Pionier-Horch- und Minierkompanie 5 - wer kennt sich aus ?

  • Ein freundliches Hallo an alle,

    ich treffe morgen einen 90 jährigen Soldaten. Glasklar im Kopf am Telefon bis dato. Hatte ein kurzes Kontaktgespräch. Hört sich für mich sehr spannend an. Er gehörte zu einem Spezialkommando, was hinter der russischen Front Panzer und Brücken gesprengt hat. Wusste gar nicht das es solche Einheiten gab, wie seine. Er war bei der "Pionier-Horch- und Minierkompanie 5".
    Gibt es irgendwelche Informationen zu dieser Einheit ? Werd versuchen da genauestes herauszubekommen. Er sagte nur, unter 50 Tonnen ging da nichts und dass sie neue, noch unerprobte Zünder hatten. Werden sehen. Wär toll, wenn es Infos gäbe oder genauere Bezeichnungen und vielleicht hat ja auch jemand konkrete Fragen. Sehr klare Zeitzeugen sind selten geworden und werden immer weniger.
    Werde berichten.

    Stoffel

  • Hallo Stoffel,

    die Bezeichnung und der Einheitstyp sind eigentlich ein Überbleibsel aus dem I. Weltkrieg und dem Stellungskrieg an der Westfront.
    Mit Minier bzw. minieren ist der Stollenbauer der "Höhlen" bergmännisch vor treibt. Der Sinn war der u.a. das am Ende der Tunnels
    eine "Mine" platziert wurde um den darüber liegenden Feind in die Luft zu sprengen. Die Horcher waren die, die bei Verdacht des
    Tunnelbau , die feindlichen Miniere aufgekärt haben. In soweit passt die Beschreibung des Mannes mehr oder minder.
    Zu der Einheitsbezeichnung "Pionier-Horch- und Minierkompanie 5". konnte ich nichts finden. Das bitte nochmal hinterfragen.

    Gruss Dieter

  • Danke Dieter soweit,

    ich war bei dem Mann, glasklarer Typ. Hab jetzt auch erst verstanden, wie die gearbeitet haben. Die haben während des Rückzugs von Russland bis Ostpreussen (er ist im April 45 in Königsberg in russische Gefangenschaft gegangen, als Mitglied einer Spezialeinheit in ein Lager des NKWD) komplette Strassen bis zu 1 Km Länge mit über 50 Kilobomben vermint und verdrahtet und zwischen den Bomben an festgelegten Stellen sogenannte Druckbretter mit installiert, die beim Überfahren von Panzern ein Signal gesendet haben. Sie hatten eine andere Abteilung, die danach alles asphaltiert haben und so mit Patina gestaltet, dass es aussah wie eine normale, gebrauchte Strasse. Wenn dann die grossen Panzer kamen ( es ging um irgendwelche grossen, russischen 75 T Panzer ) wussten sie (sie lagen etwa 2 Km entfernt) wann der erste Panzer war. Wenn er quasi über das letzte Druckbrett gefahren war, haben sie über die ersten ( wohl noch absolut frisch eingesetzten ) Fernzünder teilweise bis 40/50 Panzer in die Luft gejagt. Er erzählte mir auch, dass sie als aller erstes in ein Gefangenenlager kamen, in dem wohl vorher die deutschen Russen gefangengehalten haben. Es hiess wohl Stablack. Dort mussten die deutschen Gefangenen unter Zwang mit ansehen, wie die Russen 400 Soldaten der Wlassowarmee erschossen haben vor ihren Augen. Er erzählte auch, dass sie besondere Papiere hatten und von der Gendarmerie nicht weiter überprüft werden durften. Diese "Pionier-Horch- und Minierkompanie 5" bestand aus knapp 30 Mann und unterstand, obwohl Kompanie, direkt der Heeresgruppe Mitte ( kann so was sein ?? ). Er hatte eine Feldpostnr: 26079, dazu fand ich: (31.7.1942-9.2.1943) Pionier-Horchzug 5.
    Ausgebildet wurde er im Pionier Bat. 26 in Höxter an der Weser.
    Über Königsberg sagte er noch: Sie wurden einer Kampfgruppe Wagner zugeteilt, das kam aber nicht mehr zu stande und dass sie einen Tag nach der offiziellen Kapitulation von Königsberg aufgegeben haben und noch SS-Einheiten bis zum 12.4.45 in der Burg bis zum bitterem Ende gekämpft hatten und auch alle tot waren.
    Es war sehr spannend und ich bin nach wie vor Dankbar, falls es noch was vielleicht zu diesem Pionier-Horchzug 5 zu wissen gibt.
    Gibts eventuell irgendwelche Fragen zu diesem Sprengkommando ?

