• Lieber Eberhard,

    ein besonders fähiger Segler war Schmitt wohl nicht. Er segelte auf dem Brahmsee nur bis Windstärke IV.

    Oft dabei beim Segeln mit seiner kleinen Jolle war sein Freund Karl Wilh. Berkhan.

    Als Schmitt noch BK war, schenkte ihm der damalige MP Kanadas eine Laser-Jolle. Und mit dieser Jolle kam Schmtt nicht so richtig zurecht.

    Seine Einsicht, war sein Spruch an Berkhan: "Willi, ich glaube, wir werden alt."

    Herzliche Weihnachtsgrüße

    Bert

  • Ich habe anlässlich seines Geburtstages das Buch „Hand aufs Herz“ erneut gelesen.

    Hi Justus,

    habe zum Buch das Inhaltsverzeichnis gefunden: klickt mal.

    Im letzten Kapitel gibt's Dreierlei, was mir "in's Auge gesprungen" ist:

    das Klischee vom Macher, das von der Arroganz und Cato Bontjes van Beek.

    Falls Du Zeit findest, nachzulesen + was dort steht, vll. zusammenzufassen,

    wäre das "riesig" nett - bis ich's Buch kriege, dauert's leider noch.

    Grüße zum 2. Weihnachtstag,

    Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula, hallo zusammen,

    das, was er zum Klischee der Arroganz äußerte, würde mich auch interessieren !


    Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass er "mein" zweiter Verteidigungsminister

    war; und er konnte arrogant und überheblich sein ! Das setzte er bisweilen gekonnt als

    "Stil-Mittel" ein (". . . Herr Lüg !).

    Und auch Image-Pflege betrieb er in eigener Sache nicht zu knapp (aus meiner Sicht

    mit zunehmendem Alter immer mehr). Er wurde ja nicht nur von Zeitgenossen als

    "Staatsmann (und Staatsschauspieler)" bezeichnet, sondern nahm das auch für sich

    selbst in Anspruch.

    Gruß

    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo Kordula,

    Ich habe sehr gerne für Dich diesen Abschnitt nochmals gelesen.

    Schmidt selbst bringt den Begriff „Macher“ ins Gespräch und erinnert sich, dass dies zunächst - zu Zeiten Brandts - als despektierliche Charakterisierung gemeint war. Hier Brandt als Visionär, dort Schmidt als Macher.

    Mit der Zeit gefiel ihm diese „Schublade“. Er genoss den Respekt, brauchte aber keine Zuneigung des (Wahl)Volkes.

    Ein sehr kurzer Gesprächsabschnitt.

    Vielleicht hat es doch etwas mehr an ihm genagt. Das berühmte Schmidt-Zitat von den Visionen mag darauf gründen.

    Schmidt gefällt sich allerdings im gesamten Gespräch in der Rolle des kühlen, vernunftgesteuerten „Machers“.

    Die Passage mit Cato ist sehr kurz. Er bewunderte sie wohl, fand ihre offene Kritik am Nationalsozialismus sehr leichtsinnig. Dies hätte ihr wohl das Leben gekostet.


    Lg Justus

  • du bist leider im Irrtum, der "Herr Lüg...", das sprang von der spitzen Zunge des Herbert Wehner...

    Hallo Micha,

    Du hast recht; ist ja auch schon ein paar Tage her !

    Aber von meiner Aussage rücke ich deshalb nicht ab; Helmut Schmidt

    wusste sich schon zu inszenieren !

    Und Überheblichkeit und Arroganz mag man ihm noch verzeihen, aber

    in einigen seiner Bücher hat er sich über politische Zeitgenossen (z.B.

    Breschnew, Jelzin u.a.) in einer Art und Weise abfällig geäußert, die im

    Kern sicher der Wahrheit entsprach, aber nicht unbedingt eines Staatsmannes

    angemessen war.

    Gruß

    Rudolf (KINZINGER)

  • Tag allerseits,

    jedenfalls war Helmut Schmidt ehrlich, er gab ja selbst zu, dass "hervorgehobene Politiker" meist einen Hang zum "Schauspielerhaften" haben. Er schloss sich dabei ausdrücklich mit ein.

    Es muss natürlich nicht unbedingt ein Fehler sein, wenn sich Politiker ihres Einflusses bewusst sind. Schmidt neigte als Politiker kaum zu Depressionen, Brandt aber schon. Der verschwand dann wegen

    seiner Depressionen tagelang von der Bildfläche und legte sich ins Bett.

