Die Bilderbuchkarriere des Reinhard Heydrich

  • Tag allerseits,

    bis 1931 trat Heydrich politisch nicht besonders in Erscheinung. Er war fokussiert auf eine Karriere bei der Reichsmarine. Er war damals Oberleutnant zur See. Wegen eines angeblichen Eheversprechens, das er nicht einlöste, wurde er aus dem Dienst entfernt. Heydrich wandte sich in seiner materiellen Not sogar an den Reichspräsidenten, mit der Bitte um Rücknahme der Entlassung. Seine Eingabe blieb erfolglos.

    Er landete dann bei der NSDAP und der SS

    Himmler wurde auf ihn aufmerksam und damit begann seine Bilderbuchkarriere.

    Im Internet findet man zur Person des Heydrich aussagefähige Artikel, die teilweise doch etwas über den Standard von Wiki hinausgehen.

    https://www.google.de/search?q=heydr…enJLsTcUeLuppgI

    Gruß
    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (August 1, 2017 at 10:19 AM).

  • Tag allerseits,

    um das Thema im eigentlichen Sinne zu beginnen, da stellt sich natürlich die Frage, warum Heydrich im NS-Staat derart schnell Karriere machte!

    Dazu gibt es einen guten Artikel von nt-v:

    Wie kommt es, dass Heinrich Himmler ihn mit dem Aufbau des Überwachungsdienstes der SS beauftragt?

    Das passierte bereits bei ihrem ersten Treffen 1931. Himmler suchte zu dieser Zeit einen geeigneten Kandidaten für den Aufbau eines SS-eigenen Nachrichtendienstes, da er zu Recht annahm, dass einige der neuen SS-Mitglieder in bezahlten Diensten der Polizei oder anderer Parteien standen. Himmler ging fälschlicherweise davon aus, dass Heydrich in der Marine für Spionageabwehr zuständig gewesen war, dabei war er eigentlich ausgebildeter Funkoffizier. Wichtiger war aber bei Himmler der erste optische Eindruck. Himmler war davon überzeugt, dass man den "rassischen Wert" einer Person an ihrem Äußeren ablesen kann. Heydrich passte ausgezeichnet in sein Schema: ein schneidiger junger Marineoffizier a.D., groß und blond. Heydrich konnte ihm in militärischem Ton kurz und prägnant skizzieren, wie er sich den Aufbau einer solchen Organisation vorstellte. Das beeindruckte Himmler, auch wenn Heydrichs Wissen allein aus Spionagegroschenromanen stammte. Das Treffen von 1931 war der Beginn einer sehr engen Partnerschaft in den folgenden Jahren, einer professionellen Partnerschaft mit fatalen Folgen.

    Quelle

    http://www.n-tv.de/leute/buecher/…cle6323661.html

    Gruß
    Bert

  • Hallo Bert,
    (
    ich zeige mal, wie Himmler selbst das sah, Auszug aus seiner Rede beim Trauerakt für Heydrich im Mosaiksaal der Neuen Reichskanzlei am 9.6.1942

    (...)
    Reinhard Heydrich wurde am 7. März 1904 in Halle an der Saale geboren. Er
    besuchte Volksschule und Reformgymnasium. Schon in seinen Schuljahren, die
    nach dem Jahre 1918 in die Zeit des großen Niederbruchs unseres Volkes fielen,
    war der junge Schüler mit 16 Jahren in seiner glühenden Liebe zu Deutschland
    als Melder im Freikorps „Märker" und als Freiwilliger im Freikorps „Halle" in
    dem damals so roten Mitteldeutschland tätig. Im Jahre 1922, in einer Epoche,
    die alles Soldatische ablehnte, tritt er als begeisterter Offiziersanwärter in die
    Reichsmarine ein. Im Jahre 1926 wird er Leutnant, 1928 Oberleutnant zur See.
    Als Funk- und Nachrichtenoffizier war er in den verschiedensten Dienstzweigen
    tätig und weitete seinen Blick durch Fahrten und Reisen in das Ausland.

