SD / SiPo Rotterdam 1941-1945 Hermann Heinrich Pennings

  • Hallo FdW,

    ich suche allgemeine Informationen zum SD in Rotterdam während des Krieges und besonders Informationen zum Großvater meiner Frau, Hermann Heinrich Pennings (24.12.1908 -19.2.1945).

    Mit Hilfe von Roland habe ich bisher folgende Informationen zusammngetragen:

    Ab 21.8.1936 in Rotterdam gemeldet.
    Verheiratet mit Agnes Wormanns, 3 Kinder.
    Bereits in den 30er Jahren Mitglied beim NSB (Mussert)
    Niederländer (zumindest bevor er in der WSS trat)
    Arbeitete bei der SiPo in Rotterdam.
    Ist beim Postamt am Coolsingel überholt worden durch 2 Radfahrer. Er wurde durch die Zwei in den Kopf geschossen und erlag den Schußverletzungen.
    Er war auf dem Wege zu seinem Arbeit (also bei der Sipo)
    Am Morgen des 20.02.1945 (also einem Tag nach seinem Tode) wurde an der Coolsingel 10 Männer als Vergeltung erschossen.
    Die Leichen lagen einen ganzen Tag an der Stelle mit einen Plakat versehen, worauf stand "deze 10 wegen illegal werk gearresteerde Personen zijn als vergelding wegen een moordaanslag op een nederlandse SS_man van de Sicherheitspolizei doodgeschoten".
    Im Netzt gibt es ein Photo von den Leichen der 10 "Partisanen" mit einer Namensliste und ein Buch mit dem Photo und einem kurzen Abschnitt über diesen Vorfall .
    (Kooistra / Oosthoek ISBN 9789077948255 Recht op wraak / druk 1 Kartoniert / Broschiert, PENN.nl, Uitgeverij, 1., 2009)
    Der Leichnam von Hermann Heinrich Pennings wurde dann wohl per Schiff nach Hamburg transportiert, da der Landweg nach Deutschland schon abgeschnitten war.

    Ich bin für jede weitere Information über den SD/Rotterdam und über Hermann Heinrich Pennings dankbar.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Thilo,

    vielen Dank, aber natürlich ist der Geburtsort Geldern bekannt. Hatte ich vergessen. Begraben ist er irgendwo bei Hamburg, da ein Weitertransport des Leichnams nach Geldern in den letzen Kriegstagen nicht mehr möglich war.
    Geldern wurde Ende Januar 45 von kanadischen und englischen Truppen eingenommen.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Mwest,

    Da Hermann Heinrich Pennings, wenn ich es richtig verstehe, die holländische Staatsangehörigkeit hatte kannst Du vielleicht am besten ein Antrag beim Nationaal Archief in Den Haag machen. Dort sind die persönliche Akten von mehr als 300.000 holländische WSS-Angehörigen, Polizisten, NSB-ers, usw. aufgehoben.

    Beste Grüße,
    Postschutz

    Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine historische und postalische Gesamtschau"

    Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"

  • Hallo Michael,

    Quote

    Begraben ist er irgendwo bei Hamburg, da ein Weitertransport des Leichnams nach Geldern in den letzen Kriegstagen nicht mehr möglich war.

    ist Dir die Grablage nicht bekannt?

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Postschutz, danke für den Tipp, werde ich machen. Weißt du, ob man in Deutsch anfragen kann?

    Hallo Thilo, uns ist nur bekannt, daß er in einem Massengrab bei Hamburg liegt.
    Der genaue Ort war seiner Frau wohl bekannt, aber wir haben nach ihrem Tod keine Unterlagen mehr gefunden.

    Gruß
    Michael

    Suche alle Informationen zur 68.ID und speziell zum GR169 von Januar 1943 bis Kriegsende.

  • Hallo Michael,

    Ich denke nicht das man dort ein Antrag auf Deutsch machen kann. Die Bearbeitungszeit für ein Antrag kann ein paar Monate dauern. Ich komme aber, bis Jahresende, des Öfteren im Nationaal Archief Den Haag. Vielleicht kann ich irgendwie behilflich sein. Wenn Du mochtest, schreibe mir bitte ein PN.

    Beste Grüße Postschutz

    Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine historische und postalische Gesamtschau"

    Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"


  • Am Morgen des 20.02.1945 (also einem Tag nach seinem Tode) wurde an der Coolsingel 10 Männer als Vergeltung erschossen.

