Wer kennt "Fußminen" = (Luftmine)

  • Hallo Forum,

    vor kurzem verstarb der Autor Dieter WELLERSHOFF im Alter von 92 Jahren. Er war aktiver Kriegsteilnehmer ab 1943, zunächst im Begleitregiment Hermann Göring und später bei den Fallschirmjägern. Seine Kriegserlebnisse sind in seinem Buch: Der Ernstfall, Innenansichten des Krieges (Ersterscheinung 1995. Kiepenheuer & Witsch, E-Book 2015 ebd.), in literarisch anspruchsvoller Weise beschrieben. Er bringt es fertig, seine sehr persönlichen Erlebnisse aus der äußerst begrenzten Alltagsperspektive eines Gefreiten an der Front zu schildern, diese immer wieder in die übergeordnete militärische Lage einzubauen und zudem in einem Zeitabstand von rd. 50 Jahren nochmals über das Erlebte zu reflektieren, ohne diese verschiedenen Ebenen zu vermengen.

    Soweit so gut: Auf der E-Book-Position 384 werden schwere "Fußminen" angesprochen. Im Jahr 1943 war er zur Ausbildung in Berlin Reinickendorf stationiert, und er schreibt: "Aber in einem dieser Erdlöcher hörte ich zum ersten Mal das unheimliche Orgeln in unmittelbarer Nähe heruntergekommener schwerer Fußminen."

    Was also sind Fußminen?

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul, nach dem Text zu schliessen, hörte D. Wellershoff in Berlin-Reinickendorf

    Quote

    "in einem dieser Erdlöcher ..das unheimliche Orgeln in unmittelbarerer Nähe heruntergekommener schwerer Fußminen".

    Als im April 1945 von Bombenwürfen und Tieffliegern gejagter Pimpf hört sich mir das nach einem Luftangriff an.

    Könnte es sein, dass Wellershoff sich verschrieben hat und " Faßminen" gemeint hat ?

    Die haben wir ja ab 1943 immer wieder aufs Haupt bekommen.

    "fuss" bedeutet im Englischen "helle Aufregung, Theater".

    Das passt nicht, da sehe ich keinen Zusammenhang mit "Mine".

    Mir fällt noch die tückische "Tretmine" ein, die es auf Füsse und Beine eines Opfers absieht.

    Aber die ist im Boden versteckt und " kommt nicht in unmittelbarer Nähe herunter".

    Bin gespannt auf weitere Erklärungs-Versuche.

    Gruss vom Pimpf a. D. jostdieter

  • Hallo jostdieter,

    danke für die Rückmeldung. Ob Fuß- oder Faßmine, ich will im Moment noch nicht entscheiden, sondern noch einige eingehende Antworten abwarten.

    Ich hatte eher an Luftminen gedacht, aber Fuß und Luft sind selbst bei einer Autokorrektur etwas weit auseinander. Außerdem war der Autor nach meinem Eindruck mit den militärischen Termini technici seiner Zeit wohl vertraut.

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo,

    Quote

    Könnte es sein, dass Wellershoff sich verschrieben hat und " Faßminen" gemeint hat ?

    eine Faßmine war damals eine behelfsmäßige russische Landmine aus einem mit Sprengstoff, Altmetall, Steinen und drgl. gefüllten Faß, das als Straßensperre oder auch als Sprengfalle benutzt wurde und auslöste, sobald es bewegt wurde. Es war keine Abwurfmunition.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,

    Wellershoffs Ausführungen beziehen sich sehr klar auf alliierte (GB/USA) Fliegerangriffe im Jahr (Sommer/Herbst?) 1943 auf Berlin.

    Er war damals in Reinickendorf (tlw. Wedding), heute Julius-Leber-Kaserne der BW, stationiert, beim Hermann-Göring-Begleitregiment, später Fallschirm-Panzer-Division 1.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul,

    genau daher halte ich "Faßmine" für unwahrscheinlich. Dann kommen eigentlich nur Minenbomben in Frage, oft mit dem nicht korrekten Ausdruck "Luftmine" bezeichnet.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    evtl. hat sich da im Manuskript ein Fehler eingeschlichen, denn der Autor schreibt doch

    10 Zeilen weiter, dass man selbst in Kellern vor diesen " Luftminen " nicht sicher wahr.

    Fassbomben/Fassminen/Luftminen ist wohl die naheliegendste Erklärung.

