Major Berlin (1912) - Verbindung zu General der Artillerie Berlin?

  • Hallo,

    habe kürzlich ein Handbuch der Waffenlehre von 1912 erstanden, das ist von einem Major Berlin verfasst, Inspizient des Fußartillerie-Geräts, a.o. Mitglied der Artillerie-Prüfungs-Kommission.

    Meine Frage ist nun, gibt es hier eine Verbindung zum späteren General der Artillerie, Wilhelm Berlin, 1889 - 1987 ?

    Link zu Wilhelm Berlin im LdW: http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/B/BerlinW.htm

    Da Wilhelm Berlin erst 1915 Oberleutnant wurde, können diese beiden Personen nicht ident sein - eventuell ein Famienangehöriger?

    Interessieren würden mich auch die Lebensdaten dieses Major Berlin von 1912.

    Leider ist im Buch nicht einmal ein Vorname angeführt, das war scheinbar bis weit in die 1930er-Jahre nicht üblich in der militärischen Sekundärliteratur.

    Gruß
    Franz

    Sammle alles über Artillerie!

    Edited once, last by Flavius Belisarius (September 24, 2016 at 10:07 PM).

  • Hallo Franz,
    "Major" Berlin war zu Kriegsbeginn Oberstleutnant ( mit der Uniform des FußArtRegt 14 Straßburg/Elsaß).
    Als Insp. des FußartGeräts war er 1914 dem Allgemeinen Kriegs-Departement im preuß Kriegsministerium unterstellt.
    Im 1.WK war er " General der Fußart.31". Aus dem Krieg wurde er als Generalmajor aD entlassen.
    Bei Wilhelm Berlin tippe ich auf einen Sohn.
    Es gab 3 jüngere Berlins 1914 bei der Fußart:
    Wilhelm (Ltn im FußAR 14 1925 Hptm im AR5); Gerhard( Ltn im FußAR 15; 1918 Hptm aD); Wilhelm ( Ltn im FußAR 15; + 9.10.1914 bei Royon).
    Beste Grüsse
    Ingo

  • Hallo,

    der Vornahme des Autors war übrigens Hugo und der könnte wirklich der Vater von Wilhelm Berlin sein, denn Wilhelm wurde 1889 in Köln geboren und zu der Zeit lebte in Köln ein Hugo Berlin, Premier-Lieutenant im Art. Reg. 7,( Feldartillerie-Regiment „Prinzessin Carl von Preußen“ (1. Westfälisches) Nr. 7) Karolingerring 37.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    erstmals herzlichen Dank für diese Informationen.

    Zu Wilhelm Berlin habe ich folgende Bücher gefunden, die von ihm in den 1930er Jahren verfasst wurden:

    • Oberst Berlin: Der Artillerist I (Der Kanonier) (4.verbesserte Auflage Berlin 1938, Verlag „Offene Worte“)
    • Oberstleutnant Berlin: Der Artillerist II (Der Unterführer) (Berlin 1934?, Verlag „Offene Worte“)


    Da die Erscheinungsdaten mit den Dienstgraden in seiner Biographie übereinstimmen, denke ich, dass diese wirklich von Wilhelm Berlin stammen.
    Wenn er der Sohn von Hugo Berlin ist, könnte sich hier ein gewisses schriftstellerisches Talent vererbt haben (auch wenn es nur "Fachschriftentum" ist).

    Der volle Titel des Handbuches vo Hugo Berlin:

    • Berlin, Major und Inspizient des Fußartillerie-Geräts, a.o.Mitglied der Artillerie-Prüfungs-Kommission: Handbibliothek des Offiziers, Dritter Band: Handbuch der Waffenlehre für Offiziere aller Waffen, zum Selbstunterricht, besonders zur Vorbereitung für die Kriegsakademie, 3. neubearbeitete und vermehrte Auflage (Berlin 1912, E.S.Mittler & Sohn)

    Hier wäre es interessant, ob er dieses Werk allein verfasst hat (den Zugang zum entsprechenden Material hatte er ja aufgrund der genannten Funktion) oder ob bei solchen Werken auch ungenannte Co-Autoren mitwirkten.

    Zu den Lebensdaten von Hugo Berlin ist wahrscheinlich schwer etwas zu finden. Denke, dass er als Premier-Leutnant bei der Geburt seines Sohnes in den 20er-Jahren war und daher sein Geburtsdatum irgendwann in den 1860er-Jahren anzusetzen wäre. Dann wäre er, wenn er so langlebig wie sein (mutmasslicher) Sohn war, in den 1940er-Jahren schon um die 80 Jahre alt gewesen. Sicher kein aktiver Offizier und damit in keinen Wehrmachtslisten mehr zu finden.

    Wäre aber trotzdem interessant, wenn noch Geburts- und Sterbedatum von Hugo Berlin zu finden wäre.
    Da ich mich aber bis jetzt geanologisch nicht betätigt habe, weiss ich hier nicht weiter.

    Gruß
    Franz

    Sammle alles über Artillerie!

  • Hallo Franz,

    Quote

    Denke, dass er als Premier-Leutnant bei der Geburt seines Sohnes in den 20er-Jahren war und daher sein Geburtsdatum irgendwann in den 1860er-Jahren anzusetzen wäre.

    Premier-Leutnant bedeutet Oberleutnant, daher könnte er auch schon älter gewesen sein. Interessanterweise gab es zu der Zeit in Köln noch mehr Personen mit dem Namen Berlin und bürgerlichen Berufen, evtl. was der Hugo auch ein Kölsche Jung.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    nach der offiziellen, amtlichen Rangliste für 1887 war Hugo Berlin in diesem Jahr Seconde-Lieutenant der 5. Kompanie im Westfälischen Fuß-Artillerie-Regiment 7 in Coeln(=Köln).
    Er war 11. von insgesamt 23 Seconde-Lieutenants.
    Nach der amtlichen Rangliste für 1889 war er (immer noch) Seconde-Lieutenant in der 6. Kompanie im Westfälischen Fuß-Artillerie-Regiment 7 in Coeln. Er war der 5. von 17.
    Durch diese Position im oberen Drittel kann man davon ausgehen, dass er im Jahr 1890 Premier-Lieutenant wurde.