    Im Jahre 1931 schied er aus der Reichsmarine aus. - Durch einen seiner
    Freunde, den damaligen SS -Obergruppenführer von Eberstein, erfuhr ich von
    ihm und holte ihn im Juli d. J. in die Schutzstaffel. Heydrich, gewesener
    Oberleutnant, trat nun als einfacher SS-Mann in die kleine Hamburger Staffel
    ein und machte in ihr, zusammen mit all den braven und meist arbeitslosen
    Jungen, die dort der erste treue Anfang waren, Dienst im Saalkampf und in
    der Propaganda in den reichlich vorhandenen roten Vierteln der Stadt. Bald
    danach holte ich ihn mir nach München und übertrug ihm in der noch recht
    kleinen Reichsführung -SS seine neuen Aufgaben.

    Mit der ihm angeborenen Treue und Zähigkeit stand er in den politisch
    so schweren Monaten des Herbstes 1932, die manche Forderungen stellten,
    seinen Mann.

    Als ich nach der Machtergreifung im Jahre 1933 am 12. März in München
    Polizeipräsident wurde, übergab ich ihm sofort die sogenannte politische Ab-
    teilung des Präsidiums. In kürzester Zeit war diese Abteilung umorganisiert,
    und in wenigen Wochen war aus ihr die Bayerische Politische Polizei gebildet.
    Bald wurden nach ihrem Muster die politischen Polizeien aller nichtpreußischen
    deutschen Länder gebildet, bis am 20. April 1934 der preußische Ministerpräsi-
    dent, unser Reichsmarschall Parteigenosse Hermann Göring, mir und als mei-
    nem Stellvertreter dem SS - Brigadeführer Reinhard Heydrich die Leitung der
    Geheimen Staatspolizei Preußens übertrug. Im Jahre 1936 wurde Heydrich in
    der durch den Führer neu geschaffenen Reichspolizei mit 32 Jahren der Chef
    der Sicherheitspolizei. Es wurde ihm damit außer der Geheimen Staatspolizei
    auch die gesamte Kriminalpolizei unterstellt.

    Die Jahre 1933, 34, 35, 36 waren erfüllt von vieler Arbeit und zahllosen Anfangs-
    schwierigkeiten, tatenfrohem unbekümmertem Zupacken im Ausland gegen-
    über Emigranten und Landesverrätern, harter schmerzvoller Pflichterfüllung

    im Innern und von der allerschwierigsten Aufgabe, der neuen Polizei, insbeson-
    dere aber Heydrichs Sicherheitsdienst, dem SD, und der Sicherheitspolizei
    Respekt, Ansehen und Rechte im Verwaltungs- und Organisationsapparat der
    Länder und des Reiches zu verschaffen.

    Im Anfang des Jahres 1938 war die Sicherheitspolizei ein in jeder Richtung be-
    reits weitgehend gefestigter und für alle Aufgaben gewappneter Apparat. Es sei
    heute ruhig ausgesprochen, daß Heydrich ein großes Verdienst an den unbluti-
    gen Einmärschen in die Ostmark, in das Sudetenland und nach Böhmen-Mähren
    sowie bei der Befreiung der Slowakei durch seine sorgfältige Feststellung und
    gewissenhafte Erfassung aller Gegner und einen meist bis ins kleinste gehenden
    klaren Überblick über die Tätigkeit der Feinde in diesen Ländern, ihre Organi-
    sationsstellen und ihre Anführer hatte.
    (...)

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Grüß Dich Thilo,

    danke für Deine Ergänzung. Himmler, der ja aussehensmäßig nicht unbedingt dem "nordisch-arischen Typ" entsprach, umgab sich ganz bewusst mit blonden und hochgewachsenen Mitgliedern der SS. Heydrich entsprach wohl vollinhaltlich Himmlers Vorstellungen: hochgewachsen, blond, schlank und sportlich....

    Die Karriere des Heydrich ist in der Tat außergewöhnlich. Er war der typische politische Seiteneinsteiger, der auf Befürworter stieß und schnell aufstieg. Politische Seiteneinsteiger treffen heute wie damals auf Konkurrenten, die ihnen das Leben schwer machen. So erging es auch Heydrich. Man dichtete ihm jüdische Vorfahren an. Selbst Himmler soll gezweifelt haben, ob Heydrich
    als 100 %iger Arier einzuordnen war. Es ging letzten Endes um Unterstellungen, die einfach unzutreffend waren.

    Selbst heute soll es noch Historiker geben, die davon ausgehen, dass Heydrich jüdische Vorfahren hatte.

