Palliativmedizinische Versorgung schwerstverwundeter und -sterbender Soldaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg

  • Hallo, ich habe mir den Aufsatz durchgelesen und fand ihn sehr interessant und er hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen.

    Danke dafür

    welche Zustände muss es auf den Verbandsplätzen gegeben haben und wie schwer war die tägliche Arbeit vom Sanitätspersonal.

    noch erschreckender ist, das offenbar auch heute militärisches Sanitätspersonal noch immer nicht ausreichend geschult und angewiesen ist wie mit sterbenden Soldaten umgegangen werden soll.

    Gruß Sascha

  • noch erschreckender ist, das offenbar auch heute militärisches Sanitätspersonal noch immer nicht ausreichend geschult und angewiesen ist wie mit sterbenden Soldaten umgegangen werden soll.

    Hallo Sascha,

    das ist jedoch nur Teil des Problems !
    Nicht ohne Grund wurde in der Studie relativ früh auf die Bedeutung der
    "Sichtung"/"Triage" verwiesen. So unmenschlich wie es auch sein mag,
    dient sie v.a. dazu, beim Massenanfall von Verwundeten knappe sanitätsdienstliche
    Ressourcen nicht an "aussichtslose" Fälle zu vergeuden und damit anderen
    Verwundeten, die eine reale Überlebenschance haben, zu entziehen.

    Sicherlich hat die sanitätsdienstliche Versorgung eine Schlüsselfunktion, die
    sich unmittelbar auf die Kampfmoral auswirkt, Über ihre tatsächliche Wirksamkeit
    v.a. in extremen Lagen, darf man sich aber keinen Illusionen hingeben.
    Insofern halte ich Schilderungen aus dem Kessel von Stalingrad, wo selbst Verband-
    material zur Mangelware wurde, durchaus für realistisch: In einem der letzten Lazarette
    bekamen die Krankenträger die Anweisung, die nach Sichtung durch die Ärzte
    hoffnungslosen Fälle im zugigen Flur bei heftigem Frost abzulegen, um ihnen einen
    gnädigen Tod zu gewähren.
    Da ist dann nicht mehr so sehr viel mit Palliativ-Medizin !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Da hast du sicherlich Recht.

    Die Triage ist für den der entscheiden muss sicher ein schweres Los. Wie aber schon gesagt wurde, knappe Ressourcen müssen denen zukommen die reelle Chancen aufs überleben haben.

    auch wenig beachtet wie ich finde, das oftmals der Arzt der letzte verfügbare Offizier in einem Einsatzraum war. Diese Ärzte verteidigten nicht selten die Verbandsplätze oder führten Gegenstöße an.

    Ich habe Unterlagen die belegen das ein Arzt des IR162 mit der bronzenen Nahkampfspange,dem Infanteriesturmabzeichen und EK1 und EK2 ausgezeichnet wurde.

    Ich denke einen Teil der Auszeichnungen hat er sicher nicht für seine ärztliche Tätigkeiten erhalten.

    Die Bemühungen um die Gesundheit der anvertrauten Patienten bedeutete wohl nicht nur deren medizinische Versorgung zu gewährleisten, sondern sie mit der Waffe in der Hand vor weiterem Schaden zu bewahren.

    Gruß Sascha

  • Hallo,

    es ist geschichtlich überliefert und es war Tradition, dass nach geschlagenen Schlachten die Schlachtfelder abgegangen wurden (meist von älteren, erfahrenen Soldaten), um Verwundeten den Gnadenstoß zu versetzen, natürlich wurde dabei auch gefleddert, aber beides gehörte zusammen.
    Auch wenn es uns aus heutiger Sicht unmenschlich erscheint, aber der Begriff Gnadenstoß sagt im Grunde schon alles. Als unmenschlich galt es, einem Verwundeten diesen Gnadenakt zu verweigern.

    Nachbemerkung: Der, dessen Geburtstag wir morgen feiern, erhielt durch einen römischen Legionär mit einer Lanze den Gnadenstoß. Ich habe bis heute niemanden gehört, der sich darüber aufgeregt hat.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

    Edited once, last by Paul Spohn (December 23, 2017 at 4:29 PM).

