Lebensdauer Lauf MG 42

  • Hallo und guten Abend alle zusammen !


    Das Folgende interessiert mich schon seit Längerem.
    Bei Wiki ist die Lebensdauer eines MG-42 Laufes mit 4000 Schuss bei hartverchromten Läufen mit 8000 Schuss angegeben.
    Bei einer Feuerrate von 25 Schuss/sek. ist das ja nicht gerade lange.
    Konnte man totzdem mehr als die angegebenen Schusszahlen verschiessen?
    Gibt es Berichte wieviel Läufe so während eines Gefechtes verschlissen wurden?


    Richi54

  • Hallo Richi!


    Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dann kommt ja auf 10 Munitionskisten 1 Kiste mit Rohren.
    Im Grunde - ich denke ähnlich wie heute - kann man ein Rohr beschiessen bis es fast glüht. Natürlich soll es so nicht sein - aber im Notfall.....
    Dabei kann es passieren das man einen Schuß auf den anderen setzt oder das Rohr ausbaucht.
    Ein "Ausleihern" eines Rohres kenne ich nur von Geschützen der Artillerie, darunter litt dann die Treffergenauigkeit und evtl die Reichweite.
    Aber Wiki schreibt auch viel..
    Bericht über den Verbrauch an Rohren kenne ich keinen.
    Der Schütze 2 hatte aber in der Regel nur ein Reserverohr und einen Reserveverschluß dabei.


    Grüße Stephan

    Suche alles zur Waffenschule des AOK 1

  • Hallo Richi, hallo Stephan!
    Ich würde mich mal von dem Gedanken verabschieden, das man mit dem MG das gemacht hat, was es theoretisch in der Lage war zu leisten!
    Kein Soldat drückt drauf und jagt den Gurt durch.
    Während meiner BW-Zeit kam es darauf an, soviele Feuerstösse wie möglich aus einen Gurt zu machen...4,5 Schuss pro Fingerkrümmung!
    Alles andere dürfte Munitionsverschwendung sein, da man das Ziel dann neu auffassen musste.
    Blinder Aktionismus schaffte natürlich auch einen Gurt... =)

  • Hallo Alle miteinander!


    Ein Gebirgsjägerveteran (Schütze1 MG 42) hat mir berichtet, daß ihm einmal- während eines gegnerischen Sturmangriffs- 3 Läufe durch exzessive Waffenanwendung verglüht sind.


    Grüße


    KNAFF

    ...VIRIBUS UNITIS...

  • Quote

    Original von knaff
    - 3 Läufe durch exzessive Waffenanwendung verglüht sind.

    Hallo knaff!
    Natürlich gab es sowas, nur war es die Regel?
    Ich lerne gerne dazu...Grüsse Thomas

  • Ich habe auf die Schnelle keine Unterlagen zur maximalen Lebensdauer des Laufes gefunden .die von dir gefundenen Zahlen sollten sich auf die Lebensdauer beim massiven Einsatz einer Waffe beziehen ,wenn alle 3 Läufe im ständigen Wechsel mit Dauerfeuer belastet werden.Dies wird selten der Fall sein aber bereits im I. Weltkrieg erreichten einzelne Mg an Schwerpunkten Verschußzahlen von mehr als 10000 Schuss/h.


    Beim Einsatz trugen beide Munitionsschützen(Schütze 3und4) einen Vorratslauf im Laufschützer.

    Edited once, last by Karat ().

  • Quote

    Original von Huba
    Hallo Richi, hallo Stephan!
    Ich würde mich mal von dem Gedanken verabschieden, das man mit dem MG das gemacht hat, was es theoretisch in der Lage war zu leisten!
    Kein Soldat drückt drauf und jagt den Gurt durch.......


    Hallo Thommi !!!


    Genau das ist es warum ich frage.