    Dazu:

    http://www.h-ref.de/personen/heydrich-reinhard/vorfahren.php


    Grüße
    Bert

  • Guten Abend,

    als ein cineastisch interessierter Mensch habe ich mal nach einer möglichst kompletten Übersicht von Werken zu dem Thema "Heydrich" gesucht.

    In der englischsprachigen Wikipedia findet sich eine solche Übersicht, die sowohl Spiel-, wie auch Dokumentarfilme beinhaltet.

    "Dramatic portrayals of Reinhard Heydrich": https://en.m.wikipedia.org/wiki/Dramatic_…inhard_Heydrich


    Hervorheben möchte ich den deutschen Fernsehfilm "Die Wannseekonferenz" aus dem Jahr 1984, in dem Dietrich Mattausch Heydrich exzellent dargestellt hat.

    Eine verstörende, semidokumentarische Produktion, die mich nachhaltig beeindruckt hat.

    "Die Wannseekonferenz" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_Wannseekonferenz_(1984)

    Gruß

    Micha

    Edited once, last by Holzkopf (August 1, 2017 at 7:58 PM).

  • Hallo,
    da das Gemunkel um jüdische Vorfahren in Halle und anderswo nicht verstummen wollte, strengte Heydrich ( in Halle ,,Hippe" genannt) einen entsprechenden Prozeß an, den er gewann. Man stelle sich mal vor, der Urtyp eines ,,Ariers" hätte jüdische Vorfahren gehabt. Himmler wäre unter Umständen vom Glauben abgefallen. Spaß beiseite. Der Prozeßverlierer mußte wohl nicht, wie angenommen, ins KZ. Da war Heydrich großzügig. Übrigens war Admiral Raeder der Vorsitzende des Ehrengerichtes auf dessen Entscheidung hin Heydrich als Oberleutnant zur See unehrenhaft aus der Reichsmarine entlassen wurde. Es wird gemunkelt, dass Canaris dabei seine Hände im Spiel hatte. Das der kometenhafte Aufstieg Heydrichs nicht nur Bewunderer hatte, ist nachvolziehbar. Irgendwo habe ich mal gehört, dass Heydrich sich auch als Pilot betätigt haben soll. Was ist dran an dieser Sache?
    MfG Wirbelwind

  • Guten Abend,

    darf ich meine Meinung sagen, darf ich.

    Ich pers. empfinde das Thema "Heydrich" als schwierig, um es vorsichtig zu sagen. Ich hoffe, das Thema wird zu einem wirklich interessanten Thread, nicht zu einer widerlichen Nabelschau, in die das Thema "Röhm-Putsch" mittlerweile ausgeufert ist.

    Denkt einfach mal an die Minderjährigen, die all das mitlesen können, ist das wirklich nötig in einem offen einsehbaren Bereich des Forums?

    Ist es unsere Sache, Voyeure und Spanner zu bedienen, ich denke nicht.

    Gruß

    Micha

  • Guten Abend zusammen.

    Ein weiterer Heydrich-Thread, wie fein.
    Also seine "Bilderbuchkarriere", die er, ohne Zweifel, im dritten Reich hingelegt hat.

    Ich nehme mal Stellung:
    Michael,

    Quote

    Ich pers. empfinde das Thema "Heydrich" als schwierig, um es vorsichtig zu sagen.


    Heydrich kann nicht einfach sein, nicht nachdem, was der Mann angestellt hat, welche Aufgaben und Befugnisse der Mann hatte.
    Hier sehe ich das Problem, dass nicht jedem bekannt ist, wofür Heydrich überhaupt stand.
    Wir bedienen, wenn wir uns solchen Themen widmen, die Mitgliedern des Forums, keine Voyeure und Spanner, die mal zufällig vorbei schauen.

    Dieser kleine ehemalige Marineoffizier wurde zu einem der mächtigsten Männer im dritten Reich, er entschied, von Himmler beauftragt, über die Endlösung, gewaltig genug?
    Ohne Attentat Nachfolger erst von Himmler, dann vom Gröfaz?

    Bert:

    Quote

    Wie kommt es, dass Heinrich Himmler ihn mit dem Aufbau des Überwachungsdienstes der SS beauftragt?


    Deine weitere Erklärung ist soweit richtig, Himmler dachte, das ein Nachrichtenoffizier der Marine etwas mit Spionage zu tun hatte,
    Heydrich machte seinen neuen Job zu vollster Zufriedenheit seines neuen Herrn....er ging da voll auf.

