7.Kp.Grenadier-Regiment 328 -- Narva / Jöhvi (Jewe) 1944

  • Hallo Rolf,
    danke für den Einblick. Ich habe mir auf Empfehlung auch das Buch von Ferdinand Müller gekauft. Sehr viele Eindrücke zur Narva-Front.

    ISBN-13: 978-3943360097


    Vom Kessel von Oranienbaum bis zu den Endkämpfen in Ostpreußen: Meine
    Erlebnisse als Funker bei der 10. Luftwaffen-Felddivision und der 170.
    Infanteriedivision.

    Dazu dann noch:

    ISBN-13: 978-3800414369

    Weit war der Weg

  • Hallo Volker,

    ich habe Dein Thema gerade durch die Vorstellung im Clubzimmer mitbekommen und gelesen, dass Du Dich in diesem Zusammenhang u.a. auch für den Ort Jõhvi (Jewe) in Estland interessierst. Als Neueinsteiger bist Du mit diesem Elan im FdW sicher gern gesehen. Also nochmal willkommen!

    Wie Joseph schon mitteilte, sind eine Reihe von WH-Einheiten Anfang Juli 1944 von der Narvafront per Eisenbahn nach Wilna verlagert worden. Auch mein Vater fuhr, wie viele andere, am 2. Juli 1944 vom Bahnhof Jõhvi bzw. Toila nach Wilna ab. Bei mir waren es auch die Feldpostbriefe, die den Startimpuls für die Recherchen auslösten, die ersten zaghaften Schritte begannen im Sommer 2008.

    Über die Foren lernte ich einige Betroffene kennen, die ähnliche Fragestellungen zu vermissten Angehörigen und zu den Kämpfen sowie dem Ausbruch aus dem Kessel von Wilna hatten. Die Recherchen entwickelten sich nach schnellen Anfangsneuigkeiten streckenweise auf steinigem Weg. Sobald man aber zu einer konkreten Frage vorstieß, konnte man diese hier im Forum stellen und erhielt oft erstaunliche Informationen aus dem Userkreis, die dann weiterhalfen. Es entwickelte sich eine Eigendynamik mit einer unerwarteten Fülle von Informationen, was man anfangs überhaupt nicht für denkbar hielt.

    Zu den Bahnstationen, die mein Vater in den FP-Briefen (manchmal leicht "verschlüsselt") nannte, habe ich einige Informationen zusammengetragen, einfach um eine Vorstellung zu bekommen, wie es damals für die Soldaten auf dem Weg zur Front gewesen sein kann, was sie vielleicht von dem jeweiligen Aufenthaltsort erfahren haben könnten. Die Informationen und Auszüge aus den Briefen hatte ich am 12. Juli 2013 begonnen zu posten, vgl. => HIER.

    Den Beitrag zur Bahnstrecke "Reval-Jewe-Narwa", der auch Informationen zu Jõhvi enthält (09.08.2013), findest Du => HIER. Etwas später kommt die Abschrift des FP-Briefs vom 2. Juli 1944.

    Nachdem wir nun voriges Jahr den Veteranen Hans L. getroffen haben, der auch in Jõhvi/Toila war, ergaben sich weitere Neuigkeiten u.a. auch zu den Bahnhöfen im Raum Jõhvi. Zum Tag des Kesselausbruchs (12.07.2015) habe ich diese Informationen zusammengefasst. Den Startbeitrag kannst Du => HIER nachlesen (Es folgt der Titel: Verladen am Bf. Toila (Jõhvi) – Ziel Wilna).

    Vielleicht findest Du in den Beträgen Infos, die für ein Bild zu den Orten, an denen sich der Großvater bewegte, nützlich sind.

