Der Rassismus im NS-Staat

  • Hallo Bert,

    Quote

    Dass aber Wissenschaftler - und vor allem auch Ärzte - die unsinnigen Theorien zur Rassenhygiene vielfach (fast) problemlos übernahmen, war der gelebte Kadavergehorsam der damaligen Zeit.

    damals gab es zwei sozusagen parallele Sichtweisen: Auf der einen Seite der rassenhygienische Aspekt - was kostet / nützt ein Kranker die Allgemeinheit? Auf der anderen die medizinische Haltung, durch die Tötung des Kranken dessen (unausgesprochenen) Wunsch nach "Erlösung" zu entsprechen. Filme wie "Dasein ohne Laben" verdeutlichen dies auf sehr perfide Weise.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Leute,

    anbei mal ein paar "Ereignisse der Jahre 1933 - 1939" zur historischen Einordnung der "besonderen und einmaligen" Vorgänge zu dieser Zeit in Deutschland:

    Türkei: Im Sommer 1934 wurde die jüdische Bevölkerung in Ostthrakien Opfer kollektiver Gewalt mit vielen Toten, anschließend wurden die Überlebenden vertrieben. Örtliche Behörden wiesen die Juden an, binnen weniger Tage ihre Geschäfte abzuwickeln und ihre Unterkünfte zu verlassen, was auch geschah. Viele ließen ihren Besitz zurück oder mussten ihn zu Schleuderpreisen an einheimische Türken verkaufen; einige konnten ihre bewegliche Habe mitnehmen. Man schätzte die Zahl der Vertriebenen auf bis zu 10.000 Menschen; offizielle türkische Angaben behaupteten 3.000 Vertriebene.

    Algerien: 1934 schlachteten Muslime im algerischen Constantine 25 jüdische Männer, Frauen und Kinder ab. 26 Juden wurden verletzt und 200 jüdische Geschäfte und Häuser zerstört. Der Schaden an jüdischen Häusern, Geschäften und Synagogen wird auf 150 Millionen Franc geschätzt. 3.000 Juden - ein Viertel der Bevölkerung der Stadt - waren danach mittellos. Auch im Umkreis von 100 Kilometern rund um die Stadt kam es zu antisemitischen Ausschrietungen. Auch in Hamma, Mila und Ain Beida wurden Juden ermordet.

    Luxemburg: Übernahme der Nürnberger Rassegesetze 1935 und weitere entsprechende Gesetzgebung.

    USA: Viele Prominente in den 30er Jahren "Lindberg, Coughlin, Ford" äusserten sich klar rassistisch. Die Yale-University hatte nur eine Begrenzung ausserhalb von Geld und Vorbildung - eine Quote für Juden. Einer Umfrage in den 30er Jahren zufolge waren 53 Prozent der US-Bürger der Ansicht, dass Juden anders seien und Einschränkungen unterliegen sollten. 10 Prozent hielten Deportationen für angebracht.

    Ungarn: Führte bereits nach dem 1. WK judenfeindliche Gesetze ein, die sich stetig, bis zur vollen Kooperation bei der Verschleppung zum Kriegsende, verschärften.

    Polen. Deutlicher Rassismus gegen Juden nach dem Tod von Pilsudski 1935. Die 1937 an einigen Hochschulen eingeführten halb- und inoffiziellen Quoten (Numerus clausus) sowie Segregation durch Sitzordnung (Getto-Sitzbänke, getto ławkowe) halbierten zudem die Zahl der Juden an polnischen Hochschulen zwischen der Unabhängigkeit und den späten 1930er Jahren. 1937 beschränkten die Verbände polnischer Akademiker und Rechtsanwälte ihre neuen Mitglieder auf christliche Polen; viele Stellen bei der Regierung waren für Juden unzugänglich. Es kam auch zu körperlicher Gewalt gegen Juden: von 1935 bis 1937 wurden bei antijüdischen Vorfällen 79 Juden getötet und 500 verletzt. Oft wurden auch jüdische Geschäfte geplündert.

