war entschieden.
Mölders konnte nicht mal ahnen, was auf die Jägerwaffe in den Folgejahren an Gegnern auftreten würde.
Hätte Galland Anfang 1942 prophezeit was auf die Jägerwaffe zukommen würde (= Glaskugel), dann hätte man ihn wohl sofort als Wehrkraftzersetzer und Defätist an die Wand gestellt. Auch Mölders wäre es nicht viel besser gegangen, hätte er da noch gelebt.
Das "fordern" von immer mehr Ressourcen für "seine" Waffe alleine hilft nicht.
Vor allem wenn die Prioritäten der "Entscheider" ganz anders liegen. Hier auf "offensiver" Bomberwaffe. Da kann der Prophet noch so lange predigen.
Und die "versammelte Intelligenz" bedeutet natürlich, dass auch ein Göring - so selbstherrlich seine Entscheidungungen auch waren - sich vor der Ernennung von Galland mit dem weiteren Führungskreis der Luftwaffe (zumindest kurz) beraten hat - und selbstverständlich auch mit seinem "Chef" - dem gößten Führer aller Zeiten. Und siehe meine obigen Anmerkungen zum Personalwesen und der Entwicklung von Führungskräfte-Nachwus im Allgemeinen. Die Entscheidung für Galland war keine "Blitzidee" - auch wenn er Galland mit dem Angebot bei Mölders Begräbnis überraschte. Der Posten des GdJ hatte übrigens auch selbst die Selektion und Entwicklung von möglichen Führungskräften zum Ziel. Natürlich nur bis zum "Level" des Geschwader-Kommodore. Klar.
Der "General der Jagdflieger" (GdJ) war der Mittler zwischen Luftwaffenführung und den aktiven Jagdfliegern - ähnlich einem Betriebsratsvorsitzenden in der modernen Wirtschaft. Technische Impulse kommen sowieso IMMER aus Wissenschaft und Industrie - reine Forderungen nach schneller, mehr, höher, stärker bewaffnet helfen da nicht Auch jeder gute Betriebsratsvorsitzende fordert immer für seinen Bereich: besere Maschinen, mehr und besser ausgebildetes Personal, Fortbildung auf höchstem Niveau, mehr Lohn ... wenn aber Firmenleitung und/oder Aufsichtsrat nicht wollen (oder können) - dann geht die Firma irgendwann pleite. Alles eine Machtfrage. In der gleichen Situation war auch Galland als GdJ.
Der Posten verlangte einen aktiven Piloten aus den Reihen der Stabsfunktioner der Jagdgeschwader - mit Dienstgrad Oberst und aufwärts. Und der Kandidat musste den notwendigen "Halsschmuck" tragen (Abschusserfolge), sonst hätte er nicht den Respekt der Jagdflieger gehabt.
Das macht den Kreis der möglichen Kandidaten schon recht überschaubar - Ende November 41.
> Nein, muß er nicht. Wie denn auch. Dazu müßte ich zig Personalakten der Luftwaffe einsehen.
Doch, das erwarte ich schon, wenn zur Personalauswahl derart "fundierte" und tiefgreifende Kentnisse vermeintlich vorhanden sind.
Diese Akten sind sogar in der BA-MA Freiburg für jedermann einsehbar!
Außerdem handelt es sich nicht um "zig" Personen die in Frage gekommen wären (erfolgreiche, aktive Jagdgeschwaderkommodore, Stand Ende November 41 !).
Um die Suche zu erleichtern: im Nov. 41 existierten die JG 1, 2, 3, 5, 26, 27, 51, 52, 53, 54 und 77. Wenn ich richtig zähle, dann sind das 11 in Frage kommende Kommodore. Die Namen der 11 Männer sind allgemein bekannt (wenn nicht: http://www.ww2.dk) , ebenso ihre Lebensläufe, Abschusszahlen und -listen.
Man kann davon ausgehen, dass in deren Personalakten in keinem Fall irgendwelche "geklauten Löffel" dokumentiert waren oder sonstige, gravierenden Verfehlungen. Und jedem von ihnen wurde selbstverständlich "Führungsstärke", "Mut und Übersicht", "kämpferisches Vorbild", Intelligenz und sonstige damals notwendige Eigenschaften bescheinigt, die notwendig waren um auf der militärischen Führungsleiter emporzuklettern (Treue zur politischen Idee ...). Sonst wären sie erst gar nicht in den Kommodore-Posten gekommen.
Dazu braucht es kein langes Studium der Personalakten in Freiburg - im Gegenteil, die geben dazu wenig her.
Daher noch mal die Frage: welcher der 11 (10 außer Galland) wäre für den Posten des GdJ in Frage gekommen?
Und noch zur mehrfach genannten "Vergleichsperson" Dönitz:
- der hatte den Posten des BdU, ab Jan 43 Ob.d.M . Er leitete neben den Personalangelegenheiten auch den gesamten operativen Einsatz der U-Boote und ab 43 den Einsatz ALLE Marine-Ressourcen, oder?
(So viel weiß ich gerade noch, auch wenn ich meilenweit entfernt bin von einem Seekriegs-Experten - Marine-Personalfragen würde ich mich hier nie trauen zu kommentieren - weil ich davon viel zu wenig Ahnung habe)
- und auch die U-Boote wurden ab einem bestimmten Zeitpunkt massenhaft versenkt, die Erfolge ließen drastisch nach, mit immensem Blutzoll und technischem Aufwand zum Neubau
- und auch die genannten "Wunder-U-Boote" kamen nicht früher in den Einsatz als die "Wunder-Flugzeuge", ihre geschichtliche Rolle ist vergleichbar.
