Die Bilderbuchkarriere des Reinhard Heydrich

  • Hallo,
    hatte es schon fast geahnt, dass sich die Aussage zum Tod von Heydrich nicht weiter verifizieren läßt, da belastbare Quellenangabe fehlt. Was hat es da mit dem angeblich falsch verabreichten Sulfonamid auf sich?
    Etwas anderes ist seine Auszeichnung mit dem EK II. Lt. Geschwaderhistorie des JG 77 soll Heydrich dieses für den Fronteinsatz in Norwegen 1940 abgelehnt haben, da sein herausragenstes Ereignis in dieser Zeit sein Überschlag mit der Bf 109 beim Start am 13.05.40 auf dem Flugplatz in Stavanger gewesen ist, wobei das Jagdflugzeug zu Bruch ging. Wenn dem so ist, für was bekam er es dann oder wurde er sozusagen ,,überzeugt" es anzunehmen?
    Seine Witwe Lina hat es gerichtlich durchgesetzt, dass sie bis zu ihrem Ableben 1985 eine Rente für den Tod Heydrichs erhielt, da ja ihr Mann als General der Polizei ,,im Kampf gefallen" ist. Sie betrieb ja wohl auf Fehrman eine Pension. Diese Geschichte hat dem Ansehen der Bundesrepublik gerade kurz nach dem Krieg geschadet und diente natürlich ein beredtes Beispiel für unseren Geschichtsunterricht, wie revanchistisch eigentlich der andere dt. Staat sei. Dabei wurde allerdings geflissentlich ,,übersehen", wie selbst die antifaschistische DDR braune Spezialisten in ihr Machtgefüge einbaute.
    MfG Wirbelwind

  • Hallo Horst und Bert,

    die Karriere Heydrichs ist nicht vorstellbar ohne dessen Bereitschaft sich "die Hände schmutzig zu machen". Zunächst bei der systematischen Bespitzelung der eigenen Parteigänger bis hin dann zur Organisation des Holocaust.
    Heydrich besetzte im NS-System eine (vielleicht
    unbeliebt bei den Bonzen) Nische, die er für seine Machtentfaltung / Karriere skrupellos
    nutzte.
    Heydrichs Karriere ohne diesen Hintergrund zu berücksichtigen und zu ergründen führt ins Leere.

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'

  • Grüß Dich Paul,

    Deiner Analyse kann man nicht widersprechen.
    Jedoch hatte Heydrich auch "das Glück" schon als einfaches Mitglied der SS und der NSDAP sofort auf Himmler zu stoßen. Wobei ihm dieser Kontakt bekanntlich vermittelt wurde. Und damit begann auch sein Aufstieg, zumal Himmler wohl irgendwie vom Aussehen und Auftreten Heydrichs positiv eingenommen war. Es gab auch andere Nationalsozialisten und Angehörige der SS,
    die skrupellos waren und sich für alle erdenklichen Aufgaben des Systems zur Verfügung stellten, aber nie einen vergleichbaren Aufstieg schafften. Heydrich hatte einfach ausgedrückt
    "auch eine gute Portion Glück" und einen Befürworter (Himmler), der ganz oben angesiedelt war und Heydrich ganz eindeutig auch förderte.


    Grüße
    Bert

  • Hallo Thomas,

    Ich gebe jetzt meine Meinung wieder, gebildet durch das Lesen von vielen Büchern und Akten verschiedener Archive:

    Heydrich wäre nie an Himmler vorbei gekommen, wollte er auch gar nicht, hatte nie die Absicht.
    Himmler ermöglichte dem gescheiterten Marineoffizier eine Laufbahn bei der SS, in der man einen Dienstgrad, militärähnliche Strukturen vorfand,
    eine Uniform tragen konnte. Gut für Heydrich, einhergehend mit Lohn und Brot.
    Das Beste, was dem Heydrich passieren konnte, er war Himmler dankbar,
    ausser Loyalität habe zumindest ich nichts anderes in, wie gesagt, Büchern oder all den bisher von mir gelesenen Dokumenten, feststellen können.

