Demjansk Watolino

  • Quote

    Hallo und guten Abend Gerhard,

    da hast Du vollkommen recht!

    Mit einer Vollzeit-Arbeit, einer abend- bzw. durchaus tagesfüllenden Freizeitbeschäftigung wundere ich mich manchmal selbst, wie ich das zustande bringe. Im Alltag bleiben mir nur die Wochenenden, und im Urlaub kann ich endlich ohne Hemmungen meiner effektivsten Arbeitszeit nachgeben: ab Mitternacht bis in den Morgen.

    Zu meinem größten Glück finden momentan auch keine zeitraubenden Zusammenkünfte mit "meinen" Menschen statt - also viel Zeit übrig für andere Dinge...

    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner weiteren Suche in Deiner Angelegenheit. Wie ich sehe, kannst Du bedeutend mehr Zeit dafür aufbringen als die normale arbeitende Bevölkerung.

    Dir wünsche ich ebenso eine schöne und gute Woche.

    Viele Grüße

    Wolf

  • Guten Abend Wolf,

    Deine mich stark beeindruckenden Rechercheergebnisse haben bei mir in sofern ihren Niedeschlag gefunden, als ich sämtliche bei John verfügbaren NARA-Rollen zur 126. Infaterie-Division durchsucht habe nach dem

    Jagdkomando 12, das Ende Januar 1942 bei der Schließung des Wolchow-Kessels eingesetzt war. Anschließend wurde das Jagdkommando 12 aufgelöst, anderen Einheiten zugeordnet, die dann bei der Entsetzung des Kessels von Demjansk "mitwirkten".

    Das Geschehen um den Wolchow-Kessel habe anhand der KTB ausgiebig abgearbeitet. Demjansk folgt noch.

    Es war meine stille, jedoch illusorische Hoffnung in den KTB den Namen meines Vaters aufzufinden, zumal er kein Offizier war, deren Namen mitunter schon genannt wurden. Jedoch unter den ca. 16 500 Dokumenten bin ich tatsächlich auf seinen Namen gestoßen, als es nämlich um die Auflösung des Kommandos ging, und er, als Obergefreiter namentlich erwähnt, der Schlächtereikompanie 126 zugewiesen wurde.

    Danke für Deine Beiträge, danke für deine Hilfe.

    Gerhard

  • Guten Abend Gerhard,

    Danke für Deinen Beitrag; er berührt mich wirklich sehr.

    Nie dachte ich, dass mein Geschreibsel jemandem eine Hilfe sein würde. Es freut mich sehr, dass Du in Deiner Suche so weit gekommen bist und sogar den Namen Deines Vaters gefunden hast. Das muss sehr emotional gewesen sein.

    Dieses habe ich leider noch nicht geschafft, obwohl mein Großvater Stabsfeldwebel war. Vielleicht wurde er auch posthum befördert; ich weiß es nicht. Auch habe ich schlicht keine Zeit, bei John zu gucken. Lt. dem Forum ist das Aufrufen von Johns Server morgens am besten - irgendwie schaffte ich das noch nicht. Aber die Suche geht weiter.

    Welches weitere Zitat von mir wolltest Du eigentlich noch einstellen? Ich bin neugierig...

    Dir wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Ausdauer bei Deiner Recherche!

    Lieben Gruß

    Wolf

  • Guten Abend Wolf,

    zunächst herzlichen Dank! Soweit ich bisher recherchieren konnte, sind am 17.1.42 in Bragino neun Angehörige des IR 89 gefallen.

    Soweit für heute, viele Grüße

    Hinrich

  • Hallo Hinrich,

    jetzt habe ich mal in "meinen" KTB geguckt und folgendes gefunden:

    noch 16.1.

    In einem Ferngespräch mit Ia 123.ID. und Ia 12.ID weist das Korps auf die Sicherung des rechten Flügels 123. ID hin, da dort immer noch kein klares Feindbild besteht und immer noch Gefahr der Umfassung und des Hineinsickerns in das Tal bei Marjewo droht. Sperrung und Gegenmaßnahmen sind von der 123. ID soweit irgend möglich eingeleitet.

