Panzergräben schaufeln in Ostpreussen

  • Hallo


    Mich interessiert schon lange, etwas mehr zum Bau der Panzergräben in Ostpreussen 1944 zu erfahren.
    Wer wurde da alles eingesetzt (auch HJ?), wie muss man sich die "Arbeitsbedingungen" vorstellen, welche Werkzeuge (oder Maschinen?) kamen zum Einsatz?
    Wie war die Bevölkerung eingebunden, wie z.B. der BDM?


    Beste Grüsse und vielen Dank


    Karin

  • Hallo,
    wer da wann und wo geschaufelt hat, kann ich nicht beantworten. Habe mir mal aus einer Akte im Bundesarchiv folgende Notiz gemacht : 120000 cbm Beton in der" Memel-Inster-Angerapp-Stellung", "Lötzener Rundumverteidigung" und in der "Ortelsburger Wald-und Hohensteinstellung" verbaut. Das war eine Meldung der Organisation Todt.
    Gruß Uwe

  • Meine noch lebende Großtante (geboren 1924) wurde 1944 in Pommern zum graben herrangezogen.
    Ich werde sie bei gelegenheit mal fragen ob sie dazu etwas mehr berichten kann.


    Gruß Christopher

  • Hallo zusammen.


    Letzte Tag wurde auf ZDF Info die zweiteilige Dokumentation :


    Damals in Ostpreussen


    gezeigt. Dort wird,glaube ich am Ende des ersten Teil, über die unsinnige Buddelei der HJ berichtet. Das könnte man vielleicht in der Mediathek nnochmal ansehen.
    Ich glaube das läuft auch auf YouTube.


    Grüße vom linken Niederrhein Uwe


  • Hallo Uwe,


    ich möchte Dir nicht zu Nahe treten, aber "unsinnige Buddelei" passt irgendwie nicht in das damalige Bild.

    bis dann
    gruss Det


    Bitte Alles zur Vorbereitung und Durchführung des Sudeteneinsatzes 1938…...........

  • Hallo Karin,
    zuerst eine ganz dumme Frage.
    Hast Du zu diesen Thema schon die alte Tante " Google" besucht?
    Ich habe dort in letzter Zeit - obwohl es nicht mein "Thema" ist- einige Berichte von Hitlerjungen gelesen, die in Ostpreussen, aber auch in Pommern geschanzt haben.
    Versuchs mal mit "HJ Panzergraben schaufeln Ostpreußen"; "Erich-Koch-Wall" u.ä.
    In vielen Erlebnisberichten zeigte sich dasselbe Schema: mit Enthusiasmus an die Grenze marschiert, ungeachtet schlechter Verpflegung geschuftet, ohne technische bzw maschinelle Hilfe geschaufelt, ohne fachliche Abweisung "nutzlose" Stellungen gebaut.
    Mit zunehmender Kälte und Näherrücken der Front kommt die Angst.
    Und vielfach wurden die Jungen von den Versntwortlichen im Stich gelassen.
    Wenn sie Glück hatten, wurden sie, wie bei Memel, von verantwortungsvollen Wehrmachtskommandeuren noch rechtzeitig evakuiert.
    Ich werde selbst noch mal googeln: ich meine mich zu erinnern, dass in der Reihe "Zeitzeugenberichte" des Hauses der Geschichte noch Texte sind.


    Beste Grüße
    Ingo

  • In vielen Erlebnisberichten zeigte sich dasselbe Schema: mit Enthusiasmus an die Grenze marschiert, ungeachtet schlechter Verpflegung geschuftet, ohne technische bzw maschinelle Hilfe geschaufelt, ohne fachliche Abweisung "nutzlose" Stellungen gebaut.
    Mit zunehmender Kälte und Näherrücken der Front kommt die Angst.
    Und vielfach wurden die Jungen von den Versntwortlichen im Stich gelassen.
    Wenn sie Glück hatten, wurden sie, wie bei Memel, von verantwortungsvollen Wehrmachtskommandeuren noch rechtzeitig evakuiert.
    Ich werde selbst noch mal googeln: ich meine mich zu erinnern, dass in der Reihe "Zeitzeugenberichte" des Hauses der Geschichte noch Texte sind.


    Mahlzeit,


    genau das meinte ich mit " unsinniger Buddelei", besser kann man das nicht darstellen. Dazu gibt es , gehört zwar nicht zu diesem Thema, etliche Beispiele hier vom Niederrhein.
    Die Gräben wurden einfach umfahren, Panzer mit Brücken oder mit Faschinen ( Hobart Funnies) wurden zum Überqueren in kürzester Zeit herbei geschafft.


    Grüße Uwe

  • Hallo zusammen!