    Heydrich muss ja nicht immer der gleichen Meinung wie Himmler gewesen sein, vielleicht konnte er auf die himmlerischen Hirnideen Einfluss nehmen,
    wahrscheinlich sogar, aber mir ist nichts von Spannungen bekannt.

    diese Einschätzung teile ich voll und ganz. Beim Interview auf WELT.de spricht der jüngste Heydrich-Biograph gar von einer erkennbaren freundschaftlichen Zusammenarbeit
    Nicht ein Treffen von Himmler und Hitler ohne Beisein von Heydrich bei den bösartigen Plänen. Nicht ein ersnter Disput bei den Visionen für Europa. Deswegen bin ich ja so erstaunt wie hier so viele spekulative Umdeutungen stattfinden.
    Der Heydrich hier eigentlich vom ideologisch überzeugten Karrieristen und loyalen Täter hin zu einem Cosa Nostra Gauner gestutzt wird der möglichst schnell die Macht im Staate übernehmen will.
    Sollte dann ins Clubzimmer wenn man jede Zeile der Grabreden mit der Lupe auf verlogene Trauer untersucht

    Viele Grüße
    Malte

  • Guten Tag Malte,

    es erfreut mich sehr, dass du meine Einschätzung teilst.
    Ich hatte aber auch das hier gefragt:

    Quote

    wer waren diese zehntausende Menschen und welche zehntausende Dokumente waren das, wo finde ich die?
    Und bitte nicht einfach Archive, NARA oder BArch....

    Grüße Thomas

  • Hallo Thomas,

    die "Zehntausend" war ein geschätzter Wert. Biographen der Neuzeit recherchieren doch gute 10 Jahre in Archiven und Nachlässen. Dürfte annähernd hinkommen?

    Viele Grüße
    Malte

  • Guten Tag Malte,

    Quote

    die "Zehntausend" war ein geschätzter Wert. Biographen der Neuzeit recherchieren doch gute 10 Jahre in Archiven und Nachlässen. Dürfte annähernd hinkommen?


    Das weiß ich nicht, du hast das in den Raum gestellt, deshalb meine Nachfrage, wer und wo!

    Bei solchen Themen sollte man eine Antwort haben wenn man sich so äussert,
    jetzt wird ein "geschätzt" daraus, gar werde i c h gefragt, ob das hinkommt?

    Grüße Thomas

  • Der Heydrich hier eigentlich vom ideologisch überzeugten Karrieristen und loyalen Täter hin zu einem Cosa Nostra Gauner gestutzt wird der möglichst schnell die Macht im Staate übernehmen will.
    Sollte dann ins Clubzimmer wenn man jede Zeile der Grabreden mit der Lupe auf verlogene Trauer untersucht

    Tag allerseits,

    so gleitet ein Thema ab! Und so kann man ein Thema auch mutwillig kaputt machen!

    Im Übrigen: Keiner, der sich hier mit diesem Thema befasste, "stutzte Heydrich zum Cosa-Nostra-Gauner". Mit solchen Gassenhauer-Begriffen arbeiten wir in diesem Forum ohnehin nicht!
    Es ist auch totaler Unsinn, die Vermutung auszusprechen, die Diskussion zu diesem Thema lief in die Richtung, "dass H. möglichst schnell die Macht im Staate übernehmen will".
    So agieren "Ritter der schnellen Zunge" - und solche waren an dieser Thematik nicht beteiligt!

    Gruß
    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (September 10, 2017 at 3:10 PM).

  • Hallo Andre, Thomas,
    lt. Dokumenten hat er nur der Familie sein Beileid ausgesprochen. Das finde ich auch in der Tat etwas eigenartig.
    Kann man sich einen Grund dafür denken (neben der üblichen "Arbeitsüberlastung")?
    Hezliche Grüße
    Eberhard

    Die Heydrich Diskussion ist zwar schon 3 Jahre mittlerweile her, war Hitler sehr wohl anwesend. Beim Staatsangehörigkeit in Berlin, auf Bildern kondoliert er wohl einem der Söhne, jedenfalls einem kleinen, blonden Jungen.

    Minute 40.00

    https://youtu.be/lV7vTEiis1c

  • Tag allerseits,

    um in diesem "alten Thema" weiterzumachen: Heydrich zählte jedenfalls zu den "Auserwählten", die immer wieder auf dem Obersalzberg eingeladen wurden. Daraus folgt, dass Hitler ein Faible "für diesen tüchtigen Nationalsozialisten" hatte.

    Das Leben Heydrichs endete noch vor dem Kriegsende. Bei einem solchen Aufsteiger hätte Himmler jedenfalls in den letzten Kriegsjahren höllisch aufpassen müssen, um nicht ins 2. Glied versetzt zu werden.

    Als Kommandierender für das letzte Aufgebot wäre Heydrich jedenfalls besser geeignet gewesen, als der Versager Himmler in den letzten Kriegswochen.

