Camp prisonniers de guerre Depot 148 St. Etienne

  • Mein Vater, Jahrgang 1926, war dort ab ca. Mitte 1946 interniert, war zuerst in der Kohlemine eingesetzt, was schlimm war. Dann konnte er vermutlich Anfang 1947 als Zivilarbeiter in die Landwirtschaft wechseln, wo es ihm gut ging. Wahrsch. Mitte 1948 bekam er einen Ausweisungsbefehl innerhalb 24 Stunden Frankreich zu verlassen und mit der Auflage (unter Strafandrohung) das Land fuer die naechsten 10 Jahre nicht zu betreten. Die Entlassungspapiere wurden dann im Dezember 1948 im Lager Bretzenheim ausgestellt (frz. Besatzungszone). Meine Frage ist die, war das das uebliche Verfahren bei der Entlassung, oder wurde mit SS-Angehoerigen speziell so verfahren - oder was noch moeglich ist, kann dies mit der Beziehung zu einer Französin, die er hatte, zu tun haben? Waren mit deutschen Kriegsgefangenen liierte Französinnen zu dieser Zeit noch Repressalien ausgesetzt?
    Die weitere Frage, die ich habe, betrifft den Bauernhof, wo er eingesetzt war. Koennte man irgendwo wo Unterlagen finden, welcher Hof, welche Familie dies genau war? Der Hof lag in Saint Martin, en haut oder la pleine, das wissen wir nicht.

    Edited once, last by hbc1 (September 12, 2017 at 4:26 PM).

  • Hallo Hbc1,

    Kuriosum der Geschichte, kaum 4 Jahre nach der Schur der "collaboratrices horizontales", wurden die Mischehen 1948 in Frankreich geradezu gefördert. Die Beziehung deines Vaters mit einer Französin kann also nicht der Grund gewesen sein für eine Landesverweisung mit einem 10 jährigen Aufenthaltsverbot. Diese Strafe kann eigentlich nur von einem Strafrichter verhängt worden sein. Wenn dein Vater SS-Angehöriger war, wundert mich dass er schon Anfang 1947 als Zivilarbeiter in die Landwirtschaft wechseln konnte. Der Status Zivilarbeiter (Travailleur libre) wurde im April 1947 von dem Arbeitsministerium gegründet, galt aber nicht für die 30 000 SS-Kriegsgefangenen. Diese wurden weiter, so fern sie überhaupt "arbeiten" durften, unter harten Bedingungen in den Bergwerken und in der Minenräumung eingesetzt. Erst im Sommer 1948 wurde den SS-KG gestattet, einer "gewöhnlichen" Arbeit nachzugehen. Darf ich wissen zu welcher Einheit dein Vater gehörte un wo er in Gefangenschaft geriet ?

    Zu deiner weiteren Frage kann ich dir nur sagen, dass der Bauernhof zu Saint-Martin-en-haut passen würde, dort gibt es nähmlich über 100 landwirtschaftliche Betriebe. Während sich Kohleminen bei Saint-Martin-la-Plaine befanden... 8)

    Gruss

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    Edited 2 times, last by pitt (September 13, 2017 at 1:02 AM).

  • Hallo pitt, das ist ja eine sehr substantielle Antwort! Vielen Dank. Mein Vater war bei der Horst Wessel Division, und wohl Fahrer eines Funkwagens und verlegte Telefonkabel. Er rannte bei Kriegsende vermutl. aus Suedpolen oder Tschechoslowakei tagelang vor den Russen weg nach dem Westen, hielt sich bei Furth im Wald an der bayr.-tschech. Grenze einige Zeit in einem Steinbruch verborgen, ergab sich dann aber den Amerikanern, wurde dann in Flossenbuerg interniert und 1946 ueber Tuttlingen, Strasbourg und Rennes in der Normandie nach St. Etienne transportiert. Der Transport in offenen Gueterwaegen hatte sein eigens Trauma.
    Gruesse, hbc1

    Edited once, last by hbc1 (September 13, 2017 at 9:18 PM).