  • Guten Abend,

    Wir haben früher jedes Jahr mit unserer Miliz und den dazugehörigen Ärzten am Truppenverbandsplatz geübt.
    Das schwierigste Kapitel war die Triage und dann die Hoffnungslosen.
    Es gab dann immer welche die sich davor Drückten dort zu Arbeiten.
    Bei größeren Übungseinlagen kam dann schon ein mulmiges Gefühl auf wenn mehrere Patienten in das extra Zimmer kamen und wir wussten das bei der nächsten Einlage das Morphium knapp werden würde für die Hoffnungslosen.

    Diese Situation wurde dann meist dadurch entschärft das Plötzlich wieder Anschlussversorgung gegeben war oder das auch die Hoffnungslosen Abtransportiert wurden.
    Dies hinterließ immer wieder eine bedrückte Stimmung und wir wollten nicht genau wissen wie es im Einsatz war.

    Grüße
    Ralf

  • Nachbemerkung: Der, dessen Geburtstag wir morgen feiern, erhielt durch einen römischen Legionär mit einer Lanze den Gnadenstoß. Ich habe bis heute niemanden gehört, der sich darüber aufgeregt hat.

    Hallo Paul,

    ich denke mal, eine "Exekution" ist mit einer Verwundung im Gefecht kaum vergleichbar.
    Eine der festgeschriebenen Aufgaben des Kommando-Führers bei einer standrechtlichen
    Erschießung war eben der "Gnadenschuss".

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo, nur so am Rande.

    Hauptmann Longinus überprüfte mit seiner Lanze durch einen Stich in die Seite den Tod Jesu, er gab ihm damit nicht den "Gnadenstoß"

    Ich ziehe meinen Hut vor Ärzten die in extremen Situationen die Triage betreiben müssen.

    Ausnahmesituationen erfordern halt extreme Entscheidungen damit möglichst viele Leben gerettet werden können.

    Ich musste am 27.12.2012 über Leben und Tod meines Vaters entscheiden, das und die Tage davor haben mir für immer mein Weihnachtsfest verdorben.

    sich für den Tod eines Menschen zu entscheiden ob es ein Arzt tut oder ein Angehöriger ist eine der schwersten Entscheidungen des Lebens.

    sorry fürs abdriften, aber die Zeit ist halt gerade wieder da...

    Gruß Sascha

  • Moin,

    in in der Tat ist die Leistungen der Sanitäter und Ärzte im Krieg nicht hoch genug zu bewerten.
    Dennoch ist es nie der Arzt, der über Leben oder Tod entscheidet. Das steht ihm weder zu noch ist es ihm überhaupt möglich, da dies fast immer (wenigstens objektiv gesehen) von medizinischen Determinanten, sprich den Umständen bestimmt wird.
    Die Frage nach der Priorität von (mitunter lebensentscheidenden) Behandlungen wird jeden Tag in kleiner oder größer Form überall dort gestellt bzw. Beantwortet, wo Ärzte tätig sind.
    Wir Menschen, ob Ärzte, Angehörige oder unmittelbar Betroffene, dürfen uns allerdings nie anmaßen, die Entscheidung über Leben oder Tod zu treffen. Weil wir es nicht können. Denn zu dem Zeitpunkt, wenn diese Frage aufgeworfen wird, ist es im Grunde schon zu spät. Nicht mehr Leben oder Tod sind dann die Alternativen, sondern nur die Frage nach Leiden oder Erlösung. „Gnade“ ist an dieser Stelle sicherlich kein völlig falscher Begriff.

    Der Tod gehört zum Leben dazu. Jeder von uns muss und wird irgendwann sterben. Das ist so. Indem wir vor dieser Tatsache heutzutage allzu gerne die Augen verschließen, wird es trotzdem nicht anders.
    Für viele, die in welcher Rolle auch immer unter und in diesem Krieg leiden mussten, erschien der Tod in der Tat als eine gnadenreiche Erlösung.

    Weihnachten feiern wir Genau deshalb , weil wir Christen uns über die Geburt dessen freuen, der mit seinem Tod die Allmacht des Todes überwunden hat. Weihnachten und Ostern gehören daher unbedingt zusammen. Die meisten Menschen haben das sehr wahrscheinlich ausgeblendet.

    Weihnachtliche Grüße von
    Justus

    Edited once, last by EnkelJustus (December 23, 2017 at 11:37 PM).

