Wast-Unterlagen bekommen- suche Informationen zu meinem Großvater

  • Hallo an alle Forumsmitglieder,

    Ich bin neu hier und habe erst jetzt Nachrichten über meinen Großvater bekommen.

    Ich habe ihn leider nicht mehr kennengelernt um ihn selbst zu fragen, habe jetzt aber einige Auskünfte von der WAST Berlin bekommen was aber wiederum Fragen aufwirft.
    Mein Großvater wurde am 11.09.1944 eingezogen. Es gibt keine Personalpapiere mehr, aber eine Erkennungsmarke: und so was wie eine Laufbahn:

    -115-7./Bau Pi.Ers.u.Ausb.Btl.3

    Truppenteile:
    ab 11.09.1944 1.Ausbildungs Kompanie Bau Pionier Ersatz und Ausbildungs Bataillon 3 Standort Crossen/ Oder

    lt. Meldung vom 06.01.1945 1.Kompanie Bau Pionier Bataillon 415
    Unterstellung: Heeres gruppe Mitte / Nord Einsatzort Ostpreussen


    lt. Meldung vom 21.03.1945 5.Kompanie Grenadier-regiment 9
    u.lat Meldung vom 22.03. 1945 Unterstellung: 24.Panzer -Division Einsatzraum Ostpreussen

    Verstorben 22.03. 1945 im Lazarett Pillau infolge Granatstecksplitterverletzung linke Kniekehle, phlegmonöse Erysipel ( Wundrose)

    Jetzt würde ich gerne folgendes wissen, was bedeutet das, seine Laufbahn was hat er denn tatsächlich gemacht, wie kann ich mir das vorstellen. Ich habe auch das Buch gelesen: Die letzten Tage von Pillau , was mich sehr berührt hat . Doch was war die Aufgabe meines Großvaters kann man das erkennen anhand dieser Laufbahn?
    War das schon die Ostfront hat er gegen die rote Armee gekämpft und wie, mit was im Panzer, oder hat er wie fast alle Soldaten den Flüchtlingen geholfen, über die Ostsee zu kommen?
    Vielleicht könnt ihr mir ja was dazu sagen, so dass ich ein paar Fragen klären kann.

    Weiterhin gibt es keine Angaben über die Grablage. Wo ist mein Großvater begraben, irgendwo neben dem Lazaret oder gibt es nur die große Grabstelle in Pillau an der Mole? Und wer kann mir darüber Auskunft erteilen? Und wo gibt es die Unterlagen zu seinem Tod, also Totenschein oder wer stellte die Mitteilung zum Tode meines Großvater aus? Laut WAST wurde der Sterbefall erst am 12.05. 1947 dem Standesamt Herzberg/Elster zur Beurkundung angezeigt.

    Liebe Teilnehmer ich wäre sehr dankbar wenn ihr mir ein bischen weiterhelfen könnt.

    Edited once, last by pillau (October 7, 2017 at 1:24 PM).

  • Moin pillau,

    ich habe mal in den Tessin-Bänden geschaut und folgendes gefunden:
    Alles was deinen Opa betrifft ist in Kursiv geschrieben.
    Baupionier-Ers. u. Ausb.Btl. 3 * 31.7.1944 geteilt in Ers. und Res.Btl; Ers.Btl. in Crossen,
    31.8.1944 umbenannt in Bau.Pi.Ers. u. Ausb.Btl. 3, erhielt 1945 Fp.Nummer; Einsatz
    an der Oder.
    Baupionier-Ausb.-Btl. 3* 21.7.1944 in Crossen WK III durch Teilung des Bau-Pi.Ers. u. Ausb.Btl 3;
    der Hgr. Mitte zum Ausbau der Ostpreußenstellung zur Verfügung gestellt;
    1944/45 umbenannt
    U.(Unterstellung): .... 1.6.1943 Div. 433, 1.11.1943 Div. 143 (Unterstellung müsste eigentlich Res.Div. 143 ab dem 18.09.1942 sein)
    Baupionier-Btl. 415 * seit 19.8.1943
    U: ....1945 Hgr. Mitte/Nord in Ostpreußen
    Grenadier Regiment 9http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/G…imenter/GR9.htm


