Lärmbelastung in U-Boot-Bunkern

  • Hallo miteinander, ich beschäftige mich gerade mit dem U-Boot-Bunker "Bruno" im norwegischen Bergen. Bislang konnte ich nirgends Informationen darüber finden, wie laut es eigentlich in solch einem Bunker gewesen ist. Immerhin gab es in "Bruno" ja eine Artillerie-, eine mechanische und eine Schiffsbauwerkstatt, um nur drei zu nennen. Dazu eine Kupferschmiede und Schweißerei usw. usf. Muss da nicht ein Höllenlärm geherrscht haben, zumal der Bunkerbau aus Beton ja wie ein riesiger Klangverstärker gewirkt haben muss? Kann mir da jemand weiter helfen? Gibt es Innenaufnahmen von Bruno?
    Beste Grüße
    Udo Lemke

    Ich habe den Militärhistoriker Professor Sönke Neitzel angefragt. Er hat das Buch "Die deutschen Ubootbunker" geschrieben. Er erklärte, dass er 1988 im U-Boot-Bunker Kerbmann III, der damals noch von den Franzosen zur Reparatur ihrer konventionellen U-Boote verwendet wurde, gewesen sei: "Irgendwie herrschte da eher eine ruhige Atmosphäre…", schrieb er.

    Edited once, last by Ede (May 17, 2018 at 9:18 AM).

  • Hallo,
    zur Lärmbelastung in U-Bootbunkern kann ich nichts sagen, aber ich hatte einmal das Vergnügen bei einem Wettkampf in Frankreich in einem Schiessbunker zu schiessen. BW hatte damals als Ohrenschutz nur Watte, fallsüberhaupt. Wir hatten amerikanischen Ohrenschutz. Das Schiessen war sehr grenzwertig, trotz Schutz fast unerträglich.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo,

    wie laut es in einem solchen Bumker war, kann ich auch nicht sagen, aber ich denke, die Lärmbelastung war mit der Bergbau vergleichbar. Ich hatte vor kurzem Gelegenheit, ein Bergwerk zu besichtigen und dabei alte, pressluftbetriebene Abbaugeräte in Aktion zu erleben. Die Ohren dröhnten ganz schön.... Und danach habe ich erfahren, daß Gehörschutz erst ab Anfang der 70er Jahre Vorschrift wurde, Lärmschwerhörigkeit war verbreitete Berufskrankheit.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo zusammen,

    ich könnte mir vorstellen, dass für lärmexponierte Arbeitsplätze wie U-Boot-Bunker überhaupt
    keine verlässlichen Daten vorliegen, (weil sie einfach nicht gemessen wurden).
    Arbeitsschutz ist eine dynamische Angelegenheit und war unter den Randbedingungen des
    Krieges sicherlich kein Thema. Zumal die Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
    in den letzten 50 Jahren eine rasante Entwicklung aufweist.

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

    P.S. Nur mal so am Rande:
    - Noch Anfang der 70er-Jahre haben wir in der Ausbildung schwere Panzerfaust geschossen - ohne
    Gehörschutz - (die "Weicheier" haben sich Watte beim Sani geholt !). 1981 wurden Schulschießen durch
    den Truppenarzt abgebrochen, weil einzelne Soldaten nicht über den befohlenen Gehörschutz verfügten.
    - Noch 1982 wurden asbesthaltige LKW-Bremsbeläge bei der Bundeswehr mit einem Bremsenabdrehgerät
    "egalisiert", d.h. der Asbeststaub flog nur so in der Halle herum. Die (etwas halbherzige) Lösung war dann,
    dass sich beim Abdrehen niemand in der Halle aufhalten durfte . . . bis dann asbestfreie Beläge eingeführt
    wurden.
    - 1990 wurde ein Großteil des NVA-Geräts (Fahrzeuge, Panzer) nicht übernommen, weil es gravierende
    ergonomische Mängel aufwies.

  • Hallo,

    da wir auch beim Lärm sind:
    ich habe 1966 u. a. an einem sogenannten "Gewöhnungssprengen" teilgenommen. Man sitzt ohne Hörschutz in einem kleinen Erdbunker mit Betondecke, vor dessen Luke in angemessener Entfernung eine mehrer Kilo schwere Sprengladung gezündet wird. Einige Steine prasseln dann auch auf das Bunkerdach. So "gewöhnt" man sich sowohl an den Knall als auch an das "Bunkerleben". In späteren Jahren kamen dann die gesundheitlichen Folgen. Da war mir klar, warum die Ausbilder immer so laut redeten und die Befehle wurden sowieso nur in "dürren aber klar verständlichen Worten ( Also sehr laut) gegeben. Nun hatten die Ausbilder u.a. Leiden natürlich auch kriegsbedingte Hörschäden.