    Manche Zeitgenossen mögen dem Ehepaar Schmidt ankreiden, dass sie anlässlich ihre 50. Ehejubiläums - aus einer vermuteten Überheblichkeit heraus - eine Stiftung ins Leben riefen und heute das Anwesen der Schmidts von interessierten Gruppen

    besichtigt werden kann. Aber auch BK Adenauer hinterließ sein Anwesen in Rhöndorf der Allgemeinheit!

    https://www.youtube.com/watch?v=op-kSu2xZVo

    Schmidt neigte natürlich zu einer gewissen Überheblichkeit und demgemäß sind seine Wertungen über "ANDERE" mitunter von eine wohlfeilen Art. Adenauers "Erinnerungen und Gedanken" sind dazu

    geradezu gegensätzlich. Hier fehlen durchgängig abfällige Äußerungen über Politiker der damaligen Zeit!

    Grüße

    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (December 28, 2018 at 5:00 PM).

  • . . . Brandt aber schon. Der verschwand dann wegen

    seiner Depressionen tagelang von der Bildfläche und legte sich ins Bett.

    Hallo Bert,

    dass er sich (bisweilen) ins Bett legte, war nicht das, was ihm "angekreidet" wurde,

    sondern dass es mit ständig wechselnden Partnerinnen geschah!

    Zitat WEHNER: " Der Herr soll regieren und nicht erigieren . . . "

    Gruß

    Rudolf (KINZINGER)

    P.S. Die Ehrlichkeit spreche ich Helmut Schmidt in keiner Weise ab !

  • Hallo Rudolf,

    dieses Wehner-Zitat kannte ich noch nicht - aber es ist super treffend, "Wöhner" nahm kein Blatt vor den Mund, und Willy war außedem nicht nur den Damen, sondern auch gewissen hochprozentigen Flüssigkeiten gegenüber nicht abgeneigt, wie man wohl weiß. Aber da war und ist er sicher auch nicht der einzige Politiker, der diesen Genüssen fröhnte...

    Herzliche Grüße,

    Eberhard

    Suche alles über die 101. Jägerdivision.

  • Lieber Rudolf,

    Ich hatte noch nicht auf die Frage nach der Arroganz Schmidts geantwortet. Hier wörtlich und ungekürzt der entsprechende Abschnitt:

    Eines der Klischees über Sie ist das der Arroganz. Man sagt, Sie seien arrogant gegenüber denen, die nicht so intelligent sind wie Sie, und das sind ja dann doch eine ganze Menge.

    Und was ist die Frage?

    Ob es ein Klischee ist, oder ob Sie es absichtsvoll sind.

    Nee, absichtsvoll ist keiner arrogant, nehme ich an; ich auch nicht. Aber ich bin absichtsvoll sehr abweisend, das gebe ich gern zu. Wenn Leute sich im Gespräch aufdrängen, die ich lästig finde, oder überflüssige Themen anbringen... Nein, mit diesem Klischee der Arroganz muss man leben, das ist eins der vielen Dinge, die man nicht ändern kann, also muss man sie ertragen.“

    Nicht sehr erhellend, aber mehr steht da nicht.

    LG

    Justus

  • Aber ich bin absichtsvoll sehr abweisend, das gebe ich gern zu. Wenn Leute sich im Gespräch aufdrängen, die ich lästig finde, oder überflüssige Themen anbringen..

    Danke mein lieber Justus,

    aber liefert er damit nicht eine Umschreibung von Überheblichkeit und

    Arroganz ? Er definiert, welche Themen "überflüssig" sind und ignoriert,

    dass sie vielleicht für seinen Gesprächspartner besondere Bedeutung haben !?!

    Gruß und komm gut ins Neue Jahr !

    Rudolf

  • Tag allerseits,

    die überlieferten Zitate von Helmut Schmidt sind ehrlich und kaum verklausuliert. Er stellte seine bekannten Wesenszüge meist nie in Abrede. Man könnten ihn in manchen Dingen mit Adenauer

    vergleichen. Beide waren wohl nie mit Selbstzweifeln behaftet. Nur solche Politiker sind die eigentlichen "Macher". Brandt verschwand tagelang von der Bildfläche und und versuchte, seine Depressionen im Bett auszukurieren. Solche Probleme hatte weder Schmidt noch Adenauer! Was Schmidt auch auszeichnete, er setzte sich vielfach über die herrschende Meinung der SPD hinweg, das brachte ihm Sympathien auch

    bei konservativen Wählerschichten ein. Brandt war im tiefsten Ober- oder Niederbayern zu keiner Zeit so anerkannt wie Helmut Schmidt. Die damaligen Aussagen zu Schmidt waren typisch für sein Ansehen, das er

    genoss. Ergraute CSU-Wähler sagten damals: "Der Schmidt ist in der falschen Partei!"