    In einer Doku im Fernsehen über den D-Day hat ein deutscher MG-Schütze berichtet, dass er den ganzen Tag nur "draufgehalten" hat und sein Leutnant nicht mit dem Munikistenschleppen hinterherkam. Er hat auch berichtet, dass er an diesem Tag unzählige amerikanische Soldaten am Strand erschossen hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass er von einem MG-Wechsel oder wenigstens Laufwechsel berichtet hat.
    (Aus Zeitmangel von der Redaktion rausgeschnitten ???)


    Richi54

  • Quote

    Original von Huba

    Hallo knaff!
    Natürlich gab es sowas, nur war es die Regel?
    Ich lerne gerne dazu...Grüsse Thomas


    Hallo zusammen,


    eine andere interessante Frage ist;


    Wenn drei Läufe "verglüht" sind dann war schon 1 Lauf als Schwarzbestand


    vorhanden ! Was war nach dem die Läufe "verglüht" waren ? MG ausgefallen ?


    Nach m.E. ist hier das wechseln des heissgeschossen Laufes gemeint.


    Also drei mal den Lauf gewechselt.

    Gruss Dieter

  • Hallo Thomas!


    Die Regel war das sicher nicht.
    Aber mir fiel, während ich diese Rubrik las, besagter Bericht wieder ein.


    Da hat sicher eine Materialbelastung jenseits aller Obergrenzen stattgefunden.


    Grüße Niki

    ...VIRIBUS UNITIS...

  • Hallo Karat und alle anderen Freunde!

    Quote

    Original von Karat
    ...Läufe im ständigen Wechsel mit Dauerfeuer belastet werden.Dies wird selten der Fall sein ....

    Genau das war mein Anliegen...Dauerfeuer kam mit Sicherheit vor... wer hält im Bedarfsfall nicht einfach drauf....aber die Regel dürfte das nicht gewesen sein.
    Das alles natürlich unter dem Gesichtspunkt der Frage von Richi, wie lange so ein Lauf "hält"!
    Je nach Beanspruchung... =)
    Ich mach jetzt erst mal nen Boxenstop...plöpp! :D

  • Hallo Dieter, Niki, Richi...ich lad jetzt erstmal nach und dann schreib ich wieder...manno, hier geht es aber Schlag auf Schlag! :D

  • Richi54


    Der Mann hieß Hein Severloh und hat ein Buch geschrieben mit


    dem Titel " WN 62 ".


    Ich kann mich an Textstellen erinnern wo er von heißem Lauf schreibt,


    das ein genaues Schießen nicht mehr möglich war , als sich die Züge und


    Felder im Lauf verzogen; bzw. wegglühten.


    Ich such das Buch mal raus und lese nach.


    Grüße vom Rhein


    Markus

  • Hallo Dieter!


    Soweit mir erinnerlich im Originaltext der Augenzeugenbericht von Ernst Altenweissl, Bergbauer aus Osttirol, Obergefr. einer Geb.Div. und Schütze1 am MG 42 über einen englischen Sturmangriff in Monte Cassino:



    "Woll, daun sein auf amoi so schwoaze Teifi kemma - söll haun mia no nia gesahn- mit Messa zwisch´n dö Zähnd - grausig sog i da.


    Oh höllischa Zwölfa, uns is aundas wuan.


    Mia haun g´schoßa und g´schoßa, wia waun da Leibhaftige kemma tat - wia olle scho hin woan haun mia imma no g´schoßa.


    3 Läuf haun i ma ruiniert - da Leitnant hot viellecht an Schleim auf mi g´hobt."



    Obwohl vor fast 30 Jahren erzählt haben sich diese Worte in mein Gedächtnis gebrannt; und wollte ich sie euch nicht vorenthalten.

    ...VIRIBUS UNITIS...

