Recherche zu meinem Großvater, der bei der Waffen SS war

  • Hallo Chris,
    habe mir die Posts zu diesem Thread durchgelesen und bin ein wenig irretiert. Du schreibst, dass Dein Opa am 30.08.1943 in Nürnberg zur Waffen-SS eingezogen wurde und eine Funkerausbildung durchlief. Er später am 27.07.1944 in der Normandie durch Kanadier gefangen genommen wurde. Wie paßt dazu seine Karte aus Camp Atterbury in den USA vom 08.09.1943 dazu? Hast Du Dich da um ein Jahr vertan?
    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    gut aufgepasst! Der Brief ist natürlich datiert auf den 08.09.44, wie man beim Klick auf den Brief sehen kann. Leider bin ich bzgl. den Geschehnissen um Verrieres noch nicht viel weiter gekommen. Ich befürchte, dass ich dann doch auf die WaSt warten muss...

    Grüße

    chris

  • Hallo Chris,

    unterschätze das Forum nicht. Manchmal dauert es eben und bis Du Auskunft von der Wast erhälst gehen meist jetzt auch fast 2 Jahre ins Land. bis dahin kann sich noch einiges ergeben.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Chris,
    leider hat Wirbelwind recht! Um die zwei Jahre bis zur WASt-Auskunft zu überbrücken kannst Du noch an anderen Stellen tätig werden:

    Bekam der Oberfunker Franz das EK2? Ist das bekannt?
    Wenn ja, dann kannst Du die EK-Listen in Freiburg checken oder Du meldest Dich bei Fold3 (grdsl. kostenpflichtig, aber siehe unten) an, dort findet sich eine EK-Liste (der LAH?). Diese wurde wohl mal für Kriegsverbrecherprozesse in der Nachkriegszeit erstellt.

    In der Akten-Überlieferung der 12. "HJ" in Freiburg bzw. bei der NARA sind Personalverfügungen erhalten geblieben. Da könnte der Oberfunker Franz auch ohne EK genannt sein....
    Die passenden NARA-Rollen hält John Calvin als kostenlosen Download bereit!

    Also, die Zeit nutzen und:

    • mit dem tollen kostenlosen Download von John vertraut machen. Anleitung gibt es dazu hier im Forum! (Bei Erfolg freut John sich über eine kleine Spende!)
    • hier bei Fold3 schauen: https://www.fold3.com/browse/115/hDHeJajx7VeTKdQnm2TQ1wOlf Da "Holocaust-Collection" ist das ein "free Document", wenn man sich registriert?!

    Ich tippe übrigens auf die Leibstandarte, irgendwie so aus dem Bauch heraus!

    Viel Erfolg!
    Andre

    Edited 2 times, last by Andre (May 9, 2018 at 10:33 PM).

  • Hallo Andre,

    Danke für die weiteren Links. In den Akten von Freiburg habe ich schon ein paar interassante Dokumente identifiziert, aus der Zeit, als er in Nürnberg geführt wurde. Bzgl. Einsicht zu diesen Akten muss ich mich noch auseinandersetzen.

    Ansonsten habe ich noch mal intensiv die frei verfügbaren kanadischen Quellen über die Operation Spring durchsucht. Außerdem die französische Wikipediaseite dazu. Dort finden sich schöne Karten aus dem Gebiet unmittelbar vor und während der Operation. Hieraus schließe ich auch, dass er sehr wahrscheinlich bei der LAH war. Möglicherweise auch bei der 9. SS Div. Aber da bleibt dennoch viel Spekulation. Die Quellen schreiben auch von verschanzten deutschen Soldaten in den Minen um St. Martin „industrial zone“. Also auf der südlichen Seite des Ortes. Kanadische Truppen haben St. Martin nicht vollständig „gesäubert“ und sind weiter Richtung May marschiert. Währenddessen sollen deutsche Soldaten aus diesen Minen gekommen sein und den Kanadiern teilweise in den Rücken gefallen sein. Das. nur als Beispiel, wie es dazu kommen konnte, dass deutsche Soldaten hinter allierte Linien gelangen konnten. Aber da erzähle ich Euch sicher nichts Neues.

