"Diversions-Schule" Waldeshöhe

  • Hallo,

    was hatte es mit der hier genannten Diversions-Schule auf sich? Der Einsatz klingt eher nach dem von Frontaufklärungstrupps oder von "Stay-behind"- Kräften des Werwolf:

    Quote

    Walter Beckmann Geb. 1919 in Stettin, wohnhaft in Stettin, Arbeiter, wurde in einer Diversions-Schule ausgebildet. Am 25.3.1945 befand sich die Diversions-Schule zwischen Stettin und Greifswald im Dorf Waldeshöhe bei Pasewalk, es wurden vier Gruppen zu je zwei Teilgruppen und zu jeweils sechs Mann gebildet, jede Teilgruppe wurde von einem Leutnant befehligt, den Oberbefehl über zwei der vier Gruppen hatte Oberleutnant Nissen in Waldeshöhe (Kreis Greifswald), die 1. Teilgruppe (der der Obergefreite Walter Beckmann alias Tetzlaf als Kommandeur, die Gefreiten Adolf Sommerfeld und Emil Kiefer, der Obergefreite Heinz Ewald, Willy Keller und Gerhard Selle angehörten) wurde von Leutnant Wilhelm Lappe, die 2. Teilgruppe von Leutnant Schlegel geleitet, die 2. Teilgruppe unter Schlegel blieb in Waldeshöhe und hatte im Wald bei Waldeshöhe Waffenlager, zu ihr gehörten die Obergefreiten Miller und August Filter, die 3. Teilgruppe unter Leutnant Manz und die 4. Teilgruppe unter Leutnant Vogler gingen in die amerikanische Zone, nach dem Einsatz sollte auch Beckmanns 1. Teilgruppe dorthin gehen, Beckmanns Gruppe wurde im April 1945 durch Lappe von Waldeshöhe in den Wald bei Potthagen geschickt, sie 35 bauten dort drei Bunker zum Wohnen, für Proviant und Waffen, holten Waffen und Sprengstoff aus Pasewalk, während des Bunkerbaus wohnten sie in der Wohnung des NSDAP-Führers von Potthagen und Weitenhagen Efland in Weitenhagen, am 3.5.1945 Anweisung von Lappe, sich im Wald zu verstecken, nach entsprechender Erkundung sollten später sowjetische Kommandostellen und Eisenbahnlinien gesprengt werden, Lappe führte im Wald bei Friedrichshagen 17 Kilometer von Greifswald eine weitere Teilgruppe, die Gruppen hatten keine Funkgeräte, Kontakt hielten die beiden Teilgruppen Lappes nur bis Kriegsende und teilten ihre Vorräte. Beckmann wurde am 15.6.1945 in Spiegeldorf bei Greifswald festgenommen und am 16.7.1945 aufgrund Art. 58-8, 58-9 und 58-11 des Strafgesetzbuches der RSFSR vom SMT des 2. Pommerschen Kavalleriegardekorps zum Tode verurteilt. Vorwurf: Terror, Diversion und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation, Angehöriger einer von zwei Diversionsgruppen in Stärke von fünf bis sechs Mann der deutschen 3. Panzer-Armee im Rücken der Roten Armee im (Kreis Greifswald) mit der Aufgabe der Sprengung von Brücken, Straßen und Fahrzeugen sowie der Tötung von Sowjetsoldaten. Lappe war Führer von zwei Gruppen und zuvor Führungsmitglied der Diversanten- und Terroristenschule, die bis zu 55 Mann ausbildete und die auch Sommerfeld absolvierte, Beckmann alias Tetzlaf war Kommandeur in einer der beiden Gruppen, Lappe versorgte die ihm unterstehenden Gruppen mit Vorräten an Proviant und Waffen, jeder erhielt ein Sturmgewehr und eine Pistole, zusätzlich waren es weitere zehn Gewehre mit Zieleinrichtungen, zehn Sturmgewehre, 13 Pistolen „Parabellum“, vier Panzerabwehrminen, drei Kisten Sprengstoff (TNT, Dynamit) sowie sechs Kisten mit Schießpulver und Zubehör an Zündschnüren und Zündern, die in speziellen Lagern im Wald gelagert wurden, entgegen den Weisungen des sowjetischen Kommandanten gaben sie die Waffen nicht ab, sondern versteckten sie. Das Urteil wurde am 24.8.1945 im Spezialgefängnis Nr. 7 des NKWD in Frankfurt/Oder vollstreckt. Die GWP rehabilitierte ihn am 9.4.2002. B. wurde verurteilt und hingerichtet mit Heinz Ewald, Willy Keller, Emil Kiefer, Wilhelm Lappe, Gerhard Selle und Adolf Sommerfeld.

    http://blha-bibliothek.brandenburg.de/IHV/Inhaltsver…00082498-CD.pdf

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hi
    Ich kann dazu auch nichts sagen.
    Aber gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit der Pz.Brig.150 bei der Ardennenoffensive?
    Es wurden ja Soldaten mit englichen Sprachkenntnissen gesucht.
    Eventuell wurden die ja auch dort ausgebildet um dann mit Fallschirm hinter der Front abzuspringen und Schaden anzurichten.