  • Schönen Dank für die Erläuterung Niki...es bleibt halt das über, was es nicht gegeben haben kann!
    Ich kann mich nicht erinnern, das ein MG-Trupp soviele Ersatzläufe hatte...bei der BW hatten wir gerade mal einen.
    Und ich wiederhole mich: Ein gezielter Feuerstoss war selbst für MG-Schützen die Regel...nicht das Dauerfeuer, obwohl es die Waffe ...für sehr kurze Zeit...hergab!
    Schönes Gespräch hier.... =)

  • Hallo,
    jedenfalls wurde selbst im Gefecht der glühende Lauf gewechselt. Mein Vater hat mir mal von einem Massenangriff von der Roten Armee 1943 berichtet. Die Infantrie griff in Massen über deckungslose Steppe die Stellungen seiner Kompanie an. Nur jeder Dritte oder Vierte Rotarmist hatte überhaupt ein Gewehr. Die MGs haben die Rotarmisten zu Massen einfach "umgemäht". Dann mußte beim MG im Graben meines Vaters der Lauf gewechselt werden. Genau zu diesem Zeitpunkt hat das nächstliegende MG das Feuer eingestellt. Später hörte mein Vater, dass dieses MG einen Defekt hatte.
    Obwohl nun alle Soldaten mit ihren Gewehren wie panisch schossen waren die Rotarmisten fast bis auf Handgranatenwurfweite heran. Als auf einmal ihr MG wieder schoss und alles im näherer Umgebung "ummähte". Mein Vater hat in dem Chaos nicht mal mitbekommen das sein bester Freund neben im starb. Wie die Roboter hätte jeder geschossen.
    Das zeigt mir das selbst in schwersten Kämpfen der glühende Lauf gewechselt wurde, denn sonst war er hin bzw. man konntte nicht mehr genau schießen
    Gruß Martin

    ML

  • Hallo Nicki,



    und Recht hat der Lt. gehabt.


    Aus der Situation ist es verständlich das geschossen wurde was das Zeug hielt.
    (Bekämpfung der eigenen Angst)


    Zur Bekämpfung des Gegners aber unsinnig und wenig effektiv.


    Wenn ich noch recht entsinne ist das MG am effektivsten bei Garben


    zwischen 5 und 15 Schuss.


    Die Nerven müssen dann natürlich auch mitspielen denn es ist einfacher


    den Fingen krum zu lassen bis der der Gurt durch ist als ständig abzusetzen


    und das Ziel neu aufzunehmen.

    Gruss Dieter

  • Tja Dieter, da sind wir einer Meinung!
    Das eigentliche "Problem" ist, das wir alle erstklassige Theoretiker sind, die ihr Wissen aus Büchern beziehen oder ihre Erfahrungen bei der BW gesammelt haben!
    Aber Hand aufs Herz...wissen wir wirklich, wann ein Lauf zum Glühen gebracht wird oder wieviele Wechselläufe zur Verfügung standen?
    Ich nicht...Grüsse Thomas


    Edit: Verdammte Rechtschreibung

    Edited once, last by Huba ().

  • Hallo,
    ein Feuerstoss von 500 Schuss und das Rohr ist weissglühend.und der Pulverschleim läuft überall heraus. Als MG-Schütze erlebt
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

    Edited once, last by Rainer ().

  • Hallo Thomas!


    Wie Recht Du hast! Um beim Theoretisieren zu bleiben : Ich nehm´ halt mal an , daß ein MG-Nest in einer ausgebauten Abwehrstellung, die noch dazu seit geraumer Zeit immer- und immerwieder angegriffen wird- mehr MG-Läufe in petto hat als ein BW-MG Trupp beim Manöver.


    Pfiat Di


    Niki

    ...VIRIBUS UNITIS...

  • Hallo Thomas,


    das ist wohl wahr und ich kann die da nur zustimmen.


    Wir können nur Aussagen von Zeitzeugen hinterfragen und darauf


    abklopfen ob sie plausibel sind.


    Ich kann nur sagen das ich bei der Beschäftigung mit der Wehrmacht


    festgestellt habe das die "Regel/Vorschriften" bis zu Schluss immer noch


    Eingehalten wurden was in der Rückschau fast nicht vorstellbar ist.

    Gruss Dieter