    Hier der Link auf die stationierten Truppen im Gebiet:
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Opération_Spring#/media/Fichier%3ANormandie_24_juil_1944.png

    Und hier die genauere Lage der Front am 25.07., dem Tag des Starts der Operation Spring:ü
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Opération_Spring#/media/Fichier%3ASpring_-_attaque_canadienne.png

    und hier die deutschen Gegenangriffe im Lauf des 25.07.:
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Opération_Spring#/media/Fichier%3ASpring_-_contre-attaque_allemande.png

    Nach diesem Tag bzw. ab etwa 27.07. blieb Verrierères weiter kanadisch, Tilly deutsch und St. Martin inkl. „la Fabrique, sowie St. André gingen an die Kanadier. Daha in St. Martin laut dieser Quelle keine SS stationiert war und auch nicht in Konterangriffen verstrickt war, tippe ich eher auf den Bereich um Verrières, wo er in die Hände der Kanadier fiel. Das wäre dann die LAH gewesen. Oder war es auch so, dass Einheiten der einen Division der SS zusammen mit denen der Wehrmacht operierten? Kann das jemand von Euch sagen?

    Grüße
    Chris

    Edit: Von EK wüsste ich nichts.

    Edited 2 times, last by 77chris (May 10, 2018 at 3:13 PM).

  • Hallo Andre,

    Deine Tipps waren bisher schon sehr wertvoll. Über John Calvins Homepage konnte ich deutsche Karten in hoher Auflösung und kleinem Maßstab herunterladen, aus der die Frontlinie inkl. Truppenverortung recht genau eingezeichnet ist. Daraus ergeben sich zwei weitere Details:
    - Verrières lag ziemlich genau an der Grenze des Einsatzbereichs der 1. SS Pz. Div. Zwischen St. André und Bourguébus ging nur ein wenige hundert Meter breites dreieckiges Stück bis 26.07. an die Kanadier. Im Osten dieses Bereichs war die 1. SS Pz Div eingesetzt, im Westen die 272. Division. Vor 27. war also nur die 1. SS Pz Div in Bereichen, in denen es Gebietsverluste im Bereich kanadischer Truppen durch Operation Spring gab.
    - St. Martin ging durch Spring NICHT in kanadische Hand, höchstens kurzzeitig am 25.07. wurde aber durch Gegenangriffe noch am selben Tag der Deutschen zurückerobert. Am 26. oder 27. wurde die 9. SS Pz. Div, die als Reserve mehrere Kilometer hinter der Front lag, in den Bereich der 272. Div gezogen und ersetzte diese offenbar. Am 27.07. selbst waren im Bereich der kanadischen Truppen zwei SS Divisionen.

    Laut seiner früheren Erzählungen wurde mein Großvater über Nacht von kanadischen Truppen und Panzern umzingelt. Außerdem sagte er, er sei zum Aufbau oder zur Reparatur einer Fernmeldeverbindung an diesem Ort gewesen. Ob er aber am selben Tag noch in Gefangenschaft geriet, sagte er nicht.

    Zu den Nara-Rollen: Oh mein Gott, ich wühle mich noch durch die schier riesige Menge an Dokumenten und tu mich schwer, das zu finden, was ich suche...

    Zum Link auf die War Diaries: Ich bin noch nicht komplett durch, fand aber einen interessanten Eintrag bei der 2. Division. Sie erwähnen am 27.07. 2 Kriegsgefangene SS Männer der LSAH! Und zwar des 1. SS PZ REGT.

    Noch mal Danke und schöne Grüße

    Chris

  • Liebes Forum,

    um die Geschehnisse im Bereich Verrières besser verstehen zu können, bin ich auf der Suche nach Foristen, die folgende Literatur besitzen:
    1. „Die Leibstandarte Volume IV/1“ von Rudolf Lehmann und Ralf Tiemann. Gerne auch auf englisch.
    2. „jochen Peiper Commander Panzer Regiment Leibstandarte“ von Patrick Agte bzw. die deutsche Varianze „Jochen Peiper: Kommandeur, Panzerregiment, Leibstandarte“
    3. Steel Inferno“ von Michael Reynolds. Auf Deutsch glaub ich „Ein Gegner wie Stahl: Das I. SS Panzerkorps in der Normandie 1944“.

    Gerne per PM bei mir melden.