    Überwachungsdienstes der SS ?
    Heydrich sollte etwas aufbauen, etwas zur Partei sammeln, es war zu Anfang immer noch eine Organisation, Parteiorganisation,
    die Erkenntnisse welcher Art auch immer sammeln sollte, die, so weis man heute, gegen andere verwendet werden könnte.
    Innerhalb der Parteiorganisationen..

    Später, ja, da ging die Post ganz anders ab.

    Wirbelwind,

    Quote

    Irgendwo habe ich mal gehört,


    ich habs dir an anderer Stelle schon mal gesagt,
    bei solchen Threads können wir kein "ich glaube", "hab mal gehört", gebrauchen.
    Und ja, Heydrich war Pilot, Standardwissen.

    Mal gespannt wie lange sich das hier hält,

    Grüße Thomas

  • Moin Thomas,

    ich erwarte zu dem Thema Heydrich nichts Neues, seit gut 40 Jahren, immer wieder derselbe Stuss, alles tausendfach abgekaspert, immer und immer wieder.

    Schrill sind natürlich die amerikanischen Propagandafilme, aus den Jahren vor 1945, die hier größtenteils unbekannt, aber in heute so zu sehender Komik doch sehenswert sind.

    Damit auch gut

    Micha

  • Hallo zusammen,

    aus http://www.militaria-fundforum.de/showthread.php?t=333590 kopiert...


    Heydrich's Orden und Ehrenzeichen:

    - Deutsche Olympia Ehrenzeichen 1. kl,
    - DRL Sportabzeichen in Silber,
    - Deutsches Reiterabzeichen in Silber,
    - SA Sportabzeichen in Gold,
    - Commendatore dell’Ordine dei Santi Maurizio e. Lazzaro (29 septembre 1937),
    - Grande Ufficiale dell’Ordine della Corona d’Italia (29 septembre 1937),
    - Grande Ufficiale dell’Ordine dei Santi Maurizio e. Lazzaro,
    - Cavaliere di Gran Croce dell’Ordine della Corona d’Italia (18 octobre 1938),
    - Königlischen Jugoslawische Orden des Sweti Sawa 1. kl (18 octobre 1938),
    - Medaille zur Erinnerung an den 13 März 1938,
    - Medaille zur Erinnerung an den 1 October 1938 mit Spange «Prager Burg»,
    - Danziger Kreuz 1. kl,
    - Westwall,
    - Medaille zur Erinnerung an den Heimkehr des Memellandes,
    - Goldenes Parteiabzeichen (1er février 1939),
    - EK-II (1940),
    - EK-I (1941),
    - Flugzeugführerabzeichen,
    - Frontflugspange für Tagjäger in Silber (1941),
    - Ehrenabzeichen des deutschen Volkspflege 1. kl,
    - Blut Orden, à titre posthume (9 juin 1942),
    - Verwundeten Abzeichen in Gold, à titre posthume (9 juin 1942),
    - Die Oberste Stufe des Deutschen Orden mit Schwertern, à titre posthume (9 juin 1942),
    - Dienstauszeichnung d. NSDAP in Bronze,
    - Polizei-Dienstauszeichnung 18. jahr.

    womit auch gleich mal die Frage nach dem Piloten Dasein beantwortet sein sollte.

    Gruß

    Stefan

    Suche sämtliches Bildmaterial der 8.Infanterie- / Jägerdivision.

  • Lieber Bert,
    hallo an alle die hier geschrieben haben,
    und an alle Interessierten,
    dass das Thema schwierig ist, "nicht ohne", klar, darüber brauchen wir nicht viel mehr Worte zu verlieren, ich denke, die Eckpunkte wurden aufgezeigt.
    Vielleicht mal chronologisch:
    Da wäre es sinnvoll, bei der Reichsmarine anzusetzen. Hier wurde Heydrich 1931 als Olt. z.S. (vermutlich "unehrenhaft") entlassen, wegen eines gegebenen und nicht eingehaltenen Eheversprechens. Ist das definitiv richtig? Gibt es über seinen Werdegang bei der Reichsmarine noch weitere Informationen?
    Ferner, kurz danach: Die Begegnung mit Himmler.
    Wenn ich das hier lese: https://www.welt.de/kultur/history…enmoerders.html
    so könnte es scheinen, der Kontakt sei "rein zufällig", durch eine Freundin, überzeugte Nationalsozialistin, zustandegekommen, und führte dann sozusagen zu einem spontanen Agreement, als Beginn einer bilderbuchartigen Karriere.
    Kann das wirklich so stimmen? Hört sich irgendwie so einfach an, fast schon zu "perfekt".
    Gibt es dazu eventuell noch andere Informationen, könnten noch andere, hier nicht erwähnte Sachverhalte, eine Rolle gespielt haben?