    Beste Grüße
    Wulf

    P.S. Anbei ein Foto vom Stadtbahnhof Jõhvi vom 04.11.2012. Eigentlich ist der ehemalige Bahnhof von der Bahngesellschaft zum Abriss freigegeben, aber einige Bürger und Denkmalschützer kämpfen noch um den Erhalt des Gebäudes. Der besagte Truppentransport startete aber vermutlich nicht von hier, sondern im 3,5 km entfernten Bahnhof Toila, der Ende der 1990er Jahre ersatzlos abgerissen wurde. Die Informationen stammen aus dem persönlichen Kontakt zu einem Freund aus Tartu/Estland.

  • Guten Morgen Wulf,

    Vielen Dank für deinen Beitrag. Tatsächlich waren die ersten Informationen schon überwältigend und auch wir fanden hier noch einen Zeitzeugen der zum selben Zeitpunkt am selben Ort war.
    Da stockt einem der Atem. Aber auch die Buchempfehlungen um das Geschehen brachte Licht ins Dunkle. Bei der Abschrift der Feldpost entdecke ich immer wieder neue Namen die ich in einer
    Excel Tabelle aufliste. Auch das Internet gibt zum Gr.Rgt.328 Namen frei. So fand ich gestern Abend noch diesen Soldaten.

    Deine von Dir verlinkten Einträge habe ich mit großen Interesse gelesen und meiner Sammlung zum Thema Jöhvi hinzugefügt.
    Ich werde dich diesbezüglich bestimmt noch mit Fragen löchern :)

    Vielen Dank für die Hinweise !

  • Hallo zusammen, hallo Volker,

    ja, Dein gestriger Fund zu H. Knüpper ist interessant. Hier sieht man besonders deutlich, wie die WH durch diverse Auszeichnungen mit Urkunden und Ehrensymbolik ihre Soldaten motivieren und für die fragwürdigen Ziele weiter kampfbereit halten wollte. Mir scheint, das ist "bewährte" Praxis in allen hierarchisch strukturierten Organisationen und eben bei den Armeen dieser Welt. Mein Vater bekam das EK 2. Klasse – das aber posthum bzw. als Vermisster (quasi als "Trostpflaster" für die Familie).

    Da Dein Großvater ursprünglich auf dem Soldatenfriedhof in Jöhvi beigesetzt wurde, interessieren vielleicht die Infos, ebenso wie die angehängten Fotos, die ich in dem Zusammenhang gefunden hatte. Auszug aus der Info-Datei vom 09.08.2013:

    Neben der evangelischen St. Michaeliskirche befindet sich in Jõhvi seit August 2001 der deutsche Soldatenfriedhof (Rakverestraße 41), der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut wird. Etwa 3.500 Soldaten, die im Sommer 1944 an/bei der Narva-Front gefallen sind, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Die Namen der Toten – 700 blieben unbekannt – sind auf Namenstelen eingraviert, vgl. erste zwei Fotos.

    In den 1970er Jahren wurde das Friedhofsgelände bebaut, dabei wurde ein Teil der Kriegsgräber zerstört. Nach der Unabhängigkeit Estlands haben sich in Jõhvi unter Leitung der örtlichen Verwaltung und Kirchengemeinde Initiativgruppen gebildet, die sich für den Schutz des Geländes und die Wiederherrichtung des Friedhofs eingesetzt haben. Nach einer Bauzeit von 2 Jahren konnte der Friedhof am 04.08.2001 eingeweiht werden. In Estland sind schätzungsweise 35.000 Wehrmachtsangehörige gefallen. Der Volksbund hat in Zusammenarbeit mit dem estnischen Denkmalschutzamt bisher zehn (10) Kriegsgräberstätten herrichten und ausbauen können.

    Nach einer zusammenfassenden Darstellung des VDK über estnische Soldatenfriedhöfe vom 05.10.2006 gibt es für die Gefallenen der Narva-Front auch den Soldatenfriedhof Toila, er liegt an der Steilküste des Badeortes Toila, s. die letzten drei Fotos. Die im letzten Beitrag angesprochene Bahnstation Toila lag ca. 8 km vom Ort Toila entfernt. Die Namen der Gefallenen befinden sich auf 10 Inschriftenstelen, die neben einem großen Kreuz aufgestellt wurden. Der Friedhof wurde vom Volksbund am 10.07.2002 eingeweiht.

