Hallo in die Runde,
den Beitrag habe ich hier eingestellt, obwohl es wohl auch eine Verbindung zur Luftwaffe gibt - die Flugmotoren-Produktion / - Instandsetzung aus Genshagen und deren betriebene Verlagerung in den auszubauenden Obrigheimer Gipsstollen ( UTV "Goldfisch" ) .
Im Zuge meiner Recherchen zur Heeres-Muna Siegelsbach und der Untertageanlage im Gipsstollen von Neckarzimmern tauchen immer mal wieder Hinweise zu einer " Sonderinspektion S in Bad Wimpfen" auf, ohne daß der direkte Zusammenhang / der Tätigkeitsbereich dieser Dienststelle benannt wird. Die Hinweise sind hauptsächlich n den Jahren 1943 gegen Ende und im Jahre 1944 zu finden.
Vor Ort in Bad Wimpfen konnte mir keiner der Archivare ( weder der pensionierte noch der aktive ), der Heimatforscher oder aus dem Heimat- und Geschichtsverein jemand etwas zu dieser Dienststelle mitteilen. Weder damalige Adresse, Telefonanschluß noch Personen oder Tätigkeitsbereich - man hatte noch nie etwas davon gehört... Gab sie es also wirklich oder war es nur ein "Planungsstand" ?
Nun wundert es mich auch, wenn es tatsächlich eine Sonderinspektion " S " gewesen sein sollte - diese waren ja für "Sonderbauten" zuständig. Die damals üblichen Verlagerungen von Fertigungen und Betrieben fielen ja hingegen in den Zuständigkeitsbereich von Sonderinspektionen " A " und " B ".
Nun gab es in der Gegend nur Untertageverlagerungen in die Gipsstollen im Neckartal im Bereich der Elz-Mündung um - richtig: Neckarelz.
Und mehrere sagenumwobene Berichte von geplanten oder angeblich teilweise begonnenen Bauvorhaben wie etwa die einer unterirdischen Eisenbahnverbindung auf Meereshöhe zur Vermeidung von kräftezehrenden Steigungen.. ( ! - und was passiert bei Hochwasser / Sturmfluten ? ) zwischen den damaligen Machtzentren wie Berlin, Nürnberg, München und anderen Großstädten, wo ein Schnittpunkt "zufällig" unter der Muna Siegelsbach liegt und zum Kreuzungsbahnhof ausgebaut werden sollte... ( es gibt sogar eine alte Karte zum Streckennetz ! Wenn man versucht, einen Maßstab anzulegen, liegt der Schnittpunkt aber tatsächlich im Bereich Neckarsulm... )
(Nebenbei bemerkt: zumindest die "Karte" ist wirklich zeitgenössischen Ursprungs, irgend ein "Spaßvogel" ist also schon früher als die "Spätzle - Connection" mit ihrem aktuellen, milliardenschweren Stuttgarter Untertage-Verlagerungs-Vorhaben auf eine derartige S(21)chnapsidee gekommen... )
Doch nun genug gelacht... So etwas kann also nicht der zugewiesene Tätigkeitsbereich dieser Dienststelle gewesen sein - sollte es sie tatsächlich gegeben haben.
Nachdem es in den letzten beiden Jahren keine neuen "Erkenntnisse" dazu gab, bin ich dieser Tage bei einem spontanen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz ( sehr zu empfehlen ! ) wieder auf diese Dienststelle in Bad Wimpfen aufmerksam geworden: Im Zusammenhang mit der UTV "Goldfisch" und den eingerichteten KZ-Außenlagern im Elz-Mündungsraum ist auf einer Karte mit den eingezeichneten Orten auch Bad Wimpfen eingezeichnet - mit der Dienststelle "SS-Sonderinspektion S "..
Dank eines Hinweises der sehr engagierten Leiterin der Gedenkstätte, Frau Roos, habe ich nun einen Hinweis aus einer Veröffentlichung der Gedenkstätte gefunden, der Bestandteil eines handschriftlich gezeichneten Organigramms ist und wohl den Stand von Mai 1944 darstellt. Vielleicht ist es hier für jemand von Interesse:
Zitat: ( Auszug, es werden auch Organigramme anderer Dienststellen im Zusammenhang mit dem KZ Neckarelz aufgeführt )
----------------------------------------------------------------------------------
SS-Sonderinspektin III
(17a) Bad Wimpfen, Postfach 12
Telefon: Bad Wimpfen 725, 739, 781
L = SS-Hptstuf Oldeboershuis
Stv- L = Regierungsbaurat Ott Lw
SS-Ostuf ( F ) Rösner => Vermessung, Statistik
Major Linzenmeier Lw Stabs-Offz des Lw-Wachkommandos
Oberlt. Knüppel Lw nachrichtenwesen
Bauing. Benz Lw Arbeitsbereich Treibstoffe, Organisation
Ing. Boehm Lw Be- und Entwässerung
Heiz.-Ing. Lotz Lw Bewetterung
----------------------------------------------------------------------------------------
Quelle: KZ-Gedenkstätte Neckarelz
Für mich sieht es somit danach aus, als wenn die Dienststelle tatsächlich mit dem Ausbau der Stollen zur Verlagerung von Fertigungsstätten für die Luftwaffe ( Genshagener Motoren-Fertigung ) beschäftigt war.
Dies einerseits zur allgemeinen Information für die daran interessierten.
Anderseits würde es mich freuen, wenn jemand zu dieser Dienststelle weitere Angaben, gerne mit Hinweis auf die Quelle, machen könnte. Herzlichen Dank.
Im Bezug auf die Heeres-Muna Siegelsbach gehe ich durch den im oben zitierten Organigramm mehrfach enthaltenen Hinweis auf die Luftwaffe weiterhin davon aus, daß die
Sonderinspektion in Bad Wimpfen nicht in Verbindung mit der Muna stand.
Mit freundlichen Grüßen
MunaLisa