    Belgien: Starke Antisemitische Gesetzgebung in den 30er Jahren mit teilweiser Übernahme der Nürnberger Rassegesetze. Es waren Belgische Behörden die nach dem deutschen Einmarsch vorbereitete Listen mit Juden vorlegten und diese in eigenmächtigem Handeln in Lager verbrachte.

    Von einzigartigen Vorgänge kann also LEIDER nicht gesprochen werden, wenn man die deutsche rassistische Gesetzgebung von 1933 - 1939 bespricht. Ob England und Frankreich, in Anbetracht ihrer damaligen Kolonialreiche mit EINDEUTIGEN Rassistischen Unterdrückungen und Entrechtungen, als "Moralische Alternative" anzusehen sind, bleibt eine Deutungsfrage. Aber das schlechte Handeln vieler, macht die einzelne Tat nicht besser - aber eben nicht einzigartig! Ich rede von Vorgängen bis zum Kriegsbeginn!

    Gruß

  • Tag allerseits,

    der Antisemitismus und der Rassismus im Allgemeinen (sofern es andere Minderheiten der damaligen Gesellschaft betraf - wie z. B. Sintis und Romas) waren in Deutschland sicherlich nicht
    "einmalige und besondere Ereignisse." Bis 1939 gab es auch in anderen Ländern damals einen ausgeprägten Antisemitismus. Deutschland machte das Ganze zu einer Art Staatsidee des NS-Staates. Die Gesetzgebung nahm an Schärfe zu und geriet zum Schluss zu Überlegungen, wie man die "Endlösung der Judenfrage" umsetzen könnte. Die brutale Vernichtung von Millionen Juden war dann das Ergebnis. Und das war dann in der Tat mit dem Antisemitismus in anderen Staaten überhaupt nicht mehr vergleichbar.

    Gruß
    Bert

  • Die Macht der Diktatur war auch diesem Personenkreis bewusst! Dass manche Ärzte privat eine andere Meinung hatten, mag wohl so gewesen sein, aber man äußerte sich in diesem Sinne nicht!

    Hallo,

    Nicht nur privat. Unser Bild hinsichtlich der Ärzte ist v.a durch die Forschungseliten, politisch tätige Ärzte oder durch jene, die in die verschiedenen Mordapparate involviert waren geprägt. In wie weit im banalen medizinischen Alltag so etwas wie Rassenhygiene missachtet wurde bzw. die Realitäten diese ad absurdum führte, wie man es vom NS Staat in vielerlei Weiße kennt, ist sicherlich einer genaueren Betrachtung wert! Meine derzeitige Arbeit lehnt sich in einem bestimmten Aspekt an diese Sache an.
    Es ist weiterhin ein noch etwas leerer Raum mit zukünftigen Untersuchungen zu füllen, in denen einmal abseits der rassenideologisch scheinbar vorbildlichen Eliten ergründet wird in wie weit physiologisch-naturwissenschaftlich evidentes Wissen vor Anwendung von Ideologie ging. Unbestritten bleibt dabei aber natürlich, dass Rassenhygiene fester Bestandteil des Medizinstudiums war und zur offiziellen ärztlichen Raison gehörte.

    PS: Auch die schon gehörte Behauptung, dass Rassenhygiene damals ja als Wissenschaft definiert war, ändert nichts an der Tatsache, dass deren Anwendung in keinerlei sinnvoll, evidentes Ergebnis führte.

    Beste Grüße

  • Tag allerseits,

    Hitler war begeistert von Houston Stewart Chamberlain und seiner Rassentheorie. Beeindruckt von diesem Briten, der später Deutscher wurde, war auch Kaiser Wilhelm II, der Kontakte zu ihm herstellte.