  • Hallo HBC 1,
    mein Großvater war auch viele Jahre in diesem Kriegsgefangenenlager 148 und später noch im Lager 171 Camp des Sables. Auch er war Angehöriger der Waffen SS. Da ich viele Jahre schon forsche, schaue ich mal in meinen Unterlagen nach und schildere seinen Weg in die Kriegsgefangenenschaft. Bis später. Gruß lilawendo

  • Hallo HBC 1 (Gen oder Protein ?),

    Bezüglich der Gefangenschaft : wäre dein Vater im Alpenland in die Hände der FFI gefallen wäre es ihm noch viel schlimmer ergangen...

    Ausweisungsbefehl : wenn er durch die Polizei ausgehändigt wurde, so wegen Betrugs oder weil dein Vater eine Gefahr für die Öffentliche Ordnung darstellte. Eventuell auch wegen Gewalttätigkeit (zum Beispiel gegen seinen Arbeitgeber).

    Unterlagen zu welchem Hof : da solltest Du dich direkt an die Gemeinde von Saint-Martin-en-haut wenden. Jeder Bauer der einen KG beschäftigte, hatte ein Schmerzensgeld und ein Sorgrecht (Indemnité compensatrice und droit de garde) an die Gemeinde zu zahlen. Fragt sich bloß ob Du dort auf eine gutgesinnte Person (Dorfhistoriker) treffen wirst, die bereit wäre die Recherche für dich zu erledigen...

    Gruß

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  • Hallo hbc1,

    Ab 1946 musste dein Vater den berühmten Meldebogen für die Entnazifizierung ausfüllen, siehe hier : https://www.landesarchiv-bw.de/web/59956
    Fragebögen für alle Mitglieder von kriminellen Organisation. Durch diese Meldebogen ist ungefähr die Zahl von den SS-Kriegsgefangene in Frankreich bekannt,
    zum 31 Dezmber 1946 waren es 33059 und 30753 am 24 juni 1947 gegend 600000 deutsche kriegsgefangene.
    Diese Fragebögen wurden dann an den französischen " Crime Research Service " in Baden- Baden geschickt, der seinerseits Sie nach den verschiedenen Bereichen zur Nachprüfung verteilte.
    Erst mit dem Rückkehr des Fragebogens, wurde entschieden ob der SS-Kriegsgefangene wieder ein gewöhnlicher kriegsgefangener wird.
    Die Frage ist dann, was hatte diese Horst Wessel Division für kriegsverbrechen gemacht ?
    Heute leben noch deutsche kriegsgefangene in Saint-Etienne, Die zuerst in den Kohlemine und dann in die Landwirtschaft eingesetzt waren und mit eine Französin verheiratet sind.
    siehe hier : https://www.francebleu.fr/infos/internat…enne-1430937734
    also nicht so schlimm.

    Grüße
    Fredy

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  • Hallo pitt, danke wiederum fuer die Infos. Ich werde einen franzoesischen Bekannten bitten, die Recherchen in St. Martin-en-haut fuer mich mich zu machen. Ich habe auch Bedenken, ob es gut ist dort als boche in der Vergangenheit herum zu wuehlen. Vielleicht sollte ich es ganz lassen. Vor allem wenn unklar ist, wie sich mein Vater dort aufgefuehrt hat.

    Gruesse, hbc1


    Hallo Fredy,

    Danke fuer Deinen Beitrag und die Links! Weisst Du ob in dem Ludwigsburger Spruchkammerarchiv nur Akten von Baden-Wuerttemberg oder auch von anderen Bundeslaendern liegen? Ich habe den Namen meines Vaters mal versuchsweise eingegeben, aber ohne Erfolg. Er ist aber auch noch nicht 110 Jahre alt. Gruss hbc1

    Beiträge zusammengefügt...Huba

    Edited 2 times, last by hbc1 (September 13, 2017 at 10:02 PM).