    Grüße, Chris

  • Hallo B-Ernst,

    du kennst dich wohl gut mit den Kämpfen in der Normandie aus. Der Bruder meiner Mutte , Oscha Otto Stoffregen, ist am 18.07.44 gefallen. Sein Stein steht auf dem Soldatenfriedhof St. André-de-l´Eure. Ich suche nach Angaben zu seiner Einheit (SS). Hast du Informationen?

    Grüße Pinguin

  • Hallo Pinguin,

    in bestimmten Abschnitten kenne ich mich ganz gut aus.

    Ich würde dir den Rat von Eumex nahe legen. So bekommst du am schnellsten eine Auskunft.

    Zu dem Zeitpunkt ist eine Identifikation der Einheit nur mit Namen und Datum denke ich unmöglich.

    Darum bei der Kriegsgräberfürsorge anrufen hilft wirklich ;) Kannst mir ja dann schreiben, würde mich interessieren, evt kann man dir danach helfen zu dem 18.7

    Grüße

    B-Ernst

  • Hallo Eumex,

    ich habe mit dem Volksbund telefoniert. Keine weitere Auskunft außer der Endgrablage vorhanden. Stelle jetzt Antrag bei der deutschen Dienststelle und warte...

    Gruß Pinguin

  • Hallo Chris,

    Hast du den Sühnebescheid auch schon? Ich habe beim Nürnberger Staatsarchiv eine Akte über meinen Opa bekommen.

    Woher stammt deiner denn ursprünglich? Aus Nürnberg Umgebung?


    Grüße caro

  • Hallo Toni,

    Danke für den Link. Ich selbst kannte ihn schon, aber für andere Interessierte ist er sicherlich hilfreich. Leider steht die Wast Auskunft immer noch aus und wird wohl noch bis nächstes Jahr auf sich warten lassen. Mittlerweile hab ich doch ein paar Infos über meinen Großvater sammeln können. Hat hier jemand Erfahrung mit der Wast gemacht, wenn man Infos nachliefern will, um die Suche dort zu erleichtern? Geht es dann evtl. auch schneller?

    Wenn ich die Suche abgeschlossen habe, werde ich mir mal die Mühe machen, sämtliche Infos und Links zusammenzutragen und hier einzustellen. Das könnte anderen dann auch helfen bei ihrer Suche.

    Schöne Grüße

    Chris

  • Hallo zusammen,


    kurzes Update zu diesem „Fall“ hier: Letzte Woche ist im Nachlass meiner Großeltern ein Dokument der US-Behörden aufgetaucht (ein Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft), auf dem die Einheit angegeben ist. Es handelt sich um die „1. KP. DIV. GOETZ V. BERLICHINGEN“.


    Dies steht nun vollkommen im Widerspruch zur Aussage meines Großvaters, von kanadischen Truppen gefangen genommen worden zu sein. Denn die Kanadier operierten Ende Juli 44 südöstlich von Caen, die 17 SS Division aber war (in Teilen) nach dem Verlust von St.-Lô an der Front zwischen Périers und St.-Lô mehr als 50 km weiter westlich und kämpfte zudem gegen amerikanische Einheiten (wsl. 83. US Infanteriedivision).

    Gibt es Leute hier im Forum, die mit dieser Division tiefer vertraut sind (im Lexikon der Wehrmacht und Wikipedia hab ich natürlich schon nachgelesen), insbesondere was die Zeit Ende Juli 44 betrifft? Ein Teil der Division wurde nach den Kämpfen um St.-Lô offenbar abgezogen und ein anderer Teil verblieb an der Front. Ich denke, hier war mein Großvater auch dabei. Oder hat jemand eine Erklärung dafür, wie mein Großvater auf die Gefangennahme von Kanadiern berichten konnte?


    schöne Grüße,


    Chris


    PS: Die Auskunft der Wast ist übrigens immer noch nicht angekommen :(

  • Hallo Chris,

    leider Einiges verwirrend hier. Eingangs schreibst du von seiner Gefangennahme im Juli 1943 (!) . Dann werden Vermutungen von möglichen, beteiligten Div. an der Invasionsfront angestellt und letztlich schreibst du jetzt, nach Auffinden anderer Unterlagen, von der 1. Kp. der SS-Division (?? ) "Götz von Berlichingen" . Klar kann man dir helfen. Aber, wie viele 1. Kpn. gab es denn bei dieser Division? Zunächst die der Rgt. 37 und 38. Dann die der Pz.-Abt. und Pz.-Jäger. Weitere der Pioniere, der Nachrichtentruppe, der Aufklärer und auch die der Sanitäter.