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46289945.html

    Chamberlain, sah das Judentum als Rasse und nur sekundär als Religion. In einer etwas naiven Art bezeichnete er die Germanen und die Juden als die "reinsten Rassen." Chamberlain wird heute kaum noch von Historikern groß erwähnt und seine Werke wohl nur selten gelesen. Was Chamberlain nicht "predigte", war die Ausrottung der "jüdischen Rasse". Solche Ideen kamen erst im NS-Staat auf.

    Interessant auch: Chamberlain heiratete in die Sippe von Richard Wagner ein. Heute sagt man es ganz offen: Richard Wagner war ein Judenhasser. Kein Wunder also, dass Hitler Wagners pompöse Musik besonders schätzte und bei den Nachkommen des Richard Wagner bis Kriegsbeginn gern gesehen war und ständiger Gast war. Man nannte ihn dort "Onkel Wolf,"

    https://www.welt.de/kultur/buehne-…-Antisemit.html

    Gruß
    Bert

    Edited 2 times, last by Jahrgang39 (June 4, 2017 at 4:02 PM).

  • Hallo zusammen,

    bezueglich der Rassenpolitik zur Zeit des 3 Reiches,moechte ich hier einmal noch
    naeher auf die damalige "wissenschaftliche" Rassenkunde und der dazugehoerigen Rasseneinteilung eingehen.


    Ueber die Wichtigkeit der Schulung auf dem Gebiet der Rassenkunde schrieb Hitler bereits schon in seinem Buch "Mein Kampf".Darin heisst es:
    ,,Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muß ihre Krönung darin finden,
    daß sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es
    soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit geführt worden zu sein."

    Im Anhang habe ich einmal einen Auszug aus der Schrift "Rassenpolitik" des SS Hauptamtes ueber den damaligen "Rassengedanken".


    Zu einen der bedeutensten Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Rassenforschung gehoerte Dr.Hans Friedrich Karl Günther,
    welcher eine Vielzahl von Fachbuechern (z.B. Rassenkunde des deutschen Volkes) zu diesem Thema bereits schon Anfgang der 20er Jahre veroffentlichte.
    Neben ihm gab es Vielzahl bekannter Rassenforscher in England,Frankreich,Schweden,Polen,Schweiz,Italien etc. welche allerdings teilweise
    auch unterschiedliche Theorien vertraten.

    Einer der wichtigsten Bestandteile fuer die damalige Rassenforschung stellte die Vermessung des Schaedels dar.Der Schwede Anders Retzius war dazu der erste Forscher welcher um 1840
    die Schaedel in "lang" und "kurz" einteilte und somit versuchte die Menschen in einzelne Menschenrassen einzuteilen.Er fuehrte mit dem Laengen-Breiten Index des Schaedels
    den ersten Index in die Rassenkunde ein.
    Die verschiedenen Rassen wurden anhand äusserlicher sowie seelischer Merkmale unterschieden.

    Nach dem damaligen Stand gab es in Europa insgesamt 6 Hauptrassen (Europide Rassengruppe), aus denen sich die meisten europaeischen Voelker und
    auch das deutsche Volk zusammensetzte.(Der Anteil der einzelnen Rassen waren dazu aber von Volk zu Volk unterschiedlich)
    Zu diesen 6 Rassen gehoerte:
    -die nordische Rasse
    -die fälische Rasse
    -die dinarische Rasse
    -die westische Rasse
    -die ostische Rasse
    -die ostbaltische Rasse


    Hans F.K.Günther schätze dazu die Rassenzusammensetzung in Deutschland wie folgt ein:
    -nordische Rasse --------------------50%
    -ostische Rasse---------------------- 20%
    -dinarische Rasse--------------------15%
    -ostbaltische Rasse -------------------8%
    -fälische Rasse -------------------------5%
    -westische Rasse hoechstens----- 2%


    Ebenso betont er,dass die Menschen "Zerkreuzungen" darstellen und reinrassige Menschen aeusserst selten seien.