    Zwischen 123. ID und 12. ID ist immer noch an der Naht zwischen beiden Divisionen die gefährliche Stelle, an welcher der Feind durchsickern kann. Durch Besetzung und durch vermehrte Spähtrupptätigkeit, auch während der Nacht, muss ein Durchsickern des Feindes verhindert werden.

    Die große Kälte und das Fehlen von Unterkunftsmöglichkeiten wirken sich hierbei besonders erschwerend aus.


    Zwischenmeldung der 12. ID., 17. Januar 1942:

    Südostfront: … In Bragino haben sich etwa 40 Russen (Skitruppe) festgesetzt. Gegenmaßnahme von Golowkowo aus eingeleitet.

    noch 17.1.

    Auch bei 32. und 12. JD an den Süd- und Nordabschnitten geringe Inf.- und Artl.- sowie vereinzelte Spähtrupptätigkeit.

    In Gesprächen des Kom.Gen und des Chefs mit dem Armee-Chef erfolgt Orientierung über die Lage beim II. A.K. Besonders dringend ist die Frage des offenen rechten Flügels, den der Gegner jederzeit umfassen kann, da keine Kräfte zur Abwehr zur Verfügung stehen. Es ergibt sich das Bild, dass der Gegner Bewegungs- und wir Stellungskrieg führen.

    Der Armee-Chef antwortet, dass diese Sorge bekannt sei und dass auf keinen Fall die Front in Bewegung geraten dürfe, da dann die Truppe unbarmherzig der Kälte ausgesetzt und Gerät fast vollständig verlorengehen würde.

    Für das Korps ist es in erster Linie notwendig, dass Reserven herankommen, um Abriegeln zu können und die Zwischenräume zwischen den Stützpunkten besetzen zu können.

    Armee-Chef orientiert weiter, dass Gruppe Stengel von Armee geführt wird und dass heute das Jagdkommando 8 aus Ostrow nach Cholm in Marsch gesetzt sei.

    Bei 12. ID besonders rege Spähtrupptätigkeit, fdl. Skispähtrupps haben sich in Bragino eingenistet, Gegenmaßnahmen eingeleitet.

    noch 18.1.

    An 123. und 12. ID ergeht um 21:10 Uhr ein Fernspruch zur Schaffung einer HKL an der Naht zwischen 123. und 12. ID, um dadurch ein dauerndes Einsickern von Feindteilen zu verhindern.

    noch 19.1.

    An der Naht zwischen 123. und 12. ID sickern dauernd Feindteile in dem unübersichtlichen Waldgelände durch. Dieses Durchsickern muss mit allen Mitteln von beiden Div. verhindert werden (siehe Fernspruch), da bei weiterem Eindringen von Feindteilen Molwotizy auch von Norden her bedroht sein würde.


    Viel ist es nicht, aber vielleicht nützlich zur Einschätzung der Lage.

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du für Deine Division bedeutend mehr findest für den 17. Januar 1942.

    Einen schönen Sonntagabend wünscht der

    Wolf

  • Guten Abend Wolf,

    vielen Dank für Deine Mühe. Nun habe ich insgesamt mehr Informationen erhalten als ursprünglich erwartet. Bei dem eingangs erwähnten Begriff "Heukommando" stand vor dem geschilderten Hintergrund wohl doch nicht die Futtersuche im Vordergrund .

    Viele Grüße

    Hinrich

  • Lieber Wolf,

    ich bin sehr beeindruckt wie akribisch Du die letzten Lebensstationen deines Großvaters recherchiert hast, und dabei auch für andere viele wertvolle Informationen zusammengetragen hast. Dafür meinen Respekt und auch ein Dankeschön! Überhaupt, finde ich es großartig wie hier aneinander unterstützt wird.

    Mir erscheint es so, dass unsere beiden Großväter ein ähnliches Schicksal ereilt hat. Möglicherweise sind sich die beiden sogar begegnet oder haben sich gekannt, wer weiß?

    Demzufolge möchte ich hiermit die Stationen meines Großvaters kurz umreißen. Eventuell helfen diese Informationen das traurige Schicksalspuzzle ein wenig zu komplettieren?

