Weihnachten im II. Weltkrieg

  • Hallo Leute,
    hallo Justus,

    Der Anlass, mich in die Diskussion einzumischen, ist der Begriff "Heimatfront", den ich bewusst in Anführungszeichen setze.
    Meintest Du damit Weihnachten zu Hause bei den Soldatenfamilien?

    ja, das meinte ich. Du hast recht, habe Heimatfront auch in Anführungszeichen gesetzt, da es ja keine Front im üblichen Sinne ist.

    Gruß Karl

  • Lieber Karl,

    Du hast zwar fast immer recht. Dennoch, ein klein wenig möchte ich widersprechen. Auch bei den Alliierten (GB, USA) hatte sich dieser Begriff während es 2. Wetkrieges durchgesetzt. Das waren feste Begriffe in allen Ländern mit dem Hintergrund: "Die Heimat unterstützt die Front." Ein Anführungszeichen war damals und heute eigentlich entbehrlich.

    In meinem vorhergehenden Beitrag setzte ich den Begriff zum Zwecke der Hervorhebung unter Anführungszeichen. Eigentlich wäre dies nicht erforderlich gewesen.

    Grüße
    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (December 14, 2016 at 12:12 PM).

  • Hallo,

    Glücklich diejenigen die erobert werden. Verbreitung finden die Begriffe Heimat und Heimatfront immer nur bei den Invasoren. In Frankreich haben wir dafür noch nicht einmal eine Übersetzung...

    Gruß

    Suche alles zur : 2.SS-Pz.Div."Das Reich" 3./"DF" 10./"DF" 11./"D"

  • Hallo zusammen,

    wie unterschiedlich Weihnachten bei der Truppe begangen wurde, möchte ich gerne anhand eines Briefes eines Oberleutnant beim Stab Artillerie-Kommandeur 474 aufzeigen. Ende 1943 lebte man dort (in Frankreich) noch in Saus und Braus.

    I.W. 24.12.1943

    Liebe Mutter!
    Vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 10.12.
    Wegen Anka schreibe ich Dir noch, möchte Ihr doch selbst
    nochmal schreiben, die Arme wird ja nie wieder
    gesund werden, sie hat Multiple Sklerose.
    Die Steuerkarten schicke bitte an die Firma: Donau-
    Chemie A.G. Personalbüro Wien III., Am Heumarkt 10.
    Sobald Du etwas schicken kannst schicke mir bitte
    von dem Mossbierbaumpackeli Briefpapier, Feldpost-
    briefe (die Karten nicht), das Merkbuch, Hustenbonbons.
    Zigaretten hebe auf, wir haben jetzt zu Weihnachten 250 St.
    bekommen.
    Mit der Pistole, das wird wahrscheinlich
    klappen aber es wird noch ungefähr einen
    Monat dauern.
    Mir geht es hier sehr gut. Gehe um 8 Uhr Früh-
    stücken, als Gast meines Hausherrn, um 8.30 Uhr
    begebe ich mich in mein Geschäftszimmer, nachdem
    ich meist schon während des Frühstücks über
    meinen Wohnungsapparat einige Telefon-
    gespräche geführt habe. Bis 9 Uhr habe ich
    meist Ruhe zum Zeitungslesen, dann kommt
    der Kommandeur und dann geht es an.
    Der Kommandeur ist reizend nett. Aber trotz-
    dem bleibt mir das Adjutantenlos nicht er-
    spart. Alle zehn Minuten heißt es Uteschill
    rufen sie dort an, Uteschill ist die Verfügung
    so und so schon da, Uteschill erinnern sie
    mich an das und das, Uteschill haben sie
    Christbäume besorgt, Uteschill ist Wein für
    Weihnachten hier, wieviel Flaschen Sekt haben
    wir, können sie keine Gänse besorgen und
    so geht es fort.
    Gegen 13 Uhr gehe ich Mittagessen, dann
    mache ich bis 16 Uhr, wenn nichts besonders
    los ist und abgesehen von einigen Telefongesprächen
    Mittagspause. Um 16 Uhr geht es wieder an bis
    19 Uhr, dann kommt das Abendessen, das Telefon
    geht gewöhnlich bis gegen 23 Uhr, ab und zu
    auch nachts, habe es aber neben dem Bett stehen.
    Block und Bleistift liegt am Nachtkasten.
    Nach dem Essen lerne ich mit Lisanne, der Tochter
    meines Quartiergebers französisch, bei einer Flasche
    guten Wein und guter Radiomusik, zwischen-
    durch wird dann noch ein wenig getanzt.
    Essen ist fabelhaft Gänse, Hühner, Austern, Hummer,
    Langusten usw. vervollständigen. So geht es
    dauernd weiter Sonntags und Wochentags. Ab und
    zu unterbrochen durch eine Dienstfahrt.
    Weihnachtsstimmung kommt hier nicht
    richtig auf, denn erstens ist das Wetter nicht
    danach, es ist ziemlich warm hier und es
    fängt langsam wieder an zu blühen und
    zu grünen, außerdem haben die Franzosen
    ja eine ganz andere Auffassung von diesem
    Fest und wir werden heut abend ein
    gutes Essen mit Tanzabend bis 5 Uhr
    früh abhalten, hat Lisanne zumindest
    angekündigt. Gestern kam Gigit und
    Mariyvonne aus Paris, sie sind mit Lisanne
    befreundet und Nichten von meinem
    Bekannten, dem Direktor aus Tunis.
    Nun wird heut abend im Chateau bei
    Lisanne gefeiert, da Gigit und Maryvonne
    paar Tage hierbleiben, haben der Kommandeur
    und mein Ordonnanzoffizier auch eine
    Tischdame, denn die sind auch eingeladen.
    Der Hptm. z.b.V. ist auf Urlaub.