    Nachfolgend habe ich einmal eine grobe Uebersicht der äusserlichen und seelischen Merkmale der einzelnen Rassen gemäss der damaligen Rassenkunde Hans F.K.Günthers zusammengestellt.


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur Nordischen Rasse.

    Hauptverbreitungsgebiet:
    vorwiegend im Norden und Nordwesten Europas


    äusserliche Merkmale
    :
    -hochgewachsen
    -langköpfig
    -schmalgesichtig mit ausgesprochenem Kinn
    -schmale Nase mit hoher Nasenwurzel
    -weiches,schlichtes oder welliges helles Haar
    -zurückliegende,helle (blaue oder graue) Augen
    -rosigweisse Hautfarbe

    seelische Merkmale:
    -Tatkraft
    -heldischer Sinn
    -Wahrhaftigkeit
    -Ehrsinn
    -Führerdrang
    -lebhaftes Naturgefühl


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur westischen Rasse.

    Hauptverbreitungsgebiet:
    Spanien,Südfrankreich,Italien und Nordafrika


    äusserliche Merkmale:
    -kleingewachsen
    -langköpfig
    -schmalgesichtig mit ausgesprochenem Kinn
    -schmale Nase mit hoher Nasenwurzel
    -weiches schlichtes oder lockiges braunes oder schwarzes Haar
    -zurückliegende braune Augen
    -bräunliche Haut


    seelische Merkmale:
    -leidenschaftlich
    -gewandt im Auftreten
    -geltungsbeduerftig
    -wenig arbeitssam
    -stärker betonte Geschlechtlichkeit


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur dinarischen Rasse.


    Hauptverbreitungsgebiet:
    Balkan,Alpenländer,Österreich und Süddeutschland


    äusserliche Merkmale:
    -hochgewachsen
    -kurzköpfig
    -schmalgesichtig mit steilem Hinterhaupt
    -starke herausspringende Nase
    -lockiges braunes oder schwarzes Haar
    -zurückliegende braune Augen
    -bräunliche Hautfarbe


    seelische Merkmale:
    -Geradheit des Wesens
    -Ehrsinn
    -lebhafte Heimat und Naturliebe
    -Tapferkeit
    -Selbstbewustsein


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur ostischen Rasse.


    Hauptverbreitungsgebiet:Oberschlesien,Sudeten,Odergebiet,Südwesten Deutschlands,Alpenlaender,Mittelfrankreich


    äusserliche Merkmale:
    -kurzgewachsen
    -kurzköpfig
    -breitgesichtig mit unausgesprochenem Kinn
    -kurze,stumpfe Nase mit flacher Nasenwurzel
    -hartes braunes oder schwarzes Haar
    -nach vorn liegende braune Augen
    -gelblich-bräunliche Haut


    seelische Merkmale:
    -praktischer Sinn
    -grosse Anspruchslosigkeit
    -warmes Gemuetsleben
    -fleissig


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur ostbaltischen Rasse.

    Hauptverbreitungsgebiet:
    Finnland,grosse Teile Russlands,Niederösterreich,Tschechesslowakei,Polen


    äusserliche Merkmale:
    -kurzgewachsen
    -kurzköpfig
    -breitgesichtig mit unausgesprochenem Kinn und massigem Unterkiefer
    -ziemlich breite,eingebogene Nase mit flacher Nasenwurzel
    -hartes,helles Haar
    -leicht schief getellt erscheinende,nach vorn liegende helle (graue oder weissblaue) Augen
    -helle Haut mit grauem Unterton


    seelische Merkmale:
    -Genügsamkeit
    -Schwerfaelligkeit
    -Verschlossenheit
    -misstrauisch
    -Entschlussunfähigkeit


    Gruss Chris

  • Hallo zusammen,


    nachfolgend einmal die Übersicht zur fälische Rasse.


