Graf Rothkirchs Krieg
Privatfilme eines Wehrmachtsgenerals
Er war adelig, er war Offizier und er hatte zwei große Leidenschaften: eine klassische - die Kavallerie - und eine moderne - den Amateurfilm. Edwin Graf von Rothkirch dokumentierte mit seiner kleinen Kamera im Laufe der Jahre sein eigenes Leben und das seiner Familie.
Diese Leidenschaft übertrug er auf seinen Sohn Leopold. Aus dessen privatem Filmmaterial montierte der Autor Karsten Rau eine einzigartige Dokumentation mit Zeitzeugenaussagen und Originalzitaten aus Militärakten.
Sendetermine
Sa, 01.03.08, 20.15 Uhr
Do, 06.03.08, 19.15 Uhr
Sa, 08.03.08, 14.00 Uhr
Sichtbar wird der Gang eines preußischen Generals hin zu Hitlers Wehrmacht - als filmische Selbstdarstellung: das politische Schwanken zwischen der Abneigung gegen die "braunen Proleten" und der Chance, nach Versailles doch noch Karriere zu machen. Rothkirch wolle untadelig bleiben und bildete doch SS-Führer aus - aber in Zivil. Er hatte Zweifel und führte dennoch Hitlers Vernichtungskrieg - schließlich als General.
Rothkirchs subjektiver Filmblick zeigt seinen Weg hinaus aus der beschaulichen Reichsstadt Ludwigslust über Österreich, das Sudetenland, nach Polen, Frankreich und Russland. Hinter der Front veranstaltet und filmt er Reitturniere, dokumentiert den Tod des Feindes im Schnee und den Flug der Störche. Zeugen aus dem Widerstand stellten ihm ein ehrenwertes Zeugnis aus.
Leopold Graf Rothkirch (Sohn von Edwin).
Leopold Graf Rothkirch (Sohn von Edwin). (Quelle: PHOENIX/NDR)
Die letzten Filme zeigen den verlorenen Krieg: Flüchtlinge auf dem Treck. Wo der dokumentarische Blick vor der grausamen Realität kapitulierte, geht schließlich aus den Abhörprotokollen aus seinem Gefangenenlager hervor: Rothkirch erzählt einem mitgefangenen Offizier, dass ein SS-Führer, der von seinem Hobby wusste, ihm anbot, Erschießungen zu filmen, morgens oder nachmittags, ganz wie er wollte. Doch der General hatte angewidert abgelehnt - "vertiert" nannte er jenen SS-Offizier. Dennoch hatte der General bis zum Ende mitgemacht, denn er war von Beruf Soldat und hatte einen Eid geschworen - auf einen Verbrecher.
Dokumentation von Carsten Rau (2006)