    Um 16 Uhr haben wir eine Weihnachts-
    feier mit unserem Stabe. Die Vorbereitungen
    (wie Beschaffung von Bäumen usw., waren das
    einzige, was mich die letzten Tage an Weihnachten
    erinnerte, sonst hätte ich gar nicht daran gedacht
    das Weihnachten ist).
    Brauchst Dir also keine Sorgen machen,
    werde schon gut, auch ohne Geschenke über
    Weihnachten hinwegkommen. So ein alter
    Globetrotter wie ich, gewöhnt sich langsam an
    solche Feiertage.
    Mit der Frühpost ist nun auch Dein Brief
    vom 16.12. eingetroffen. Vielen Dank dafür.
    Wegen des Weihnachtsgeschenks, daß ist nicht so
    schlimm. Ich weiß schon, daß ich ein zu Hause
    habe und nicht allein auf der Welt stehe und
    daß Du es gut meinst. Aber ich schlage mich
    schon durch die Welt, da brauchst Du keine Angst
    zu haben.
    Das mit dem Hasen ist sehr nett von Hilde,
    sie ist ja doch ein lieber Kerl, obzwar diese
    Angelegenheit ja passé ist. Zu bezahlen ist
    da nichts, das würde Hilde nur beleidigen.
    Hoffe, daß auch Du und Felix ein frohes Fest
    verbringt. Viele herzliche Grüße
    Dein
    Hans-....

    Absender: Oblt. H.K. Uteschill
    Empfänger: Herta Uteschill, Wien XIX., Nusswaldgasse 27

    Für mich ein gutes Beispiel für die Standesunterschiede, aber natürlich auch für den Unterschied Westen / Osten.

    Grüße

  • Hallo liebe Forengemeinde Lese schon viele Jahre im Forum,möchte mich bei allen für die Bilder und Beiträge bedanken .Heute möchte ich einen kleinen Beitrag einstellen,ich habe von meinem Vater Max Rusch ein Briefkuver mit 4 Bilder "Kriegsweihnacht 1943 Das VIII.Korps "gefunden. Mein Vater war bei der 12 Batt. A.R.5 Der 5.Jägerdivision.Er hat den Krieg überlebt und war bei vielen Kameradentreffen Viel Grüße aus dem unverschneiten Allgäu Bernie

  • Hallo zusammen,

    ich kann dazu 3 tolle Bilder beisteuern die ich auf dem Flohmarkt gerettet habe.
    Leider steht nichts drauf, ich finde Sie trotzdem wunderbarst.

    Wenn Ihr was erkennen könnt die Herkunft etc. Beschreibt - gerne

    Ich dachte erst, dass die Bilder ggf. auch nach Dienstgraden getrennt waren - das scheint aber nicht so.

    LG SucheGroßVater

  • Hallo zusammen,

    vor einigen Jahren erhielt ich von einem lieben und sehr guten Freund Weihnachtsgrüße, die mit den Worten endeten:

    "Vor über 60 Jahren sah Weihnachten anders aus - bescheidener vor allem!
    Geschenke - Pakete von der Front??
    In Rußland -20/30 Grad ...."