    Herzliche Grüße
    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

    Edited once, last by rebelau (August 2, 2017 at 1:17 AM).

  • Lieber Eberhard,

    der musisch und sportlich veranlagte Heydrich wollte Karriere bei der Reichsmarine machen. Ansätze dazu gab es ja, er wurde bereits 1923 mit Canaris bekannt und daraus soll sich auch
    ein gewisses Freundschaftsverhältnis entwickelt haben. Das Offizierskorps der Reichsmarine war Ende der 20er-Jahre rechtskonservativ. Heydrich wird damals als Einzelgänger beschrieben.
    Politisch trat er nicht in Erscheinung.

    Dazu nun ein Auszug aus Wiki:

    Am 1. Juni 1931 trat Heydrich – nachdem er lange gegenüber der NSDAP indifferent geblieben war – unter dem Einfluss Lina von Ostens und ihrer Familie[18] in die NSDAP (Mitgliedsnr. 544.916) und einen Monat später, am 14. Juli, als SS-Untersturmführer in die SS (SS-Nr. 10.120) ein. Sein früher Eintritt trug dazu bei, dass er später das Goldene Parteiabzeichen erhielt. Sein Eintritt in Partei und SS war wohl weniger ideologisch motiviert als durch den Wunsch, „zu einem strukturierten Leben in Uniform zurückzufinden“.

    Der Einfluss seiner Freundin bewog Heydrich, der NSDAP und der SS beizutreten. Was er tat, das geschah auch aus einer materiellen Not heraus. 1931 als unehrenhaft entlassener Marineoffizier eine adäquate Stelle zu finden, war damals ziemlich aussichtslos. Um es neudeutsch zu sagen: Heydrich war damals auch in keiner Connection eingebunden, mit deren Hilfe
    er eine vernünftige Stelle bekommen konnte.

    Sein Aufstieg in der NSDAP und der SS war danach kometenhaft und entsprach nicht den damaligen üblichen Gegebenheiten. Es wird wohl Himmler gewesen sein, der vom ersten Zusammentreffen mit Heydrich derart begeistert war, dass er ihn fortan persönlich förderte. Für die SS, die "bessere Truppe", als die SA, suchte man 1931 militärisch geschultes Personal. Da war ein ehemaliger Oberleutnant zur See schon in gewisser Weise der passende Bewerber. Himmler soll im Übrigen davon ausgegangen sein, dass Heydrich bei der Reichsmarine i.S. Geheimdienst ausgebildet worden war. Tatsächlich war Heydrich nur Fernmeldeoffizier. Himmler hatte eben von den Zuständigkeiten
    bei der Reichsmarine nur recht oberflächliche Kenntnisse.

    Interessant wäre, wann und durch wen Heydrich der Kontakt zu Himmler vermittelt wurde.

    Herzliche Grüße
    Bert

  • Tag allerseits,

    Karrieren sind nicht nur bedingt durch Fleiß und Können. Zufälle des Lebens bewirken, dass ein Mensch "fast aus dem Nichts heraus" einen überraschenden Aufstieg hinlegt. Wir erleben es heute in großen Betrieben, im öffentlichen Dienst und vor allem in der Politik. Und damals, in den 30-er Jahren gab es solche Effekte eben auch!

    Ein Beispiel aus der Gegenwart betrifft eine unscheinbare stellvertretende Regierungssprecherin, die plötzlich im Dunstkreis der Regierenden gesichtet wird und danach einen politischen Karriereschub hinlegt, den es in der neueren deutschen Geschichte so noch nicht gab.........

