Hinrichtungen Geibsdorf/Niederschlesien – Februar/März 1945

  • Hallo,

    manchmal sollte man vielleicht nicht so genau nachfragen, aber es treibt einen die Neugier. Ich musste leider erfahren, dass ein direkter Vorfahre im März 1945 wegen Feigheit und Fahnenflucht hingerichtet wurde. Die grundsätzlichen Daten liegen vor (Name, Geburts- und Todesdatum, aber keine Einheit). Anfragen an WASt, Volksbund und Bundesarchiv Freiburg sind gestellt. Allerdings erst die letzten Tage. Insofern ist mit Rückmeldung nicht so schnell zu rechnen. Wobei das (momentan) nicht das Thema ist.

    Folgendes habe ich bisher in Erfahrung gebracht:

    Am 17.2.1945 sind die ersten Kampftruppen nach Geibsdorf gekommen. Ein Pionierkommando das Sprengladungen an den Brücken anbringt. Am 25.2. kommen Panzer durch. Flakgeschütze werden in Stellung gebracht und ein Notverbandsplatz wird eingerichtet. In und um Geibsdorf sind nun wohl 15.000 deutsche Soldaten zugegen. Der kommandierende General der 4. Grenadierdivision hatte sein Quartier im Geibsdorfer Vorwerk Quartier aufgeschlagen. 45 deutsche Soldaten die Ende Februar / Anfang März gefallen sind, werden auf dem Geibsdorfer Friedhof begraben. 7 deutsche Soldaten wurden zum Tode verurteilt und erschossen. Die Informationen bis hier sind aus einem Artikel des damaligen Geibsdorfer Pfarrers Hans Saalfeld.

    Unter den sieben erschossenen Soldaten ist wohl mein Verwandter, sowie eine weitere, mir namentlich bekannte Person.

    Mir liegt das Schreiben des Gerichts der Dienststelle vor, in dem die Ehefrau über das Urteil und die Vollstreckung informiert wird. Die absendende FPN ist die 16280. Die Belegung ist mir bekannt.

    Und folgendes wäre für mich von Interesse:

    Sind in einem solchen Fall alle interessanten Quellen mit WASt, Volksbund und Bundesarchiv Freiburg abgefragt? Ich habe noch gesehen, dass der Nachlaß von Hans Saalfeld im Kirchlichen Archivzentrum Berlin liegt bzw. dort zumindest gelistet ist. Das muss ich mir noch genauer anschauen.

    Hat jemand in seinem Archiv / seinen Unterlagen Informationen zu den Vorgängen in Geibsdorf (und Umgebung)?

    Sollte ich weitere Informationen bekommen, werde ich sie hier einstellen.

    Danke!

    Grüße

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo Uli,

    hast Du nähere Angaben zu den dt. Truppenteilen, die zu der Zeit im Raum Geibsdorf lagen?
    Eine dt. "4.Grenadier-Division" gab es m.W. 1945 in der Wehrmacht nicht.
    Noch eine kleine Anmerkung zum Saalfeld-Text:
    Eine Division verfügte nicht über einen "Kommandierenden General", sondern über einen "Divisionskommandeur".

    Beste Grüsse
    Ingo

  • Guten Abend Ingo,

    leider weiß ich momentan nichts zu den dort liegenden Einheiten. Lt. Saalfeld sind die letzten deutschen Soldaten am 7.5. abgezogen und die Russen sind am 8.5. nachgerückt. Ich habe bei https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.wwii-photos-maps.com keine Lagekarte gefunden. Zumindest bisher nicht.

    Das mit der 4. Grenadier-Division ging mir auch so. Ein Fragezeichen.

    Grüße

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo,

    Quote

    Das mit der 4. Grenadier-Division ging mir auch so. Ein Fragezeichen.

    Quote

    Mir liegt das Schreiben des Gerichts der Dienststelle vor, in dem die Ehefrau über das Urteil und die Vollstreckung informiert wird. Die absendende FPN ist die 16280. Die Belegung ist mir bekannt.

    dann solltest Du bemerkt haben, daß es sich um das Kommando 6. Volksgrenadier-Division gehandelt hat.

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/V…sionen/6VGD.htm

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Abend,

    ich bin zwei Schritte weiter. Leider helfen mir diese nicht weiter.

    Der Gesuchte war lt. letzter Meldung Angehöriger der 2. Kompanie des Infanterie-Ersatz-Bataillon 318. Die Unterstellungen bzw. Abgaben des Bataillon machen es für mich total unübersichtlich. Weiters hat das BA Freiburg leider keine Unterlagen.

    Grüße

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo Uli,

    Quote


    Der Gesuchte war lt. letzter Meldung Angehöriger der 2. Kompanie des Infanterie-Ersatz-Bataillon 318

    da das Infanterie-Ersatz-Bataillon 318 schon Ende 1942 zum Grenadier-Ersatz-Bataillon 318 wurde, ist diese Einheitsangabe wohl für 1945 nicht aktuell.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    ja. Das ist das Problem. Ich habe noch die Nummer der Erkennungsmarke, aber die Angabe dürfte noch älter sein.