    Bis auf weiteres, schönen Tag,

    Stoffel

  • Vielen Dank Eumex,

    das liest sich wirklich immer wieder wie ein Wahnsinn. Was die Jungens da durchlebt haben, auf beiden Seiten, ist jenseits der Vorstellungskraft.
    Ja, Goldap kann ich bestätigen, hat er von gesprochen, weil ich von einem alten Kriegsberichter vielleicht die einzigen Fotos habe von Goldap, nachdem die Deutschen es noch ein letztes mal geschafft hatten, die Russen für 2 Wochen rauszuschmeissen. Er war also auch dabei.
    Auch Königsberg, hammerhart. Freu mich über jedes kleinste Puzzleteil, dass ich ihm vorlegen kann.
    Scheint ja echt eine absolute Sondereinheit gewesen zu sein. Hab ich das richtig verstanden ?: war diese horchkompanie 5 Teil dieses BauPionierBat. 419 ?
    Danke sehr.

    Stoffel

  • Guten Morgen stoffel ,

    Nein,dürfte Heerestruppe gewesen sein.

    Der Pionier-Horch-Zug 5 war ab Sommer 1944 dem XXXIX PzKorps,bei der 4.Armee unterstellt

    Servus Eumex
    Vivat Bavaria

  • Hallo,

    wie ihr bereits herausgearbeitet habt, gab es keine Pionier-Horch- und Minierkompanie 5!
    Mit Stand vom September 1944 gab es nur noch den Pionier-Horch-Zug 5 - dieser Zug wurde im Wehrkreis VI aufgestellt. (Der Wehrkreis VI war für alle Pionier-Horch-Züge der aufstellende Wehrkreis)

    Es gab aber auch noch mindestens 11 Pionier-Horch und Minier-Kompanien, 3 Pionier-Minier-Kompanien sowie einen Bohr und Minierzug zbV.

    Da mit der "Auflösung" von 13 Pionier-Horch-Züge neue Pionier-Horch und Minier-Kompanien entstanden, ist eine Eingliederung der Pionier-Horch-Züge in diese denkbar.

    Mod's bitte die Überschrift anpassen, Danke,

  • Hallo

    die Pionier-Horch- und Minierkompanie (t.mot.) 5 wurde am 8.10.1944 durch die Heeresgruppe Mitte unter Verwendung der Pionier-Horch-Züge (mot.) 5 und 32 aufgestellt, am
    18.10.1944 wurde diese Umgliederung durch den B.d.E. bestätigt.

    Stärke einer Pionier-Horch- und Minierkompanie (t.mot.):
    106 Mann, 6 Lkw, 23 Pferde

    Mod's bitte die Überschrift wieder "zurück anpassen" - danke,

    Uwe

    Anpassung erfolgt, Diana

  • Hallo,

    die Pionier Horch- und Minier-Kompanien 2 - 5, 13 und 14, die 1944/45 aufgestellt wurden, wurden
    aus den Pionier-Horch-Zügen 1 - 33 aufgestellt. [D. Peter, "Pioniere"]

    Aufgaben:
    - Gestellung von Anleitungspersonal zum Bau tiefminierter Unterstände
    - Feststellen unterirdischer Miniertärigkeit des Feindes
    - Anlegen von Horch- und Horchminensperren zur Überwachung schwach besetzter Abschnitte
    und breiter, zugefrorener Gewässer

    Mit Stand vom 01.11.1944 gab es 9 Pionier Horch- und Minier-Kompanien (tmot).

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

    Edited 2 times, last by Tobias Giebel (March 15, 2015 at 8:33 PM).

  • Pionier-Horch- und Minierkompanie (t.mot.) 5 wurde am 8.10.1944 durch die Heeresgruppe Mitte unter Verwendung der Pionier-Horch-Züge (mot.) 5 und 32 aufgestellt,
    Uwe

    Hallo

    HInweise zum Einsatz des Pionier-Horchzug (M) 32 findet man in
    T 311 R 216 „Tätigkeitsbericht Pionierschule der H.Gr. Mitte 25.6.1944 – 22.8.1944“einzusehen/Download auf
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.maparchive.ru