    Hauptverbreitungsgebiet:

    Nordwestdeutschland


    äusserliche Merkmale:
    -sehr hochgewachsen
    -lang bis mittelköpfig
    -breitgesichtig mit ausgesprochenem Kinn und breitem Unterkiefer
    -mittelbreite Nase
    -helles Haar
    -in niedrigen Höhlen liegende helle (blaue oder graue) Augen
    -helle Haut



    seelische Merkmale:

    -ruhige Entschlossenheit
    -Drang zu Rechtschaffenheit und Gediegenheit
    -Verschlossenheit
    -Starrköpfigkeit
    -Treuebedürftig


    Gruss Chris

  • Grüß Dich Chris,

    herzlichen Dank für Deine Darstellung der damaligen Klassifizierung der Rassen.
    Dieser Dr. Günther war in der Tat ein Wegbereiter der Rassenideologie des NS-Staates. Die sogenannten "seelischen Merkmale" der einzelnen Rassen sind geradezu als dümmlich zu bezeichnen, wenn man z.B. so etwas zur westischen Rasse liest:

    seelische Merkmale:
    -leidenschaftlich
    -gewandt im Auftreten
    -geltungsbeduerftig
    -wenig arbeitssam

    -stärker betonte Geschlechtlichkeit

    Eines scheint dieser Dr. Günther jedenfalls damals schon kapiert zu haben, dass die Menschen "zerkreuzt" waren und "Reinrassige" äußerst selten waren. Wenn man den Unsinn der Rassenideologie "weiterspinnt", dann wäre nach einem erfolgreichen Endsieg wohl weitere Gesetzgebungsmaßnahmen für die Reinhaltung der Rassen erwogen worden!

    Gruß
    Bert

  • Guten Morgen Chris,

    hab vielen Dank für diese Dokumentation! Natürlich ist das aus heutiger Sicht amüsant (bes. Worte wie "Hauptverbreitungsgebiet" etc.). Man darf aber nicht vergessen, dass der (pseudo)wissenschaftliche Rahmen dieser Abhandlung und der dementsprechende Habitus des Verfassers seinerzeit durchaus ernsthaft und glaubwürdig angenommen wurde. Gibt es wissenschaftlich fundierte Kritik bzw. eine fachliche Diskussion hierzu?

    Es steht übrigens auch heute außer Frage, dass es so etwas wie menschliche Rassen (Asiat, Kaukasier, Indio etc) gibt. Die weiteren Schlussfolgerungen wie Charakterisierung, Wertigkeit oder "Kreuzbarkeit" sind natürlich so obsolet wie absurd.

    LG Justus

  • Hallo Chris,

    Quote

    Einer der wichtigsten Bestandteile fuer die damalige Rassenforschung stellte die Vermessung des Schaedels dar.


    ich weiß nicht genau, welchen Zeitpunkt du mit "damals" meinst, NS Zeit, die 20er Jahre oder das 19. Jahrhundert?!? Allerdings galt die Kraniometrie zum Zeitpunkt des NS in
    der inernationalen Wissenschaft als veraltete Methode. Sie erscheint uns als wichtig und "stilprägend" für den NS, weil wir heute v.a. die Bilder von Schädelvermessungen kennen. In wie weit dies wirklich noch als adäquat betrachtet wurde sei mal dahingestellt. Wie schmal der Grat zwischen Wissenschaftlichkeit und dem was wir heute als Pseudowissenschaft betrachten sein kann, zeigt sich, darin, dass etliche prominente Eugeniker im Nachkriegsdeutschland zu Humangenetikern wurden und ihre Forschungen auf andere Weise fortsetzten. Siehe zum Beispiel Eugen Fischer. Keiner käme heute darauf die Humangenetik als Pseudowissenschaft zu bezeichnen.

    Beste Grüße

    Felix

  • Tag allerseits,

    man huldigte im NS-Staat der nordischen Rasse.....
    Führende Vertreter von Staat und NSDAP entsprachen kaum diesem Rassenstandard. Typische Beispiele: Dr. Goebbels, Julius Steicher, Robert Ley. Selbst Hitler und Himmler fühlten sich zwar der nordischen Rasse zugehörig, entsprachen diesem Typ aber in keiner Weise. Dafür konnte man unliebsame Zeitgenossen als "ostische Bumsköpfe" bezeichnen.