    Grüße

    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (December 29, 2018 at 2:26 PM).

  • Hallo Bert,

    Quote

    Man könnten ihn in manchen Dingen mit Adenauer vergleichen. Beide waren wohl

    nie mit Selbstzweifeln behaftet. Nur solche Politiker sind die eigentlichen "Macher".

    von der geistigen Präsenz kann man das unterschreiben, aber sonst trennen beide Welten bzw. 1 1/2 Generationen.

    und nicht zuletzt, der einer war rheinisch Katholisch und der andere ein hanseatischer Protestant.

    Das ist in der letzten Konsequenz sehr ähnlich aber dazwischen wie Feuer und Wasser.

    Gruss Dieter

  • Tag allerseits,

    in einem glichen sich Adenauer und Schmidt: Sie verloren nie ihr Selbstvertrauen, sie zweifelten nie an der Richtigkeit ihrer Politik. Und genau das meinte ich. Dass sie ansonsten verschiedene Wesenszüge hatten, das ist eine andere Sache. Schmidt war als Protestant in letzter Konsequenz (fast) gläubig. Er heiratete kirchlich. Und über seinen Fronteinsatz in Russland sagte er später, damals sei er Gott näher gekommen.

    Beide glichen sich auch, wenn sie leichtfertige Statements abgaben. Adenauer klassifizierte taktische Atomwaffen als eine "etwas andere Artillerie", Schmitt als Volkswirtschaftler verstieg sich in die Aussage: "5 Prozent Preissteigerung sind mir lieber als 5 Prozent Arbeitslose". Weil sie irgendwie doch die unangefochtenen Macher waren, kam es damals nicht zu großen Widersprüchen wegen solcher Ausführungen.

    Grüße

    Bert

  • Tag allerseits,

    Helmut Schmidt über Adenauer:

    https://www.youtube.com/watch?v=GN2nhHEKPPA

    Ehrliche Worte des Helmut Schmidt:

    .....1941 in Russland hatte ich gelernt, mich innerlich auf Gott zu verlassen. Dabei blieb es auch während der weiteren Kriegsjahre, vor allem, wenn die Angst kam. Aber wir hatten mit einem Übermaß an Angst

    zu leben: Angst vor russischer Gefangenschaft, Angst vor Verschüttung im Keller, Angst vor Aufdeckung der Abstammung, denn mein Großvater väterlicherseits war Jude. Angst vor einem Kriegsgerichtsverfahren, Angst vor der Gestapo....Auch die Angst vor dem Tode hat eine große Rolle gespielt; man hoffte nur, es geht schnell vor sich. - Das alles war jetzt im Mai 1945, Gott sei Dank, zu Ende!....

    Quelle: Es wird nicht mehr zurückgeschossen.... Erinnerungen an das Kriegsende von Reinhard Appel, Seite 272.

    Grüße

    Bert

    Edited 2 times, last by Jahrgang39 (December 30, 2018 at 9:57 AM).

  • Moin,

    aus der von mir oben zitierten Quelle stammt das Folgende über Adenauer:

    „Er kam - wenn Sie das akzeptieren wollen - aus der inneren Emigration und war ein sehr erfahrener Mann mit eigenem ganz festgefügten politischen Vorstellungszusammenhang, stark im katholischen Milieu verwurzelt, aber doch andererseits emanzipiert. Er hatte sein eigenes Urteil. Er war stark rheinisch geprägt und hatte eine gewisse Affinität zu Frankreich,wie das bei vielen Leuten links des Rheins damals der Fall war. Adenauer hatte in den zwölf Jahren der Nazizeit und des Krieges sicherlich über manches nachgedacht und war, ähnlich wie wir jungen Leute, die aus dem Krieg nach Hause kamen, innerlich erfüllt von der absoluten Notwendigkeit, dazu beitragen zu müssen, dass sich das niemals wiederholen kann. Ich habe Adenauer gekannt, habe ihn ja erlebt viele Jahre lang in Bonn. Er war nicht mein Fall, ich wäre für den nicht durchs Feuer gegangen, aber ich habe ihn sehr respektiert, tue es heute noch, sogar mehr als damals, wenngleich ich auch die Fehler sehe, die er gemacht hat. Adenauer hatte eben auch ein Schicksal hinter sich, als er in die große Politik kam.

