Brief in die Heimat vom 3.8.1941 aus Russland

  • Guten Morgen zusammen,

    diese Kontingentierung durch Zulassungsmarken für den Päckchenversand Heimat-Front gab es aber erst ab dem 10.07.1942, alles davor ging ohne Zulassungsmarken. Der Versand von Päckchen Front-Heimat hingegen blieb bis Ende des Kriegs ohne Zulassungsmarken.

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Tag allerseits,

    dieser Flori beschreibt wieder einmal mit ganz nüchternen Worten die Situation im Februar 1942 an der Ostfront. Man merkt aber auch an seiner Ausdrucksweise,

    dass er gut mit der deutschen Sprache umgehen kann. Eigentlich auch beachtlich: Von diesem Flori kommt kaum ein großes Gejammere, denn das gab es wahrscheinlich mitunter schon in solchen Briefen von der Front. Geschickt bricht er dann seinen kurzen Frontbericht ab und kommt auf Verhältnisse in der Heimat

    zu sprechen. Interessant auch, dass das von ihm heimgeschickte Geld wohl nur in Schränken verwahrt wurde und nicht zur Sparkasse gebracht wurde. Die damaligen

    Erwachsenen erlebten alle noch die Inflation und Geldentwertung nach dem 1. Weltkrieg. Man ahnte auch wohl schon anfangs des 2. Weltkriegs, dass wieder eine Geldentwertung kommen könnte. Ich kann nur berichten, was einer meiner Großväter anstellte, um nach Kriegsende besser dazustehen: Auch er verwahrte Geld zu Hause, aber nicht in

    Banknoten, sondern in Silbermünzen, die es damals als umlaufendes Geld noch gab. Und siehe da, diese Silbermünzen hatten nach 1945 einen höheren Wert als

    der aufgedruckte Münzenwert. Damit konnte man prima Tauschhandel betreiben.

    Grüße

    Bert

  • Hallo zusammen,

    Flori durfte nach Charkow fahren um für die Kompanie Besorgungen zu machen.

    Die Front war die letzten Wochen ruhig. Endlich nicht mehr so kalt, schreibt er.

    Die Familie schreibt ihm von vielen Gefallenen aus der Heimat.

    VG

    Wolfgang

  • Grüß Dich Wolfgang,

    im Frühjahr 1942 herrschte nach den Rückschlägen an der Front - in den letzten Wochen des Jahres 1941 - wieder eine gewisse Aufbruchstimmung bei den deutschen Soldaten. Man hatte das Gefühl, dass der Krieg vielleicht doch noch erfolgreich zu Ende geführt werden kann.

    Was Flori schreibt über den Nahrungsmangel der Zivilbevölkerung, die im besetzten Teil der UdSSR lebten, das nahmen viele deutsche Soldaten

    wahr, auch die in Frontnähe. Aus Erzählungen weiß ich, dass Kinder in der Gegend von Woronesch damals ausgehungert und bettelnd zu Soldaten des Gren.Rgt. 199

    kamen und die Soldaten der Einheit fortan mit Teilen ihrer Kaltverpflegung Kinder samt Mütter ein wenig von ihrem Hunger befreiten.

    Das ist in der Tat ein trauriges Kapitel dieses Krieges, dass man die Zivilbevölkerung der UdSSR, die im besetzten Teil des Landes lebte, bewusst aushungerte, weil

    dies Hitler und sein Anhang so wollten.

    Flori war damals Student der Theologie. Wer Theologie studiert, muss auch von Menschlichkeit geprägt sein. Flori, ein durchaus anständiger Mensch, wahrscheinlich auch moralisch und sittlich gefestigt, beschreibt den Hunger der Menschen in der damaligen UdSSR knapp und kurz wie ein Kriegsberichterstatter. Ein großes menschliches Mitgefühl lässt er in seinem Brief nicht erkennen. Was kann man daraus ableiten: Soldaten werden vom Krieg geprägt.....

    Grüße

    Bert

    Edited 2 times, last by Jahrgang39 (August 5, 2018 at 10:34 AM).

  • Schönen guten Abend zusammen,

    Flori durfte noch einmal nach Charkow fahren. Im Regiment warten die Kameraden auf Ablösung. Sie "träumen" von Frankreich.

    Die Gerüchte, dass Sie herausgezogen werden machen nun schon 3 Monate die Runde.

    An der Front war es immer noch ruhig. Das Bild von dem Kino in Charkow, habe ich schon beim letzten Brief angefügt. Ich habe es in einem Beitrag der Deutschen Wochenschau gefunden.