    Nach dem Rückzug der Deutschen bestand in Tallinn (Reval) das Kriegsgefangenenlager 286 für deutsche Kriegsgefangene.

    Quellen u.a.:
    a) Lexikon der Wehrmacht => HIER
    b) Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges.
    Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977
    c) Deutsche Kriegsgräberstätten in Estland, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, 05.10.2006, 20 Seiten, s. pdf-Datei => HIER

    Sollten bei Dir weitere Fragen auftreten, einfach schreiben – frei nach dem Motto:
    "Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten (mitunter)."

    Beste Grüße
    Wulf

  • Guten Morgen,

    vielen Dank für die ausführliche Info Wulf. Welche Jahreszeit wäre günstig für einen Besuch des Soldatenfriedhofs in Jöhvi ?

    Mir ist beim durchlesen der Berichte der Armeegruppe Narva (Nara) aufgefallen das immer wieder von "Banden" die Rede ist. Sind damit Partisanen gemeint ?

  • Hallo Volker,

    ich weiß nicht, ob es in Jöhvi nahe dem Finnischen Meerbusen auch im Winter "romantisch" ist. Aber ich würde eher bei sommerlichen Temperaturen dort hinfahren. Noch ein Tipp: Es könnte nützlich sein, wenn Du (systematisch) von allen Stelen des Soldatenfriedhofs ein gut lesbares Foto machst. Vielleicht sucht man selbst oder jemand aus dem Forum später mal einen Namen, der da vielleicht eingraviert ist. Es ist ja heutzutage eine kleine Mühe.

    Zur Frage "Partisanen = Banden" im Nazi-Propaganda-Deutsch kann man viel sagen und nachlesen. Nach meiner Kenntnis gab es irgendwann eine Sprachregelung in der WH, wonach Partisanen als (Terror-) Banden und nicht als reguläre militärische Truppen anzusehen waren. Damit unterstanden Gefangene dann "offiziell" nicht den Regeln der Haager Landkriegsordnung, vgl. => HIER, sie wurden entgegen diesen Grundsätzen rücksichtslos vernichtet. Ich habe gelesen, dass SD-Truppen die Erschießungen von Partisanen teilweise wie eine öffentliche "Schauveranstaltung" durchführten....

    Beste Grüße, Wulf

    Suche Infos zu Wilna44, zu KG-Lagern im Baltikum und im russ. Rjasan.

  • Hallo zusammen

    Der erste Teil der Aufzeichnungen entstammt dem KTB Gen.Kdo.LIV.A.K. Abt.Ia, Anlagenteil VI / Verluste zum KTB Nr.23 01.11 bis 30.11.1943 Nara T314 R1362
    Im späteren Verlauf der Aufzeichnungen wird dann ins KTB der Armeeabtlg Narwa gewechselt T312 R1625 und folgende.

    mit freundlichen Grüssen

    Uli

  • Guten Tag zusammen,

    Volker,
    wegen Partisanen, Banden,
    Himmler erlies den Befehl, dass die Bezeichnung nur noch "Banden" lauten sollte.
    Ich habs schonmal eingestellt, finde das jetzt nicht, weder im Forum noch in den Dokumenten, reiche ich als "Zufallsfund" nach.

    Vielleicht als Ergänzung für dich dieser Thread, wurde damals von mir geschlossen:

    https://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php/Thre…7331#post347331

    Grüße Thomas

  • Hallo Uli und Thomas,

    Uli: Ich hatte mir noch die K-Tagebücher (Nara Rollen) der Armeeabteilung Narva besorgt. Ob der von Rainer angegebene Link
    identisch ist mit diesen Dokumenten kann ich noch nicht sagen. Auf jedenfall ließ es sich besser ausdrucken :)

    Thomas: Vielen Dank. Meine Frage galt nur dem besseren Verständnis der Eintragung in den o.g. Tagebüchern.

