Schutztruppe in Deutsch-Südwest, Erstes Feldregiment 7. Kompagnie

  • Sehr geehrte Forummitglieder, sollte das Thema nicht zum Forum passen, bitte ich um Nachsicht. Ich versuche nur ein wenig Familiengeschichte aufzuarbeiten und stelle dabei fest, dass es ziemlich schwierig ist, Dokumente hierzu aufzufinden, da das Archiv der preussischen Armee im April 1945 durch Bombentreffer untergegangen ist. Mein Großonkel Wilhelm Barz, geb. im November 1886 in Schlawe Pommern, war bei der Schutztruppe in Deutsch Südwest. Zuvor diente er eventuell in der preußischen Armee (Einheit unbekannt). In den Personalnachrichten aus den Deutschen Schutzgebieten vom 15.06.1907 findet sich der Eintrag, dass ein Gefreiter Barz (ohne Vorname) das Militärehrenabzeichen 2. Klasse verliehen bekommen hat. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit handelte es sich hierbei um meinen Großonkel Wilhelm. Der Geehrte diente im ersten Feldregiment, 7. Kompagnie. Diese Einheit war eine berittene Einheit. Sie nahm ein Jahr zuvor im Mai 1906 unter Hauptmann Cruse am Gefecht am Löwenfluss teil. Ob mein Großonkel für die Teilnahme an diesem Gefecht geehrt wurde, konnte ich bisher nicht ermitteln. Einige der ebenso Geehrten, gleiche Einheit, gehörten zuvor der bayerischen Armee an. Das Archiv in München ist erhalten, dennoch gab es hier keine verwertbaren Hinweise. Mein Großonkel hatte nicht den Rang "Reiter", sondern "Gefreiter". Die Recherche im Militärarchiv Freiburg sowie im Bundesarchiv zu Wilhelm Barz war erfolglos. Auch die im Netz einsehbaren Dokumente aus den polnischen Archiven (wegen Schlawe) haben keine weiteren Angaben zu Tage gefördert. Daher die Frage: Kennt jemand Archive (deutsche oder ausländische, möglichst natürlich digital einsehbar), die Dokumente darüber enthalten könnten, wer zur 7. Kompagnie im ersten Feldregiment gehörte, an welchen Gefechten diese Einheit zwischen 1906 und 1907 teilnahm und für den Fall, dass mein Großonkel tatsächlich Militärreiter war, in welchen pommerischen/preussischen Einheiten er möglicherweise zuvor zum Reiter ausgebildet wurde. 1906/1907 war mein Großonkel gerade mal 19-20 Jahre alt, d.h. er muss schon deutlich früher als üblich (Eintrittsalter normalerweise 20 Jahre) in die preußische Armee eingetreten sein, um als 19-20-jähriger schon in Deutsch-Südwest zum Einsatz zu kommen. War das nicht ungewöhnlich früh für die Kolonialtruppe? Mit den besten Grüßen Thomas Barz

  • Moin Thomas,

    grundsätzlich hatten die Angehörigen der Schutztruppe für SW ihren kompletten Wehrdienst abgeleistet.
    Da ja bekanntlich der Herero-Aufstand im Jahre 1904 begann wurden ab Mai des selben Jahres verstärkt
    Truppen nach SW geschickt die aus Freiwilligen bestanden. Es gab für die Meldung ein ordentliches Handgeld,
    der Sold war nicht unbeträchtlich sowie eine schnellere Beförderung wurde versprochen. Mein Großvater war
    Angehöriger eines bayer. FAR. und ist schon 4 Monate vor Beendigung seiner Wehrzeit über Hamburg nach
    SW gekommen. Die Schutztruppe unterstand nicht dem Militär sondern dem Kolonialamt.
    Unterlagen wirst Du keine mehr finden da die Stammrollen bei einem Bombenanfriff im Frühjahr 1945 auf
    Potsdam (preuß. Militärarchiv) vernichtet wurden.

    Gruß vom Deisterrand
    Harald :thumbup:

  • Hallo,

    in "Deutsche Reiter in Südwest" ist er zwar zumindest im Namensregister nicht genannt, dafür gibt es aber einen recht ausführlichen Bericht zum Gefecht am Löwenfluß, den ich bei Interesse einstellen kann.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Tag ans Forum,

    kann es sein, dass es in Deutsch-Südwestafrika die 7.Kamelreiter-Kompanie gab?
    Zu einem "ersten Feldregiment" konnte ich keinen Hinweis finden.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    es gab ein 1. Feldregiment.