    Halt ne Vermutung
    mfg Jan

  • Hallo Jan,

    ich denke, es handelt sich um Teilnehmer eines "Werwolf-Lehrgangs" an einer Kriegsschule, solche Lehrgänge gab es wohl bei der

    Kampfschule der SS-Jagdverbände Eltville (Kloster Tiefenthal)
    Volkssturm-Kampfschule Hirschberg am See (Sudetenland)
    Kampfschule der Hitlerjugend Wartha
    Volkssturm-Kampfschule Sonderlager Ludwigsdorf/ Hirschberg OS
    Heeresschule II in Türkenberg
    Werwolf-Schule Schloss Hülchrath

    Ergänzungen willkommen!

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,

    ich denke, Du liegst mit dem Werwolf richtig! Vermutlich eine Einrichtung der Front-Aufklärungs-Kommandos...

    Aus dem Buch von Andreas Weigelt/Klaus-Dieter Müller/Thomas Schaarschmidt/Mike Schmeitzner (Hg.), Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944 – 1947). Eine historisch-biographische Studie, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2015, hier:
    Andreas Weigelt, Fallgruppenübersicht und Erschließungsregister – Leitfaden für die biographische Dokumentation, S. 159 – 416 (Walter Beckmann und die Vorkommnisse finden auf S. 376 Erwähnung)

    hier S. 283
    Zwischen „Fremde Heere Ost FHO“ und der Frontaufklärung der Abwehr bestanden so enge Beziehungen, das nach 1945 der Leiter von Walli I, Oberst Hermann Baun, mit all seinen Erfahrungen und Verbindungen in die vom FHO-Chef Gehlen gegründete Organisation Gehlen und später in den BND integriert wurde.
    Bereits ab Februar 1945 hatte Gehlen mittels Frontaufklärungseinheiten ein ausschließlich der Erkundung dienendes Netz zu schaffen versucht. Hierfür ließ er sich 1 000 freiwillige Grenzgänger für den Einsatz bei den Front-Aufklärungs-Kommandos FAK 102 und 103 zuordnen...


    hier S. 295:
    Erwähnung eines Leutnants d.R. Rolf Nissen, ab Ende Januar 1944 Leiter der Front-Aufklärungs-Trupps FAT 210... was er 1945 gemacht hat, wird nicht gesagt..

    Hier S. 294, Anm. 415:
    Zum Kriegsende waren über FHO die Einsätze verschiedener Frontaufklärungseinheiten mit der Tätigkeit der in Entstehung begriffenen Werwolf-Gruppen verknüpft.
    So nahm der FAT 210 Panzer des FAK 205 Anfang März 1945 in Stettin unmittelbar nach seinem Eintreffen mit der dortigen Werwolf-Führung unter Standartenführer Hiller Kontakt auf, um ihre Aktionen auf der Linie Abwehr III (Spionageabwehr) im Hinterland der Roten Armee zu koordinieren, nach Koop, Himmlers letztes Aufgebot, S. 45. Der Kommandeur des FAK 205, Hptm. Waldemar Göttler, wurde später von einem SMT zum Tode verurteilt.

    S. 299:
    Das FAK 204 war zuletzt an der Oderfront eingesetzt und bei Prenzlau stationiert. Auch das FAK 203 war noch kurz vor Kriegsende in Brandenburg disloziert. Göttler wurde erst am 2.Mai 1945 im Hinterland der Roten Armee in Neuruppin gefangen genommen. (warum auf S. 294 Göttler als Kdr. FAK 205 und hier auf S. 299 als Kdr. FAK 203 genannt wird, kann ich nicht sagen (Druckfehler?)

    Demnach war der FAT 210 – und anscheinend damit der inzwischen wohl beförderte Oberleutnant d.R. (?) Nissen im Raum Stettin.

    Hier S. 300, Anm. 489:
    Den Zusammenhang zwischen FAK bzw. FAT der Wehrmacht und der Wehrwolforganisation dokumentiert bereits der Arbeitsbericht des Beauftragten für Spezialabwehr im Bereich der Heeresgruppe Mitte vom 31.3.1945. Darin heißt es, dass im Ostsudetenland FAK und FAT „bereits zahlreiche Gruppen“ für den Kampf hinter den sowjetischen Linien gebildet hatten, die nun vom Werwolf übernommen würden. Sie hätten vor allen in Reiners und Odrau eigene Schulungsmöglichkeiten. Das FAK 206 verfügte zu diesem Zeitpunkt in vier Kreisen über 7 Offz., 20 Uffz. und 40 Mannschaften. Beim FAK 202 befanden sich 40 Wehrwolf-Gruppen für den Einsatz im Gebirge zwischen Reichenberg und Freudenthal im Aufbau...

