Hallo allerseits,
Ich habe von einer Kollegin ein interessantes Dokumentenkonvolut zwecks Eruierung des militärischen Werdegangs ihres Vaters zur Verfügung gestellt bekommen:
- Wehrpass
- Besitzzeugnis zum Verwundetenabzeichen in Gold
- Urkunde zum Eisernen Kreuz 2. Klasse
Aus diesen Dokumenten lese ich heraus, dass der Mann am 16.10.1939 im Alter von 27 Jahren in Naumburg/Saale kriegsverwendungsfähig gemustert und der Ersatzreserve I zugeteilt wurde. Seine Erkennungsmarke erhielt er vom Stab des Inf.Ers.Btl. 11.
Am 29.1.1940 wurde er in die 16. Feldrekrutenkompanie des IR 394 eingestellt. Die Kp. wurde am 10.3.1940 in 6./394 umbenannt. Während der Zugehörigkeit zu diesem Rgt. war der Mann als Schütze zunächst bei der Besatzungstruppe in Polen, sodann zur Kriegsgefangenenbewachung eingesetzt (letzterer Punkt ist wegen der schlechten Lesbarkeit nicht ganz klar, aber irgendwas mit Kriegsgefangenen jedenfalls).
Am 1.1.1941 wurde das II./394 (dessen zwote Kp. ja die 6./394 war) zum Landesschützenbataillon 379, bei dem unser Schütze am 1.4.1941 Oberschütze wurde. Bis zu seiner Versetzung zum Inf.Ers.Btl. 414 am 28.4.1941 lief der Kgf.-Einsatz; beim Inf.Ers.Btl. 414 kam am 1.6.1941 die Beförderung zum Gefreiten.
Ist es wahrscheinlich, dass der Mann zur weiteren Ausbildung dorthin versetzt wurde? Der Wehrpass gibt allerdings nur Auskunft über Ausbildung am K 98 k, dem l.MG 08/15 und der Handgranate, außerdem Befähigung zum MG-Schützen 1.
Ab dem 30.7.1941 wurde der Gefreite dann zum Küstenschutz beim AOK 15 und ab dem 1.4.1942 beim AOK 7 als Besatzer eingesetzt; er gehörte hier zur 6., dann zur 5./IR 687 der 336. ID.
Danach ging es in zehntägigem (!) Bahntransport in den Osten, wo der Mann unter dem AOK 6 zum anscheinend ersten Fronteinsatz kam.
Nach 16 Tagen Einsatz riss ihm dort ein Granatsplitter beide Füße ab.
Am 25.6.1942 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse (mit Signatur von General der Panzertruppen Paulus - wohl aber Unterschriften-Stempel), am 3.8.1942 das Verwundetenabzeichen in Gold und am 1.9.1942 die Beförderung zum Unteroffizier gemäß Bataillons-Tagesbefehl, also wohl als Auszeichnung außer der Reihe (?).
Nach dem Ausscheiden aus der Fronttruppe am 12.7.1942 war das Gren.Ers.Btl. 514 für ihn zuständig; ab dem 9.11.1943 die Heeresentlassungsstelle 4, die ihn am 11.1.1944 als "völlig untauglich zum Dienst in der Wehrmacht" entließ.
Der schwer Kriegsversehrte überlebte den Krieg, erzählte aber verständlicherweise nichts vom Krieg. Meine Kollegin (und ich!) würde gerne mehr über die Umstände erfahren, daher möchte ich fragen, ob es zu den genannten Einheiten detailliertere Informationen gibt, als das Lexikon der Wehrmacht bereithält.
Vielen Dank im voraus, gute Nacht und schöne Grüße,
Thomas