    Quote

    Feldtruppen: 1. Feldregiment, I. und II. Bataillon zu 4, III. zu 3 Kompanien,

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Vielen Dank für die Beiträge. Die Kamelreiter kamen etwas später ca. 1908/09 und wurden in den Wüstenregionen von DSW eingesetzt, als man zunehmend registrierte, dass Pferde offenbar für Einsätze in der Wüste ungeeignet waren. Das Buch Deutsche Reiter in Südwest habe ich mir vor einigen Monaten besorgt. Die 7. Kompagnie wird dort lediglich im Zusammenhang mit dem Gefecht am Löwenfluss im Mai 1906 erwähnt. Sie hat im Anschluss wohl nicht mehr an größeren Gefechten teilgenommen (was aber auch mit Umstrukturierungen zu tun haben kann, die mehrmals stattfanden). Sehr dankbar bin ich für den Hinweis, dass nicht unbedingt eine längere Wehrdienstzeit einem Einsatz in DSW vorausgehen musste, sondern auch schon kurzzeitig Dienstzeiten ausreichten. Das erhöht natürlich die Chance, dass der in den Personalnachrichten vom Juni 1907 genannte Gefreite Barz tatsächlich mein Großonkel war. Es ist geradezu erstaunlich, wie wenig Details herauszufinden sind. So habe ich nur an einer Stelle lesen können, wo sich im Deutschen Reich ein Ausbildungslager für die Schutztruppe befand (bei Karlsruhe wegen des relativ warmen Klimas). Irgendwo müssen die Soldaten ja das gefechtsmäßige Reiten gelernt haben. Ich hoffe ja noch, dass das Nationalarchiv von Namibia in einigen wenigen Jahren seine Bestände online einsehbar macht. Nochmals vielen Dank für die Hilfestellungen.

    Nur rein zu Information, das Datum 17.11., welches sich in der Verlustliste von 1917 findet, ist übrigens nicht das Datum der Verwundung, sondern sein Geburtsdatum, damit eine Identifizierung durch die Angehörigen leichter erfolgen konnte. In den Jahren zuvor wurde zur Identifizierung die Einheit (Kompanie) genannt. Das wurde etwa 1917 geändert, weil die Deutsche Heeresleitung wohl befürchtete, dadurch unabsichtlich kriegsrelevante Informationen an den Feind herauszugeben. Durch die alternative Nennung des Geburtstages und Geburtsortes war die Identifizierung wohl in der Regel gewährleistet. Schade nur, dass man auf die Weise den Familienforschern einen Stein in den Weg legte. Ich vermute aber, dass die Verwundung in Frankreich erfolgte, weil im August/September 1917 an der Ostfront nicht mehr viel stattfand, das ist aber eine reine Spekulation. Beste Grüße Thomas

    Edited once, last by Mendelssohn (December 28, 2016 at 9:39 PM).

  • Moin zusammen,

    . Das wurde etwa 1917 geändert, weil die Deutsche Heeresleitung wohl befürchtete, dadurch unabsichtlich kriegsrelevante Informationen an den Feind herauszugeben. Durch die alternative Nennung des Geburtstages und Geburtsortes war die Identifizierung wohl in der Regel gewährleistet. Schade nur, dass man auf die Weise den Familienforschern einen Stein in den Weg legte. Ich vermute aber, dass die Verwundung in Frankreich erfolgte, weil im August/September 1917 an der Ostfront nicht mehr viel stattfand, das ist aber eine reine Spekulation. Beste Grüße Thomas

    In den Armee-Verordnungsblättern wurde bis Dez. 1916 der Truppenteil/Einheit angegeben danach bis ca. Herbst 1917 der Name, Vorname, Dienstgrad und das Geburtsdatum. Ab Herbst 1917 dann nur noch Dienstgrad, Nachname, Vorname, Geb.-Datum (TT.MM.) und Geburtsort. Ab Dez. 1918 kamen die Angaben zu den Regimentern wieder hinzu.