    VG

    Wolfgang

  • Hallo,

    eigentlich ist es schade, dass man als außenstehender logischerweise die Feldpostbriefe eben so herunterliest. Man besinnt sich auf die sachlichen Fakten: Wo ist die geografische Lage, wie ist dort die miltärische Lage, welche Operationen sind dort erfolgt, welche Einheiten lagen dort usw. Wenn man sich einmal die Mühe und Gedanken über den Inhalt, den Schreiber und den bzw. die Empfänger macht und auch "zwischen den Zeilen" liest, und seine Vorstellungskraft in diese Richtung lenkt, bekommt diese (r) Brief(e) eine ganz andere Aussagekraft.

    Die Zeit dazu sollte man sich ab und zu nehmen und das "Rad der Geschichte aufs menschliche reduziert" zurückdrehen. Ich glaube, dann weiß man wieder worüber wir hier eigentlich so (locker?) schreiben.

    Nachdenkliche Grüße von Karl, heute auch mal anders.

    Edited once, last by Karl Grohmann (August 8, 2018 at 10:22 PM).

  • Hallo,

    eigentlich ist es schade, dass man als Außenstehender logischerweise die Feldpostbriefe eben so herunterliest. Man besinnt sich auf die sachlichen Fakten: Wo ist die geografische Lage, wie ist dort die miltärische Lage, welche Operationen sind dort erfolgt, welche Einheiten lagen dort usw. Wenn man sich einmal die Mühe und Gedanken über den Inhalt, den Schreiber und den bzw. die Empfänger macht und auch "zwischen den Zeilen" liest, und seine Vorstellungskraft in diese Richtung lenkt, bekommt diese (r) Brief(e) eine ganz andere Aussagekraft.

    Die Zeit dazu sollte man sich ab und zu nehmen und das "Rad der Geschichte aufs menschliche reduziert" zurückdrehen. Ich glaube, dann weiß man wieder worüber wir hier eigentlich so (locker?) schreiben.

    Nachdenkliche Grüße von Karl, heute auch mal anders.

    Hallo Karl,

    einfach nur Danke für Deinen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele. In den vergangenen Beiträgen wirst Du es gelesen haben, was ich beim lesen empfinde und darum freut es mich wirklich sehr, dass Du "nachdenklich" schreibst. Ich will dazu nicht viel mehr sagen, es ist alles schon geschrieben wie ergreifend die Suche nach diesem Burschen ist.

    VG

    Wolfgang

    Ich suche alles von der Ardennenoffensive über das SS-Panzergrenadieregiment 25 HJ

  • Hallo,

    eigentlich ist es schade, dass man als außenstehender logischerweise die Feldpostbriefe eben so herunterliest. Man besinnt sich auf die sachlichen Fakten: Wo ist die geografische Lage, wie ist dort die miltärische Lage, welche Operationen sind dort erfolgt, welche Einheiten lagen dort usw.

    dem kann ich absolut nicht zustimmen, die allerwenigsten Leser von Feldpost interessieren sich für militärische Details und Angaben zu Einheiten, der Focus liegt eindeutig auf den Beschreibungen der Lebensumstände, dem persönlichen Empfinden und dem Dialog zwischen Schreiber und Empfänger.


    Jahrgang39

    Ich würde das Angebot eines landesweit als sehr teuer bekannten Militariahändlers nicht als Maßstab nehmen. Die Bänder werden deutlich unter diesem Preis gehandelt.

    Gruß

    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    dem kann ich absolut nicht zustimmen, die allerwenigsten Leser von Feldpost interessieren sich für militärische Details und Angaben zu Einheiten, der Focus liegt eindeutig auf den Beschreibungen der Lebensumstände, dem persönlichen Empfinden und dem Dialog zwischen Schreiber und Empfänger.

    ...nun, für mich ist das zu kurz "gegriffen", da es nur die ( geschriebene) Privatspähre des Schreibers betrifft.

    Aber nebenbei, ich glaube nicht, dass man das persönliche Empfinden und die LEBENSUMSTÄNDE aus dem Dialog heraus voll verstehen kann.

    > Man muss doch über Detailwissen verfügen um zu verstehen

    > Feldpostbriefe haben sehr oft beschönigt um die Angehörigen nicht zu sehr zu belasten

    >Feldpostbriefe unterlagen der Zensur, das wusste der Schreiber

    > es ist dem Schreibern unmöglich die gesamten Lebensumstände darzulegen und wie will man die beurteilen ohne zu wissen, damals war es beispielswiese 35 Grad C. kalt, es war auf dem Rückzug, es war im Partisanenkampf ( von beiden Seiten hinterhältig) usw.

    > unter welchen Umständen wurde der Brief wahsscheinlich geschrieben?