- der Posten des BdU und Ob.d.M. war in keiner Weise mit dem des GdJ vergleichbar, die Macht, Funktion und den EInfluss hatte der GdJ "per Definition" bei weitem nicht
. das höhere Alter (eine Generation) spielten bei der Funktion des BdU (Ob.d.M) keine Rolle - er musste ja selbst keine EInsätze im 2.Wk mehr fahren. Vom GdJ wurde das aber sehr wohl erwartet. Galland flog sogar einzelne, dokumentierte EInsätze 1944 als GdJ - und zwar nicht auf Me 262 - sondern auf Fw 190
- die operative Führung der Luftwaffe lag weitgehend in den Händen der Luftflotten-Chefs - und die lagen schon im Dienstgrad mindesten 2 bis 3 Ränge über dem GdJ
Der Vergleich hinkt nicht nur - der ist total lahm. Sorry.
Auch Udet hatte eine ganz andere Rolle in der Geschichte.
Und nur weil Göring so manchen personalpolitischen "Griff ins Klo" tat - es waren deshalb noch lange nicht alle Entscheidungen falsch.
Das ist kein Argument.
UND: nur weil der Vorgänger (Mölders) möglicherweise ein Ausnahmetalent war, deshalb müssen nicht alle (hier nur 2: Galland und Gollob) seine Nachfolger deshalb völlig ungeignete Versager sein, nur weil sie nicht den gleichen Erfolg erzielen können. Davon ab: welcher "Erfolge" erzielte denn Mölders konkret während seiner Zeit als GdJ? Der Nachfolger eines Ausnahmetalents wird immer blass aussehen! Speziell wenn die zu lösenden Probleme weit größer sind als beim Vorgänger.
> Ja, Gallands Autobiographie. Wie werden Autobiographien als Quelle allgemein bewertet. Soweit ich weiß als sehr kritisch zu sehen.
Nicht im Fall von "Die Ersten und die Letzten". Ich habe das Buch nach rund 25 Jahren mal wieder aus dem Regal geholt - anlässlich dieses Themas hier.
Und habe immer noch keine gravierenden Fehler in der historischen Darstellung gefunden - auch wenn meine Fachbücherschrank inzwischen um mindestens 150 Bücher gewachsen ist seit meinem "Erstkonsum". Die rund 100k Seiten aus Primärquellen, die ich mir inzwischen einverleibt habe, sollte ich auch noch erwähnen.
Im Gegenteil: heute verstehe ich manche seiner damaligen Analysen viel besser.
Galland hätte sich in seinem Buch gar keine falschen Darstellungen oder Geschichtsklitterungen erlauben können.
Denn: es gab bei Erscheinen (1953) noch genügend Zeitzeugen "mit Durchblick" aus Ex-Luftwaffe Führungskreisen, die ihn sofort an die Wand genagelt hätten!
Das Buch enthält übrigens sehr wenig Eigenlob - und ist in manchen Passagen relativ selbstkritisch geschrieben.
Da sehe ich beispielsweise die Autobiographien von Hajo Herrmann oder H.U. Rudel im historischen Kontext viel kritischer.
Das hat mich trotzdem nicht daran gehindert, mit Hajo Herrman in Speyer mal zu fachsimpeln (als er noch lebte) - und ihm zum Abschied die Hand zu drücken. Obwohl er und ich politisch völlig diagonal liegen. EIner guter Flieger war auf jeden Fall.
Auf der Heimfahrt fiel mir dann ein: uuups - die gleiche Hand hat auch schon A.H. die Hand geschüttelt. Ich liege also genau einen Händedruck vom allgemein anerkannten "schlimmsten Deutschen aller Zeiten" entfernt. Peinlich.
Da fiel mir aber gleich noch ein, dass ich ein ähnliches Erlebnis einige Jahre vorher schon mit Bubi Hartmann hatte (anlässlich einer eigenen, ungeplanten Landung in Poltringen). Meine Hand ist immer noch nicht abgefallen.
Galland selbst durfte ich leider persönlich nie kennenlernen - obwohl er zu 100% ein sehr interessanter Gesprächspartner (für mich) gewesen wäre.
Werter Herr "Ricardo", jetzt warte ich immer noch auf:
- die Fehlentscheidungen, Verfehlungen von Galland, weshalb war er "ungeeignet" als GdJ?
- die mögliche(n) Alternative(n) für den Posten des GdJ
Wohlgemerkt: es geht gerade um seine Rolle als GdJ - und NICHT um seine Eignung zum "Inspekteur der Bundesluftwaffe".
Das sind zwei völlig unterschiedliche Rollen, Machtbefugnisse und Anforderungen!
Bei Letzterem wäre die Person und Rolle von "Dönitz" (hätte er denn je selbst fliegen können ... das hätte schon sein müssen) als Vergleich durchaus legitim.
Mit freundlichen Grüßen, Uwe K.
P.S.: im inzwischen geschlossenen LBB-Forum gab es auch einen Forenteilnehmer, der "wilde" Thesen zu allen möglichen Themen in den Raum stellte. Ihm sollte man auch stets noch die notwendigen Literaturstellen, Zitate und Referenzen "frei Haus" liefern (man hat ja sonst nichts zu tun ... das sucht man doch gerne). Mit den damals "abgefischten" Fakten, Argumenten und Fachwissen der anderen User trat dann besagter Herr in US-Foren als "der große Experte" auf. Er dachte wohl, dass dies niemand bemerkt ...
Irgendwie erinnert mich der Verlauf und Stil dieser Diskussion daran (zugegeben: bisher wurden von "Ricardo" hier keine Literaturstellen oder "Beweise" verlangt)
Irgendwie ist das hier eine Art "daja vu" Erlebnis für mich.
P.P.S.: an die Mods: es sollte hier extra "Beitragspunkte" geben für extralange (eigene!) Beiträge - natürlich nicht für "cut & paste".