    Einmal hatte ich Gelegenheit durch ein großes Nato - Depot und Instandsetzungwerk, eigentlich ein total ausgehölter Berg, (Zuerst Wehrmacht und dann auf Nato- Ebene ausgebaut) geführt zu werden, in dem gearbeitet wurde und ein ein kleiner E - Zug und Gabelstapler fuhren. Es war zwar laut, aber durch die vielen Brandschutztüren und Schleusen gut verträglich.

    Gruß Karl

  • Hallo,

    Immerhin gab es in "Bruno" ja eine Artillerie-, eine mechanische und eine Schiffsbauwerkstatt, um nur drei zu nennen.

    was nicht heißen muss, das dort permanent Lärm von Werkzeugmaschinen oder Winkelschleifern anzutreffen war. Ein bisschen Hämmern und Schweißen nimmt man bei einigen Trennwänden schon wenige Meter weiter nicht mehr war. Immer an das riesige Raumvolumen denken, da dürfte es relativ egal gewesen sein, ob der Bau
    aus dickem Beton bestand oder eine Stahlkonstruktion mit Mauerwerk war. Die Werkstätten wurden übrigens von den Schweden übernommen.
    Und alle deutschen Kriege führten mit sich, dass nach dem ersten Schuß nicht mehr gejammert wurde, alle Arbeitsschutzbestimmungen bis zum Endsieg aufgehoben wurden.


    Gruß
    Rüdiger

    Edited once, last by primas1944 (May 17, 2018 at 8:58 PM).

  • Moin,

    zum Thema Lärm und Schusswaffen gibt es eine interessante aktuelle Dienstvorschrift der BW, wonach jeder Teilnehmer einer Schießübung, ganz gleich ob Aktiver oder Reservist, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung eines Betriebsarztes benötigt, die nicht älter als zwei Jahre sein darf. Betrifft das Gehör.

    Ich hoffe, das gilt nicht für den Ernstfall (Terminstau bei Betriebsärzten)

    LG
    Justus

    Edited once, last by EnkelJustus (May 17, 2018 at 10:07 PM).

  • Hallo,
    das ist BW Justus. 1967 erlebt: Benutzung "Death Ride" wurde verboten, weil an einer Schule ein Obrist von so einem Ding runtergefallen war. Sofort Verbot derartige Dinger zu benutzen. Es stellte sich heraus, es war Selbstmord, wohl so wie bei Möllemann.
    Mir selbst Anfang der neunziger passiert. Ich hatte einen Wettkampf vorbereitet und da mit Karte und Kompass, nur Kompass und nur Karteneinprägung die 20 Km zurückgelegt werden sollten, wollte HFRes das benötigte Material bei einer aktiven Einheit nach Anforderung am Tag vor dem Wettkampf abholen. WuG fragte: "Haben sie eine mit Blei ausgeschlagene Kiste für die Kompasse?" Hatte er nicht, also Wettkampf ohne Kompass.Irgendwo in einem Amt hatte jemand festgestellt, die Leuchtfarbe auf den Kompassen ist radioaktiv, daher Bleikisten für den Transport. Aber beim Wettkampf durfte man sich die Dinger in die Tasche stecken.

    Ohrenstopfen bei der BW habe ich erst wirklich Anfang der neunziger Jahre erlebt Bei einem Lehrgang an der KTS I zwecks Erlernung der Fähigkeit Leitender bei Schul- oder Gefechtsschiessen zu werden, hatte das da schon mindestens 50 x gemacht, konnte jeder entscheiden ob Ohrenstopfen oder nicht.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Eingestellt für den Themenersteller, AD

    Quote

    Hallo,

    ich möchte gern auf mein Thema antworten, weiß aber nicht wie ich diese Antwort ins Forum bekomme: Danke, Rüdiger,

    wenn ich richtig gezählt habe, gab es im Bunker "Bruno" zwölf sogenannte Pendelwände, die jeweils zwischen 0.9 und 1,0 Meter dick waren.
    Die waren nicht fest mit der Stahlbetondecke verbunden, so dass diese sich bei Temperaturschwankungen bewegen konnte, wahrscheinlich
    auch bei Bombentreffern. Die Pendelwände trennten die U-Boot-Boxen - in Bergen waren es neun - voneinander ab. Gut möglich, dass so der
    Lärm geschluckt wurde. Beantworten ließe sich meine Frage aber wohl nur, wenn es einen Zeitzeugenbericht von einem, der in solch einem
    U-Boot-Bunker gearbeitet hat, geben würde.

