Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft

  • Hallo zusammen,

    ich bräuchte mal ein wenig Fachwissen zu folgendem Thema:

    Wie genau verlief die Rückführung deutscher Soldaten aus englischer Kriegsgefangenschaft ? Wo wurden die POWs in Deutschland übergeben ? Wer führte diese Lager ? Wie wurde die Identität
    eines Soldaten DORT überprüft ? Welche Dukomente / Entlassungspapiere erhielt er dort?

    Diese Fragen zu beantworten sind für mich sehr wichtig. Obwohl mein Vater verheiratete war, was aus den in England geführten Papieren während seiner Kriegsgefangenschaft ersichtlich war,
    hat er sich mit falschen Vornamen und als "ledig" nach seiner Ankunft in Deutschland registrieren lassen. Dieses Dokument liegt mir vor. Nur wie war es möglich, in Munsterlager oder wo immer er auch
    hingebracht wurde, eine falsche Identität anzunehmen ???

    Der Grund seines Handelns lag darin, das er nicht wieder in die von Russen besetzte Zone von Berlin, seinem Wohnort , zurück wollte. Obwohl dort Frau und Kinder warteten.........aber das ist eine andere Geschichte.

    Ich habe das Internet rauf und runter gesucht, auch auf vielen englischen Seiten, aber nicht zum Prozedere der Entlassung gefunden.
    Bin für jeden Tip dankbar, danke im Voraus

    Gruß aus Köln
    Manni

  • Hallo Manni,

    Die letzten Rückfuhrungen von deutscher Soldaten aus englischen Kriegsgefangenschaft endeten in 1949.
    Aber viele wollten nicht nach Deutschland zurückkehren, als ihre Heimatstadt im sowjetischen besetzte Zone war.
    Diese Gefangenen beschlossen in Großbritanien oder in einem andere Land zu bleiben, wo Sie als " DPs " ( Displaced Persons ) wurden.
    Andere heiraten junge Mädchen des Landes.
    Also mit stichworte : Displaced Persons, DPs, Vertriebene, personnes déplacées, googlen.

    Grüße
    Fredy

    Suche alles auf die Grenadier-Brigade-Cottbus (aus den Ersatztruppen "Großdeutschland")

  • Hallo,

    die letzte im Soldbuch eingetragene Heimatadresse war auch immer die Entlassungsadresse für Kriegsgefangene. Für diese Adresse bekamen sie dann auch am Entlassungsort in Deutschland ihre Papiere (kann leider nicht sagen welche Papiere es waren) und, das Wichtigste, die Fahrkarte in den Heimatort. Dort angekommen unterlagen sie wieder den deutschen Meldegesetzen.
    Mein Vater erzählte über seine Entlassung aus britischem Gewahrsam, dass es ihm gelang in Munsterlager seine Entlassung so zu gestalten, dass er nicht zu seinen Eltern nach Dortmund die Papiere inkl. Fahrkarte bekam, sondern direkt zu seiner Verlobten (meiner Mutter) nach Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Was für mich darauf hindeutet, dass bei der Entlassung einiges möglich war. Die Probleme begannen erst nach seiner Ankunft dort, als er sich polizeilich anmelden wollte, ihm wurde beschieden, dass er im Dorf nichts zu suchen hätte, er solle doch zu seinen Eltern gehen. Man habe genügend Flüchtlinge und Heimkehrer, man werde ihn nicht registrieren. Erst das Einschreiten seines zukünftigen Schwiegervaters (mein Opa) führte dann zur Anmeldung und Legalisierung seines Aufenthalts.
    Ich würde sagen, dass die Entlassung aus britischen Gewahrsam mit einem veränderten Vornamen wohl ziemlich einfach möglich war, dass dadurch aber noch lange keine neue Identität erreicht wurde. Da gab es noch die Geburtsurkunde und andere Nachweise, die zu einer Identitätsklärung herangezogen wurden. Natürlich war es leichter sich eine neue Identität zuzulegen, wenn man es darauf anlegte, aber ein wenig sollte man sich schon ausgekannt haben, um einen Standesbeamten zu täuschen. Die veränderten Entlassungspapiere waren vielleicht ein erster Schritt hin zu einer neuen Identität, aber mehr auch nicht.
    Denn der Identitätswechsel musste deutschen Gesetzen und Verordnungen genügen.

    Weitere Recherche im Detail wird wohl unerlässlich sein, um zu verstehen wie es gelang. Du solltest Dich an die relevanten Meldebehörden wenden, um heraus zu bekommen, wo die alte Identität geblieben ist ( eingetragen als verstorben, gefallen, vermisst, ausgewandert etc.) und wo die neue Identität erstmals auftauchte.


    Gruß

    Paul


    G-W-G'

    Edited once, last by Paul Spohn (December 5, 2017 at 12:31 PM).

  • Hallo Christa, Fredy und Paul, vielen Dank für die Antworten.........