    MfG Ludwig

    Never let go!

    Edited once, last by Ludwig11 (June 25, 2018 at 6:29 PM).

  • Hallo Paul,gestatte mir noch einen Hinweis aus meiner Erinnerung:

    D.Wellershoff schrieb:

    Quote

    Aber in einem dieser Erdlöcher hörte ich zum ersten Mal das unheimliche Orgeln in unmittelbarer Nähe heruntergekommener schwerer Fußminen.""

    Beim Bombenangriff auf Nordhausen am 4. April 1945 wurden innert 20 Minuten fast 3800 Minenbomben - hauptsächlich 500 MC und 500 USA - abgeworfen.

    Ich erinnere mich deutlich an die orgelähnlichen Tonfolgen.

    So ähnlich stelle ich mir die Geräusche des Jüngsten Gerichtes vor.

    Gruss vom Pimpf a.D. jostdieter

  • Was also sind Fußminen?

    Hallo,

    er wird dort das Heulen und die Einschläge des sechsrohrigen Nebelwerfers kennengelernt haben. Konnte man im Landserjargon als "Fußmine" bezeichnen, würde ich aber keinesfalls in Verbindung mit einer abgeworfenen Luftmine bringen.

    Gruß

    Rüdiger

  • Hallo,

    viele Vermutungen, keine wirklich erhellend. Ich tendiere zu Ludwigs Erklärung, schlicht und ergreifend ein Schreib- oder Tippfehler.

    Da der Autor kürzlich verstorben ist, wird sich die Angelegenheit wohl kaum noch aufklären lassen.

    Allen mein Dank für ihren Einsatz.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo zusammen,

    erschreckend welch dubiose Möglichkeiten hier zum Besten gegeben werden - hat hier denn jeder auch wirklich auch den ganzen Text dazu durchgelesen?

    Es ist Berlin und 1943 - aus welchem Grunde sollte er sich vor deutschen Nebelwerfern verstecken? Und Landserjargon ist das ganz bestimmt nicht.

    Es ist doch klar dass man sich auf die Bombenabwürfe durch alliierte Luftangriffe bezieht. Bomben pfeifen, genauso wie Artillerie- und Wurfgranaten beim "herunterkommen."

    Je mehr das sind desto markanter ist das Pfeifen.

    Mag sein dass manche Bomben damals so genannt wurden, ich persönlich höre den Begriff in diesem Bezug zum ersten Mal. Fassminen wäre wahrscheinlicher.

    GrüßeJu

    Suche alles zum ROB Lehrgang Lenggries und Fliegerhorst Dornberg

  • Hallo zusammen,

    Es ist Berlin und 1943 - aus welchem Grunde sollte er sich vor deutschen Nebelwerfern verstecken? Und Landserjargon ist das ganz bestimmt nicht.

    wie im Buch öfters beschrieben, fanden auch im Jahre 1943 noch Vorführungen unter Einsatz scharfer Munition statt.

    Warum sollte man dort auf dem Truppenübungsplatz nicht respektvoll die Wirkung von Nebelwerfern auf kurzer Distanz miterlebt haben?

    Ich tendiere zu Ludwigs Erklärung, schlicht und ergreifend ein Schreib- oder Tippfehler.


    Da der Autor kürzlich verstorben ist, wird sich die Angelegenheit wohl kaum noch aufklären lassen.

    Ich betrachte die Angelegenheit als gelöst. Im Gegensatz zur vietnamesischen Schreibkraft hat der deutsche Lektor bei der ersten Papierauflage

    nicht gepatzt. Dort steht das richtige Wort drin. Ein Grund mehr, von den lieblosen Ebooks Abstand zu halten.

    Gruß

    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    Du schreibst:

    "Im Gegensatz zur vietnamesischen Schreibkraft hat der deutsche Lektor bei der ersten Papierauflage nicht gepatzt."

    vergisst jedoch, das richtige Wort zu nennen. Also alter Geheimniskrämer, nun verrate uns doch bitte das richtige Wort!

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Rüdiger,

    vielen Dank Rüdiger.

    Damit ist die Frage geklärt: FUSSMINE = Fehler im E-Book, richtig muss es heißen LUFTMINE.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Augustdieter June 30, 2018 at 2:39 PM

    Changed the title of the thread from “Wer kennt "Fußminen" = ("Luftmine")” to “Wer kennt "Fußminen" = (Luftmine)”.