    Mein Großvater hieß Fritz Hennings. Er wurde am 16.02.1910 in Friedrichswalde geboren und lebte als Forstarbeiter mit seiner Familie in einem kleinen Dorf, namens Wutzkow (heutiges Oskowo) im Kreis Stolp, im damaligen Pommern. Den Erzählungen nach, hatte er ein stoisches Gemüt; war ruhig und besonnen. Er glaubte nicht an einen Sieg gegen Russland; genauso wenig wie er daran glaubte aus diesem Feldzug lebend wiederzukommen. Und so warnte er meine Großmutter – vorausahnend des sich später ergebenen Verlaufs der Geschichte –, vor einer „schrecklichen russischen Rachenahme“, die meine Großmutter dann auch leider am eigenen Leibe erleben musste. Wie so viele andere Frauen, gleich welcher Nation, traurigerweise auch. … Schrecklich!

    Großvaters militärischer Lebensweg, in Kurzform wiedergegeben:

    von 06/1940 bis 10/1940:

    1. Kompanie Infantrie-Ersatz-Kompanie 94 mit Standort Köslin


    von 12/1940 bis 09/1941:

    11. Kompanie Infantrie-Regiment 94

    09/1941:

    In Kamyenka verwundet durch einen Hüftschuss.

    09/1941 bis 10/1941:

    Genesendenkompanie Infantrie-Ersatz-Kompanie 94 mit Standort Köslin

    10/1941 bis 11/1941:

    1. Kompanie Infantrie-Ersatz-Bataillon 94 mit Standort Köslin

    12/1941 bis 08/1942:

    1. Kompanie Infantrie-Regiment 94

    Unterstellung in die 32. Infanterie Division mit Einsatzraum, 12/1941, Dünaburg, Cholm

    und 01/1942 bis 08/1942, Demjansk.

    02.08.1942:

    In Medjanki gefallen durch einen Granatvolltreffer.

    Großvaters Dienstgrad war der eines Gefreiten.

    03.08.1942:

    Laut Gefallenenmeldung, vom 03.08.1942, wurde mein Großvater auf dem Heldenfriedhof Watolino begraben.

    Der Unterzeichner der Gefallenenmeldung war der Kompanie-Chef der 1/94 , ein gewisser Oberleutnant Czechanowski.

    Lieber Opa, wie schade, denn ich hätte dich so gern einmal kennengelernt.

    Mittlerweile liegt mein Großvater umgebettet auf dem Friedhof Korpowo (Block 18, Reihe 18, Grab-Nr. 1084).
    Unter diesen beiden YT-Links erhält man einen schönen Eindruck zu dieser Grabanlage:

    Friedhof Korpowo (Filmansicht 1)

    Friedhof Korpowo (Filmansicht 2)

    Ich habe hier das Buch "Die Geschichte der pommerschen 32. Inf.Div", von Jürgen Schröder und Joachim Schultz-Naumann, Verlag Podzun (1956), vorliegen. Wenn ich daraus mit Informationen etwas beitragen kann, komme/kommt gern auf mich zu.

    Herzliche Grüße an Dich, lieber Wolf – sowie in die ganze Runde!

    Joe

  • Hallo Joe

    Zu deinen Großvater gibt es auch eine Gräberkartei

    wenn noch nicht bekannt

    Name: Fritz Hennings

    Rang: Gefr

    Geburtsdatum1: 6. Feb 1910

    Geburtsort: Friedrichswalde Stolp

    Militärische Einheit: 1 Komp Inf Regt 94

    Sterbedatum: 2. Aug 1942

    Sterbeort: Medjanki

    Todesurasache Artillerie Geschoss Volltreffer

    Grablage Heldenfriedof Watolino

    Bei beadrf kann ich dir die Kartein per privater Nachricht (oben rechts schicken)

    Gruß Stefan

    Suche alles zu Gerätepark 661 und Sturm-Bataillon AOK 8.

  • Guten Tag lieber Joe,

    Dankeschön für Deine lieben Worte! Auch diese haben mich tief berührt.

    Es tut mir sehr leid, dass auch Dein Großvater Demjansk leider nicht überlebt hat.

    Es freut mich sehr, dass Du den militärischen Lebensweg Deines Großvaters herausfinden konntest und hier eingestellt hast. Und auch für mich hast Du einen neuen Namen gefunden: Oberleutnant Czechanowski als Kompaniechef vom August 1942. Den werde ich gleich mal in der Stellenbesetzung Stellenbesetzung IR 94 der 32. ID neu hinzufügen.