    > ein langer Brief kann wenig, ein kurzer Brief viel aussagen, wenig Dialog, aber viel Hintergrund

    > Briefe sagen oft die halbe Wahrheit . Papier ist geduldig!

    > aus dem Brief kann ich zwar ungefähr und evtl. die Position, die Bildung, die Stimmung, das Niveau des Schreibers herauslesen oder besser richtig oder falsch deuten, die Schrift versuchen zu analysieren. Er könnte den Brief auch diktiert haben, einen Kameraden gebeten haben zu schreiben, weil Hände im Verband etc.

    Aber ein etwas genaueres Bild erhalte ich durch die Klärung der Umstände.

    Beispiel: Wenn ich die Lebensumstände ( Krankheit, Familie-, Vermögensverhältnisse etc.) des Nachbarn kenne ist der Dialog doch viel tiefgründiger zu verstehen, ja überhaupt richtig zu deuten, finde ich.

    Nun, es bleibt ja jedem vorbehalten, wie er den oder die Briefe liest, versteht, deutet.

    Mir persönlich ist der Dialog allein zu wenig. Das ist für mich, wie wenn ich in der Zeitung einen Artikel über die Viehzucht in Patagonien lese und nicht weiß wo das Land liegt. Aber wie Du meinst, vielleicht bin ich da gegenüber anderen Lesern viel zu tiefgründig, ja zu analytisch...hat mir aber im Leben sehr viel geholfen!

    Herzliche Grüße sendet Dir, Rüdiger, Karl

  • Hi Karl.

    Wir du schon schreibst "dir persönlich"...

    Ich persönlich finde man kann schon ein bisschen die Stimmung aus solchen briefen raus lesen gerade bei so einer Zusammenfassung wie hier von Flori...

    Auch was (ich glaube Diana) am Anfang geschrieben wurde mit Handschrift usw lasst doch auch noch ein bisschen auf die Person Blicken.

    Mir kommt deine Aussage im übertragenen Sinn auf zb ein Foto so vor "wenn ich nicht weiß was der Fotograf sich dabei gedacht hat Brauch ich das Bild gar nicht erst anschauen"...

    Manche finden solche Briefe Bilder Zeichnung vielsagend manche sehen das nur als Fakten...

    Grüßle Petzi

  • Schönen guten Abend an ALLE,

    der Winter ist bald überstanden und alles steht unter Wasser und die Straßen sind unpassierbar.

    Flori schreibt dass es zuhause auf einem Acker besser zu gehen ist als hier auf den Straßen.

    Zwischen den Zeilen kann man schon erkennen, dass die momentane Stimmung bei ihm nachdenklich ist.

    Briefpapier und Essbesteck hat er zuhause "bestellt"!!!!!!! Die Ganze Kompanie wurde nun aufgefrischt mit neuen Kameraden. (Sie waren nur noch 42 Mann)

    Der Sepp ist sein Bruder, auch der wird noch nach Russland versetzt. Er ist bei den Gebirgsjägern.

    Nun geht es weiter.

    VG

    Wolfgang

  • Tag allerseits,

    der Brief bringt nicht viel NEUES.

    Dennoch, ein Satz des Briefes ist irgendwie komisch:

    "Hoffentlich können wir diesen Sommer vernichten".

    Das ergibt jedenfalls keinen Sinn.

    Gruß

    Bert

  • Hallo.

    Ich finde der Brief hat sogar mal was ganz neues was es so noch nicht gab.

    "... die Nase nach den wenigen Wochen schon voll haben"

    Hat Flori sich bisher schon Mal so deutlich dazu bekannt wie gut es ihm gefällt? Das würde ich da jetzt Mal so ableiten.

    Ich denke das mit dem vernichten meint er den Gegner.

    Grüßle Petzi

  • Tag allerseits,

    dass dieses Flori damit meinte, den Gegner zu vernichten, das ist Ansichtssache.

    Es ging nicht um den "Gegner", sondern um den "Sommer". Die vorangegangenen Briefe hatten im Übrigen auch ein "negatives Bekenntnis" zu diesem

    Krieg zum Inhalt. Das Ganze ist jetzt nur etwas anders formuliert. Man merkt auch, dass der sittsame Student allmählich Wortschöpfungen der Landser-

    sprache übernimmt.

    Grüße

    Bert

  • Hallo.

    Würde vor "diesem Sommer" sowas wie "den Feind, die Russen, Gegner" usw stehen würde das doch gut passen..

    Natürlich alles nur Spekulationen aber zumindest mir passiert das ab und zu das ich beim Schreiben Mal ein Wort vergesse.

    Grüßle Petzi