    Grüße Michael
    Ps. Quelle: Tessin-Band 3/186 u. 10/125

  • Hallo und willkommen,

    Weiterhin gibt es keine Angaben über die Grablage. Wo ist mein Großvater begraben, irgendwo neben dem Lazaret oder gibt es nur die große Grabstelle in Pillau an der Mole? Und wer kann mir darüber Auskunft erteilen?

    du solltest mal beim Volksbund über die Online Gräbersuche suchen, vielleicht gibt es dort einen Hinweis zu Deinen Opa,

    http://www.volksbund.de/graebersuche.html

    schöne Grüße aus Südtirol

    Reinhard

    Suche alles über das SS-Polizei Regiment Brixen und die 31.SS-Freiwilligen-Grenadier-Division

  • Hallo,
    mit dem Namen und Geburtsdatum deines Großvaters könntest du mal beim Volksbund in der Gräbersuche schauen ob da etwas gelistet ist.

    http://www.volksbund.de/graebersuche.html

    sollte dort nichts gelistet sein, würde ich vermuten das er auf einem Friedhof beigesetzt wurde der vom Lazarett angelegt/genutzt wurde.

    Die meisten Lazarette hatten auch Friedhöfe da es ja öfter vor kam das ein Verwundeter verstarb.

    Wobei Pillau vermutlich nicht nur ein Lazarett hatte.

    PS: Reinhard war schneller

    aber alles nur Vermutungen

    Gruß Sascha

  • Hallo Michael, Hallo Peter,

    @Michael vielen Dank für deine Antwort , die links und auch die Erklärungen, wie ich mir dass mit meinem Großvater vorstellen kann, also wenn ich es recht verstanden habe, ich habe mich durchgeklickt, wurde die Division zur Abwehr und Gegenangriffen in Süd-Ostpreußen eingesetzt, also es folgten Abwehrkämpfe vom 21.-27 März 1945 im Ermland und auch in der Zeit der Rückzug auf den Brückenkopf Heiligenbeil. Ende März 1945 wurde die Division noch über die Ostsee zur Frischen Nehrung bei Pillau transportiert.
    Könnte ich dann davon ausgehen, dass mein Großvater bei Abwehrkämpfen eingesetzt wurde um die rote Armee abzuwehren. Dann auch Flüchtlingen und Verletzten die Flucht über die Ostsee zu ermöglichen? Ich hoffe ich habe das jetzt richtig ausgedrückt.
    Doch wie und mit was hat er abgwehrt, war er da in einem Panzer oder wie kann ich mir das vorstellen? Durch das Buch: die letzten Tage von Pillau, wollte ich mir einen Eindruck verschaffen, ich wollte versuchen mich dem Geschehen anzunähern und etwas nachzuerleben, einen Eindruck zu bekommen wie sich mein Großvater gefühlt hat und ich denke es war der absolute Horror.
    Ja, die Wast hat mir ja geschrieben, dass sie nicht wissen wo mein Opa begraben ist, so werde ich jetzt mit Hilfe deines links mich an den Vksg Suchdienst wenden. Die Dienstmarke lag bei der WAST ja noch vor, darf ich die einfordern, ist es erlaubt mir diese auszuhängigen? Wisst ihr was darüber?

    @ Peter,
    wie wäre denn die richtige Ausdrucksweise und wieso ist es falsch so zu schreiben? Hat man das in dieser Zeit es anders genannt? Wie mir mein verstorbener Vater erzählte war mein Großvater sehr unglücklich darüber noch in den Krieg zu müssen, für was hatte er sich immer gefragt. Für meine Großmutter und die Kinder war es schrecklich und sie hatten große Angst. Und wenn ich dann schreibe eingezogen, dann zeigt es ja, dass er nicht freiwillig gehen wollte.