    Gruß Udo

    Für weitere Antworten siehe Anhang

  • Hallo,

    ich habe 1966 u. a. an einem sogenannten "Gewöhnungssprengen" teilgenommen.


    das habe ich im Juni 1968 uch in Baumholder mitgemacht. Aber wir haben die Sprengladungen selbst fertig gemacht und gezündet

    Man sitzt ohne Hörschutz


    und dann in einem Loch zehn Meter weg auf die Explosion gewartet, auch ohne Gehörschutz. Was schrieb mir die Tage mein ehemaliger Unimog-Fahrer auf Messenger; Die ganze Sprengerei aus der Nähe erlebt und dann bei Jagdkampf und Durchsickern sich geräuschlos bewegen? Wie soll das gehen? Das stimmt, bei Durchsickerübungen sind etliche wie doll durch das Unterholz gebrettert. Ich hatte mit meinem Gehör bei der BW kein Problem, aber als Aufsicht bei Nachtschiessen auf kurze Enfernung war ich auch taub. Kumpel neben mir hat sich Knallschaden eingefangen. Ich hörte am nächsten Morgen wieder normal.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo,

    sind die guten alten Manöverzeiten noch der Ursprungsfrage dienlich?

    . Beantworten ließe sich meine Frage aber wohl nur, wenn es einen Zeitzeugenbericht von einem, der in solch einem
    U-Boot-Bunker gearbeitet hat, geben würde.

    eigentlich reicht es dazu, einen Bauingenieur zu befragen. Die kennen sich mit Beton, Widerhall und Tonfrequenzen aus. Oder in die Richtung Unfallsicherheit zur Zeit des Dritten Reiches forschen,. Ohropax waren seit über 20 Jahren erfunden. Ich sehe da eher ein Problem des Körperschalls bei Beton. Jeder Fußtritt und jede Maschinendrehung wird gnadenlos an die Umgebung weitergegeben.

    Gruß
    Rüdiger

  • . . . eigentlich reicht es dazu, einen Bauingenieur zu befragen. Die kennen sich mit Beton, Widerhall und Tonfrequenzen aus. Oder in die Richtung Unfallsicherheit zur Zeit des Dritten Reiches forschen,

    Hallo Rüdiger,

    Lärm am Arbeitsplatz war zu dieser Zeit sicherlich (noch) kein Thema - wie bereits mehrfach
    angesprochen. Aber das war auch nicht alleiniges Problem der U-Boot-Bunker. Wenn man generell
    an Arbeiten auf Werften denkt. Ein Schiffsrumpf war ja auch ein riesiger Resonanzkörper und
    wenn dann neben dem - damals teilweise noch üblichen - Nieten noch etliche andere Gewerke
    im Rumpf arbeiteten, kann man sich die Lärmkulisse schon vorstellen.

    Vor dem Hintergrund des Kriegsgeschehens und der damals eher rudimentären Einstellung zum
    Arbeitsschutz kann ich mir nicht vorstellen, dass noch irgendwo Unterlagen über Lärmschutzmessungen
    vorliegen, weil sie einfach nicht durchgeführt worden sind.

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo,

    ich habe mir letztens wieder einmal das Museum Batterie Todt mit ein paar Leuten angetan. Im Generatorenraum sagte einer der Mitfahrer, was muss der Dieselmotor für einen Krach gemacht haben. Diese Hilfsdiesel habe ich auf Schiffen erlebt und die machen wirklich Krach.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Liebe Leute,

    hat den keiner von euch Buchheims Boot gelesen? Da wird doch ziemlich am Anfang geschrieben wie der Ich-Erzähler (also Bucheim) mit dem Kommandanten und dem LI den Bunker betritt und ihnen ein Höllenlärm entgegenschlägt und man sich nur noch brüllend unterhalten kann.

    Beste Grüße

    Gebhard Aders