    Und da wird man wieder im Falle Heydrich in der Wiki fündig:

    Über einen verwandten Jugendfreund, den Münchner SA-Führer und SA-Brigadeführer „Oberbayern“ Karl von Eberstein
    (dessen Mutter war Heydrichs Patentante), wurde Heydrich im August 1931
    Himmler vorgestellt. Dieses Zusammentreffen wurde der Beginn eines
    engen Arbeitsverhältnisses. Heydrich skizzierte ihm kurz seine
    Vorstellungen vom Aufbau eines Nachrichtendienstes. Himmler war
    beeindruckt und beauftragte ihn mit dem Aufbau der Organisation, die den
    Namen „Sicherheitsdienst“ (SD).

    Heydrich musste ein erhebliches Selbstvertrauen besessen haben, als er Himmler "seine Vorstellungen" vom Aufbau eines Nachrichtendienstes vermittelte!
    Das Beispiel zeigt auch, dass eine "funktionierende Verwandtschaft" im Einzelfall genauso funktioniert wie die neumodische Connection!

    Auch "gewisse Organisationen" im Süden Italiens funktionieren deswegen so gut und reibungslos, weil Familienclans das Sagen haben!

    Grüße
    Bert

    Edited 3 times, last by Jahrgang39 (August 2, 2017 at 2:35 PM).

  • Hallo Thomas,

    dass Dich Spekulationen ohne Beweise gerade als Adm. nerven, kann ich nachvollziehen. Nur, nicht alle verfügen über das gleiche Wissen, sonst bräuchte es keinen Austausch in meinen Augen. Solche Foren, wie diese dienen doch dazu, dass Wissen und die Standpunkte, was jeder der Beteiligten dazu hat, auszutauschen und den Kenntnisstand anzugleichen. Du solltest nach meiner Ansicht nicht erwarten, dass jeder das gleiche Wissen hat wie Du. Ob alle im Forum wußten, dass Heydrich auch Jägerpilot war, ist mir nicht bekannt. Weil aber Herr Knopp als ,,Geschichtsprofessor" schon öfter nicht ganz die Wahrheit verkündete, hab ich einfach hier im Forum angefragt. Dafür ist es doch da. Gerade, weil hier belegbare Fakten ausgetauscht werden. Ansonsten für mich interessant, was bisher schon über Heydrich zusammen getragen wurde.
    MfG Wirbelwind

  • Guten Abend an alle :)
    finde Thomas hat recht, mit dem was er schrieb. Finde es sehr schwierig, eine logische Antworten bzw. Antworten, auf all die Fragen zu geben. Zum einen wurden alle Akten damals vernichtet und was danach kommt, basiert nur auf Gerüchte usw.
    Finde es aber trotzdem gut dieses Thema sachlich weiter zu führen.

    Lg Andre

    Erst wer den Dreck des Lebens gegessen hat, weiß wie schön dieses ist !!!

  • Tag allerseits,

    Während des Krieges machte sich in der Bevölkerung Unmut breit über NSDAP-Mitglieder in SA- oder Parteiuniform, vor allem dann, wenn sich solche Personen um den Wehrdienst drückten. Von "Bonzen" und "Goldfasanen" war damals die Rede.

    Der Karrierist Heydrich wusste das sicherlich und verhielt sich anders.

    Das fand ich dazu im Internet:

    Zu Beginn des 2. Weltkrieges diente Reinhard Heydrich auch als Reservehauptmann, später als Major in der Luftwaffe. Trotz seines fortgeschrittenen Alters absolvierte er 1940 auf dem Fliegerhorst Werneuchen bei Berlin einen Jagdfliegerlehrgang. Heydrich wollte damit ein Exempel statuieren, dass Mitglieder der SS keine Etappenhengste hinter der Front, sondern zur führenden Elite der Nation gehörten. Im April 1940 flog er eine Messerschmitt Bf 109 in der Jagdgruppe II des Jagdgeschwaders 77, „Herz As“, in Norwegen. Die Flugzeuge, die Heydrich flog, trugen eine alte germanische Rune, ein S für Sieg, auf dem Rumpf. Am 13. Mai 1940 überschlug sich seine Me beim Start in Stavanger. Heydrich verletzte sich am Arm, das Flugzeug war Schrott.