    Hallo Michael,

    bei der "Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen" in Ludwigsburg könnten dazu Unterlagen vorliegen. Anscheinend hat es später in den Niederlanden kein Gerichtsverfahren zu der Vergeltungsaktion gegeben, trotzdem könnte aber auch eine Anfrage an das "Institut für Strafrecht der Universität Amsterdam"/Redaktion Justiz und NS-Verbrechen erfolgreich sein:

    http://www.zentralestelle.de/pb/,Lde/Startseite

    http://www1.jur.uva.nl/junsv/inhaltsverzeichnis.htm

    Gruß, J.H.

  • Hallo Johann,

    vielen Dank für den Tipp, werde ich mal anschreiben.

    @ Postschutz: PN

    gruß

    Michael

    Suche alle Informationen zur 68.ID und speziell zum GR169 von Januar 1943 bis Kriegsende.

  • Michael,

    Interessant dich zu treffen, und gut das du diese traurige Geschichte erförscht. Das Buch Nieuw licht op liquidaties, knokploegen in Rotterdam 1944-45 beschreibt dieser Fall auch kürz. Beschreibung; Misdadige verzetslieden in Rotterdam 1944-1945 | Historiek

    Es erwähnt auch das er auf der Gaesbeekstraat 37 wohnte. (jetzt neubau)

    Aufmerksam das er nicht bestattet wurde auf dem deutsche Ehrenfriefhof Crooswijk, wo alle deutsche Soldaten, und Niederländer in deutsche Dienst bestattet wurde. Hier ein Link über das Friedhof: Duitse oorlogsgraven op Crooswijk - TracesOfWar.nl Ich habe die Gräberliste vor mich, er ist darin nicht erwähnt.

    Das Buch (PDF) Handhaven onder de Nieuwe Orde | Frank van Riet - Academia.edu erzählt viel über die Polizei und SD.

    Herzliche Gruss aus Rotterdam,

    Maurice

  • Hallo Maurice,


    vielen Dank für den Hinweis auf das Buch. Werde ich mir bestellen.

    Du kannst Hermann Pennings in der Gräberliste nicht finden, da sich mittlerweile herausgestellt hat, dass sämtliche Literatur zu diesem Vorfall in einem Punkt falsch ist: Hermann Pennings wurde bei dem Anschlag nicht getötet, sondern nur verwundet!
    Er wurde zunächst am 19.2.45 in Rotterdam in ein (Marine-)Lazarett eingeliefert. Am 16.3.45 hat er von dort noch einen Brief an seine Frau in Hamburg geschrieben, in dem er das Attentat näher schildert.
    „An der Bisse? wurde ich von einem Radfahrer überholt und gleichzeitig angeschossen. Ich fiel vom Rad und war einige Minuten bewußtlos. Soldaten brachten mich mit einem Wagen ins Lazarett. Die Kugel ging in den Kopf und ist im Nacken stecken geblieben. Ich wurde sofort operiert weil die Kugel entfernt werden musste. ....Ich kann noch von Glück sprechen, dass ich so gut davon gekommen bin. ...An der Coolsingel sind für mich 10 Terroristen erschossen worden und die sind den ganzen Tag als Vergeltung liegen geblieben.“

    Er wurde dann in ein Lazarett nach Hamburg zum Erholungsurlaub verlegt. Laut Totenschein wurde er in der Nacht vom 4 auf den 5.Mai 1945 in Hamburg, Suhrenkamp 98 tot aufgefunden. Diese Adresse gehörte zu einem KL/Strafgefangenenlager. Ob er dort von ehemaligen Insassen, von alliierten Soldaten getötet wurde oder eines natürlichen Todes gestorben ist, ist unbekannt.

    Viele Grüße

    Michael

    Suche alle Informationen zur 68.ID und speziell zum GR169 von Januar 1943 bis Kriegsende.

  • Wow, das sind neue Erkentnissen! Man kann sich nur abfragen wie dann der Datum von 19 Februar in die Bücher gekommen ist? Oder ob man vielleicht weiniger als 10 Leute erschossen hatte, wenn er 'nur' verwundet war..

    Kann vielleicht ein Scan dieser Briefe geteilt worden?

    Ich werde versuchen in Wochende, wenn es dich interessiert, Bilder zu machen von der Stelle wo es passiert ist. (Postamt, Coolsingel)

    Viele Grüße,

    Maurice

  • Hallo Maurice,

    es sind 10 Leute erschossen worden. Diese sind auch alle namentlich bekannt. Die „Strafmaßnahmen“ waren wohl unabhängig vom Erfolg eines Angriffs auf Deutsche. Das falsche Sterbedatum basiert auf der Annahme eines geglückten Angriffs durch den niederländischen Widerstand. Im Chaos der letzten Kriegsmonate ist diese Annahme nie korrigiert worden. Auch meine Frau ging bis vor 2 Jahren davon aus, dass ihr Großvater am 19.2.45 in Rotterdam verstorbenen ist.