    Vielen Dank für eure Antworten und Hinweise

    Grüße Gabriela

  • grüß dich Gabriela,

    das Datum Ist falsch: nicht 1945, sondern 1944 wurde dein Großvater eingezogen. Das solltest du ändern.

    lg, Waltraud

    Edited once, last by WMeier (October 7, 2017 at 1:01 PM).

  • Moin Gabriela,

    Quote

    deines links mich an den Vksg Suchdienst


    ich weiß nicht in wie weit der VKSVG noch tätig ist. Das Forum ist eigentlich nur noch zum lesen. Neue Beiträge sind da Fehlanzeige.
    Ich würde da Saschas Weg bevorzugen..

    Und zu der Ungewissheit wie und mit was dein Großvater dort gekämpft hat wird wohl immer im Dunkel der Geschichte bleiben.
    Die Zeitzeugen gibt des kaum noch. Da bleiben nur Bücher, Dokumentationen und deine Fantasie.

    Grüße Michael

  • Danke an euch, ich werde am Montag mich drum kümmern bezüglich der Grabsuche. Vielleicht habe ich Glück und finde es heraus, dann werde ich es berichten.

    @Michael, ja ich dachte halt aufgrund 24. Panzerdivison, dass es was mit Panzern zu tun hat, dass mein Großvater im Panzer gekämpft hat, doch hat man da nicht eine gewisse Sicherheit? Wie konnte er dann Granatsplitter abbekommen. Also ich kenne mich mit Panzern und Waffen überhaupt nicht aus, dachte halt es sei logisch, dass er dann mit Panzern zu tun hat, aber so wie ich dich verstanden habe ist das nicht zwangsläufig, also es heisst nur Panzerdivision und dennoch kämpft man auch mit anderen Waffen? Oder war es so weil kurz vor Kriegsende sowieso alles nur noch Chaos war und man das nahm was noch da war?
    Es ist schade, dass ich meinen Großvater nicht kennengelernt habe um das zu fragen, jetzt fragt mein Sohn ich kann so wenig beantworten. Mein Vater konnte mir auch nichts sagen, der war bei Kriegsende17 Jahre und sein Vater kam ja nicht mehr zurück.

    Ich wollte auch wissen was mein Vater gemacht hatte und habe auch die Ergebnisse der Wast, die ich gelegentlich mal einstelle,weil ich das auch nicht verstehe,er war ja noch sehr jung und die Laufbahn ist mir unverständlich und vor allem wusste ich es noch nicht mal als er lebte.
    Er hat mir immer nur von den Engländern erzählt und wie sie sich als Siegermächte benommen haben aber wo er war, dass habe ich auch jetzt erst erfahren.( ich hoffe ich habe das richtig ausgedrückt)

    Wie so vieles aus meiner Familie, ich glaube sie waren traumatisiert , es war ein tabu und niemand wollte mehr davon erzählen. Selbst meine Mutter, die noch lebt und die ich gefragt habe: hast du davon gewusst ? Sagt nein sie hätten sich nie über den Krieg unterhalten und von meinem Vater und Großvater wo die waren und wie es ihnen damit ging hätte sie auch nichts gewusst, auch nicht von meiner Großmutter die das Kriegsende in Herzberg / Elster mit kleinem Kind erlebt hat, und sehr schlimme Erlebnisse hatte mit der roten Armee. Was auch immer ein tabu war.
    Jetzt erst kommen so ein paar puzzleteile zusammen und ich kann so manches Verhalten im nach hinein verstehen.

    Grüße Gabriela

  • Hallo Gabriela,

    ich will mal versuchen Dir in einer für Laien verständlichen Sprache einen ungefähren Eindruck zu vermitteln unter welchen Umständen und wo in etwa Dein Großvater ab Januar 1945 bis zu seinem Tod lebte.

    Zunächst, er wurde in der Tat als Jahrgang 1905 sehr spät (Herbst 1944) im Krieg eingezogen. Dafür kann es sehr unterschiedliche Gründe geben, z.B. gesundheitliche oder er war wegen seines Berufes unabkömmlich, aber es gab auch noch andere Gründe.