    26.6.1944 – Major Mauritz, Pi.Schule, übernimmt an sofort Aufgaben Festungs-Kdt. Nord. Hierzu werden ihm Lehr- und Versuchs-Kp. sowie Umschulungslehrgang (L 142) unterstellt - Lehr- und Versuchs-Kp., Pi. Horchzug (M) 32 sowie Umschulungslehrgang werden zum Ausbau der „Biberstellung2 Höh.Pi.Kdr. 2 unterstellt. Major Mauritz wird als Kdr. der aus Lehr- und Versuchs-Kp., Pi. Horchzug (M) 32 sowie Umschulungslehrgang gebildeten Stellungs-Bau-Btl. bei Höh.Pi.Fü. 17 eingesetzt.
    Stärke am 36.6.1944 – Pi. Horchzug (M) 32 – 1 Offizier/ 3 Unteroffiziere/41 Mannschaften
    usw. usw. usw......
    1.7.1944 - Horchzug (M) 32 mit Geheimgerät in Wilna eingetroffen....
    usw. usw.

    Uwe

  • Hallo an alle Interessierten,

    der besagte Soldat ist vor ein paar Monaten gestorben. Ich hatte noch von ihm seine handschriftlichen Auflzeichnungen bekommen, um sie einfach mal "ordentlich" abzuschreiben, damit auch sein Sohn und auch ich und vielleicht auch hier einige, ein paar weitere kleine Puzzleteile bekommen in diesem breitgefächerten Film WK2.
    Es ist nichts grosses, sicherlich nichts neues und doch ein weiterer individueller kleiner Bericht eines deutschen Soldaten. Immerhin war diese Spezialeinheit ja in einem besonderen Feld tätig und das wissen viele ja gar nicht. Wie auch immer, ohne weitere Wertung hier seine Erinnerungen. Hauptsächlich Osten bis zum Ende in Königsberg. Danke Wilhelm.

    Wilhelm R.-- Aufzeichnungen und Erinnerungen.

    Wilhelm R. wurde geboren am 27.07.1925 in Duisburg.

    Die Einheiten:
    1.Reichsarbeitsdienst vom 15.04.1943 – 15.07.1943 in Handorf
    über Winsen an der Luhe ( Lüneburger Heide )
    RAD – Abteilung 5/175

    2.Wehrmacht, eingezogen am 30.07.1943 zum Pionier Bataillon 26in Höxter / Weser
    dann Einsatz an der Ostfront mit der Pionier Horch- und Minierkompanie 5, Feldpostnummer 26079.

    Mit dieser Einheit dann am 10.04.1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft gegangen,Festung Königsberg / Ostpreussen

    3. Kriegsgefangenschaft
    Lager 7511 Rubzowka / Alltaisky Kreis (Rubtsovsk / Altaisky Kray) ( unterstand dem NKWD ). Von 2200 Gefangenen haben 841 überlebt.
    k Lager 9001/ I Roter Oktober in Baschkiriew ( unterstand der roten Armee )


    Die Pionier Horch- und Minierkompanie 5 unterstand direkt der Heeresgruppe Mitte, an der Ostfront. Sie wurde stationiert in Hohenstein / Ostpreussen in der nähe desTannenbergdenkmals.
    Von dort wurden die Einsätze vorbereitet. Wir arbeiteten mit
    a) sehr komplizierten Horchgeräten
    b) Miniergeräten ( wie im Bergbau )
    c) Druckbrettern ( Bau von Panzersperren auf den Straßen mit hochexplosiven Sprengsätzen wie 90 Kg Bomben, Wasserminen und Luftminen )

    zu a) Horchgeräte zum Abhören von Geräuschen unter den eigenen Stellungen ( Sprengung )und zum Abhören von Truppenbewegungen bis 20 Km weit in das Feindesland,
    funktionierte besonders gut in der Nacht um ca. 2.00 Uhr. Die Geräte wurden auch in der Heimat ( Bombenkrieg ) eingesetzt, um Verschüttete zu bergen.

    Zu b) Wir unterminierten die feindlichen Stellungen und jagten sie in die Luft.

    Zu c) In die ausgehobenen Löcher wurden die Sprengsätze gut verpackt eingelegt, mit Zugzündern versehen ( Sprengsätze detonierten beim Ausbau der Sprengkörper ) und darauf kam das elektronische Druckbrett, welches bei einem bestimmten Gewicht die Zündung auslöste, aber nur bei Scharfstellung der schachbrettartig ausgerichteten Sperre. Dann wurde die Sperre wieder normalisiert und der Straßenverkehr ging weiter. Bei Rücknahme der Front mußte immer einer ( manchmal waren es zwei Mann ) in einigen hundert Metern im Niemandsland ausharren, um mit einem Elektronikgerät per Funk jeweils ein Druckbrett zu zünden. Ein russischer 75 Tonnen – Panzer mit aufgesessener Infanterie war bei den Sprengsätzen nur noch „Kleinschrott“ ! Von den Menschen war meistens nichts mehr übrig.