  • Hallo Volker!
    Wie Uli schon schrieb, der von mir eingestellte Link führt zu Abschriften von verschiedenen NARA Rollen.
    Abschriften sind meist besser zu lesen und kompakter und lassen die Seiten weg, die nicht zur Überschrift der Abschrift gehören,
    denn in den NARA Rollen wurde auf Mikrofilm gebannt was man vorgefunden hatte und wohl auch in der Reihenfolge wie vorgefunden.
    Bei dieser Abschrift sind die Fundstellen der NARA Rollen bei jedem Absatz angegeben. So kann man selber vergleichen wieweit sich die Abschrift an das Original gehalten hat.
    Mit besten Grüßen
    Rainer

    Immer den geraden Weg

  • Hallo !

    Bin bei der Abschrift der Feldpost auf den "Eisernen Günter (?)" gestoßen. Daneben schreibt mein Großvater in Klammern "Schlachtflugzeug".
    Mit der Suchmaschine meines Vertrauens konnte ich dazu nichts finden. Hat von euch schon mal jemand etwas von dieser Bezeichnung "Eiserner Günter" gelesen ?
    Hab ich es vielleicht falsch gelesen ?

  • Hallo Volker,

    "Eiserner Günter" oder "Eiserner Gustav" waren Landsernamen für das sow. Erdkampfflugzeug Iljuschin Il-2, daß gut gepanzert und daher nur sehr schwer zu bekämpfen war.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Morgen

    Ludwig: Vielen Dank. Ich war mir nicht ganz sicher.

    Gr.Rgt.328 - Wolchow - Mai 43

    "27.Mai 1943
    Liebe Frau !Bin gerade einen Tag bei der neuen Komp. und habe die erste Wache hinter mir.Wir liegen in guter Stellung und bunkern dem Ivan auf 100 m gegenüber.Sag dem Willi das wir so einen richtigen Bunker mit Kerzenlicht und Horchraum(?) haben.Wo du hier hinschaust – Wald – Wasser – Sumpf und Mücken Wir haben Tarnnetze fürs Gesicht bekommen, man kann sich aber auch nicht vor den Biestern retten. Im Bunker werden die abends ausgeräuchert, sonst kann man in der 2h Ruhe nicht schlafen.So wies im Kino gezeigt wird, auf Laufstegen durch den Sumpf, tritt man daneben hängt man im Matsch stimmt haargenau.Knallerei gibt es auch genug, unsere Arie und wir setzen den Ivans nett zu. Was hier wird weis ich nicht. Die drei anderen sind noch 14 Tage hinten und werden nochmals geschliffen, hoffentlich sehe ich einen davon wieder. Ich bin hier in der 7. und habe alles neue Gesichter aber alles tadellose Kammeraden vor mir, fast alle alte erfahrene Knochen.Doch trotz alle dem bei Muttern mit noch so wenig ist am besten. Frankreich oder der Himmel gegen diese Wüste.Hier fehlte so mancher mal hin. Ich selbst will wie ich schon schrieb alles ertragen für manches was nicht anständig war. So hab ich dir kurz geschildert was hier los, die Hauptsache die Verpflegung ist gut. Was macht ihr noch ? Hoffentlich seid Ihr noch alle gesund und munter! Desgl. Kann ich auch von mir berichten. Hoffentlich bekommt mir das Klima auf die Dauer. Wenn’s geht schreibe ein bis zweimal die Woche damit wir auf dem Laufenden bleiben ich tue desgl.Morgen ist Willi 1943 im Paradies, am Arsch der Welt Doch alles geht vorüber alles geht vorbei.“


    Ich bin nun mit meiner Feldpost am Wolchow angelangt.

    Zwei Fragen hätte ich dazu:

    Kann mir jemand sagen welcher Teil der Nara-Rollen den Zeitraum Mai-Dezember 43 für die HG. Nord abdeckt ?
    und
    Ist vielleicht jemand im Besitz von Karten die den Frontverlauf für den o.g. Zeitraum wieder geben ?

    Schönen Sonntag :)