    Seine erste Zeit verbrachte er bei einer Ausbildungseinheit bei den Pionieren, wo er zunächst (wie alle neuen Soldaten) eine infanteristische Ausbildung durchlief, vermutlich in einer stark verkürzten und komprimierten Form. Darüber hinaus wird er zumindest die Grundlagen für das Pionierwesen erfahren haben, evtl mit einer weiteren Vertiefung. Ab Anfang Januar spätestens war die Ausbildung abgeschlossen und er wurde in einer Pioniereinheit in Ostpreußen eingesetzt. Es kann sein, dass er bereits direkt in der Front eingesetzt war oder aber bei rückwärtigen Einheiten um dort Bau- und Pionierarbeiten mit seiner Einheit durchzuführen.
    Um Mitte Januar 1945 wurde die 24. Panzerdivision (PzDiv) aus Ungarn nach Ostpreußen verlegt, in die Umgebung von Elbing. Sie hatte ihre Panzer und schweren Waffen in Ungarn lassen müssen und wurde nun neu und nur notdürftig mit dem fehlenden Kriegsgerät ausgestattet (Lexikon der Wehrmacht). Vermutlich wurde Dein Großvater mit seiner Einheit um diese Zeit herum der 24. PzDiv unterstellt oder zugeordnet. Egal wie, er kämpfte fortan ab etwa Mitte Februar im Verband der 24. PzDiv. Vermutlich wird es um die Zeit keine all zu vielen originären Pionier- und Bauaufgaben gegeben haben und er wurde darum hauptsächlich als Infanterist ein gesetzt. In der anliegenden Karte kannst Du den Frontverlauf und den Standort der 24. PzDiv südlich von Braunsberg am 15. Mrz. erkennen. Über die Schwere der Verwundung lässt sich nur spekulieren, entweder war sie so schwer, dass sie ihn unmittelbar nach Pillau ins Lazarett brachte und dort die Komplikation auftrat oder aber die Komplikation brachte ihn von der Truppe ins Lazarett.
    Pillau war damals Mitte bis Ende März 1945 noch ein verhältnismäßig sicherer Ort und das Lazarett dürfte auch noch weitgehend funktioniert haben. Jedenfalls gut genug, um die Todesmeldung und Ursache an die WAST / DD in Berlin zu melden. Er wird darum auch noch anständig in einem Grab bestattet worden sein.
    Wenn Du mehr Einzelheiten über das Leben als einfacher Pinonier oder Infanteristen wissen willst, dann solltest Du einfach z.B. im WWW unter "Kessel von Heiligenbeil" nachschauen, dort sind viele Erlebnisberichte zu finden, die einen guten Eindruck vermitteln.

    Zu Deiner mehrmals geäußerten Frage ob er Flüchtlingen geholfen hat, kann es naturgemäß keine Antwort im Detail geben, sicherlich war die 24. PzDiv. daran beteiligt, dass die Flüchtlinge den Weg an das Frische Haff fanden, um über das Eis auf die Frische Nehrung zukommen.

    Ich glaube, nachdem Du Dich Deinem Großvater in seinen letzten Wochen ein wenig räumlich, zeitlich und seinen Truppenteilen hast nähern können, ist es an Dir durch lesen und lesendes Forschen Deine Eindrücke zu vertiefen.

    Beste Grüße

    Paul

  • Hallo Paul,
    ich war grade hier ein bischen suchen und war bei den Panzern- Waffen der Wehrmacht- gelandet, als ich sah dass du mir geantwortet hast.

    Ich kann es mir jetzt besser vorstellen und werde nachher noch lesen vom Kessel in Heiligenbeil auch hat mir die Karte eine Idee gegeben, wie die Orte lagen und wo er sich befand.
    Was ich noch von meinem Vater weiß, dass mein Großvater bei der Post in Berlin beschäftigt war und arbeitsmässig nach Estland, Lettland Weißruthenien und Litauen unterwegs war. Ich nehme an, dass er für die Feldpost zuständig war, denn mein Vater sagte mir mal, der Großvater hätte schreckliche Dinge gesehen, doch wenn ich dann nachfragte hieß es immer du bist noch zu klein, oder das verstehst du noch nicht.
    Oder hat die Post arbeitsmässig noch andere Dinge während des Krieges zu tun gehabt?