    Ich werde den Brief und die Sterbeurkunde nächste Woche einscannen und hier einstellen. Habe zuhause leider keinen Scanner.

    Grüße

    Michael

    Suche alle Informationen zur 68.ID und speziell zum GR169 von Januar 1943 bis Kriegsende.

  • Hallo,

    die Adrese in HH ist die des 1879 in Betrieb genommenen Gefängnisses Fuhlsbüttel, das ab 1933-36 als KZ genutzt wurde. Ab 1936 wurde es offiziell als Polizeigfängnis geführt, parallel dazu gab es auf dem Gelände das Zuchthaus. Von Oktober 1944 bis Februar 1945 nutzte die SS einen Gebäudeteil als Außenstelle des KZ-Neuengamme. Das Gefängnis ist bis heute in Betrieb.

    Gruß,

    JR

  • Hallo,

    Im Jahr 2015/2016 habe ich Michael (Mwest) weitergeholfen mit den Recherchen nach dem Attentat auf Hermann Pennings. Pennings CABR-Akten, sonstige Akten und weitere Dokumenten konnte ich sehen und sind mir daher auch bekannt.

    Im erwähnten Buch von Albert Oosthoek wird auf Seite 224 über das Attentat auf H.H.Pennings berichtet von Oosthoek (Mwest den Auszug aus dem Buch habe ich Dich damals auch zugeschickt). Die Seite des Buches hange ich nochmal an.

    Mit Oosthoek habe ich mich in 2016 auch unterhalten über das Attentat und ihm „überrascht“ mit der Tatsache das H.H.Pennings das Attentat vom 19.2.1945 überlebt hatte. Er hat mir damals seine Quellen erwähnt, welche u.a. offizielle Polizeiakten bzw. Berichte aber auch sämtliche Bücher waren.

    Nun das alles war aber nicht so!

    H.H.Pennings überlebte das Attentat und ist in einen Rotterdamer Marine-Lazarett verpflegt worden. Die weitere Geschichte von H.H.Pennings ging wie hier oben von Mwest bereits geschrieben wurde. Es sind aber noch viele Fragen die unbeantwortet geblieben sind: weshalb kam er ins Hamburger Polizeigefängnis, wie fand der genauer Tot von H.H.Pennings statt?

    Bis soweit....

    Beste Grüße Postschutz

  • Hallo,

    da hier ja angemrkt wurde, daß viele Fragen noch offen sind, und einige Info zumindest von Mwest (noch) nicht bereitgestellt wurden, wüßte ich gerne, ob der Ort des Grabes bekannt ist? Das war ja wohl eine der offenen Fragen ("Hallo Thilo, uns ist nur bekannt, daß er in einem Massengrab bei Hamburg liegt").

    Es sind aber noch viele Fragen die unbeantwortet geblieben sind: weshalb kam er ins Hamburger Polizeigefängnis,

    Ob er überhaupt im Hamburger Polizeigefängnis eingesetzt war ist ja auch nicht sicher (oder?). Ich schrieb ja, daß es auf dem Gelände der Strafanstalt Fuhlsbüttel zum Zeitpunkt seines Todes unterschiedliche Gefängnisse/Lager gab, darunter auch eine Nebenstelle des KZ Neuengamme. Ich könnte mal in der Gedenkstätte fragen, ob er dort als Mitarbeiter geführt wurde....HH wurde am 3.5. abends von den Briten besetzt, am 4./5. Mai begannen die Verhaftungen durch die Briten (u.a. Bürgermeister, Gauleiter). Wie weit runter die Rangleiter da schon reichte, weiß ich nicht, aber eventuell wollte er sich durch den Selbstmord einer Strafverfolgung entziehen.

    Gruß,

    JR

  • Hallo,

    Danke für die Antwort(en) bzw. Nachfrage.

    In eines der vorhandene, Nachkriegs Dokumente des Versorgungsamtes in Duisburg (aus dem Jahr 1951) heißt es: „…Der Verstorbene war Holländer, SS-Mann und Häftling im Polizei Gefängnis Hamburg…“.

    Vielleicht aber kann Mwest hier, wenn er mochte, besser beisteuern, weil ich nicht für Ihm entscheiden kann was er alles los werden will über H.H.Pennings. Bis soweit…

    Beste Grüße Postschutz

    Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine historische und postalische Gesamtschau"

    Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"