    Damit beginnt das lange Warten auf die Wast... :thumbdown:

    Grüße

    Uli

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  • Guten Abend,

    ich habe am Montag Post bekommen. Nicht von der Wast, aber von anderer interessanter Stelle mit wichtigen Informationen. Ich möchte momentan keine Details nennen, diese folgen zu gegebener Zeit.

    Grüße

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo Dirk,

    besten Dank für Deine Nachfrage.

    Das Thema ist nicht vergessen. Ganz im Gegenteil, es beschäftigt mich täglich. Leider gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nichts Neues zu berichten. Gerade gestern habe ich einen Brief in dieser Sache auf den Weg gebracht.

    Grüße

    Uli

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  • Guten Abend,

    habe heute Antwort vom Bundesarchiv mit dem militärischen Werdegang erhalten. Eine sog. Basisauskunft weil ich schon so lange warte. Handschriftliche Ergänzung 102. ID von mir.

    Leider scheint hier etwas nicht zu stimmen. Einberufung Januar 1941, erster Truppenteil dann 01/1941 - 12/1940(?), zweiter Truppenteil ab 12/1940, dritter Truppenteil ab 02/1941 - 04/1941.

    Das Reservelazarett war in Würbenthal, nicht Wirbenthal.

    Grüße

    Uli

  • Hallo Uli,

    die Auskunft ist in der Tat etwas verwirrend. Ruf doch mal die Sachbearbeiterin und bitte sie darum die Daten zu überprüfen. Vielleicht war nur ein Schreibfehler.

    Über eine mögliche Hinrichtung steht aber nichts in dem Schreiben oder ?

  • Hallo Dirk,

    ich werde anrufen. Bevor ich versuche zu den Stationen Details herauszufinden, brauche ich Gewissheit über die Daten. Das sind doch immerhin mehr, als ich befürchtete. Die Hinrichtung ist im letzten Absatz mit Gericht, Ort, Datum und Uhrzeit beschrieben. Der Grund sei unbekannt.

    Grüße

    Uli

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  • Hallo zusammen,

    anbei nun eine korrigierte Auskunft. Die scheint mit stimmiger. Leider immer noch mit grosser Lücke zwischen dem 15.04.1941 und 10.03.1944. Aber sei es drum.

    Ich werde die Tage mal runterschreiben, was ich dazu finde, bzw. welche Fragen ich dazu habe.

    Grüße

    Uli

  • Hallo!

    Habe mir nun mit etwas Abstand die Auskunft genauer angesehen. Erkennungsmarken und Truppenteile sind soweit klar.

    Interessant wird es ab 15.04.1941 bei den Truppenteilen: Bis zu diesem Datum im IR 232. Nächste Meldung ist der 10.03.1944: Veterinär-Kompanie 102. Diese fällt mit dem Datum Schädigung/Lazarettaufenthalt zusammen. Ebenso wird mit 10.03.1944 der Dienstgrad Obergefreiter gemeldet. Ist das ein „Schlaglicht“ unter dem Stichtag 10.03.1944, oder fehlt zwischen 16.04.1941 und 10.03.1944 mindestens eine weitere Einheit?

    Zu Mylo bzw. Shitkowitschi muss ich mir die Karten noch ansehen.

    Der Grund für den Lazarettaufenthalt ist etwas mysteriös. Als Obergefreiter wird er keine eigene Pistole geführt haben. Also ein Kamerad? Beim Waffe reinigen?

    Der Weg durch die Lazarette ist soweit meine ich auch klar: Feldlazarett 4/582 (nach Recherche u.a. denkmalprojekt.org müsste das seinerzeit direkt in/bei Shitkowitschi gewesen sein) -> Feldlazarett 650 (Standort zu dieser Zeit?) -> Reservelazarett Münchberg (Ort Schulgebäude - Landkreis Hof, Bayern) -> Reservelazarett Würbenthal (wohl Deutscher Ritterorden Spital, nicht Wirbenthal), in der Heimat! Zufall?

    Ich warte noch auf weitere Informationen des Bundesarchiv (EK-Listen und Krankenbuchlager). Hoffentlich gibt es hieraus weitere Informationen.

    Grüße

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo Uli.

    Die Meldungen aus der Anfrage des Bundesarchiv bzw. die Daten wurden immer dann gesammelt wenn z.b. Ein Soldat versetzt bzw verlegt wurde. Also macht es durchaus Sinn das diese Daten Zusammen fallen. Sozusagen kommt von geht zur Einheit. Truppe meldet Abgang Lazarett Zugang.

    Was ich zwar nicht glaube aber sein könnte das der soldat zwischen 41 und 44 immer bei der selben Einheit war nie verwundet im Urlaub usw dann gäbe es auch keinen Grund zur Meldung... Wenn ich später am PC bin kann ich mal die Seite raus suchen mit dem Prozedere wer was wann wo meldet und wo das überall eingetragen wird.