    Eine Feldpostnummer könnte sicher weiterhelfen. Meine Vermutung geht dahin, dass er bei der " Kampfgruppe Fick" oder "Ullrich" eingesetzt war. Aber das widerspricht, dass Kanadier ihn gefangen nahmen. Ein ein Ding der Unmöglichkeit. Im gesamten, damaligen Abschnitt waren es nur Amerikaner.

    Solltest du weiter nichts mehr finden, muss man die Wast-Unterlagen abwarten. Dann, so bin ich mir sicher, kann dir geholfen werden. Kleiner Tipp. In " Die Sturmflut und das Ende" Band 1 von Hans Stöber findest du die Angaben von einem Strm. Kalkbrenner auf den Seiten 239/240 über die Gefangennahme einer größeren Gruppe, die zu deinem Großvater passen könnte durch das angegebene Datum.

    Gruß Dieter

  • Hallo Dieter,


    ja, ich weiß, leider lassen sich Tippfehler nachträglich nicht mehr korrigieren. Folgende Infos habe ich:

    - Gefangennahme am 27.07.44 (!), gemäß erster POW-Postkarte

    - laut seiner Aussage Gefangennahme durch Kanadier

    - laut Entlassungsdokument der Amerikaner war er bei der 17. SS-Panzergrenadier-Division Götz von Berlichingen.


    Ergo: Da gibt‘s nen Widerspruch. Denn die Kanadier kämpften am besagten Tag südöstlich von Caen. Dagegen kämpfte die 17. SS-Division mehr als 50 km weiter westlich gegen amerikanische Truppen. Diesen Widerspruch kann ich gerade nicht auflösen. Wieso sagt er Kanadier? Das hat er sich doch sicher nicht einfach erfunden.


    Leider ist in den Hinterlassenschaften kein einziger Brief VOR Gefangennahme aufgetaucht - ich kann mir denken, warum. Darum fehlt mir die Feldpostnummer und darum kann mir wahrscheinlich aktuell nur die Wast weiterhelfen. Mit etwas Glück werde ich vielleicht auch bei den NARA-Rollen T-354, R-156-160 fündig, denn die enthalten Infos zur 17. Pz.-Grd-Division. Bisher habe ich allerdings nur 156 und 160 von John...also, wer 157-159 hat, bitte bei mir melden!


    „...Sturmflut und das Ende" Band 1 von Hans Stöber findest du die Angaben von einem Strm. Kalkbrenner auf den Seiten 239/240“ -> hast Du dieses Buch denn?


    Grüße


    Chris

  • Hallo Chris,

    da stimme ich dir zu. Zumal m.W. die Kanadier in der Uniformierung sich von den US-Amerikanern unterschieden. Schon alleine die Stahlhelme glichen mehr denen der Briten, als die der Amerikaner.

    Andere Tatsachen und deine Feststellung der letzten Kompaniezugehörigkeit spricht dann wieder voll dagegen. Auch deine Info, dass er Fernsprechkabel evtl. mit Verbindung zur Artillerie reparieren sollte.

    Daher einmal anbei eine Kopie aus dem Band 1 von Stöber - der mir auch vorliegt - über die Bewegungen der "GvB" im Kessel von Roncey.

    Oben links mit dem Datum 27. auf 28.7.1944 siehst du die Bewegungen der Kgr. Fick und des Artillerie Rgt. 17. bei Cambernon. Der Gegner war dort die 3. US Panzerdivision. ( Anm. Panzerbesatzungen der Amerikaner hatten wiederum andere Helme wie die Infanterie. )

    Deine Vermutung mit den Kabeln könnte daher auch passen.

    Weiterkommen werden wir sicher nicht ohne die Wast-Auskunft - man kann nur hoffen, dass - was in aller Regel der Fall ist - dass die letzte Einheit genauer angegeben ist. Dann, so bin ich mir sicher, kann ich dir sogar den damaligen Kompanieführer benennen. Mir unbegreiflich, dich so lange warten zu lassen - seit dem Frühjahr 2018!

    Grüße Dieter