    Unsere Verlegung in die Festung Königsberg war mit dem Auftrag der „Einigelung“ der Stadt verbunden, also dem Bau von Panzersperren. Eine Panzersperre bestand aus ca. 20 – 25 Druckbrettern in einer Gesamtlänge von 2 – 3 Km. Meine Einsätze waren wie folgt: Nach meiner Spezialausbildung ( Scharfschütze, leichtes und schweres Maschinengewehr, Flammenwerfer, Sprengexperte, Panzersperrenbauer ) in Höxter / Weser, wurde ich im Juli 1944 zur Pionier Horch- und Minierkompanie 5, mit ca. 30 Mann insgesamt, nach Hohenstein / Ostpreussen versetzt. Von dort wurden wir auf Anweisung der Führung der Heeresgruppe Mitte / Ostfront eingesetzt und zwar zum Bau von Panzersperren. Wir haben auch Sprengungen größerer Art durchgeführt.

    Die Einsätze ware an folgenden Orten:
    Warschau und Modlin, Nasielsk, Plonsk, Poltusk, Mlawa, Nidcica, Osterode, Ortelsburg, Allenstein, Lyck, Lötzen, Treuburg, Goldap, Angerapp, Rastenburg, Preußisch Holland, Frauenburg, Wormditt, Braunsberg, Mehlsack.

    Wenn wir an einer Sperre im Niemandsland ausharren mussten, dann sollten wir bei Ausweglosigkeit der Beobachtung des russischen Vormarsches die Sperre „scharf“ stellen und dann auf dem schnellsten Wege zurück zur Einheit. Falls das nicht möglich war, dann sollten wir versuchen die „Pionier – Hochburg“ in Dessau – Roßlar zu erreichen. Von dort erhielt man dann die weiteren Instruktionen. Übrigens hatte jeder von uns eine entsprechende Legitimation des Oberkommandos der Wehrmacht, somit konnte kein „Soldatenklau / Feldjäger“ uns aufhalten. Ferner waren die kleinen Schaltpläne zu unseren Elektronikgeräten auf Esspapier gedruckt. Nach der Rückeroberung von Frauenburg ( ich war im ersten Wagen, der in die Stadt einrollte, hatte ein schweres Maschinengewehr auf dem Fahrerdach ), wurde der Kessel Richtung Danzig durchbrochen. Wir waren der Meinung, dass somit das Samland und Königsberg evakuiert würden. Plötzlich kam aus dem Führerhauptquartier der Befehl zum „Halt“. Nach einigen Tagen hatten die Russen den Kessel wieder geschlossen. Wir bekamen den Befehl, über das Eis der „frischen Nehrung“ in den Ort Neukrug auf der Nehrung zu wechseln. Dort blieben wir bis ca. Mitte Februar 1945. Über die Tragödien der Flüchtlingtrecks ist genug berichtet. Es war grausam, Trecks von mehreren hundert Metern im gebrochenen Eis verschwinden zu sehen. Mitte bis Ende Februar 1945 waren wir auf der Halbinsel der „frischen Nehrung“ im Einsatz ( Flüchtlingsbetreuung und Betreuung von Verwundeten ). Dann erfolgte Ende Februar 1945 die Verlegung nach Pillau. Dort betätigten wir uns in unserer Eigenschaft als Pioniere ( Reparaturen an den Verladeeinrichtungen, Einweisung von Flüchtlingen auf die Schiffe, usw. ). Anfang März kam der Befehl zur Verlegung nach Königsberg. Allerdings war der Russe schon in das Samland eingesickert und hatte die Straße von Königsberg nach Pillau unterbrochen. In Pillau wurde nun eine „Stoßbrigade“ aufgestellt ( der wir auch zugeteilt wurden und den Namen „Wagner“ erhielt, wahrscheinlich hiess der Kommandeur so ), die die Straße von feindlichen Einheiten säubern sollte. Dies haben wir auch gemacht, Feindkontakt war mäßig, und sind gleichzeitig in das Samland vorgestossen. Der Russe war überrascht ( es waren wahrscheinlich Vorrausabteilungen ) und zog sich zurück. Nach mehreren Tagen, wir waren schon in Königsberg, hat er dann mit Übermacht das Samland wieder besetzt ( aber da hatten wir die Bevölkerung weitestgehend evakuiert ) und die Straße Pillau – Königsberg unterbrochen.