  • Hallo,

    Hallo,

    es ist geschichtlich überliefert und es war Tradition, dass nach geschlagenen Schlachten die Schlachtfelder abgegangen wurden (meist von älteren, erfahrenen Soldaten), um Verwundeten den Gnadenstoß zu versetzen, natürlich wurde dabei auch gefleddert, aber beides gehörte zusammen.

    Das " besorgte" in früheren Zeiten die arme Bevölkerung, nachdem die Schlacht geschlagen war, sofern sie nicht daran gehindert wurde.
    Siehe auch Vorgeschichte zum Roten Kreuz.

    Gruß Karl
    Edit: Korrektur

    Edited once, last by Karl Grohmann (December 25, 2017 at 12:07 PM).

  • Halllo,

    Nach meinem Kenntnisstand ist dieser Aspekt bisher wenig betrachtet worden.

    Es mutet doch etwas seltsam an, dass ausgerechnet diese Streitkraft sich solcher ethischen Fragen widmet. Jene Streitkraft, welche im Ernstfall die eigenen Soldaten abgeschrieben hat. Die immer zittern muss, dass ein Helikopterpilot von verbündeten Nationen anwesend Ist, um die Verwundeten in wagemutiger Aktion zu bergen. Von rechts wegen ist keinerlei Rettung eingeplant, wahrscheinlich um jegliches Heldentum vorab im Keim zu ersticken.

    Aber zum eigentlichen Thema zurück, man merkt dem jungen Doktoranden vollauf seine Hilflosigkeit und das geschichtliche Desinteresse an. Schon Napoleons Winterfeldzug hat nicht nach humanen Aspekten stattgefunden. Vom deutsch-russische Zweikampf in den Steppen Russlands ganz zu schweigen. Man wird sehen, in wie weit sich dieser sozalwissenschaftliche Jüngling die Arbeit macht, um einen Einblick in die Praxis zu erhalten. Im Geiste sehe ich Abertausende von Militärseelsorgern, Sanitätern und Krankenschwestern zornig im Grabe rotieren, weil deren aufopferungsvoller Einsatz im Sterbezimmer und beim Rosenkranz verheimlicht bleibt bzw. bagatellisiert wird.

    Man wird sehen
    Frohe Weihnachten

    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    zu Deiner Kritik am Beitrag von Nemere soviel:
    Deinen ersten Absatz könnte ich zwar spekulativ interpretieren, um zu erraten was Du uns sagen willst, aber ehrlich, keinen Bock. Vielleicht führst Du Deine Gedanken im nächsten Beitrag etwas klarer aus.
    Ähnlichen Einwurf auch zum zweiten Absatz. Pauschalkritik ist wenig hilfreich.

    Frohe Weihnachten

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul,

    soll meinen, da hat jemand gewaltig Hausaufgaben zu tätigen. In Form hunderter Tagebuchaufzeichnungen, Kriegserinnerungen. und Sonst bleibt es bei belanglosen Feststellungen von zweifelhaftem Wert. Aber bekommt ein Summa cum laude für die Methodik.

    Gruß
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,

    der von Nemere verlinkte Aufsatz gibt in seiner Kürze durchaus eine gute Übersicht über die Realitäten bei der Wehrmacht zum Thema. Der Aufriss des zukünftigen Forschungsprojektes entspricht dem allgemeinen wissenschaftlichen Standard. Sicherlich hast Du recht, dass umfangreiche Forschungsarbeit geleistet werden muss und ein Methodenkatalog nur der Anfang so eines Projektes bzw. einer etwaigen Dissertation- wie Du vermutest - sein kann. Allerdings ist
    mir noch nicht untergekommen, dass jemand für die Ausbreitung seiner Methoden promoviert
    wurde. Und so schnell gibt es kein Summa.

    Also keine vorschnelle und dazu noch resentimentgeleite Kritik, vielleicht sollten wir das Projekt im Auge behalten und sehen was dabei herauskommt. Bis dahin haben die Forscher Kredit bei mir.

    Frohes Fest

    Paul


    G-W-G'

    Edited once, last by Paul Spohn (December 24, 2017 at 10:56 PM).

  • Hallo zusammen.

    Habe diesen Beitrag gefunden u d fi de das sehr interessant.

    Weiß jemand ob die die Studie "Palliativmedizin im Sanitätsdienst der Wehrmacht"

    Dann auch durchgeführt wurde?

    Grüßle Petzi