    Also noch nicht Premier-Lieutenant. Auch gab es kein Feldartillerie-Regiment „Prinzessin Carl von Preußen“ (1. Westfälisches) Nr. 7) in Köln!!
    Das 1. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 7 stand in diesen Jahren in Wesel und Osnabrück!!

    Nach einer Quelle aus dem Jahre 1936 feierte Generalmajor a.D. Hugo Berlin 1936 "Goldene Hochzeit"; d.h. Heirat im Jahre 1886.

    Im ausgehenden 19. Jahrhundert hatten die Ränge der Preußischen Armee ungefähr folgende Standzeiten.
    6-8 Jahre von der Beförderung vom Seconde-Leutnant zum Premier-Leutnant.
    6 Jahre von der Beförderung vom Premier-Leutnant zum Hauptmann.
    10-12 Jahre vom Hauptmann zum Major.

    Legen wir für Hugo das Lebensalter auf 20 Jahre bei der Beförderung zum Leutnant fest.
    Dann war er mit ca. 27 Jahren Oberleutnant und mit ca. 33 Jahren Hauptmann.
    Mit ca. 43 Jahren wurde er dann Major.
    Legt man für die Premier-Lieutenant Beförderung das Jahr 1890 zugrunde, müsste Hugo Berlin zwischen 1864 und 1866 geboren sein.
    Da er 1886 geheiratet hat, ist eher auf das "ältere" Geburtsjahr 1864 zu gehen.
    1897 war Hugo Hauptmann und Chef der 4. Kompanie im Schleswig-Holsteinischen Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 9 in Ehrenbreitstein.
    Als 4. von 9 Hauptleuten kann davon ausgegangen werden, dass er sehr "früh" Hauptmann wurde. In der Tat wurde er bereits am 19.12.1893 zum Hauptmann befördert!

    1899 wurde Hauptmann Berlin zur Kriegsschule nach Metz als Lehrer versetzt.
    1906 war er ältester(!) Hauptmann(mit fast 13 Hauptmannsjahren) und Chef der 6. Kompanie im Badischen Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 14 in Straßburg/Elsaß
    Im selben Jahr, am 16.10.1906 wurde er zum Major befördert und als Außerordentliches Mitglied in die Abteilung II (Fußartillerie) der Artillerie-Prüfungskommission Berlin versetzt.
    Am 22.3.1913 wurde er zum Oberstleutnant befördert aber in seiner Dienststellung als "Inspizient des Fußartillerie-Geräts und außerordentliches Mitglieder der Artillerie-Prüfungskommission belassen.

    Mitte der Dreissiger Jahre war Generalmajor a.D. Berlin Kreisvorsitzender des Reichskriegerbundes (Kyffhäuser-Bund) im Kreis Stomarn/Schleswig-Holstein.

    Beste Grüße

    Ingo

  • Hallo,
    anbei ein Ausschnitt aus dem Taufbuch 1889, der die Vaterschaft bestätigt.
    Dann füge ich noch etwas zu dem Sohn bei.
    Gruß
    Jörg

    ============================
    Bayerische Kriegsstammrolle:

    Leutnant Wilhelm Otto Julius Berlin, *28.04.1889 Cöln, Preussen, ledig

    Eltern: Hugo Berlin, Oberstleutnant und Inspiziant d. Fußar-Geräts, z.Zt. Kmdr. d. Res. Fußar. R.14., Klara geb. Schenk. Berlin-Lichterfeld.

    Truppenteil: XV. Reservekorps, Generalkommando
    14.03.1909: Diensteintritt, Patent vom 18.06.1908
    28.09.1914: E.K.II
    08.10.1914: bayerischer M.V.O. 4. Klasse mit Schwertern

    Dienstverhältnis vor Kriegseintritt:
    Leutnant im Fußar.Rgt. 14
    Dienstzeit: 5 Jahre, 4 Monate, 18 Tage.

    =========================================
    Berlin-Schöneberg, 18. Juni 1918
    Eheschließung:

    1. der Hauptmann beim Artilleriekommandeur Nr. 126 Wilhelm Otto Julius Berlin, ev., *28. April 1889 zu Cöln am Rhein, zur Zeit in Fulda. Sohn des Generalmajors Hugo Berlin und seiner Ehefrau Klara geborene Schenk, wohnhaft zu Berlin-Lichterfeld.

    2. die Lehrerin Gertrud Agnes Hedwig Warthmüller, ev., *21. Mai 1894 zu Berlin, wohnhaft in Berlin-Schöneberg, Tochter des verstorbenen Friedrich Wilhelm Robert Warthmüller, zuletzt wohnhaft in Berlin, und seiner Ehefrau Anna Luisa Wilhelmina geborene Lube, wohnhaft zu Berlin-Schöneberg

    Als Zeugen waren zugegen:

    3. der Generalmajor Hugo Berlin, 56 Jahre alt, wohnhaft zu Berlin-Lichterfelde, Karlstraße 18

    4. die Witwe Luisa Warthmüller, ohne Beruf, 53 Jahre, wohnhaft zu Berlin-Schöneberg.

    Randvermerke:
    Ein Sohn geb. Nr. 6/1921 Freiburg im Breisgau.
    Ein Sohn geb. Nr. 7/1922 Bad Salzschlirf