    Für den Bau derartiger Befestigungen waren die Reichsverteidigungskommissare verantwortlich; i.d.R. waren das die Gauleiter (also keine militärischen Fachleute). Sie sollten eigentlich die Baustoffversorgung, die Gestellung und Verpflegeung der Arbeiter (HJ, BDM, Volksaufgebot) gewährleisten, übertraten diese Kompetenz jedoch, indem sie selbständig Stellungen und Sperren bauen ließen, ohne dabei mit den militärischen Dienststellen des Feld- oder Ersatrzheeres zusammenzuarbeiten. Das bedeutet nicht, dass alle von ihnen gebauten Stellungen völlig wertlos waren; vielmehr scheint sich nach dem Krieg, als man sich allgemein von jeglicher Sympathie für die NSDAP distanzierte, eine Art reflekthaftes Ablehnen jedweder Parteiaktivität etabliert zu haben. Ich vermute das, weil
    a) viele teils führende Offiziere der Wehrmacht nach dem Krieg fast durchweg die Partei (und in diesem Zusammenhang oft genug auch die Waffen-SS) als seit jeher natürlichen Feind der Wehrmacht dargestellt haben (ohne die sie jedoch nie ihren Aufstieg, natürlich auch nie ihren Niedergang erlebt hätten),
    b) die kriegsmüde Zivilbevölkerung dasselbe tat, obwohl sie selbst die Nazis gewählt hatten und ich hier ein Beispiel
    c) anführe, dass wenigstens zu einem differenzierteren Urteil anregen sollte: aus der heimathistorischen Literatur Aachens konnte ich entnehmen, die Schanzer des Volksaufgebotes hätten in Aachen-Oberforstbach tatenlos herumgestanden, nachdem (oder bevor, meine Erinnerung lässt mich hier gerade im Stich) sie irgendwo sinnlos herumgebuddelt hätten - soweit die Mär. De facto kann man auf zeitgenössischen Luftbildaufnahmen der US-Amerikaner westlich von Oberforstbach unmittelbar vor der Höckerlinie des Westwalls frisch ausgehobene Panzergräben erkennen, die die Höckerlinie verstärkten. Wenn aber die Wehrmacht es 1939 für sinnvoll hielt, an dieser Stelle Panzersperren zu errichten, warum sollte es sinnlos sein, wenn die örtliche Parteiführung ein gleiches tut? Im Gegenteil wäre es ja sogar so, dass die örtliche Parteiführung dem Urteil der militärischen Fachleute von 1939 uneingeschränktes Vertrauen schenkte, wenn sie glaubte, das Hindernis von 1939 sei auch 1944 noch ein Hindernis (was es, wie die amerikanische Kampferfahrung in diesem Einsatzraum lehrt, auch war).
    Klar, das ist nur ein Beispiel, und ob es beispielhaft ist, bleibt fraglich - nachdenkenswert ist es allemal. Was die hier thematisierten Sperren tatsächlich sinnlos machte, waren m. E. eher die fehlenden Truppen, Waffen und die fehlende Munition - denn nur eine verteidigte Sperren ist eine wirksame Sperre (auch Funnies hätten gegen angemessen flankierte Panzergräben keinen Erfolg gehabt; bei Oberforstbach blieb z. B. ein Sherman Crab im Höckerhindernis liegen und musste unter starkem Beschuss geborgen werden).


    Was Ostpreußen betrifft - wurde Ostpreußen nicht ziemlich lange gegen die Rote Armee verteidigt?


    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"


  • Wer wurde da alles eingesetzt (auch HJ?), wie muss man sich die "Arbeitsbedingungen" vorstellen, welche Werkzeuge (oder Maschinen?) kamen zum Einsatz?


    Hallo,


    ähnlich wie in Ostpreussen wurde auch im Westen zum Kriegsende hin auf Weisung Hitlers mit dem Bau von Verteidigungsabschnitten begonnen, um nach einer möglichen Landung alliierter Truppen über die Nordsee-Häfen deren weiteren Vormarsch landeinwärts zu verhindern. Im Nordwesten sollte dazu der sogenannte "Friesenwall" entstehen, zum Bau wurde neben Zwangsarbeitern und KL-Häftlingen auch Soldaten und die Zivilbevölkerung verpflichtet und herangezogen:
    http://www.kz-gedenkstaette-la…t/uploads/friesenwall.pdf


    Deutsche Staatsbürger waren aufgrund der Notdienstverordnung von 1938 grundsätzlich zu solchen (befristeten) Dienstleistungen verpflichtet: http://alex.onb.ac.at/cgi-cont…m=19380004&seite=00001441


    Gruß, J.H.


    Edit: Hier ein Link zu einem Bericht eines Zeitzeugen, der als Jugendlicher beim Unternehmen Barthold am "Ostwall" eingesetzt wurde: http://www.erfahrungen.homepag…e.de/barthold/ostwall.htm