    Danke!!! Gabriela

  • Guten Morgen Gabriela,

    dein Großvater war bei den Grendadieren,ein späterer Name für Infanterist,er war also infanteristisch eingesetzt und nicht in einem Panzer.
    In einer Panzerdivision gab es mehrere Teileinheiten, nicht jeder saß in einem Panzer,siehe hier,
    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Zusatz/Heer/Panzerdivision41.htm
    Das mit der Post erklärt eventuell seine späte Einberufung, ab 1944 wurde alles an die Front berufen,was zur Verfügung stand.

    Hier mal was interessantes zum Lesen ,
    http://www.kurland-kessel.de/

    Servus Eumex
    Vivat Bavaria

  • Danke Eumex,
    ich bin schon die ganze Zeit am Stöbern und Lesen und habe grad ganz viel über den Kessel von Heiligenbeil gelesen, dann habe ich hier im forum lazarette gesucht in pillau - nichts gefunden, habe sie dann gegooglet, dann Gräbersuche habe ich den Namen meines Großvaters eingegeben , doch leider bin ich nicht fündig geworden und rufe Morgen in Kassel an beim Volksbund deutscher Kriegsgräber.
    Auch frage ich nach ob es einen Verwundetenzettel von meinem Großvater gibt und in welchem Lazarett in Pillau er denn war.

    Danke für die Klärung mit den Panzern, so ist wieder ein puzzleteilchen zusammen gekommen und das andere werde ich jetzt lesen. Auch hier im Forum gibt es soviel interessantes und ich nähere mich durch die vielen Fragen und Beiträge dieser unseligen Geschichte langsam an.

    Grüße aus der pfälzischen Toscana

  • Egal wie, er kämpfte fortan ab etwa Mitte Februar im Verband der 24. PzDiv. Vermutlich wird es um die Zeit keine all zu vielen originären Pionier- und Bauaufgaben gegeben haben und er wurde darum hauptsächlich als Infanterist ein gesetzt. In der anliegenden Karte kannst Du den Frontverlauf und den Standort der 24. PzDiv südlich von Braunsberg am 15. Mrz. erkennen.

    Hallo zusammen!

    Vielen Dank für diese Karte, Paul! Sie ist auch für mich sehr hilfreich und interessant (ich kannte sie bislang nicht).

    Mein Großvater kämpfte - in einer Pioniereinheit - zu dieser Zeit im Nachbarkessel bei Danzig. Er war nach Einsätzen mit der 328. und 306. Infanterie-Division im Januar 1945 an die Ostfront zurückgekehrt. Bis zum 8. Mai, dem Tag seiner Gefangennahme bei Schiewenhorst, gehörte er der 12. Luftwaffen-Felddivision an, die auf der Karte südwestlich von Praust eingezeichnet ist.

    @Gabriela: Paul hat Dir sehr umfassend und treffend geschildert, wie Du dir die letzten Kriegswochen Deines Großvaters vorstellen kannst.

    Was ich bestätigen kann (mein Opa hat immer wieder davon gesprochen): Dass Pioniere immer wieder als "Feuerwehr" im normalen Infanterie-Einsatz waren.

    Und das längst nicht nur in den letzten Kriegstagen, in denen sowieso jeder an die Front geworfen wurde, der eine Waffe halten konnte. Mein Großvater lag schon ab dem Herbst 1943, als er in den Osten kam, häufig mit seinem MG ganz vorne im Schützenloch - und baute längst nicht immer Brücken, sprengte oder legte Minenfelder an.

    Das wiederum wurde von ihm im Kessel von Danzig unter besonderen Umständen verlangt. Weil es keine Minen mehr gab, setzten die Pioniere, wie er sich erinnerte, Artilleriegeschosse mit Zünder in den Boden ein.

    Die Versorgungslage dort beschrieb er als passabel. Seine Einheit habe sich selbst verpflegt.