    Edit:

    Das mit der Pistole habe ich vergessen.

    Schau mal zb hier es war nicht unüblich eine zu besitzen

    Pistole als Gefreiter?

    Edit2:

    Habe hier das Prozedere Gefunden. Ich bin noch am suchen aus welchen Meldungen dann die Auskunft erstellt wird. Aber wie schon beschrieben konnte es sein das Meldungen unter gingen.


    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Soldat/Soldbuch/SB.htm

    (unter "sonstiges" ist es beschrieben)

    Schöne Grüße

    Grüßle Petzi

    Edited 2 times, last by PetziPolatzki (May 13, 2019 at 9:52 PM).

  • Hallo,

    besten Dank Petzi.

    Ist das heute Shitkowitschi?

    https://www.google.de/maps/place/%C5…074!4d27.850256

    Hier noch die Karte des XX, AK vom 01.03.1944:

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/K…arte/XX0344.jpg

    Die 102. ID liegt hier noch deutlich östlich Shitkowitschi. Das hier nicht verzeichnete Mylo lt. Auskunft sogar noch darüber, also nördlich.

    Grüeß

    Uli

    *** Suche alles zum 22. SS-Panzergrenadier-Regiment (10. SS-Panzerdivision "Frundsberg") und R.A.D. 2/214 Oedt. Danke! ***

  • Hallo,

    ... Hat jemand in seinem Archiv / seinen Unterlagen Informationen zu den Vorgängen in Geibsdorf (und Umgebung) ...

    zu Ereignissen in der Stadt Geibsdorf im Februar/März 1945 lässt sich leider wenig finden, aber die deutsche Gegenoffensive in der Region zur Rückeroberung der Stadt Lauban ist gut dokumentiert. Es gibt u.a. einen Zeitzeugenbericht des Soldaten Werner Mork, der als Angehöriger des Panzer-Füsilier-Regiment 79 daran teilnahm: https://www.dhm.de/lemo/zeitzeuge…auban-1945.html

    Lauban war ab dem 8.März 1945 für kurze Zeit wieder in deutscher Hand (Wehrmachtsbericht), direkt nach der "Befreiung" hielt der Propagandaminister Goebbels auf dem dortigen Marktplatz eine seiner berüchtigten "Durchhaltereden"; der Originaltext und einige Bilder der zerstörten Stadt sind hier zu finden: https://www.heimatarchiv-lauban.de/1945-1947-schi…an/lauban-1945/

    ... 7 deutsche Soldaten wurden zum Tode verurteilt und erschossen ... Unter den sieben erschossenen Soldaten ist wohl mein Verwandter, sowie eine weitere, mir namentlich bekannte Person ...

    In Verbindung mit dem "Frontbesuch" Goebbels in Lauban wird der General Ferdinand Schörner genannt, der als hart durchgreifender Truppenführer bekannt war und mehrfach deutsche Soldaten hinrichten ließ. Schörner wurde in einem Nachkriegsprozeß 1957/58 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er u.a. im März 1945 den Kampfkommandanten der Stadt Neisse, Oberst Sparre und dessen Stellvertreter "wegen Nachlässiger Verteidigung der Stadt" zum Tode verurteilen und bei Groß-Gorschütz einen deutschen Obergefreiten hinrichten ließ, der betrunken am Steuer seines Fahrzeugs eingeschlafen war.

    In einer Tageszeitung erschien am 12.März 1945 ein Pressebericht, in dem über Greueltaten der sowjetischen Truppen an Nonnen des Laubaner Magdalenenklosters bei der Eroberung der Stadt berichtet wird. Ob es sich dabei um Tatsachen oder Propaganda handelt, ist mir nicht bekannt, weitere Berichte dazu finden sich auch in den Briefen des Pfarrers Dr. Piekorz im Heimatarchiv Lauban: https://www.heimatarchiv-lauban.de/1945-1947-schi…iefe-1945-1947/

    Quelle: Oberdonau-Zeitung Nr. 59 vom 12.März 1945, Seite 1

    Gruß, J.H.

    Edit: Hier noch die Deutsche Wochenschau Nr. 754 vom 16.März 1945 mit dem Bericht über die Rückeroberung Laubans und Goebbels Frontbesuch: https://www.youtube.com/watch?v=Ecq-agOmhJ8

  • Hallo,

    . AlsObergefreiter wird er keine eigene Pistole geführt haben. Also ein Kamerad?Beim Waffe reinigen?

    wenn ich mir diesen kurzen und wenig aussagenden Sachverhalt des Mittelfußdurchschusses so durch den Kopf gehen lasse, kommt mir auch der Gedanke an einen sog. ( ungeklärten) "Heimatschuss".

    Das könnte dann erschwerend zum Vorfall 1945 dazu gekommen sein.

    Gruß Karl