    Gruß
    Bert

  • Hallo zusammen,

    Hallo Bert,

    man huldigte im NS-Staat der nordischen Rasse.....
    Führende Vertreter von Staat und NSDAP entsprachen kaum diesem Rassenstandard. Typische Beispiele: Dr. Goebbels, Julius Steicher, Robert Ley. Selbst Hitler und Himmler fühlten sich zwar der nordischen Rasse zugehörig, entsprachen diesem Typ aber in keiner Weise. Dafür konnte man unliebsame Zeitgenossen als "ostische Bumsköpfe" bezeichnen.


    diesbezueglich habe ich im Anhang einmal einen interessanten Auszug aus dem Buch "Das Bild des Herrschers in Malerei und Grafik des Nationalsozialismus: eine Untersuchung zur Ikonografie von Führer- und Funktionärsbildern im Dritten Reich" von Tobias Ronge ,
    indem auf die von den damaligen Nazigegnern aufgeworfene Kritik ,des nicht nordischen Aussehens Hitlers und seiner Gefolgsmaenner, eingegangen wird.


    Hallo Justus,

    Gibt es wissenschaftlich fundierte Kritik bzw. eine fachliche Diskussion hierzu?


    selbst zur damaligen Zeit gab es bezueglich bestimmter wissenschaftlicher Einzelheiten durchaus auch schon Meinungsverschiedenheiten.
    So z.B. sah der Professor fuer Anthropologie an der Universitaet Kiel Dr. Hans Weinert ,die teilweise auftrende Hinterhauptabflachung bei sonst rein nordischen Menschen lediglich als Variation bzw. einer Abaenderung innerhalb der nordischen Rasse.
    Im Gegensatz dazu war Hans F.K.Günther der Auffassung,dass diese Erscheinung der Einkreuzung eine kurzkoepfigen Rasse geschuldet sei.

    Wie man also sieht waren sich die Forscher damals nicht immer einig!

    Als wissenschaftlich fundierte Kritik gibt es meines Wissens nach das Buch "Der falsch vermessene Mensch" von Stephen Jay Gould.Inwiefern die Rassenkunde des 3. Reiches darin behandelt wird kann ich allerdings nicht sagen!


    Hallo Felix,

    ich weiß nicht genau, welchen Zeitpunkt du mit "damals" meinst, NS Zeit, die 20er Jahre oder das 19. Jahrhundert?!?


    hauptsaechlich meine ich natuerlich die Zeit des 3. Reiches.
    Wie bereits erwaehnt,wendete allerdings der Schwede Anders Retzius die Schaedelvermessung bereits im 19. Jahrhundert an.

    Allerdings galt die Kraniometrie zum Zeitpunkt des NS in
    der inernationalen Wissenschaft als veraltete Methode. Sie erscheint uns als wichtig und "stilprägend" für den NS, weil wir heute v.a. die Bilder von Schädelvermessungen kennen. In wie weit dies wirklich noch als adäquat betrachtet wurde sei mal dahingestellt.


    hier sei allerdings zu beachten,dass der bereits genannte Rassenforscher Hans F. K. Günther selbst dazu sagte:,,Die Schaedelmessung gehoert zum wichtigsten Bestand der Rassenkunde."


    Gruss Chris

  • Hallo,

    hier sei allerdings zu beachten,dass der bereits genannte Rassenforscher Hans F. K. Günther selbst dazu sagte:,,Die Schaedelmessung gehoert zum wichtigsten Bestand der Rassenkunde."

    das mag sein, stellt letztlich aber nur eine Einzelmeinung dar, die dem internationalen Forschungsstand entgegen stand. Noch dazu von jemandem, den man eher als Theoretiker, denn als Praktiker bezeichnen darf. Die Blutgruppenforschung zur Rassendifferenzierung ist ein ähnlichs Beispiele, das zeigt, dass man sich im NS vollkommen vom internationalen Forschungsstand wegbewegte. Über dieses Vorhaben lachten sich die Wissenschaftler in den USA übrigens halb tot.