    Anmerkung:
    Bei der Rückeroberung eines Dorfes fanden wir einen ca . 14-jährigen Jungen angenagelt an ein Scheunentor. Man hatte ihn auch erschossen. Der Grund soll gewesen sein, er habe dem „Wehrwolf“ angehört. Als Beweis diente die kurze „Jungvolkhose“, die er angezogen hatte. In einem anderen Dorf fanden wir Bewohner, die man in einen Bombentrichter getrieben hatte und dann mittels Minen- bzw. Handgranaten getötet hatte. Es war grauenhaft. Alle Frauen der Ortschaften, die noch übrig waren, berichteten von laufender Vergewaltigung. Man machte auch vor 10-jährigen Mädchen nicht halt.
    Um seine Soldaten anzuspornen, hatte der russische Befehlshaber ( ein Marschall ) angeordnet, daß nach der Einnahme eines Ortes die deutsche Bevölkerung 72 Stunden „vogelfrei“ sei. Dies galt auch für Königsberg. Töten, Vergewaltigen und Plünderungen in Masse, es ist nicht zu beschreiben gewesen.

    Königsberg:
    Irgendwann, so um den 10.03.1945, waren wir dann in Königsberg. Es war ruhig, nur hin und wieder mal Gefechtslärm an den Festungsrändern. Da wir sowieso in unseren Fahrzeugen kampierten, war es mit einer Unterkunft uninteressant. Wir bekamen den Auftrag, die Ausfallstraßen mit Panzersperren zu blockieren. Viel Zeit hatten wir nicht, da der Russe mit Übermacht einen Ring um die Festung zog. Ich erinnere mich an den Flugplatz Derau. Wir bauten dort die Panzersperre und russische Fesselballons standen in einiger Entfernung am Himmel und die Besatzung schaute uns zu. Wir winkten, sie winkten zurück. Trotz dieser Tatsache ist der Russe mit seinen Panzern voll in die Sperre beim Einmarsch in Königsberg gefahren. Dies haben uns Mitgefangene im Kriegsgefangenenlager „Stablack“ berichtet. Übrigens waren in diesem Lager vorher russische Kriegsgefangene. Man sagte uns, über 10 russische 75 Tonnen-Panzer seien in die Luft geflogen. Ich erinnere mich auch an eine Brauerei am Rande der Stadt. Königsberg hatte tatsächlich noch eine arbeitende Brauerei.

    Am 09.04.1945 hat der Festungskommandant General Lasch kapituliert. Goebbels verkündete im Rundfunk, dass die Besatzung der Festung zum Tode verurteilt ist.
    Wir kapitulierten am 10.04. um 4 Uhr.

    Die SD und SS – Einheiten im Schloss / Burg haben bis zum 12.04. gekämpft. Es gab keine Überlebenden.

    Tja. das wars. Beim Lesen dachte ich wie immer: Wie gut, dass ich das nicht erleben musste.

    Vielleicht sind ja einzwei Hinweise für Spezialisten trotzdem interessant. Wann-wer-wo, Städte, Einzelheiten.

    Gruss, Stoffel

  • Guten Abend Stoffel,

    Erzählungen aus erster Hand sind immer besser als Romane.Für einen Suchenden,eines ehem.Angehörigen der Einheit ,den wird's bestimmt freuen
    Bei den 75 Tonnen Russenpanzern habe ich aber so meine Bedenken,der KW 2 hatte ca.57Tonnen,ein Zahlendreher ??
    Lasse mich aber gern belehren.

    Servus Eumex
    Vivat Bavaria

  • Lieber Eumex

    Zahlendreher oder nicht kann ich gar nicht sagen. Hörte sich aber souverän an, wie er das sagte und hatte auch viele anderen Details sehr präzise erklärt. Kann aber trotzdem nach 70 Jahren immer sein, dass sich Zahlen verändern oder drehen oder ja, vielleicht auch auf die Sahne gehauen :)
    However, ist eigentlich soweit egal, ---- waren schwere Panzer jedenfalls. Für mich waren am wichtigsten Orte, Namen und auch die kleine Beschreibung, dass es da Einheiten gab, die fast 2-3 Km Strassen komplett untergraben haben und mit den Sprengbrettern und den ersten existierenden Fernzündern ganze Kolonnen in die Luft gejagt haben.
    Nun ja, war ein positiver netter alter Mann und wie immer war es im Gespräch mit so einem Opa schwer, sich vorzustellen, was für Kämpfertypen und Checker das damals teilweise waren.

    LG, Stoffel