    D a s dürfte auch im Bereich der H.Gr. Weichsel erfolgt sein, Angaben dazu liegen leider nicht vor.  :(

    Also vermutlich eine durch die FAK bzw. FAT errichtete Schule... ?(

    Herzliche Grüße Dein Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo Roland,

    Quote

    Erwähnung eines Leutnants d.R. Rolf Nissen, ab Ende Januar 1944 Leiter der Front-Aufklärungs-Trupps FAT 210... was er 1945 gemacht hat, wird nicht gesagt..

    ein Dr. jur. Rolf Nissen (1908-1980) war nach 1945 in Ulm Rechtsanwalt und CDU-Stadtrat, er vertrat GL Werner Schmidt-Hammer (Urteil: Gemeinschaftliche Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in 526 Fällen, 3 Jahre Zuchthaus) im Ulmer Einsatzgruppenprozess 1958.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,

    nur eine Frage... Ich bin über den Dienstgrad des von Dir erwähnten "GL Werner Schmidt-Hammer", verurteilt im Einsatzgruppenprozess 1958, gestolpert.

    Steht GL für Generalleutnant? Wenn ja, hatte ich mich gefragt, was ein Generalleutnant der Wehrmacht (3 Mal Kommandeur der 168. Infanterie-Division, auch im April 1945)
    und Ritterkreuzträger als Angeklagter im Einsatzgruppenprozess gemacht hat, zumal er bis zum bitteren Ende 1955 (Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen nach Adenauers Moskau-Besuch) in sowjetischer Gefangenschaft war.

    Siehe auch im Lexikon der Wehrmacht hier:
    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/I…ionen/168ID.htm

    Laut Wikipedia gab es nämlich zwei Offiziere mit dem Namen Werner Schmidt-Hammer, der angeklagte Judenmörder gehörte demnach zur Schutzpolizei (also Himmlers Apparat).

    Der Dienstgrad des Angeklagten war dann vermutlich "Oberleutnant der Schutzpolizei" bzw. abgekürzt "Olt. d. Sch.pol." (ist das korrekt?) Werner-Schmidt-Hammer:

    Quote

    Werner Schmidt-Hammer (Polizist)

    Werner Schmidt-Hammer (* 28. August 1907 in Vogelsang, Landkreis Elbing; † 2. März 1979 in Bad Friedrichshall) war einer der zehn Angeklagten im Ulmer Einsatzgruppen-Prozess 1958.
    [...]
    Nach einer militärischen Grundausbildung und nach verschiedenen Lehrgängen wurde er im November 1940 zum Leutnant d.R. im Polizeidienst befördert. Anfang 1941 wurde er zum Kommando der Schutzpolizei Memel versetzt. Im gleichen Jahr heiratete er, 1942 änderte er seinen Namen offiziell in Schmidt-Hammer. Er gehörte weder der NSDAP noch der SS oder SA an.
    Als Kommandeur des so genannten Alarmzugs der Schutzpolizei Memel führte Schmidt-Hammer Ende Juni 1941 auf Weisung des Memeler Polizeidirektors, Bernhard Fischer-Schweder, als Teil des Einsatzkommando Tilsit die Erschießung von insgesamt 526 Personen, in der Hauptsache Juden, im litauischen Grenzgebiet durch (in Garsden, Krottingen und Polangen).
    [...]
    1943 kam Schmidt-Hammer, mittlerweile Oberleutnant, zu einem Polizeifreiwilligenbataillon nach Jugoslawien. Dort geriet er am 10. Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft, aus welcher er erst im Februar 1949 entlassen wurde. Seit September 1949 war er wieder bei der Fa. Carl Zeiss, inzwischen Oberkochen, als Augenoptikermeister beschäftigt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Sc…mmer_(Polizist)

    Zum Vergleich noch ein Auszug aus dem Eintrag zum Generalleutnant der Wehrmacht Werner Schmidt-Hammer:

    Quote

    Werner Schmidt-Hammer (General)

    Werner Schmidt-Hammer (* 26. September 1894 in Hartmannsdorf (bei Chemnitz); † 4. Januar 1962 in Landau in der Pfalz) war ein deutscher Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg.
    [...]
    Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 diente er im Infanterie-Regiment 31, wechselte aber im selben Jahr noch zum Infanterie-Regiment 417 und ein Jahr später am 15. Dezember 1940 zum Infanterie-Regiment 456. Am 1. August 1941 wurde er Oberst und erhielt am 11. März 1943 das Deutsche Kreuz in Gold als Kommandeur des Grenadier-Regiments 417. Am 1. Dezember 1943 wurde er Generalmajor und zur 168. Infanterie-Division versetzt. Ab dem 1. Juni 1944 wurde er als Generalleutnant geführt. Für seine Leistungen wurde ihm am 2. September 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes[2] verliehen. Am 12. September 1944 übernahm er als Kommandeur die 168. Infanterie-Division.
    1945 war er Kommandierender General des LXXII. Armeekorps.

    Bis Oktober 1955 befand Schmidt-Hammer sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Sc…ammer_(General)

    Beste Grüße
    Bodo

    „Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“ (Eugen Gerstenmaier)

  • Hallo Bodo,

    Dein Einwand ist berechtigt, es handelte sich natürlich im den Oberleutnant d. Schupo Werner Schmidt-Hammer, 1907-1979.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941