    Die Kraniometire führten ja vor allem Naturwissenschaftler, respektive Ärzte durch. Als Philologe darf Günther vor allem als Ideologe und "Denker zum Thema" betrachtet werden. Für die weiter oben vorgestellte Thematik, sprich Rassen und ihre naturwissenschaftliche Charakterisierung und Erfassung im Sinne des NS, taugt er aber sicher weniger! Acuh wenn er als "Rassenpapst" bezeichnet wurde.
    Es gibt passendere Namen, die mit dem speziellen Aspekt obiger Thematik verknüpft sind. Siehe Bauer, Fischer, Lenz, Löffler, Verschuer, etc.

    Der sogen. Bauer/Fischer/Lenz war auch das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene. Pflicht für jeden Meizinstudenten in der damaligen medizinischen Ausbildung.

    Beste Grüße

    OB

  • Hallo Felix,

    das mag sein, stellt letztlich aber nur eine Einzelmeinung dar, die dem internationalen Forschungsstand entgegen stand.


    als Einzelmeinung kann man dies allerdings nun nicht abtun!
    Weitere deutsche Rassenforscher wie beispielsweise Dr. Bruno Kurt Schultz vertraten ebenfalls die Auffassung,dass die Rassenmerkmale sich besonders stark am Schaedel zeigten und die Schaedelmessung daher einen wichtigen Bestandteil fuer die Rassenkunde darstellte.


    Allerdings galt die Kraniometrie zum Zeitpunkt des NS in
    der inernationalen Wissenschaft als veraltete Methode

    Die Blutgruppenforschung zur Rassendifferenzierung ist ein ähnlichs Beispiele, das zeigt, dass man sich im NS vollkommen vom internationalen Forschungsstand wegbewegte.


    Inwiefern war denn der Forschungsstand auf dem Gebiet der Rassenforschung beispielsweise in den USA gegenueber Deutschland fortschrittlicher?
    Liegen dir diesbezueglich irgendwelche Informationen vor?


    Gruss Chris

  • Hallo Chris,

    Inwiefern war denn der Forschungsstand auf dem Gebiet der Rassenforschung beispielsweise in den USA gegenueber Deutschland fortschrittlicher?
    Liegen dir diesbezueglich irgendwelche Informationen vor?

    Nun, zu den Blutgruppen: Man war sich in den USA bewusst, dass die von Landsteiner entdeckten Blutgruppen unabhängig von den Rassen ein Unterscheidungsmerkmal darstellen, die z.B. bei einer Bluttransfusion wichtig sind. Ich denke das sollte bekkant sein --> Die gleichen Gruppen bzw. 0 sind miteinander kompatibel bei einer Spende, usw. Sonstige Differenzierungen bzw. Charakterisierungen von Rassen via Blutgruppenanalyse betrachtete man dort als vollkommenen Blödsinn. Unterstrichen deshalb, weil man hinsichtlich Blutübertragung auch in den USA punktuell dann gar nicht mehr so "liberal" dachte. Hier gab es Einwände zu Blutübertragungen von Personen schwarzer Hautfarbe auf Personen mit weisser Hautfarbe. Etwas paradox, war aber so. ;)

    Du nennst leider immer Ideologen, die eine Meinung hatten! Aber keinerlei Evidenzen. Natürlich wurden diese Vermessungen vorgenommen, aufgeschrieben, publiziert und vermeintliche Schlüsse daraus gezogen. Das habe ich nie bestritten. Gerade auch von den Ärzten. Aber die Praxis zeigte ja, dass daraus keinerlei evidenten, verlässlichen Informationen zu gewinnen waren. Das erkannte man anderswo eben schon früher und deshalb --> veraltet. Negative Evidenz ist schließlich auch eine Erkenntnis. Diese wurde in Deutschland bedingt durch ideologische Umneblung eben nicht erkannt.