    Dazu legte er eine kleine Zeichnung mit handschriftlichem Weihnachtsgruß, entnommen einem Feldpostbrief. Wahrscheinlich das einzigste, was der Soldat seiner Familie in der Heimat zukommen lassen konnte. Aber das Lebenszeichen war vermutlich mehr Geschenk als alles andere.

    Es grüßt Euch

  • Hallo zusammen,

    "spannend" ist vielleicht nicht das richtige Wort - "fröhlich" auch nicht. Die Gesichter sind irgendwie noch von dem Voraufgegangenen gezeichnet, was gewiss kein Spiel namens "Heraushauen" war...

    Gruß,

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)

  • Tag allerseits,

    bis Mitte 1944 war die Verpflegung an der Front, sofern Truppenteile nicht eingekesselt waren und der Nachschub einigermaßen funktionierte, durchaus zufriedenstellend. Auch wenn das hin und wieder - auch in diesem Forum - infrage gestellt wird.
    Da helfen eben nur Fakten, wie dieser Zettel im Anhang, der an Weihnachten 1942 an der Woroneschfront ausgestellt wurde. Was die Soldaten damals an Weihnachten zusätzlich bekamen, war geradezu "friedensmäßig" reichlich"

    Grüße
    Bert

  • Tag allerseits,

    wäre Deutschland in diesem Krieg siegreich gewesen, dann hätte sich im NS-Staat einiges auf Dauer geändert. Diese Aussagen hörte man immer wieder. Solche Befürchtungen betraf vor allem die Religionsausübung. Die SS machte es ja schon vor, wie man ohne Religion einen Parteistaat gestalten kann.

    Interessant ist die Weihnachtsausgabe 1943 der Publikation der NS-Frauenschaft. Damals war schon nicht mehr von Weihnachten die Rede. Man faselte stattdessen von der Wintersonnenwende.

    Gruß
    Bert

  • Hallo Bert,
    ja es gab auch in zahlreichen Buchveröffentlichungen (etwa in der Reihe "Die großen Deutschen - neue deutsche Biographie" - ein mehrbändige Sammlung von Artikeln über berühmte Persönlichkeiten von Arminius bis Hindenburg) die Schreibweise "vor/nach Zeitwende" statt "vor/nach Christus" bei Jahreszahlen, das geht auch in diese Richtung.
    Ich glaube aber, das waren schon Auswüchse einiger Übereifriger, ähnlich wie bei den Versuchen, Fremdwörter zu verdeutschen (das hatten wir hier ausführlich schon mal in einem Thread unter der Überschrift "Adolf-Hitler-Wetter"...)
    Hitler selbst hat wohl nicht die Konfronation mit den Kirchen angestrebt, keinen "Kirchenkampf", wie ihn etwa Bismarck geführt hat. Er versuchte die Kirchen durch Arrangements auf seine Seite zu bringen oder wohlwollend neutral zu halten. Ich glaube auch nicht, dass er selbst ernsthaft versucht hätte, christliche Traditionen generell abzuschaffen.
    Möchte hier nur beispielhaft auf das Reichskonkordat hinweisen: https://www.welt.de/geschichte/art…kt-schloss.html
    Herzliche Grüße
    Eberhard
    Edit: Was natürlich im Falle eines gewonnenen Krieges alles passiert wäre und wie sich die Gesellschaft in Deutschland/Europa dann entwickelt hätte, darüber Aussagen zu treffen ist natürlich höchst spekulativ. Da kann man sich sehr viele Szenarien vorstellen, die Frage ist, ob die Partei ihre beherrschende Rolle bei einer dann doch sicher auch sehr erstarkten Wehrmacht hätte behaupten können, usw., usw., aber ich denke das führt nicht nur hier weitab, sondern ins Uferlose.

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

    Edited 2 times, last by rebelau (January 22, 2017 at 5:34 PM).

  • Hallo Bert,
    wenns nicht so makaber wäre, könnte man fast drüber lachen...
    Irgendwie sehr typisch, ja.
    Herzliche Grüße
    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

  • Hallo Karl,

    was es zu Essen und zu Trinken gab ist leider nicht verzeichnet. Es handelt sich mehr um eine lustige "Fest-Zeitung" mit Sprüchen und Gedichten über Angehörige der Einheit.

    Herzliche Grüße
    Franz