    Paul, wie du sagtest, es war wohl einfach, den Namen oder die Anschrift bei seiner Rückkehr nach Deutschland zu wechseln oder wenigstens zu verändern.
    Bei meinem Vater kam dazu, das er bei seiner Gefangenname keinen Wehrpass mehr besaß, sondern lediglich ein anderes Dokument, was zumindest Name und Einheit bestätigte.

    Mir ging es bei meiner Frage auch darum: wie kamen die Gefangenen nach Deutschland ...klar, erst mit dem Schiff. Aber dann ? Mit dem Zug ? Wohin wurden sie gebracht? Munsterlager oder gab es noch andere Stellen ? Wer führte die Aufnamelager und wie genau war die Aufnameprozedur......Das Web gibt da leider nicht viel her.......bin für jeden Hinweis dankbar

    Nochmals danke und Gruß aus Köln
    Manni

  • Hallo

    ein Zeitzeuge berichtet über seine Entlassung aus dem Entlassungslager Bremervörde/Hesedorf:


    "Endlich, am 17.07.1945 bekomme ich mein gelbes Dreieck angenäht und habe meine Entlassungspapiere in der Hand."


    das gelbe Dreieck stand "intern" (nur bei den Engländern?) für entlassenen ehemaligen Wehrmachtssoldaten?
    oder gibt es da einen weiteren Hintergrund?

    im www habe ich dies gefunden - siehe Scan

    danke Uwe

  • Hallo Uwe,

    das gelbe Dreieck wurde über der linken Brusttasche angenäht und getragen.

    Siehe:

    https://www.forum-der-wehrmacht.de/wcf/index.php?…sschein-d2-pdf/

    dort im Anhang wird das gelbe Dreieck ebenfalls erwähnt.

    Die Entlassung eines Internierten, nicht eines Kriegsgefangenen, aus einem Internierungsgebiet.

    Das gelbe Dreieck scheint wohl allgemein bei den Briten für zu entlassende Wehrmachtssoldaten als Kennzeichen gegolten haben und wurde unmittelbar vor der Entlassung und dem Abtransport ausgegeben.

    Ich weiß aber nicht wie die anderen Alliierten verfuhren.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul, nochmals danke - freut mich sehr

    mein Zeitzeuge setzte bei Ferchland über die Elbe, kam in amerikanische Gefangenschaft - zuerst ins Lager Calbe an der MIlde,

    Mitte Juni übernimmt der Engländer das Lager. Verlegung nach Bühne (heute Ortsteil der Stadt Osterwieck im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt),

    weiter verlegt über Celle nach Lüchow - also Gebiet II - siehe dein LInk

    dann noch nach Otterndorf in der Nähe von Cuxhaven und von da ins Entlassungslager Bremervörde/Hesedorf (nach Meldung als "Landwirt")

    Uwe

  • Hallo zusammen,

    zuerst einmal einen herzlichen Dank für die vielen Informationen, die ich schon vor meiner Registrierung aus diesem Forum ziehen durfte.

    Ich bin auf der Suche nach Infos über meinen Vater. Es gibt nur wenige Dokumente, einige Postkarten, wenig militärische Dokumente. Ich fange praktisch hinten mit meiner Suche an.

    Auf dem Entlassungsschein erscheint ein Stempel "Disbandment Controlunit 42". Kann mir jemand sagen, ob das ein Lager ist?

    Weiterhin ist handschriftlich eingetragen "Discharged from the W.D.C. Münster", wobei Münster sehr schwierig zu lesen ist. Münster ist jedoch auch der Heimatort meines Vaters gewesen. "W.D.C." bedeutet

    "War Department Constabulary" wie ich inzwischen weiß und scheint wohl eine militärische Polizeiorganisation gewesen zu sein.

    Interessanterweise scheinen diese Entlassungsscheine weniger die Erlaubnis gewesen zu sein, die Kriegsgefangenenschaft zu verlassen, als vielmehr (auch?) die offizielle Entlassung als Soldat. So ist ein Eintrag "was discharged on ... from the L.W."

    Das Wichtigste wäre mir erst einmal zu erfahren, aus welchem Lager (und wo dieses war) mein Vater entlassen wurde.

    Gruß und schönen Dank (Und eine Warnung: Ich habe da noch eine Menge Fragen ...)

    Paul Heinrich

  • Hallo,

    vielleicht ist ähnliche Frage schon mal beantwortet worden...

    Was mich brennend interessieren würde ist, gibt es eine Liste deutscher Soldaten, die nach England deportiert wurden (Gefangene) ? Ich weiß nur, dass mein Onkel Schütze auf einem Panzer war und in Frankreich in die englische Gefangenschaft geriet. Er wurde nach England gebracht, wo er zwangs arbeiten musste. Er kam wohl Ende der 40er wieder frei. Leider habe ich keine genauen Daten zur Einheit, Feldpost usw.

    Kann mir jemand helfen?

    Vielen Dank im Voraus

    Der Moosburger

  • Hallo,

    Quote


    Leider habe ich keine genauen Daten zur Einheit, Feldpost usw.

    da kann die WASt weiterhelfen.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941