    War man in den USA fortschrittlicher?... Natürlich, in gewissem Sinne! Aber auf eine andere Weiße als du denkst, wie aus Deiner Frage ersichtlich wird. Man hatte erkannt welchen Stellenwert die Biochemie bzw. Molekularbiologie für dieses Fach in Zukunft haben würde. Auch wenn es das Fach und Wort Biochemie damals noch nicht gab. Natürlich gab es während dem Krieg auch schon Ansätze dazu in Deutschland, siehe Emil Abderhalden und die Proteinchemie. Aber eigenständige Fach- und Forschungsbereiche in der Biochmeie gab es erst ab den 50er Jahren. Man hatte dennoch verstanden, dass Fragen der Vererbung und u.U. auch der Rasse im ganz kleinen zu suchen sind.
    Aus der Eugenik entstand mehr oder weniger die Humangenetik, die wir bis heute als Fachdisziplin haben. Wenngleich man sich darin heute natürlich mit ganz anderen Dingen befasst. Die ganzen alten Eugeniker und Rassenhygieniker waren ab den 50er Jahren breit in dieser Disziplin vertreten! Siehe z.B. Eugen Fischer, der sogar von der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik ausgezeichnet wurde.
    Die Fortschrittlichkeit bestand also darin, dass man erkannt hatte auf was man sich für zukünftige Erfolge hinsichtlich Vererbung zu konzentrieren hatte. Und das funktionierte, siehe die Beschreibung des Watson-Crick Modells, etc. Wenngleich dies aber auch zeigte, dass das Konzept der Rasse hinsichtlich Eigenschaft und Krankheit wenig taugt. Es ist wesentlich banaler, es sind diese 46 Chromosomen in jeder Zelle, die eben alle Menschen haben und die das Sein aller bestimmen, unabhängig von Rasse, etc.

    Durch die Fortschritte, die man bis heute gemacht hat ist es nicht mehr nötig von Züchtung einer besseren Rasse oder anderen eugenischen Ideen zu fabulieren. Man ist in der Lage einige Ebenen VOR die Züchtung, was ja eigentlich nur bedeutet bestimmte Eigenschaften zu elmiminieren oder zu verstärken, "zuzugreifen".
    Also Erbgut zu verändern, ihm neue Eigenschaften hinzuzufügen (siehe CRISPR/Cas9), auf Schäden zu untersuchen (siehe PIP) etc.
    Duktus und Ziele haben sich verändert, die Tür den alten Traum vom "perfekten Menschen" zu verwirklichen, was auch immer das bedeuten mag, steht für Wahnsinnige, die den Fortschritt in dieser Hinsicht missbrauchen möchten jedoch weiter offen als jemals zuvor!

    Wenn du dich dafür interessierst ist zu empfehlen sich die Kontinuitäten in den entsprechenden Fächern und Fachgesellschaften (Humangenetik) nach 1945 anzusehen.

    Viele Grüße

    Felix

    PS: Zur Einschätzung Günthers Wissenschaftlichkeit ist folgendes Zitat aus Wikipedia interessant:

    Quote

    Unter seiner Präsidentschaft (Abderhaldens) wurden wichtige „Rassenhygieniker“ in die Leopoldina aufgenommen, wie in anderen Akademien auch,
    allerdings nur zum Teil auf Abderhaldens Vorschlag, nachweisbar in den Matrikelmappen der Leopoldina.[17]
    Es handelte sich um damals wissenschaftlich anerkannte Genetiker und Anthropologen; der sogenannte „Rassenpapst“ oder „Rassengünther“ Hans F. K. Günther kam hingegen nicht einmal in Vorschlag.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Abderhalden