    Obwohl ihm sein Chef Himmler mehrmals das Fliegen verbot, war Heydrich zu Beginn des "Unternehmens Barbarossa" in der UdSSR heimlich wieder am Start: Mit seiner privaten Me-109 erschien er beim JG 77 auf dem Stützpunkt Balti (Belzy) in Moldawien. Bei einem Angriff auf eine Dnjestr-Brücke nahe Jampol am 22. Juli 1941 traf sowjetische Flak seine Maschine. Heydrich musste zwischen den Fronten notlanden. Sein Geschwaderchef Anton Mader schwitzte Blut und Wasser: Der Gestapo-Chef in der Hand Stalins - Hitlers Zorn wäre furchtbar. Schließlich erlöste ihn ein Anruf von einer Fronteinheit: "Hier ist einer von euch runter gefallen, der muss einen abbekommen haben. Behauptet, er sei Reinhard Heydrich."
    Die Deutschen, die den unversehrt gebliebenen Heydrich in Sicherheit brachten, waren seine Untergebenen: Ein Trupp des Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D brachte ihn zu Kommandochef Heinz Seetzen, den Heydrich noch als Hamburger Gestapo-Chef kannte. Sein Sk 10a hatte eben bei der "Partisanenbekämpfung" 45 Juden und 30 Geiseln getötet. Nach dem Absturz beendete Himmler die Karriere des Luftwaffen-Majors Heydrich endgültig. "Er hatte fliegerisch keine große Erfahrung und damit auch keinen Abschusserfolg", erinnert sich Pilot Georg Schirmböck, der mit Heydrich flog. Er erhielt aber für seine 60 Einsätze die Frontflugspanne in Silber.

    Gruß
    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (August 3, 2017 at 10:00 AM).

  • Tag allerseits,

    was die "Weiterführung des Themas" betrifft: Ich glaube es ist gut, diesmal exakt beim Thema zu bleiben. Es geht nur um die eigentliche Karriere des Heydrich. Seine daraus resultierenden Taten
    sind nicht Teil der Thematik. Heydrichs Karriere hat jedenfalls viele Facetten, über die noch einiges zu sagen wäre.

    Seinen Aufstieg verdankte Heydrich nicht nur Himmler, sondern in erster Linie auch Hitler.

    Heydrich zählte zu dem "erlauchten kleinen Kreis", der auch während der ersten Kriegsjahre stets im Umfeld des Führers anzutreffen war. Heydrich war immer wieder auf dem Berghof des "Führers" präsent. Interessant auch, da tritt er - wie auch Himmler - meist in zivilen Anzügen auf. Bei solchen Gelegenheiten musste sich Heydrich zwar die langatmigen Ausführungen des "Führers" und die langweiligen Verdauungsspaziergänge an den Nachmittagen über sich ergehen lassen. Aber bei diesen Anlässen konnte Heydrich sicher punkten: beim Führer und vielleicht auch bei Eva Braun.....

    Heydrich hatte sicher den Instinkt dafür, wie man es persönlich schafft, seine Karriere zügig auszubauen.

    Sicher ahnte Heydrich auch, dass er viele Neider in der NSDAP hatte. Es gab damals mit Sicherheit "alte Kämpfer" und Blutordensträger, die schon in den Anfangsjahren "der Bewegung" an Hitlers Seite waren, denen aber später die erwartete große Parteikarriere versagt blieb. Heydrichs gesuchte Nähe zum "Führer" war für ihn auch damals eine Art politische Lebensversicherung.

    Gruß
    Bert


    .

    Edited once, last by Jahrgang39 (August 3, 2017 at 12:08 PM).

  • Grüß Dich Thilo,

    danke für den Hinweis. Zu dem Attentat werden wir später noch kommen. Noch geht es um die Karriere Heydrichs.

    Der "Neidkomplex" spielte unterschwellig auch im Falle Heydrich eine Rolle. Ich deutete es ja schon an. Wer zu seinen damaligen Konkurrenten zählte, dazu fand ich bisher leider nichts.
    Aber nach 1940 war Heydrich so gefestigt eingebettet in das NS-System, dass sich seine Neider wohl bedeckt hielten. Wäre er aber bei Himmler und Hitler aus irgendwelchen Gründen
    in Ungnade gefallen, dann wäre er zum "Abschuss" freigegeben worden.

    Solche vergleichbare Vorgänge gibt es auch in unserem demokratischen System. Denn in dieser Beziehung werden von der "Karriere beglückte Menschen" in der Diktatur und der Demokratie
    ähnlich gefördert und ähnlich bekriegt.

    Herzliche Grüße
    Bert