    Gruß vom Deisterrand
    Harald :thumbup:

  • Hallo ich habe auch einen Urahn, welcher um die Jahrhundertwende in Deutsch SW stationiert war. Ich konnte seine komplette Akte, 20 Seiten, (nebst einträgen über Veränderungen beim Sold) im Bundesarchiv einsehen. Bestand R1002.
    Ich bin gerade dabei das Süterlin in lateinische Schrift zu übersetzen.

    Hier der Link zu den Beständen des Bundesarchivs https://invenio.bundesarchiv.de/basys2-invenio/login.xhtml

    Er ist 1882 geboren. Seinen Militärdienst in Deutschland (Deutsches Reich) hat er von 1899 bis 1903 abgeleistet und ist danach 1904 bis ? als Unteroffizier nach Windhuk gegangen.


    Wenn ich die 20 Seiten durch habe, kann ich auch gern nochmal genauere Angaben machen.

    PS: Hier kann man nach Heimatnachrichten 1890-1921 suchen. Diese wurden auf mehreren 1000 Seiten abgedruckt und unter folgendem Link digitalisiert. Von meinem Urahn standen Informationen drin, wann er mit Urlaub nach hause gefahren ist, wann er wieder gekommen ist und wann sein Dienst beendet war. http://des.genealogy.net/pnschutzgebiete/search/index
    Und hier gibts die Verlustlisten aus Südafrika 1904-1907 http://des.genealogy.net/vlschutzgebiete/search/index

    __________________
    Ständig auf der Suche nach den FN: Schiöberg, Rennhack, Schardt, Pellmann, Nebich, Heinrich, Schröder, Dittrich

    Edited 2 times, last by Schwede (January 5, 2017 at 2:07 PM).

  • Der Geehrte diente im ersten Feldregiment, 7. Kompagnie.

    Hallo Thomas,

    zur personellen Übersicht der Schutztruppe "Südwest" hier mal ein kleiner Überblick, allerdings ohne namentliche Nennung. Dazu noch eine Pressenotiz zur Ablösung des OTL von Semmern, Kommandeur des 2.Feldregiments und zum Gefecht am Löwenfluss.
    Quellen: Berliner Militärzeitung Nr. 24/Österr. Soldatenfreund Nr. 22 vom 23.Juni 1904, Seite 10; Innsbrucker Nachrichten Nr. 7 vom 10.Januar 1906, Seite 4 und Deutsches Volksblatt Nr. 6234 vom 12.Mai 1906, Seite 10

    In den Gedenkbüchern des Kyffhäuserverbandes für die Gefallenen 1914 - 1918 und der deutschen Kolonialtruppen für die Gefallenen 1914 - 1918 ist ein Wilhelm Barz nicht verzeichnet.

    Sind Dir Todesdatum und -Ort Deines Großonkels bekannt?

    Gruß, J.H.

    Edit: Vielleicht sind diese Seiten für Dich noch interessant, falls noch nicht bekannt: http://www.deutsche-schutzgebiete.de/deutsche-kolonien.htm und http://www.traditionsverband.de/
    Ein typischer (Offiziers-) Werdegang in der Schutztruppe ist z.B. die Vita des Hptm. Friedrich von Erckert, der um die Jahrhundertwende zwischen regulären preußischen Regimentern und der Schutztruppe "pendelte" und sich bei Beginn des Herero-Aufstandes sofort wieder freiwillig nach Afrika meldete (Kp.-Führer in der 12. Kp. des 2.Feldregiment). Von Erckert war auch der Begründer der Kamelreiter, zu seiner Geschichte gibt es ein Buch von Hans Grimm mit dem Titel "Der Zug des Hauptmann von Erckert": http://www.erckert.de/170.0.html Ich hänge noch mal ein Bild des Hauptmanns als Kamelreiter an, datiert ist die Aufnahme mit dem Jahr 1907 ;)

  • Hallo Johann,
    vielen lieben Dank für die Infos, habe sie erst gerade entdeckt.
    Das alles kann durchaus bei der Spurensuche helfen. Es ist einfach jammerschade, dass das preußische Heeresarchiv 10 Tage vor Kriegsende den Bombentreffer erhielt.
    Mein Vater hat als junger Mensch vor 1945 von dort über andere Vorfahren recht umfangreiche Abschriften aus der napoleanischen Zeit erhalten (Dinge, die man ansonsten nicht mal im Internet findet) und man daher nur vermuten,
    was für ein ungeheurer Schatz an Dokumenten dadurch verloren ging. Nochmals Danke für die Infos!

    Grüße....