    In diesen schweren Zeiten denke ich oft an meinen Großvater und Demjansk. Unsere Großväter müssen sich gekannt haben, Köslin, Dünaburg und Cholm. Meiner liegt übrigens in Korpowo ebenfalls in Block 18, aber in der Reihe 17, Grab-Nr. 1060, also ganz in der Nähe Deines Großvaters. In Korpowo beim großen schwarzen Kreuz rechts in dem großen Gräberfeld. Ich bin sehr froh und auch sehr dankbar, dass ich diese Reise zu ihm noch machen durfte in seinem 75. Todesjahr.

    Den Erzählungen nach, hatte er ein stoisches Gemüt; war ruhig und besonnen.

    Mein Großvater musste einiges an Witz haben, denn auf jedem Foto, welche meine Großmutter retten konnte, zeigt er ein Grinsen oder Lachen.

    Quote

    Lieber Opa, wie schade, denn ich hätte dich so gern einmal kennengelernt.

    Auch das spricht mir sehr aus dem Herzen...

    Ich bin der festen Überzeugung, dass "unsere" Soldaten spätestens ab November/Dezember 1941 wussten, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Aber sie alle wollten überleben und irgendwie da wieder raus kommen.

    Ich gebe die Hoffnung auch nicht auf, dass irgendwann einmal ein Foto mit Namen vom Friedhof Watolino in den Erstgrablagen auftaucht. Auf meinem ist leider kein einziger Name zu erkennen.

    Das Buch der 32. ID von Jürgen Schröder und Joachim Schultz-Naumann liegt mir vor. Auch Auszüge der anderen Divisionsgeschichten, die unmittelbar in dieser Gegend lagen.

    Die Suche nach weiteren Puzzlestücken hört nie auf...

    Dir wünsche ich viel Glück bei Deinen weiteren Recherchen!

    Liebe Grüße

    Wolf

  • Lieber Wolf,

    vielen Dank für deine Antwort. Noch ein Gedanke dazu: Wenn man es denn so will, wurden unsere beiden Großväter wenigstens noch irgendwie beigesetzt. Sie fanden eine Interims-Ruhestätte (Watolino) und ließen sich später namentlich noch zuordnen. Ich vermute, nur wenige Zeit später wurde mit vielen ihrer gestorbenen Kameraden ganz anders umgegangen.

    Ich freue mich, dass ich mit dem Namen des Kompanie-Chefs der 1/94 auch etwas beitragen konnte. Es ist schon seltsam, denn einige Male habe ich für mich nachgedacht, was wohl aus diesem Menschen wurde? Dieser Mann hat in der Gefallenenmeldung – mehr als über eine Standardmeldung hinaus, wie ich glaube – meinen Großvater beschrieben. Und zwar so, dass ich als Nachfahre dadurch eine weitere Vorstellung von meinem Opa erhalten konnte. Durch deinen Link (anderer Thread) konnte ich jetzt erfahren, dass auch dieser Mensch – selbst um einiges jünger als mein Großvater – dann nur zwei Monate später ebenso sterben musste. … What a senseless waste of human potential?!

    Auch Dir wünsche ich weiterhin viel Glück bei Deinen Recherchen! Von Zeit zu Zeit werde ich hier wieder vorbeischauen. Wer weiß, was sich alles noch so ergibt? … Bis dahin, Dir/Euch allen eine gute Zeit!

    Joe

  • Lieber Stefan,

    auch Dir vielen Dank für deine Antwort. Ich weiß zwar nicht genau, was es mit Gräberkarteien so auf sich hat (meine Infos habe ich über die WASt/Berlin erhalten),

    aber natürlich macht mich alles zu meinem Großvater neugierig.

    Wenn es also für Dich okay ist – und auch nicht viel Mühe macht, schicke mir Großvaters Gräberkarteien gern via Privatnachricht.

    Danke vorab und beste Grüße

    Joe

  • Guten Abend Joe,

    reichlich spät als Ergänzung zu Deinem Post #147: Dein Großvater ist natürlich auch beim Volksbund gelistet: Fritz Hennings VDK

    Die Daten der Gräberkartei von Ancestry wurden ja schon genannt.

    Leider kann ich ihn nicht mehr zu den im August 1942 gestorbenen hinzufügen (#122).

    Viele Grüße

    Wolf