  • Hallo hbc1,

    Für das Landesarchiv habe ich kein Ahnung, vieleicht kann Dir ein andere Mitglied hier dazu helfen.
    Nach den Aussagen von Hans Goldenstedt war das Kriegsgefangenenlager 148 in L' Etivallière, siehe angehängte Karte

    Grüße
    Fredy

  • Hallo,

    In Croizet-sur-Gand arbeiteten von 1945 bis 1948 8 KG in dem Steinbruch "Carrière de L'habit", darunter ein Hans Saler und ein Karl Dormesdeir. Sie kamen vom dépôt von St-Etienne.

    Vielleicht könnte dir diese Frau Isabelle Pignard in deiner Sache behilflich sein. Sie ist Vorsitzende des Vereins für Lokalgeschichte.

    Gruß

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    Edited once, last by pitt (September 15, 2017 at 12:13 AM).

  • Hallo hbc1,

    Dein Vater war in der Kohlemine in Saint Etienne eingesetzt, in Croizet handelt es sich um eine Steinbruch.
    Hatte dein Vater ein Arbeits Nummer ( siehe angehängte Foto ), ist dieser bekannt ?
    Zuerst werde Ich Dir empfehlen das Kohlemine Museum von Saint-Etienne zu anschreiben,

    http://www.musee-mine.saint-etienne.fr/sites/default/…lets-all_bd.pdf

    dieses Museum hat ein Menge Archiven.
    Nach den zahlenangabe von Museum, hatten ende 1947 im Bezirk " Loire " 1813 deutsche Kriegsgefangene in den Kohleminen gearbeitet.
    Darunter 1132 in den Kohlegruben. In den Jahren 1947-48 bekammen 546 davon, den Zivilarbeiter Status.

    Grüße
    Fredy

  • hallo Pitt, danke! Ich habs inzwischen auch kapiert, dass Croizet nicht direkt mit dem Bild vom Eingang von Depot 148 zu tun hat. An Isabelle Pignard werde ich eine Message schreiben.
    Gruß, hbc1


    Hallo Fredy, wo hast Du nur all die Informationen her? Das ist alles sehr interessant und hilfreich. Nein, eine Arbeitsnummer haben wir leider auch nicht. Außer ein paar Geschichten, wissen wir nichts. Das Bergbaumuseum werde ich auch anschreiben.
    Gruesse, hbc1

    Edited once, last by hbc1 (September 15, 2017 at 2:38 PM).

  • Hallo, ich suche Informationen zu einem ehemaligen deutschen Häftling, Depot 148.
    Ich lese Ihr Gespräch und gebe Ihnen den Namen der KG
    Eric LIN.
    Wo lebt Isabelle Pignard?
    Hoffe auf eine Antwort...
    Georges

  • Hallo . vielleicht ein Zufall. ich bin Franzose und habe ich ein KG in der Nähe von Saint Etienne gesucht. Er hat in verschiedene Aktivite gearbeitet in: Depôt 148; Bauernhof...sein Name ist Linn Erich und er hat zwischen 1944-45 ein Kinder gehabt.

    Ich wohne ganze Nahe von St Etienne.

    ich bin Mitglied von der Verein "Coeurs sans Frontière / Herzen ohne Grenzen"

    Können wir austauschen?

  • willi SCHULZ né 11 mars 1906 à Gnoien dans le Mecklemburg.

    plaque d'identé : 809 LW-bau-Kp-8/See (mot)

    dernier grade connu:Obergefreiter

    Adresse:Uetersen in Holstein Am Mühlteich 20

    selon listes 11-1-1940: incorporé dans la Wehrmacht et affecté à la Luftwaffen-LW-bau-Kp-8/See (mot), Bau Zwischenhn (date exacte non précisé.

    hosptalisé au kriegslazarett motoriesiert 3/551;Novo-Borissof

    .....usw

    ich habe auf Französische geschrieben weil zu übersetzen ist lang