    Grüße

    Bert

  • Guten Morgen Bert,


    habe ich gerade richtig gelesen?

    Quote

    Als Kommandierender für das letzte Aufgebot wäre Heydrich jedenfalls besser geeignet gewesen, als der Versager Himmler in den letzten Kriegswochen.


    Das ist doch jetzt wohl nicht Dein Ernst?


    Viele Grüße,

    Justus

  • Hallo Justus,

    Quote

    Als Kommandierender für das letzte Aufgebot wäre Heydrich jedenfalls besser geeignet gewesen, als der Versager Himmler in den letzten Kriegswochen

    nein Justus du verstehst das falsch, bei Heyderich hätte es doch "nur" noch mehr Sinnlose Opfer und Willkür gegeben, Führungsqualitäten halt :cursing:X(:cursing:X(

    Aber egal, so ist das eben mit Vergleichen von zwei Menschen auf die die Welt hätte verzichten können !!

    Zynisch, JA wie soll man es sonst sehen !X(

    Gruss Dieter

  • Grüß Dich Justus,

    Januar/Februar 1945: Als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel zeigen sich Himmlers fehlende militärischen Fähigkeiten. Nach dem Zusammenbruch der Verteidigung entzieht er sich der Verantwortung durch Flucht in ein SS-Lazarett.

    Himmler, der akademische Hühnerzüchter aus Trudering, war eben kein Feldherr!

    Ich wollte auf dieses totale Versagen Himmlers verweisen. Der Krieg war 1945 bereits verloren, ein etwas "soldatischer agierender" Heydrich hätte daran

    natürlich nichts geändert.

    Grüße

    Bert

  • Guten Morgen Bert,

    feine Posts von Justus und Dieter, nicht wahr?

    Und jetzt komme ich auch noch daher.

    Quote

    Als Kommandierender für das letzte Aufgebot wäre Heydrich jedenfalls besser geeignet gewesen,

    Heydrich, nach seinem unehrenhaften Rauswurf bei der Marine,

    welche fortführende militärische Ausbildung hat er denn genossen um befähigt zu sein eine Heeresgruppe zu führen?

    Er war ein erstklassiger Organisator des Todes, kalt, skrupellos, befähigt das auch eine Heeresgruppe zu führen?

    Warum sollte er, militärisch, etwas besser gemacht haben können als Himmler?

    Das Himmler in der Beziehung Totalversager war, darüber müssen wir nicht streiten....

    Quote

    Bei einem solchen Aufsteiger hätte Himmler jedenfalls in den letzten Kriegsjahren höllisch aufpassen müssen, um nicht ins 2. Glied versetzt zu werden.

    Heydrich wäre nie an Himmler vorbeigekommen, es war Himmlers SS, Heydrich sein Zögling, sein Vollstrecker.
    Klar, Heydrich wurde als Kronprinz gehandelt, ergeizig, aber er stellte sich nie gegen seinen Chef.

    Womit belegst du deine Aussage, Himmler hätte höllisch aufpassen müssen?

    Da Heydrich die letzten Kriegsjahre nicht erlebt hat, ist deine Aussage reine Spekulation, oder?

    Grüße Thomas

  • Als Kommandierender für das letzte Aufgebot wäre Heydrich jedenfalls besser geeignet gewesen, als der Versager Himmler in den letzten Kriegswochen.

    Grüße

    Bert

    Hallo Bert

    Meinst du ernsthaft ein 1930 unehrenhaft entlassener Oberleutnant zur See hätte einen Schimmer davon gehabt wie eine solch große Truppe zu führen ist!

    Mal abgesehen davon daß er ein Schlächter vor dem Herrn gewesen ist!

    Schau dir mal die Blutspuren an die er im Protektorat Böhmen und Mären hinterlassen hat!

    Er hätte das mit Sicherheit bis zum bitteren Ende durchgezogen, ein noch größeres Meer von Blut wäre das Ergebnis gewesen!

    Dein Vergleich hinkt sowas von, auch wenn du es relativierst!

    Da kann ich dir absolut nicht folgen.

    Mit sehr befremdlichen Gruß Arnd

    PS Thomas war ein bisschen schneller

    Edited once, last by Arnd50 (December 12, 2020 at 1:48 PM).

  • Tag allerseits,

    den "Vergleich" beider Herren beende ich mit dem Hinweis, dass Heydrich wohl nicht mit vorgeschobener Krankheit abgehauen wäre....

    Damit sollten wir es belassen.