    Was meinem Opa nie mehr aus dem Kopf ging: Trotz der drückenden Überlegenheit der Russen scheuchte ein überzeugter Nazi-Offizier die Männer immer wieder zu vollkommen aussichtslosen Gegenangriffen hoch; mit dem Ziel, einen (!) Gefangenen zu machen.

    Was der Kessel und die letzten Kriegswochen für diese zusammengeschossenen, bedrängten Soldaten bedeutet haben, das hat mir eine "Anekdote" gezeigt, die erst einmal nichts mit Tod und Verderben zu tun hat. Sie seien so erschöpft gewesen, hat mein Großvater einmal erzählt, dass es ihnen völlig egal gewesen sei, dass die Ratten in Massen über sie hinweggelaufen seien, als sie sich in einem leeren Stall schlafen gelegt hatten.

    Lies und recherchier´ weiter - das kann ich Dir raten! Du wirst hoffentlich - auch und gerade hier in diesem Forum - noch viele weitere Puzzlestücke finden.

    Viel Erfolg, viele Grüße aus dem Süden!

    Frank/Evergreen

  • Vielen Dank Frank,
    für deine Schilderung mit deinem Großvater und auch die Erklärung mit den Pionieren und der Infanterie.

    Ja ich kann mir sogar vorstellen, dass es für meinen Großvater eine Erlösung war zu sterben.Es muss die Hölle gewesen sein und welche Sinnlosigkeit!
    Weil wie verarbeitet man das. Meine Mutter erzählte mir , mein Vater und sie haben nie über den Krieg gesprochen,sie hatte keinerlei Informationen was mein Vater gemacht hat wo er war, was mit meinem Großvater war, und sie kann sich auch an nichts von ihrem Bruder erinnern außer das er bei der Kriegsmarine war, in Odessa, aber was und wo und wie sie Kriegsende erlebt haben weiß sie auch nicht.
    . Auch was beim Einmarsch der roten Armee mit meiner Großmutter väterlicherseits passiert ist wusste sie nicht, sie haben nie über den Krieg gesprochen sondern sich ein neues Leben aufgebaut. Ja mich beschäftigt das schon,wie wenig man doch gegenseitig wusste und warum hat man nicht gesprochen war es eine Art der Verarbeitung?

    Mein Vater erzählte mir, durch die Arbeit bei der Post, war mein Opa ja schon im Baltiikum und Westruthenien rumgekommen und hat Andeutungen gemacht, dass er sehr schlimme Sachen gesehen habe.

    Ja ich habe heute bei der Kriegsgräberfürsorge angerufen und sie teilten mir mit, dass mein Großvater noch nicht gefunden sei. Es gäbe noch viele Vermisste. Sie wüssten im moment nicht wo sie graben sollten, er wurde wohl von Sanitätern oder Soldaten irgendwie und irgendwo begraben, auf einem Friedhof in Pillau.

    Sie konnten mir auch zum Lazarett nichts sagen in welchem er war und wo es stand, es hätte auch eine Schule sein können, oder irgendein Gebäude was man als Lazarett umfunktioniert hatte.
    Ich bekam den Rat, bei der WAST mich mit dem Krankenbuchlager in Verbindung zu setzten, und dort Verwundetenzettel, Krankheitsverlauf, Totenscheinausstellung anzufordern, mit der Bitte mir zu sagen ob in dieser Nacht noch andere Soldaten gestorben seien , wo man die Grablage eventuell schon kennt. Sie meinten, es könne sein dass sie zusammen begraben worden sind und somit die Kriegsgräberfürsorge dann einen Anhaltspunkt habe.

    Was mir auch neu war, dass die Soldaten mit ihren Erkennungsmarken begraben wurden.
    Ja sie wollen mich benachrichtigen wenn es was neues gibt.

    Was ich euch fragen wollte, wisst ihr ob es eine Karte gibt oder ähnliches, eine Liste wo die Lazarette in Pillau/Baltijsk eingetragen wurden?

    Herzliche Grüße
    Gabriela