    [...]

    Ich glaube, dass Sympathien und Antipathien eine große Rolle spielen können. Ich glaube gleichzeitig, dass man versuchen muss, diese Rolle so klein wie möglich zu halten.“

    Den letzten und drittletzten Satz finde ich besonders bemerkenswert. Respekt des politischen Gegners, Vernachlässigung persönlicher Beziehungen zugunsten der Sache und Anerkennung der Leistungen des Anderen, auch wenn man sie für fehlerbehaftet hält.

    Davon, genau davon, können wir alle uns heute eine Scheibe abschneiden, besonders die, die heutzutage des Jammers voll sind über das angeblich unzureichende gegenwärtige politische Personal.

    Da meine letzte Bemerkung aber droht, einen Diskurs über Tagespolitik anzufachen, was aus guten Gründen nicht in dieses Forum gehört, möchte ich das Augenmerk eher auf die bemerkenswerte grundsätzliche Toleranz Helmut Schmidts lenken, die er in seiner Jugend im „dritten Reich“ ja nicht hatte erlernen können, sondern aus unbarmherziger persönlicher Erfahrung (zwangsläufig?) entwickelt hat.

    Euch allen einen guten Jahresausklang und ein tolerantes, respektvolles neues Jahr!

    LG Justus

  • Tag allerseits,

    das (fast) Tragische an der politischen Person Helmut Schmidt: Er hatte auch als Bundeskanzler keine Hausmacht aus einer Schar von Politikern, die stets zu ihm standen. Ganz deutlich wurde dies, als er für den

    sog. Raketendoppelschluss war, aber der Rückhalt in seiner eigenen Partei zu wünschen übrig ließ. Schmidt war auch als Sozialdemokrat nie nach den vorgegebenen Typisierungen einzuordnen.

    Er machte bereits einige Jahre nach Gründung der Bundeswehr eine Wehrübung und wurde dafür aus Kreisen der SPD massiv kritisiert. Als Volkswirt war er für eine Wirtschaftsform, die Brandt und Wehner

    wohl so nicht wollten. Er verzichtete zugunsten von Brandt auch auf den Parteivorsitz, das bezeichnete er später als einen großen Fehler.

    Grüße

    Bert

  • Hallo zusammen,

    Quote

    ähnlich wie wir jungen Leute, die aus dem Krieg nach Hause kamen, innerlich erfüllt von der absoluten Notwendigkeit, dazu beitragen zu müssen, dass sich das niemals wiederholen kann.

    Adenauer geb. 1876 hat ein Leben schon durch, dann der Krieg, das hat im das Wissen und Erfahrung verschafft

    das nach alle dem nur die tiefe Verankerung im Westen die allerletzte Chance für Deutschland(West) war.

    Dieser Ansatz hat es ihm auch erlaubt mit Leuten zu arbeiten die ihn 10 Jahre früher, ohne mit der Wimper zu zucken

    ins Zuchthaus und an den Galgen gebracht hätten. Das lief dann unter rheinischem Pragmatismus war aber eigentlich

    seiner Lebenserfahrung geschuldet.

    Ich war nie ein Adenauer Mann aber mit zunehmend Lebensalter begreift man warum Adenauer die Dinge so gemacht

    hat wie er sie gemacht hat. Der Erfolg gab im recht, zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

    Gruss Dieter

  • Grüß Dich Dieter,

    Adenauer war trotz seine Alters eine Kämpfernatur. Er hatte 1949 Probleme mit der SPD-Opposition wegen der Einrichtung der Ruhrbehörde. Er wurde damals als Kanzler der Alliierten beschimpft.

    Auch ein Helmut Schmidt war damals ebenfalls davon überzeugt, dass Deutschland in das System des Westens eingebunden wird. Schuhmacher war damals anderer Ansicht. Als Schmidt

    für die Bizone und später für die Trizone öffentlich warb, wurde er von dem SPD-Vorsitzenden massiv gerügt.

    Dazu auch

    https://www.youtube.com/watch?v=P5K8s4Ibq8A

    Gruß

    Bert