    Wer als Seiteneinsteiger bei eine politischen Partei schnell Karriere macht, der hat es dann mit Neidern zu tun. So war es auch bei der NSDAP i. S. Heydrich. Die gängige Masche war damals, die

    arische Abstammung in Abrede zu stellen.

    Hintergrund der Gerüchte um Heydrichs angeblich jüdische Vorfahren ist unter anderem ein Brief des Gauleiters von Halle-Merseburg, Rudolf Jordan, der am 8. Juli 1932 bei Gregor Strasser eingegangen ist. Dem Gauleiter sei zu Ohren gekommen, dass Heydrich möglicherweise der Sohn eines jüdischen Vaters sei.

    Auch später wurden immer wieder entsprechende Gerüchte in Umlauf gebracht. Der ehemalige SD-Offizier Wilhelm Höttl hat nach dem Krieg die Behauptung verbreitet, Heydrich habe alle belastenden Unterlagen verschwinden lassen und den Grabstein seiner jüdischen Großmutter "Sarah" Heydrich ändern lassen. Dr. Wilhelm Stuckart, ein hochrangiger Ministerialbeamter, konnte sich angeblich erinnern, dass Heydrich jüdische Vorfahren hatte, und Generalfeldmarschall Milch beteuerte, er habe persönlich Abschriften der erwähnten Unterlagen gesehen.

    Felix Kersten, Leibarzt und Masseur des Reichsführers, hat sich in ähnlicher Weise geäußert. Von ihm stammt auch das oben schon erwähnte Himmler-Zitat, dass Heydrich "in sich den Juden rein intellektuell überwunden" habe. Kerstens Darstellung wurde später von verschiedenen Leuten übernommen, und offenbar sind sogar einige seriöse Historiker auf diese Erfindungen hereingefallen.

    Es handelt sich in der Tat lediglich um Gerüchte und Erfindungen, wie man inzwischen weiß.

    Grüße

    Bert

  • Hallo, ich sehe es auch so das Heydrich sicher nicht unbedingt besser befähigt gewesen wäre eine Heeresgruppe zu führen.

    aber das Drama liegt wohl eher darin das ein ehemaliger Gefreiter des 1 Weltkrieges die militärischen Geschicke des kompletten deutschen Militärs ab einem gewissen Zeitpunkt gelenkt hat.

    Gruß Sascha

  • Guten Tag Bert,

    was haben denn jetzt die Gerüchte um Heydrich, seiner "Abstammung",

    mit deiner Aussage, er wäre ein besserer Heeresgruppenführer, zu tun?

    Gar nichts.

    Warum lenkst du auf diese Schiene?

    Quote

    Damit sollten wir es belassen.

    Nein, sollten wir nicht.

    Du kannst nicht erst ein Pfund raushauen und dann, nach erfolgten Nachfragen, das Thema wechseln.

    Ich hätte gerne Antworten auf meine Fragen, die ich im vorherigen Post gestellt habe.

    SS, Himmler, mein Gebiet, ich warte auf Antworten.

    Grüße Thomas

  • Hallo,

    mir geht dieses Gefasel über Heydrich und die Karos seiner Leibwäsche ziemlich auf den Senkel.

    „......wohin dieser Mordknecht kam, floß das Blut in Strömen. Überall, auch in Deutschland, hieß er schlecht und recht: der Henker … Nun, er ist ermordet worden. Und wie nehmen die Nazis das auf? Sie fallen in Krämpfe. Sie stellen sich buchstäblich an, als sei die unfaßlichste Missetat geschehen, als sei der Menschheit Höchstes angetastet […] und ein anderer Metzgermeister [Himmler] sagt ihm am Grabe nach, er sei eine reine Seele und ein Mensch von hohem Humanitätsgefühl gewesen. Das alles ist verrückt …“

    Thomas Mann in einer deutschsprachigen Radiosendung der BBC, zitiert nach: Robert Gerwarth: Reinhard Heydrich. Biographie. Siedler, München 2011, S. 342.

    Darum lasst es bleiben, weiter unbewiesenen, dümmlichen Klatsch und Tratsch zu verbreiten, das lenkt nur von dem ab, was er wirklich war.

    Hier zu sehen:

    Die Wannseekonferenz (1942) - Die "Endlösung der Judenfrage" - YouTube

    Gedenkt lieber der beiden Attentäter:

    Jozef Gabčík

    ( Jozef Gabčík – Wikipedia )

    Jan Kubis

    ( Jan Kubiš – Wikipedia )

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'